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Archiv "Psychische Erkrankung: Genug, Herr Hecken!" (21.02.2014)

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tels gesetzlicher Verbote zu regeln, geht an den offenkundig bestehenden Herausfor- derungen, die bei der Betreuung von Men- schen in der letzten Lebensphase beste- hen, vorbei. Vielmehr sollte die Ärzte- schaft einschließlich der Palliativmedizin den bestehenden Wertepluralismus, wie er auch in den unterschiedlichen berufsrecht- lichen Regelungen der Landesärztekam- mern zum Ausdruck kommt, anerkennen und Patienten in den seltenen und schwie- rigen ethischen Dilemmasituationen er- möglichen, sich mit ärztlicher Hilfe selbst zu töten.

Prof. Dr. med. Dr. phil. Jochen Vollmann, Dr. iur. Tanja Henking, LL.M., Dr. med. Jakov Gather, M.A.,

Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin, Ruhr-Universität Bochum, 44799 Bochum

PSYCHISCHE ERKRANKUNG

Wie beeinflusst die Diskussion um Befindlich- keitsstörungen den hohen Versorgungsbedarf bei langen Wartezeiten? (DÄ 50/2013: „Psy- chische Erkrankungen: Besonders hohe Krank- heitslast“ von Petra Bühring)

Genug, Herr Hecken!

Da empfiehlt der unparteiische Vorsit- zende des Gemeinsamen Bundesaus- schusses, Herr Josef Hecken, zunächst tatsächlich, psychische Beschwerden nicht vom Fachmann abklären zu lassen, sondern mit einem warmen Bier selbst zu therapieren. Man stelle sich die Ana- logie in der Somatik vor: Rote Flecken auf der Haut? Nehmen Sie einen Ab- deckstift!

Dann rudert er, nach geharnischten Reak- tionen der Psychotherapeuten, mühsam zurück, nicht ohne im nächsten Skandal zu landen: Es gehe ihm um die Abgren- zung von behandlungsbedürftigen psy- chischen Erkrankungen gegenüber Be- findlichkeitsstörungen. Diese Aussage be- kommt nur dann Sinngehalt, wenn man die Implikation mit dazudenkt: In Psycho- therapiepraxen werden zu viele Menschen mit Befindlichkeitsstörungen behandelt, weshalb „wirklich psychisch Kranke“ zu lange auf eine Psychotherapie warten müssen oder überhaupt keine Behandlung erhalten.

Nur: Befindlichkeitsstörungen dürfen in Psychotherapiepraxen überhaupt nicht zu- lasten der Krankenkassen behandelt wer- den! Grundlage der Behandlung ist eine ICD-10-Diagnose des Kapitels F, also per

Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 8

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21. Februar 2014 A 315

B R I E F E

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A 316 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 8

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21. Februar 2014 definitionem und qua Diagnostik eine psy-

chische Erkrankung. Für Befindlichkeits- störungen gibt es dagegen überhaupt keine ICD-10-Diagnosen!

Was will Herr Hecken mit seinen Aussa- gen also in die Welt setzen?

Dass er diesen Zusammenhang nicht kennt?

Dass die ICD-10, das Diagnosehandbuch der Weltgesundheitsorganisation, eine Fehl- leistung sei, weil sie (bestimmte) Befindlich- keitsstörungen zu (bestimmten) psychischen Erkrankungen künstlich hochstilisiere?

Dass Psychotherapeuten Befindlich- keitsstörungen in ICD-10-Erkrankungen

„umetikettieren“ (vulgo: Abrechnungsbe- trug begehen), um sie dann behandeln zu können? Und das regelhaft und bundes- weit in großer Zahl, weil es Herrn Hecken ja um ein Versorgungsproblem geht?

Irgendetwas anderes, das unscharf blei- ben soll, um irgendein Ressentiment ge- gen die Psychotherapie und/oder Psycho- therapeuten zu schüren?

Man vermag gar nicht zu entscheiden, welche dieser Möglichkeiten am skandal- trächtigsten ist. Das Amt eines unpar- teiischen Vorsitzenden des G-BA kann so jedenfalls nicht qualifiziert und verant- wortungsbewusst ausgeübt werden!

Dr. Jens Hertel, Psychologischer Psychotherapeut, 71634 Ludwigsburg

und 157 mitzeichnende Kolleginnen und Kollegen

CASE MANAGEMENT

Lotsen helfen Patienten nach einem Schlagan- fall, in die gewohnte Lebensumgebung zurück- zukehren (DÄ 3/2014: „Schlaganfall-Lotsen entlasten Ärzte“ von Leonie von Manteuffel).

Lotsen für Menschen

So ist es um die „moderne“ Medizin be- stellt: Es gibt nur noch cases, und nur Schlaganfälle brauchen einen Lotsen. Hat man dabei vergessen, dass es sich um sehr kranke Menschen handelt, die hemipare- tisch sind oder an einer Aphasie leiden?

Diese brauchen einen Lotsen! Nomen est omen: Solche Terminologie ist menschen- und krankenverachtend.

Dr. Franz-Ulrich Beutner, 31286 Burgdorf

Leserbriefe per E-Mail richten Sie bitte an leserbriefe

@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln. Die Redaktion wählt Briefe zur Veröffentlichung aus und behält sich Kürzungen vor.

Das „RespVir-Netzwerk“ wurde im Jahr 2009 vom Arbeitskreis „Klini- sche Virologie“ der Gesellschaft für Virologie gegründet. Ziel des Netz- werks ist die zeitnahe Erfassung von Nachweisen respiratorischer Viren und die Darstellung der aktuellen Epidemiologie viraler Atemwegsin- fektionen in Deutschland in einem Online-Portal. Die Konzeption be- ruht darauf, dass die Detektion vieler Erreger in Form von molekularen Nachweisen möglich ist. Nehmen viele geografisch verteilte Labore an dem Projekt teil, indem sie ihre Be- funde zeitnah in ein Online-Portal eingeben, lässt sich dar aus ablesen, welche Erreger vorherrschen. Der- zeit umfasst die Datenbank circa 20 Erreger. Als Ergänzung zu der be- reits etablierten Surveillance von In- fluenzainfektionen liefert sie Infor- mationen über Epidemien mit Erre- gern, die in der Bevölkerung oftmals alle unter dem Begriff Grippe subsu- miert und als Beweis für das Ver - sagen der Influenza-Schutzimpfung fehlinterpretiert werden. Inzwischen DATENBANK

Respiratorischen Viren auf der Spur

beteiligen sich mehr als 40 Labora- torien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an dem Netzwerk und generieren in Spitzenmonaten bis zu 8 000 Datensätze. Seit Okto- ber 2013 sind diese Daten öffentlich unter http://rvdev.medical-dpc.com zugänglich. Vor allem der Beginn und das Ende der alljährlichen RSV(Respiratory-Syncytial-Virus)- Epidemien lassen sich über diese Daten gut erfassen. Dies wirkt sich unter anderem direkt auf die Anti- körperprophylaxe bei Frühgebore- nen in der Pädiatrie aus.

Ein weiteres Ziel ist es, mit dem Portal den Kenntnisstand in der Be- völkerung und auch bei den Ärzten über die Ursachen von zirkulieren- den Atemwegsinfektionen zu erhö- hen. Dies könnte langfristig dazu beitragen, den ungezielten Einsatz von Antibiotika zu verringern. Zur- zeit ist das Netzwerk dabei, zusätz- lich bakterielle Erreger, vorrangig die Verursacher der „atypischen“

Pneumonien, in die Datenerfassung

einzuschließen. EB

Die Bundeszentrale für gesundheit- liche Aufklärung (BZgA) hat ihr In- ternetangebot unter www.infektions schutz.de erweitert: Die 19 Erreger- steckbriefe mit wesentlichen Infor- mationen zu Infektionskrankheiten stehen jetzt auch in den Sprachen türkisch, russisch, englisch und fran- zösisch zur Verfügung. Die Erreger- steckbriefe hat die BZgA gemein- sam mit dem Bundesverband der INFEKTIONSKRANKHEITEN

Mehrsprachige „Erregersteckbriefe“

Ärztinnen und Ärzte des öffentli- chen Gesundheitsdienstes erstellt.

Die Steckbriefe – von „A“ wie Ade- noviren bis „W“ wie Windpocken – informieren über die jeweiligen Übertragungswege, Krankheitsbil- der und Schutzmöglichkeiten. Die Steckbriefe werden stets dem aktu- ellen epidemiologischen Geschehen und den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen angepasst. EB

Die RespVir-Da- tenbank enthält unter anderem Da- ten zu den jährlich auftretenden Respir - atory-Syncytial- Virus-Epidemien.

Foto: picture alliance

B R I E F E / M E D I E N

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