Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 110|
Heft 8|
22. Februar 2013 A 303 50 JAHRE ÄRZTEKAMMER BERLINEine Vielzahl von Impulsen gesetzt
„Danke für das, was in den letzten 50 Jahren geleistet worden ist“, sagte der Regierende Bürgermeister Berlins zum Jubiläum – es blieb nicht das einzige Lob.
S
ie ist die Jüngste unter ihres- gleichen in der Bundesrepu- blik: die Ärztekammer Berlin. Ihre erste Delegiertenversammlung trat am 7. Februar 1963 zur konstituie- renden Sitzung zusammen. Mit 14 hauptamtlichen Mitarbeitern war die Kammer damals für 5 100 Mit- glieder zuständig. Heute betreuen knapp 100 Mitarbeiter 29 000 Ärz- tinnen und Ärzte.Ihrer besonderen Rolle als
„Hauptstadtkammer“ nach der Wie- dervereinigung sei sie gerecht ge- worden, indem sie immer wieder gesundheitspolitische Impulse zum Wohl der Patienten setzte, betonte Kammerpräsident Dr. med. Gün - ther Jonitz. „Dazu gehören die Aus- einandersetzung mit der Verantwor- tung der Ärzteschaft im National - sozialismus ebenso wie die Thema- tisierung der Arbeitssituation jun- ger Ärztinnen und Ärzte oder die Etablierung wegweisender Themen wie evidenzbasierter Medizin und Patientensicherheit.“ Gefeiert wur- de im Glashof des Jüdischen Muse- ums in Berlin-Kreuzberg. Dort hat die Kammer heute ihren Sitz.
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) würdigte ih- re Arbeit ausdrücklich. Sie sorge mit dafür, dass die Menschen gut versorgt würden: „Wir können glücklich sein, dass wir diese Dich- te an Ärzten haben.“ Lange habe man gedacht, Berlin werde älter, und die Bevölkerungszahl stagnie- re. In den letzten zwei Jahren seien aber etwa 40 000 Einwohner hinzu- gekommen, Tendenz steigend. Die- ser Wandel müsse gestaltet werden, sagte Wowereit: „Dazu wird die Kammer ihren Beitrag leisten.“
Kritik annehmen – und durch gute Arbeit Lügen strafen
Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) betonte, 50 Jahre Kammer- arbeit stünden „für Expertise, für politisches und gesellschaftliches Engagement“. Eine Vielzahl von Impulsen aus der Ärzteschaft habe Spuren hinterlassen. Künftige Auf- gabe von Kammer und Politik sei es, das Gesundheits wesen fit für die Zukunft zu machen. Als Beispiel für eine Heraus forderung nannte er Ungleichgewichte in der ambu -lanten Versorgung. Nachdenkliche Worte fand Dr. med. Manfred Rich- ter-Reichhelm, ehemaliger Vorsitzen- der der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin wie der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Er verwies auf die Janusköpfigkeit auch der Kam- mer und die daraus erwachsenden Herausforderungen: Die Belange der Ärzte gegenüber Politik und Gesellschaft zu vertreten und „im Sinne des Allgemeinwohls für Ord- nung unter ihren Mitgliedern zu sorgen“.
Verbreitete Kritik am Gesetzge- ber griff er mit dem Hinweis auf, dieser trete „immer dann in Aktion, wenn wir Ärzte es in unserer Selbst- verwaltung nicht geschafft haben, notwendige Änderungen herbeizu- führen“. Mit Kritik, auch der von Medien, solle man sich auseinander- setzen, mahnte Richter-Reichhelm.
Manchen Vorwurf muss man seiner Ansicht nach durch gute Zusam- menarbeit Lügen strafen; vor allem dadurch, als ärztliche Selbstverwal- tung für viele Problemfelder über- zeugende Lösungen zu finden.
▄
Sabine Rieser
Einigkeit von Ärzte- schaft und Politik beim Jubiläum: Die Gastgeber Günther Jonitz (5. v. l., neben Klaus Wowereit) und Elmar Wille (5. v. r, dahinter: Mario Czaja).
Foto: Ärztekammer Berlin / Kathleen Fr