• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Berlin: Linke majorisieren Vollversammlung der Ärztekammer" (16.05.1974)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Berlin: Linke majorisieren Vollversammlung der Ärztekammer" (16.05.1974)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Die Information:

Bericht und Meinung

AUS DEN BUNDESLÄNDERN

HESSEN

Maßnahmen

zur Sicherstellung der kassenärztlichen Versorgung

Für die Sicherstellung der kassen- ärztlichen Versorgung der Bevölke- rung Hessens hat die Kassenärztli- che Vereinigung Hessen im Jahre 1973 rund 6,9 Millionen DM aufge- wendet. Davon wurden für den ärztlichen Notdienst 4,5 Millionen DM vergütet. 540 000 DM entfielen auf Einrichtung und Unterhaltung von Notdienstzentralen bei den Be- zirksstellen weitere 560 000 DM auf die Ausstattung des ärztlichen Not- dienstes mit Funkeinrichtungen.

Für die Neu- und Wiederbesetzung vordringlich zu besetzender Kas- senarztstellen auf dem Lande, in der Nähe von Großstädten und in neuen Siedlungsgebieten wurden 780 000 DM in Form von Zinszu- schüssen, Umsatzgarantien und so weiter ausgegeben. Schließlich sind 430 000 DM für das „Wissen- schaftliche Institut" der KV Hessen sowie für die ärztliche Vertretung von Landärzten bei Krankheit, Ur- laub oder Teilnahme des Praxis- inhabers an Fortbildungsveranstal- tungen gezahlt worden.

Zusätzlich zu diesen Beträgen wur- den im vergangenen Jahr etwa weitere 6 Millionen DM für das Ärz- tehaus-Bauprogramm zur Bildung von Schwerpunktpraxen in ländli- chen Bereichen bereitgestellt. Zwei dieser Ärztehäuser sind bereits im Bau und stehen kurz vor ihrer Fer- tigstellung. Bei zwei weiteren ist die Planung weitgehend abge- schlossen; mehrere Ärztehauspro- jekte befinden sich im Stadium der Vorplanung.

Ohne das Bauprogramm für die

„Ärztehaus GmbH" veranschlagt die KV Hessen die Ausgaben zur Sicherstellung der ärztlichen Ver- sorgung für das Jahr 1974 auf 13,1 Millionen DM. Dies stellt gegen- über dem Vorjahr fast eine Verdop- pelung dar.

Mit 2,5 Millionen DM wird in die- sem Jahr die Anfang 1974 einge- führte Landzulage für 389 ländliche Arztpraxen zu Buche schlagen.

Diese Zulage soll den erschwerten Arbeitsbedingungen in der Land- praxis Rechnung tragen und gleichzeitig jungen Ärzten einen Anreiz für die Niederlassung auf dem Lande bieten.

Zum überwiegenden Teil werden diese Beträge für die Sicherstel- lung der ärztlichen Versorgung von den hessischen Kassenärzten selbst aufgebracht. Die Gesetzli- chen Krankenkassen zahlen für je- den ärztlichen Behandlungsfall zu- sätzlich 20 Pfennig und steuern da- mit im Jahre 1974 einen Betrag von 2,7 Millionen DM bei.

Nach Mitteilung des Ersten Vorsit- zenden der KV Hessen, Dr. Ger- hard Löwenstein, auf der Vertreter- versammlung erhöhte sich im Jah- re 1973 die Zahl der Kassenärzte um 102 auf mehr als 4500. Die neu hinzugekommenen Ärzte sind fast ausschließlich Fachärzte. KV-H/gb

BERLIN

Linke majorisieren Vollversammlung der Ärztekammer

Auf der dritten Vollversammlung der Ärztekammer Berlin am 24.

April 1974 veranlaßten nicht zum Vorstand oder nicht zur Veranstal- tungsleitung gehörende Teilneh- mer die Mehrheit der Anwesenden, durch Handaufheben der folgenden Erklärung zuzustimmen:

„Wir in der Berliner Ärztekammer zwangsorganisierten Ärzte, die heute in der Kammerversammlung anwesend sind, stellen uns gegen die offiziellen Verlautbarungen der Bundesärztekammer, des Deut- schen Ärztetages 1973 und der Berliner Ärztekammer zur Reform des § 218. Wir fordern hier heute abend mindestens die Fristenlö- sung; Entwicklung und Propagie- rung von unschädlichen und si-

cheren Verhütungsmitteln; Propa- gierung unschädlicher Methoden zum Schwangerschaftsabbruch auf Krankenschein; Maßnahmen, daß geborene Kinder gesund und men- schenwürdig aufwachsen können."

Einige Teilnehmer forderten durch Zuruf, diese Erklärung dem Bun- destag in Bonn zuzuleiten.

Auf der vom Präsidenten der Ärz- tekammer Berlin,

Dr.

Wolfgang Schmidt, geleiteten Podiumsdis- kussion zum Thema „Arzt und Recht" sollten der Entwurf eines Gesetzes über das Facharztwesen, der Entwurf eines Landeskranken- hausgesetzes und die Entwürfe zur Reform des § 218 StGB erörtert werden. Auf dem Podium saß unter anderem der Senator für Gesund- heit und Umweltschutz, Erich Pät- zold.

Der Vorsitzende des Ersten Fach- arztanerkennungsausschusses, Ul- rich Schaffartzik, erläuterte die Be- denken der ärztlichen Standesver- tretung zum Gesetz über das Fach- arztwesen. Der Gesetzentwurf ma- che den Selbstverwaltungsakt der Kammern illusorisch und richte sich vor allem gegen die Interessen der nachfolgenden Ärzte. Schaffartzik erklärte: „Wir haben heute schon die Verpflichtung, für diese Ärzte uns Gedanken zu machen und da- für zu sorgen, daß sie nicht vor Be- dingungen gestellt werden, die letztlich nicht zu vertreten sind."

Mit den vorgesehenen Prüfungen gehe die Merkwürdigkeit einher, daß der Arzt, der in ihnen durchfal- le, weiterhin Leistungen auf diesem Gebiet bei seinen Patienten erbrin- gen könne, weil er ja approbierter Arzt ist, obgleich er in der Prüfung durchgefallen ist.

In seiner Erwiderung sagte Senator Pätzold, es sei nicht von vornher- ein auszuschließen, daß Ärztekam- mern die Interessen ihrer Mitglie- der im Vordergrund sähen und daß eine zweckgerechte und erfolgrei- che Facharztausbildung auch zu den Problemkreisen gehöre, bei denen die Öffentlichkeit und auch der Patient einen besonderen An-

1452 Heft

20 vom 16. Mai 1974

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(2)

Die Information:

Bericht und Meinung

spruch auf sachgerechte Regelun- gen an den Staat habe. Nachdem bisher die Ärztekammern einheitli- che Regelungen getroffen hätten, müßten nun auch die Länderregie- rungen durch Gesetz einheitliche statusbildende Normen festlegen.

Es wäre verheerend, wenn jedes Land nach eigenen Vorstellungen abweichende Regelungen treffen würde. Der Senator forderte die Ärzte auf, daß sie nicht, wenn et- was auf eine neue Rechtsgrundla- ge gestellt werde, wozu ausgewo- gene Kompromisse notwendig sei- en, befürchten, nun käme das Schlimmste auf Erden. Sondern man bemühe sich ja von Staats we- gen, den notwendigen Entwicklun- gen gerecht zu werden.

Bei der Diskussion über die Re- form des § 218 teilte der Leiter der Gutachterstelle für den Schwan- gerschaftsabbruch der Ärztekam- mer Berlin, Dr. Egon Nevermann, mit, in den Jahren 1966 bis 1973 sei die Zahl der Anträge auf Schwan- gerschaftsunterbrechung in Berlin von 215 auf 2599 gestiegen, also auf das Zwölffache. Der Anteil der psychiatrischen Fälle habe sich von 25 auf 90 Prozent erhöht. Im gleichen Zeitraum hätten die An- träge auf Sterilisation bei Männern und Frauen auf das Sechsfache zu- genommen. zel

Notdienst künftig mit eigenem Fuhrpark

Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin hat den Vertrag mit der Wirt- schaftsgenossenschaft Berliner Ta- xibesitzer über den Einsatz der 61 mit besonderen Funk-Frequenzen für den ärztlichen Notdienst ausge- rüsteten Taxis gekündigt. Die KV Berlin plant, wegen der steigenden Kosten einen eigenen Fuhrpark an- zulegen. Seit Jahresbeginn zahlt die KV als Abgeltung des zwölf- stündigen Einsatzes eines Taxifah- rers pauschal 180 DM. Für die zehn Bezirke des ärztlichen Notfalldien- stes stehen ständig drei Fahrzeuge je Bezirk zur Verfügung, eins im Zwölf-Stunden-Einsatz, zwei weite-

re als Reserve oder für Zusatzfahr- ten. Nach Angaben der KV wurden für die 100 000 jährlichen Patien- tenbesuche im Rahmen des ärztli- chen Notdienstes rund 1,1 Millio- nen DM gezahlt. zel

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Gemeinschaftspraxis nach neuem Modell

In Anwesenheit des Staatssekre- tärs im schleswig-holsteinischen Sozialministerium Prof. Dr. med.

Fritz Beske ist in Schenefeld Kreis Steinburg ein neues Modell für eine Gemeinschaftspraxis einge- weiht worden. Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein hatte bereits Ende vorigen Jahres ein von ihr in Flintbek bei Kiel er- richtetes Ärztezentrum seiner Be- stimmung übergeben. Während je- doch das Flintbeker Modell von der KV allein finanziert wurde, sind an dem neuen Modell in Schenefeld drei Geldgeber beteiligt: die Ge- meinde stellte ein Grundstück zur Verfügung; zwei Allgemeinärzte sorgten für die Basisfinanzierung;

die KV stellte zinsgünstige Darle- hen für den Bau und die Einrich- tung bereit.

Die Gemeinschaftspraxis in Sche- nefeld wurde in einer Bauzeit von sechs Monaten größtenteils in Fer- tigbauweise errichtet. Die Praxisin- haber können die Raumaufteilung jederzeit nach Bedarf ändern. Auf 470 Quadratmeter Grundfläche stehen Untersuchungs- und Be- handlungsmöglichkeiten für spe- zielle Diagnostik, einschließlich

EKG-, Labor- und Röntgeneinrich- tungen, zur Verfügung, ferner ein

OP-Raum für kleine chirurgische Eingriffe. Für einen Assistenzarzt oder einen Famulus ist ein kleines Appartement eingerichtet worden.

In seiner Ansprache kündigte Pro- fessor Beske an, das Sozialmini- sterium werde noch in diesem Jahr zusammen mit der KV und mit der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein einen Struktur-

plan für die ambulante ärztliche Versorgung vorlegen. Damit soll si- chergestellt werden, daß die Bevöl- kerung, vor allem auf dem Lande und in den Stadtrandgebieten, gleichmäßig mit niedergelassenen Ärzten versorgt wird. Nach den Worten des Staatssekretärs treten das Sozialministerium und die KV, im Gegensatz zum Bundesverband der Ortskrankenkassen, dafür ein, daß Ärzte durch freiwillige Maß- nahmen dazu bewogen werden sol- len, eine Praxis zu eröffnen. Der Staatssekretär würdigte den Kata- log der KV Schleswig-Holstein mit .

den Maßnahmen zur Sicherstellung der kassenärztlichen Versorgung.

Er betonte, das Sozialministerium verspreche sich gerade von der Förderung für Gruppenpraxen — insbesondere Gemeinschaftspra- xen — sehr viel für die Zukunft.

Diese Kooperation biete dem Arzt Rationalisierungsvorteile, die Mög- lichkeit zu effektivem Einsatz der Hilfskräfte, die Chance zu gegen- seitiger Konsultation sowie besse- re Fortbildungs- und Vertretungs- möglichkeiten. KV-SH

BADEN-WÜRTTEMBERG

Schwerbeschädigte erhalten Arztbesuch

Nach Ausführungen von Sozialmi- nister Annemarie Griesinger vor dem Landtag hat sich in Baden- Württemberg die Regelung be- währt, nach der Ärzte der Ver- sorgungsverwaltung auf Wunsch Schwerkriegsbeschädigte von min- destens 70 Jahren, Querschnittge- lähmte und andere Körperbehin- derte, die Anspruch auf eine Pfle- gezulage haben, zu Hause aufsu- chen. Ein solcher Besuch erfolgt erst, nachdem der Versorgungsarzt dem Patienten einen solchen Be- such angeboten und dieser sich damit einverstanden erklärt hat.

Normalerweise werden in erster Li- nie medizinische Fragen erörtert.

Dabei wird nicht in die Behandlung des Patienten durch seinen Haus- arzt eingegriffen; letzterer wird

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 20 vom 16. Mai 1974 1453

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Zufriedenheit mit der Arbeit der Sächsischen Landesärztekammer Die befragten Ärzte wurden gebeten, die Sächsische Landesärztekammer in Bezug auf verschiedene Eigen- schaften

Auch die Fortbildungsveranstaltun- gen werden am häufigsten von älte- ren Ärzten als Informationsquelle genutzt: 27% der 50 bis 59-Jährigen, 30% der 60 bis 69-Jährigen und 31%

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine allgemeine Bekannt- gabe der Steuernummer zu- mindest in einer Übergangs- zeit zu Missbräuchen durch unbefugte Dritte führen könn- te

Ho- norarkürzungen bei Über- schreitung praxisindividuel- ler Fallzahlgrenzen hätten nämlich zur Folge, dass sich das Honorar vermindert, ob- wohl die Leistungen in

Dass die in Hamburg an den Pranger ge- stellten Ärzte häufiger krankschreiben als der Durchschnitt, kann zumindest in fünf Fällen nicht überraschen: Die Hälfte der beschuldigten

Im Zuge der Zunahme kunst- und musikkritischer Schriften seit dem Beginn der Moderne haben zahlreiche Künstler und Künstlergruppen versucht, sich gegen die

Eine Lüge liegt vor, wenn jemand ab- sichtlich etwas sagt, was er für falsch hält, und damit den Anderen täu- schen will.. Wenn sich jemand also bloß irrt, ist es keine Lüge; sagt

Und außerdem beginnt unser Kochduo Regner/Regner in dieser Ausgabe mit einer wunderbaren neuen Serie, an der Sie sich auch beteiligen dürfen: Es geht um Gerichte aus der Kindheit,