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Heinrich Heyde und das Landmaschinen-Institut

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Academic year: 2022

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(1)

Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät

1902 - 2002

100 Jahre agrartechnische Lehre und Forschung in den

Berliner Agrarwissenschaften

4

Heinrich Heyde und das

Landmaschinen-Institut

(2)

Herausgeber:

Humboldt-Universität zu Berlin

Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät Fachgebiet Technik in der Pflanzenproduktion Fachgebietsleiter Prof. Dr. Jürgen Hahn VDI Philippstraße 13, D-10115 Berlin

Tel. 030 2093 6400

E-Mail: j.hahn@agrar.hu-berlin.de

Mit Manuskripten von:

Prof. Dr. habil. Klaus Baganz, Potsdam Prof. Dr. Jürgen Hahn, Berlin

Prof. Dr. habil. Manfred Müller, Potsdam

Prof. Dr. Dr.-Ing. E.h. Sylvester Rosegger, Braunschweig MinR. Dr. Wolfgang Stutterheim, Bonn

Typographische Gestaltung:

Dipl.-Ing. agr. Christine Braune

©2002 by Humboldt-Universität zu Berlin Als Manuskript vervielfältigt

Nachdruck, auch auszugsweise Wiedergabe und Übersetzung nur mit Zustimmung des Herausgebers

Online-Fassung der Schrift (2014)

mit geringfügigen Korrekturen und Aktualisierungen

Redaktion:

Prof. Dr. rer. agr. habil. Annette Prochnow, Bornim/Berlin Prof. i.R. Dr. Jürgen Hahn, VDI

Layout:

Dipl.-Ing. agr. Christine Braune

(3)

1902 - 2002

100 Jahre agrartechnische Lehre und Forschung in den Berliner Agrarwissenschaften

Schrift- Nr.

Titel Erscheinungs-

jahr

1 Mein Vater Gustav Fischer 1999

2 Gustav Fischer und das Institut für landwirtschaftliche Maschinenkunde 2002

3 Carl Heinrich Dencker und das Landmaschinen-Institut 1932 - 1945 2005

4 Heinrich Heyde und das Landmaschinen-Institut 1947 - 1968 2002 5 Die landtechnische Lehre und Forschung an der Technischen Hochschule

Berlin 1919 - 1999 2001

(4)
(5)

Inhaltsverzeichnis

Heinrich Heyde und das Landmaschinen-Institut 1

Manfred Müller

Elternhaus und Schulbesuch 1

An der Technischen Hochschule Berlin 2

1935 bis 1945 3

Zurück nach Berlin 3

Im Landmaschinen-Institut 4

Akademie und Sektion Landtechnik 8

Bauwesen, Mechanisierung, Maschineneinsatz 12

Forschung 16

Ruhestand 18

Weitere Biografien 21

Im Landmaschinen-Institut von 1950 bis 1958 28

Wolfgang Stutterheim†

Von Geheimrat Fischer zu Professor Heyde 1946 - 1950 28

Als Student bei Professor Heyde im 5. und 6. Semester 29

Vom Hilfsassistenten zum wissenschaftlichen Oberassistenten 30

Forschungsarbeiten im Institut bis 1958 31

Das Universitätsgut Blumberg bei Berlin 32

Zusammenarbeit auf landtechnischem Gebiet 33

Professor Heyde, der gute Geist des Landmaschinen-Instituts 34

Mein Ausscheiden aus dem Landmaschinen-Institut 35

Ein passionierter Lehrer 37

Jürgen Hahn

Vorlesungen 37

Lehrbücher 42

Über den Hochschullehrer Heinrich Heyde 44

Nachbemerkung 46

(6)

Veröffentlichungen von Heinrich Heyde 48 Klaus Baganz

Ergänzende Literatur (E) 54

Bibliotheksnachweis 54

Mein Freund Heinrich Heyde 55

Sylvester Rosegger†

Gute Lehrer vergisst man nicht 55

Braunschweiger Gespräche 56

Die Autoren 58

Datenübersicht 61

(7)

Vorwort

Die Einrichtung des Lehrstuhls für landwirtschaftliches Maschinenwesen an der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin 1902 und die 100. Wiederkehr des Geburtstages von Prof. Dr.-Ing. Dr. agr. h.c.

Heinrich Heyde 2003 veranlassen zur Rückschau auf sein Leben und zur Würdigung seines Wirkens an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Mit den wenigen auf- findbaren Archivunterlagen, Veröffentlichungen und Briefen sowie mit Berichten von ehemaligen Mitar- beitern und Doktoranden ist in dieser Schrift ein Bild des Lehrers und Wissenschaftlers Heinrich Heyde entstanden, das dem Leser auch einen Zugang zu seiner lauteren Wesensart öffnet.

Als Hochschullehrer und Direktor des Landmaschinen-Instituts war er Nachfolger von Prof. Dr.-Ing. Dr.

agr. h.c. Carl Heinrich Dencker, der 1945 Berlin verließ. Er war aber auch Nachfolger seines von ihm hochverehrten Lehrers, Prof. Dr. Dr. agr. h.c. Gustav Fischer, der nur Tage nach der Kapitulation 1945 mit 75 Jahren noch einmal die Aufgaben als Hochschullehrer und Institutsdirektor übernahm und 1948 wieder in den Ruhestand trat. Heinrich Heyde hat ab 1947 eine bewegte Zeit des gesellschaftlichen Um- bruchs miterlebt - bis zur Ausgliederung seines Instituts 1969 aus der Humboldt-Universität zu Berlin. Im In- und Ausland hat er sich uneingeschränkte Anerkennung erworben, war mit Leib und Seele Hochschul- lehrer, ein verständnisvoller Doktorvater, ein verlässlicher wissenschaftlicher Ratgeber und ein erzieheri- scher Lektor als Chefredakteur des Archivs für Landtechnik.

Ein Institutsarchiv stand für die Bearbeitung dieser Schrift nicht mehr zur Verfügung. Umso dankbarer sind die Autoren einigen ehemaligen Mitarbeitern des Heyde-Instituts und Doktoranden, die durch Texte und in Gesprächen zu dieser Schrift beigetragen haben. Sie sind an den jeweiligen Textstellen in Fußno- ten genannt. Das Bildarchiv des Instituts für Agrartechnik Bornim (ATB) hat uns mit Aufnahmen aus den 50er Jahren unterstützt. In der Bibliothek der Domäne Dahlem, Landgut und Museum, fanden wir mit Unterstützung von Frau Waltraut Fischer, der Tochter von Prof. Fischer, einen Karton mit wenigen, für uns wertvollen und mehr zufällig dort aufbewahrten Bildern und Schriften aus einem Nachlass von Hein- rich Heyde. Dem wissenschaftlichen Leiter, Herrn Dr. Peter Lummel, danken wir für die sorgfältige Auf- bewahrung dieser Unterlagen und für die Arbeitsmöglichkeiten in der Bibliothek.

Herr Dr. Wolfgang Stutterheim, Min. R. i. R., hat einen Beitrag über seine Zeit im Landmaschinen- Institut von 1950 bis 1958 geschrieben, für den wir ihm in besonderer Weise zu Dank verpflichtet sind.

Leider hat er das Erscheinen dieser Schrift nicht mehr erlebt; er starb 2000. Dr. agr. Wolfgang Stutter- heim gehörte in den 50er Jahren zu dem kleinen Kreis hervorragender Oberassistenten der Berliner Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät.

Herr Prof. Dr. Dr.-Ing. E.h. Sylvester Rosegger, Prof. Heydes erster Doktorand 1948, hat uns durch die mögliche Einsichtnahme in Briefe von Prof. Heyde an ihn unterstützt. Einiges daraus konnten wir in diese Schrift aufnehmen.

Frau Dipl.-Ing. agr. Christine Braune danken wir für die sorgfältige typographische Gestaltung und Frau Waltraut Fischer für die Unterstützung beim Korrekturlesen und bei der Anfertigung von Verzeichnissen.

Berlin, im Januar 2002 Die Autoren

(8)

Heinrich Heyde und das Landmaschinen-Institut

Manfred Müller

Elternhaus und Schulbesuch

Ernst Heinrich Heyde wird am 24. Februar 1903 als Sohn des Volksschullehrers Ernst Heyde und seiner Ehefrau Margarete in Berlin-Borsigwalde1 geboren. Sein Vater stirbt 1915 im Alter von 36 Jahren.

Seine Mutter, von Beruf Fernschreiberin, ermöglicht dem12-jährigen Heinrich und seinem 11-jährigen Bruder Joachim den weiterführenden Schulbesuch, indem sie jede Berufsarbeit ausübt, die sich ihr bietet [2]. Sparsamkeit bestimmt das Familienleben. Im Elternhaus wachsen die Brüder im liberalen und demo- kratischen Geist auf. Die sozialen Verhältnisse in den Familien der Arbeiter und Angestellten lernen sie in der Werksiedlung Borsigwalde kennen.

Joachim Heyde studiert Theologie und ist in Berlin Pastor. 1934 wird er Mitglied der Bekennenden Kir- che.2 Heinrich Heyde besucht zunächst die Volksschule, dann das Realgymnasium Berlin- Niederschönhausen. 1922 legt er die Reifeprüfung ab und wird als besonders begabter Schüler von der mündlichen Prüfung befreit. Für das letzte Halbjahr in der Oberprima wird Heinrich Heyde 1922 beur- laubt.

Er übernimmt eine Stelle als Hauslehrer auf Gut Mathildenhöh, Krs. Wirsitz, Westpreußen (jetzt Matyld- zin, Krs. Wyrzyk) und bleibt dort bis zum Frühjahr 1923. In jeder freien Stunde wendet er sich der Arbeit auf dem Gut zu. Sein Aufenthalt als Hauslehrer, verbunden mit einem landwirtschaftlichen Praktikum, wird für seine weitere berufliche Entwicklung prägend:

Dass ich es meinem schwächlichen Körperzustand nach dem ersten Weltkrieg verdanke, dass ich zur Landtechnik (und nicht zur Eisenbahntechnik) kam, ist Ihnen ja bekannt, schreibt Heinrich Heyde 1968 an Oberingenieur Theodor Stroppel, damals Schriftleiter der VDI-Zeitschrift Grundlagen der Landtechnik [3].

Der gesundheitsfördernde Einfluss des Aufenthaltes auf dem Land, das Interesse an der Landwirtschaft, die kostensparende Ernährung auf Gut Matyldzin und möglicherweise auch eine bescheidene finanzielle Zuwendung für seine Tätigkeit als Hauslehrer begründen den etwas längeren Aufenthalt auf dem Gut im ehemaligen Westpreußen.

11902 wurde die Werksiedlung Borsigwalde bei Tegel für die Mitarbeiter der Firma Borsig angelegt [1].

2Die Bekennende Kirche entstand 1933 im Kampf der evangelischen Kirche gegen die Nationalsozialisten, in Berlin-Dahlem maßgeblich geführt durch Pastor Martin Niemöller, der von 1937 bis 1945 in Konzentrationslagern inhaftiert war.

(9)

An der Technischen Hochschule Berlin 1935 bis 1945

Nach einem Praktikum in den Werkstätten von Siemens und Schwartzkopff beginnt für ihn im Winterse- mester 1923/24 das Studium des Maschinenbaus an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg.

Seine Lehrer sind u.a. Prof. Weber (Mechanik), Prof. Fischer (Landmaschinenkunde), Dr.-Ing. Kloth (Landmaschinenbau), Stadtgüterdirektor Dr. Ruths (Grundzüge der Landwirtschaft) und Prof. Aereboe (Landwirtschaftliche Betriebslehre).

Im Februar 1926 wird H. Heyde bei der Diplomvorprüfung von Prof. Dr. Moritz Weber eine Assistenten- stelle am Lehrstuhl für Mechanik angeboten. Zunächst ist er studentischer, ab 30.4.1927 vollbeschäftigter Assistent. Er bereitet Vorlesungen und Übungen zur Mechanik vor und hält Übungen ab.

Außerdem beteiligt er sich an Forschungsarbeiten des Lehrstuhls für die Industrie. H. Heyde wählt die Fachrichtung Landmaschinenbau, vertreten durch Prof. Dr. G. Fischer und Dr.-Ing. W. Kloth.

In den Hochschulferien ist er in landwirtschaftlichen Betrieben tätig und vertritt auf dem 300 ha großen Gut Matyldzyn auch einmal den Betriebsleiter während dessen Kuraufenthaltes. Im Fach Grundzüge der Landwirtschaft legt er eine mit sehr gut bestandene Prüfung ab. Für ihn ist es selbstverständlich, dass zu seinem Studiengebiet Landmaschinenbau auch gute landwirtschaftliche Kenntnisse gehören. Sein Diplo- mexamen besteht H. Heyde 1931 mit dem Prädikat Mit Auszeichnung. Damit verbunden ist ein Stipendi- um der Technischen Hochschule und der Stadt Berlin für eine Reise von Juli bis Oktober 1932 zum Stu- dium des Maschineneinsatzes in der Landwirtschaft von Argentinien und Brasilien. Prof. Weber fördert seine breite wissenschaftliche Ausbildung. In den Semesterferien erhält H. Heyde Urlaub für Praktika in Betrieben des Landmaschinenbaus. Er besucht 1933 und 1934 die Landmaschinenfabriken Rudolf Sack in Leipzig, Lanz-Very in Zweibrücken und W. Siedersleben in Bernburg.

In der Zeit der Wirtschaftskrise war die Landmaschinenindustrie aus Furcht vor Werkspionage wenig geneigt einen Gastingenieur aufzunehmen3. Den Maschineneinsatz in bäuerlichen Betrieben und in Groß- betrieben verfolgt er auch in dieser Zeit weiter. 1934 promoviert H. Heyde mit der Dissertation:

Die Kräftebeziehungen beim Riementrieb. Ein Beitrag zur Mechanik des Riementriebs.

und mit dem Prädikat Mit Auszeichnung.

Prof. Weber schreibt 1935 über seinen Assistenten Dr.-Ing. H. Heyde: Herr Heyde hat während seiner Tätigkeit erwiesen, dass er eine ausgezeichnete wissenschaftliche Befähigung besitzt und sie in der Un- terweisung der Studenten dank seiner guten pädagogischen Anlage erfolgreich zu verwerten vermag. In regelmäßigen Vorträgen hat Herr Heyde gezeigt, dass er schwierige wissenschaftliche Probleme ge- schickt und klar darzustellen vermag. Die ihm übertragenen organisatorischen Aufgaben im umfangrei- chen Geschäftsbetrieb meines Lehrstuhls hat er immer mit Erfolg durchgeführt. Herr Heyde ist bei den Studenten beliebt, er ist gewissenhaft und zuverlässig und besitzt einen lauteren Charakter [2].

Diese kurze und prägnante Beurteilung seines Doktorvaters hat H. Heyde in seinem weiteren Leben im- mer wieder unter Beweis gestellt.

3Der den Älteren bestens bekannte alte Salomon, Betriebsdirektor bei Siedersleben, sagte zu Professor Kloth, der Heyde als Gastingenieur protegierte, „nur wenn er dumm ist, nehme ich ihn.“... „Und er hat mich genommen!“, stellt heute frohlockend

(10)

1935 bis 1945

Das Gehalt als Assistent ist 1933 mit monatlich 160,- RM gering. Nachdem H. Heyde 1934 geheiratet und seine Frau, die Säuglingsschwester Charlotte Heyde, Tochter Susanne mit in die Ehe gebracht hat, wird eine Tätigkeit mit höherem Einkommen notwendig. In den dreißiger Jahren ist es für ihn sehr schwer, eine Stelle im Landmaschinenbau zu finden. Auch als Maschinenberater in einer Landwirt- schaftskammer findet er keine Anstellung. Am 1. April 1935 wird H. Heyde Angestellter im Heereswaf- fenamt. Die Bezahlung ist zwar deutlich besser als an der Technischen Hochschule, doch der Militärbe- trieb behagt ihm überhaupt nicht. Seiner pädagogischen Neigung entsprechend meldet er sich zum tech- nischen Schuldienst. Am 3.1.1938 nimmt er eine Tätigkeit an der Staatlichen Ingenieurschule Stettin auf und unterrichtet Mechanik, Festigkeitslehre, Wärmemechanik, Mathematik und in der Schiffsingeni- eurabteilung Technisches Zeichnen. In der Abteilung Maschinenwesen ist er für das neu einzuführende Fach Landmaschinenbau vorgesehen. Seine Anstellung 1939 als Staatlicher Baurat im technischen Schuldienst bereitet jedoch Schwierigkeiten.

H. Heyde gehört nicht der NSDAP an. Der Ortsgruppenleiter hatte eine besonders negative Beurteilung über ihn abgegeben. Es bereitet dem Direktor der Ingenieurschule erhebliche Schwierigkeiten, seine An- stellung durchzusetzen, wie er 1947 berichtet [5]. Von 1943 an bestimmen die Kriegsereignisse seine berufliche Tätigkeit: Die Ingenieurschule Stettin wird geschlossen und H. Heyde vom 1.3.1943 bis 28.2.1945 wieder an das Heereswaffenamt Berlin abgeordnet. Von November 1944 bis zum Kriegsende wird er dienstverpflichtet.

Zurück nach Berlin

Im Wintersemester 1945/46 ist H. Heyde wieder Staatlicher Baurat im technischen Schuldienst an der Bauschule für Wasserwirtschaft und Kulturtechnik Suderburg, Krs. Uelzen. Zu seinen Unterrichtsfächern gehören Boden und Pflanzen, Landwirtschaftliche Betriebslehre und Maschinenkunde. Es ist nur eine kurze Zeit in Suderburg, bis März 1946.

Man hätte mich gern dort behalten, aber es zog uns wieder nach Berlin. Um dorthin zu kommen, obwohl der Stichtag für die Rückkehr längst verpasst war, nahm ich die Stelle als Lehrer für Mathematik und Physik an der Carl-von-Ossietzky-Schule in Berlin-Pankow an, gleich in der Absicht, dort wieder aufzu- hören, wenn es sich schicklicherweise machen ließ. Schon während dieser Zeit ergab sich nämlich meine Lehrtätigkeit an der TH Berlin und zwar zunächst in Vertretung unseres lieben Willi Kloth [3].

Bereits am 1. April 1946 beginnt er seine Tätigkeit als Fachlehrer an der Schule in Pankow. Auch wenn diese Zeit als Lehrer absehbar kurz sein wird, legt er im Dezember 1946 die pädagogische Prüfung für das Lehramt an Höheren Schulen ab. Bereits zum Sommersemester 1946 wird H. Heyde im Nebenamt an der Technischen Hochschule Berlin Lehrbeauftragter für das Landmaschinenwesen.

1946 stellt sich die Situation für den Landmaschinenbau an der Technischen Hochschule und für die Landmaschinenkunde an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Berlin folgendermaßen dar:

Prof. Dr.-Ing. habil. Willi Kloth nimmt seine Tätigkeit an der Technischen Hochschule nicht mehr auf.

Prof. Dr. Gustav Fischer hat 1945 sein ehemaliges Institut für Landmaschinenkunde mit 75 Jahren noch einmal übernommen, bis ein geeigneter Nachfolger gefunden ist.

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... Doch als sich herausstellte, dass er (W. Kloth) nicht die Absicht hatte, nach Berlin zurückzukehren, wurde eine Dreierliste zur Berufung eines Nachfolgers aufgestellt, zur gleichen Zeit eine Liste mit den- selben drei Namen für die Nachfolge unseres verehrten Geheimrates. Und da ich dem Charlottenburger Dekan Prof. Horn gesagt hatte, dass ich lieber die Nachfolge meines Lehrers Fischer antreten würde als an die TH zu gehen, meinte „Pappa“ Horn, „Herzenswünsche sollte man achten“. So kam ich in die In- validenstraße und Marks an die TH. Es hätte auch umgekehrt kommen können [3].

Heinrich Heyde bewirbt sich um die Nachfolge von Gustav Fischer an der Universität Berlin4.

Im Landmaschinen-Institut

Am 23. März 1947 wird Dr.-Ing. Heinrich Heyde an der Landwirtschaftlichen Fakultät als ordentlicher Professor mit Lehrstuhl für Landmaschinenkunde und Direktor des Landmaschinen-Instituts berufen.

Sein Amt tritt er am 1. April an.

Sein Lehrer und Vorgänger im Amt, Prof. Dr. Gustav Fischer, wird am 1. April 1948 wieder emeritiert, nachdem er bereits 1932 aus Krankheitsgründen in den Ruhestand getreten war.

H. Heyde ist ein Nachfolger so ganz nach seinem Wunsch: Er kommt aus dem Kreis seiner Schüler, ist ein ausgezeichneter Lehrer5, seine landwirtschaftlichen Kenntnisse sind für einen Ingenieur des Landma- schinenbaus ausgezeichnet, seine wissenschaftliche Befähigung hat er mit nennenswerten Beiträgen nachgewiesen, er ist ein Berliner mit starken Bindungen zur Stadt und mit festen Grundsätzen für sein Denken und Tun.

H. Heyde hat ein für ihn großes Berufsziel erreicht: Lehrstuhl für Landmaschinenkunde an der Landwirt- schaftlichen Fakultät der Berliner Universität, dem Institut seines Lehrers (Bild 1).

Besser kann es für ihn nicht kommen. Heydes Verbindung zur Technischen Hochschule bleibt bestehen.

Am 1. Oktober 1947 wird er dort Honorarprofessor mit Lehrauftrag für Landmaschinenkunde. Alles fügt sich so wie einst bei seinem Lehrer Gustav Fischer 19196.

Über die ersten Jahre im Landmaschinen-Institut berichtet W. Stutterheim, der die Zeit von 1947 bis 1958 an der Landwirtschaftlichen Fakultät als Student, Doktorand und Assistent erlebt hat und von 1955 bis 1958 Heydes wissenschaftlicher Oberassistent gewesen ist7. Ein verdienstvoller Mitarbeiter des Landma- schinen-Instituts ist Hermann Wendt, der 1955 sein 50jähriges Dienstjubiläum begeht (Bild 2).

4Mit besonderer Gründlichkeit widmet er sich dem Fragebogen zur Feststellung der politischen Zugehörigkeit zum Nationalso- zialismus. Auf die Frage, wie seine Einstellung zum Nationalsozialismus gewesen ist, antwortet er: ablehnend, aus demokrati- scher Einstellung vom Elternhaus her, wegen der wissenschaftsfeindlichen, ungeistigen Haltung des Nationalsozialismus und wegen seiner unmenschlichen Methoden. Bürgen bescheinigen ihm in eidesstattlichen Erklärungen seine christliche und de- mokratische Einstellung.

5s. Hahn, J.: Ein passionierter Lehrer. Beitrag in dieser Schrift.

6Müller, M.: Gustav Fischer und das Institut für landwirtschaftlichen Maschinenkunde der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin 1902 bis 1932. Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin 2002

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Die Arbeitsstätten in der Invalidenstraße sind durch Kriegseinwirkungen beschädigt. 1949 beginnen die Wiedereinrichtung der Werkstatt und der kleinen Maschinenhalle sowie der Aufbau einer Außenstelle auf dem Universitätsgut Blumberg. Mit dem Aufbau dieser Außenstelle des Instituts 1953 und 1954, einer großen Werkstatt sowie von zwei Maschinenschuppen, beginnt eine erfreuliche neue Entwicklung des Landmaschinen-Instituts. Schlepper und Landmaschinen können für die Ausbildung der Studierenden und für Forschungszwecke bereitgehalten werden [7].

Bereits seit 1952 orientiert jedoch die Landwirtschaftspolitik der DDR auf landwirtschaftliche Großbe- triebe in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) und Volkseigenen Gütern (VEG). Das Universitätsgut Blumberg entspricht den neuen Forderungen der Großflächenwirtschaft und damit auch den Voraussetzungen für eine erfolgreiche Lehr- und Forschungstätigkeit des Instituts angeblich nicht mehr [7].

1956 schreibt H. Heyde: Das Landmaschinen-Institut hält jetzt aber in der Entwicklungsperspektive die Einrichtung einer Außenstelle auf einem landwirtschaftlichen Großbetrieb unter Aufgabe von Blumberg für erforderlich und hat in der Gewissheit, sich dabei in Übereinstimmung mit den maßgeblichen Stellen zu befinden, die ersten diesbezüglichen Verhandlungen eingeleitet [7]8.

Zum Ende des Sommersemesters 1951 wird die Zugehörigkeit zur Technischen Hochschule Berlin als Honorarprofessor gelöst.

8Die Vorteile der stadtnahen Außenstelle Blumberg sind jedoch noch viele Jahre genutzt worden.

Bild 1: Prof. H. Heyde und Prof. G. Fischer 1952 im Kreis der Hochschullehrer der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät Jubiläumsfoto: Prof. G. Fischer hat als Angehöriger der Landwirtschaftlichen Fakultät seit 1902 das 100. Semester vollendet.

Prof. Fischer und Prof. Heyde in der ersten Reihe, Bildmitte. Neben Prof. Heyde: Prof. Mitscherlich, v.r.: Prof. Mangold, Frau Prof. Elisabeth Schiemann

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Ich war auch zu Marks’ Zeit noch längere Zeit als Honorarprofessor neben Marks an der TU, bis eines Tages der Westberliner Kultursenator Tiburtius erklärte, die Lehrkräfte aus dem Ostsektor müssten sich entscheiden, eine Tätigkeit in beiden Stadthälften wolle er nicht zulassen, schied ich in Charlottenburg aus. Meine vorgesetzte Behörde der Humboldt-Universität hatte mir die gleichzeitige Lehrtätigkeit in Charlottenburg gestattet [3].

Bild 2: 50-jähriges Dienstjubiläum von Herrn Wendt am 1.7.1955 mit Mitarbeitern und Gästen

obere Reihe, v.l.n.r.: Prof. Kurt Marks, TH Berlin, Ing. Johannes Plaetschke, DL. Konrad Idel, Mechanikermeister Hubert Kryzowski, Oberass. Dr. W. Stutterheim,

untere Reihe, v.l.n.r.: Doz. Dr. Joachim Krüger9, Frau Wendt, Verw.-Hilfskraft Helga Schulze, Prof. Gustav Fischer, Hermann Wendt, Schlossermeister Emil Vogel, Prof. Heinrich Heyde, Sekretärin Hannelore Neumann, Dipl.-Landw. Klaus Kames, Dipl.-Landw. Bernhard Hoffmann

9Der berufliche Lebensweg von Doz. Dr. Joachim Krüger (1912-1981) nach dem Studium, der Militärzeit als Leutnant und nach einer Verwundung beginnt 1942 in der Versuchs- und Forschungsanstalt für Landarbeit Potsdam-Bornim (Direktor Prof.

Dr. Hermann Priebe) [6]. Mit einer Armverletzung noch in Lazarettbehandlung und von dort beurlaubt, führt er in Bornim Untersuchungen zu seiner Dissertation durch. Als Prof. Dr. G. Fischer 1945 sein Institut in der Invalidenstraße übernimmt, ist Joachim Krüger einer seiner ersten Mitarbeiter. 1947 promoviert er mit der Dissertation Untersuchungen über den Arbeitszeit- und Zugkraftbedarf landwirtschaftlicher Geräte und Maschinen (G. Fischer und K. Opitz). Mit Jahresbeginn 1952 wechselt er in das Institut für landwirtschaftliche Betriebslehre (Direktor Prof. Dr. J. Sennewald) und übernimmt die neu gegründete Abtei- lung Landarbeitslehre. 1953 habilitiert er sich mit der Schrift Beitrag zur Zeitfrage in der Landwirtschaft (J. Sennewald, H. Heyde). Doz. Dr. agr. habil. J. Krüger hält Vorlesungen auf den Gebieten Landarbeitslehre und Einführung in die landwirt- schaftliche Praxis. Er wohnt in Berlin-Lichterfelde, im damaligen Westberlin. Seit 1958 haben diese Mitarbeiter an der Fakul- tät besondere Schwierigkeiten (s.a. Beitrag von W. Stutterheim). Er gibt seine Tätigkeit an der Fakultät auf. 1981 stirbt er 70- jährig in Berlin-Lichterfelde. In Bornim ist das Schicksal seiner jungen Frau bekannt, die 1945 vermutlich von russischen Soldaten von der Straße weg aufgegriffen und verschleppt worden ist. Er nutzt in den folgenden Jahren alle Möglichkeiten, um durch Kontakte zu russischen Dienststellen und Universitäten etwas über den Verbleib seiner Frau etwas zu erfahren - vergeb-

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In einem Einzelvertrag werden im September 1951 vom Staatssekretariat für das Hoch- und Fachschul- wesen der DDR für Herrn Prof. Dr.-Ing. H. Heyde Einzelheiten der Vergütung von monatlich 2500,- M Gehalt und jährlich 1500,- M Amtsvergütung sowie der Altersversorgung festgelegt.

Ihm werden die bevorzugte Versorgung mit wissenschaftlicher Literatur und die Teilnahme an Ausstel- lungen und Kongressen zugesichert. Die gewünschte Ausbildung der Tochter wird darin ebenso vertrag- lich vereinbart wie die Bereitstellung von angemessenem Wohnraum und die bevorzugte Versorgung mit Verbrauchs- und Bedarfsgütern. Damit erhält er den Status eines hochqualifizierten Wissenschaftlers in der DDR, an dem staatlicherseits ein besonderes Interesse besteht. Einer Übersiedlung in die Bundesre- publik Deutschland soll so entgegengewirkt werden. Viele Wissenschaftler verlassen trotzdem die DDR, Heyde bleibt in Berlin. Ein Berufungsangebot 1950 nach Gießen nimmt er nicht an.

Die Bindungen zu seinem Lehrer Prof. Dr.-Ing. Willi Kloth, jetzt Direktor des Instituts für landtechnische Grundlagenforschung Braunschweig-Völkenrode, haben Bestand. Die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin verleiht 1956 dem hervorragenden Landtechniker W. Kloth, der von 1925 bis 1932 Mitarbeiter von Geheimrat Fischer im Institut für Landmaschinenkunde gewesen ist, zur Vollendung seines 65. Lebensjahres die Würde eines Dr. agr. h.c.

Seine ersten Arbeiten kann man unter dem Begriff ´Haltbarkeitsforschung´ zusammenfassen. Ein Werk- stoffprüffeld nahm 1927 seinen Anfang in den Räumen des Berliner Landmaschinen-Instituts. Von größter Tragweite war seine Erkenntnis, dass es durch Anwendung der Großzahlforschung, also durch Verfahren der statistischen Mathematik möglich ist, aus Messungen von so stark streuenden Werten, wie es z.B. die Kräfte an Landmaschinen sind, zu verwertbaren Ergebnissen zu kommen, d.h. Messungen an Landma- schinen überhaupt sinnvoll zu machen [8].

Die Urkunde übergibt H. Heyde 1956 anlässlich einer Feierstunde im Institut für landtechnische Grundla- genforschung in Braunschweig-Völkenrode.

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Akademie und Sektion Landtechnik

1951 wird die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin gegründet10. Heyde ar- beitet seit 1951 in der Sektion Landtechnik der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin mit und leitet als damals einziger Professor für Landtechnik in der DDR auch die Sitzungen.

1952 wird er Ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Ber- lin und Sekretar der Sektion Landtechnik. 15 - 18 Mitglieder hat die Sektion, darunter etwa 10 aus wis- senschaftlichen Einrichtungen, 2 - 3 aus staatlichen und SED-Dienststellen und etwa 5 aus Industrie und Landwirtschaft. Dieses Gremium lässt sich regelmäßig über den Stand der Bearbeitung von Forschungs- aufgaben berichten, berät und bestätigt Forschungspläne und gibt Empfehlungen zu aktuellen landtechni- schen Problemen. Langjähriger Geschäftsführer der Sektion Landtechnik ist Dipl.-Landw. Hermann Koch (Bild 3).

Bild 3: Der Institutsdirektor Prof. Rosegger erläutert 1957 seinen Gästen das Modell für den weiteren Aufbau des Instituts, v. li.: Prof. Rosegger, Obering. M. Koswig, Prof. Heyde,

2. v. r.: Geschäftsführer der Sektion Landtechnik, Dipl.-Landw. H. Koch

10Die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin (DAL) wurde mit Wirkung vom 1.1.1951 als Körper- schaft des öffentlichen Rechts mit Sitz in Berlin eingerichtet. Der Staatsakt der Gründung fand im Oktober 1951 statt. Die Gründungslosung lautete: „Im Frieden für Wahrheit und Fortschritt“. Von 1951 bis 1968 war Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Stubbe Präsident der Akademie, danach waren es Prof. Dr. sc. Erich Rübensam und Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Dieter Spaar. Seit 1972 hieß sie Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR (AdL). Zu den Aufgaben der Akademie gehörte es, die einzelnen Disziplinen der Agrarwissenschaften einschließlich Agrartechnik und Forstwesen zu pflegen, zu koordinieren, die Durchführung der Forschung und die Nutzung der erzielten Ergebnisse zu unterstützen. Die Aufgabengebiete der landwirt- schaftlichen Klasse der Deutschen Akademie der Wissenschaften sowie auch der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft wur- den übernommen. Der Akademie wurden Agrarwissenschaftliche Forschungsinstitute als Akademie-Institute unterstellt. Sie arbeiteten nach den in Sektionen der DAL beschlossenen Forschungsplänen mit jährlicher Rechenschaftslegung über den Stand der Arbeiten. Nach etwa zehn Jahren gehörten zur Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften 30 Institute, 6 Forschungsstellen, 12 Zweigstellen, 830 Wissenschaftler, mehr als 4000 technische Angestellte sowie 18 Versuchsgüter mit etwa 10000 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche. In allen sozialistischen Ländern der damaligen Zeit (sog. Ostblockländer) wur- de die außeruniversitäre Agrarforschung in Akademien zusammengefasst. Damit war eine Zweiteilung in außeruniversitäre und universitäre Agrarforschung verbunden, von Anfang an zu Lasten der Universitätsinstitute und damit der universitären

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In der Eigenschaft als Sekretar der Sektion begleitet und fördert H. Heyde den Neuaufbau des Instituts für Landtechnik der Akademie in Potsdam-Bornim. Seit der Promotion von S. Rosegger 1948 entwickeln sich bei aller Unterschiedlichkeit der Charaktere freundschaftliche Beziehungen, die sich festigten und Jahre überdauern11.

1954 besuchen Prof. Rosegger und Prof. Heyde zur Vorbereitung von Entscheidungen für den Aufbau des Bornimer Instituts einige Institute in Schweden, England, Frankreich, Polen und Österreich, die Bundes- forschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig-Völkenrode sowie das Institut für Landtechnik in Stuttgart-Hohenheim, um moderne Organisationsformen, die technische Ausstattung und neue Untersu- chungsmethoden zu studieren. Prof. Heyde übernimmt bei diesen Besuchen bereitwillig die ingenieur- technischen Fragestellungen. Seine unaufdringliche und fördernde Begleitung wirkt sich auf viele wissen- schaftliche Institutsarbeiten nachhaltig aus. Auch diese Reisen festigen die freundschaftlichen Beziehun- gen zwischen S. Rosegger und H. Heyde. Reisen in die Bundesrepublik Deutschland und in das westliche Ausland sind für die damalige Zeit in der DDR nicht selbstverständlich. Insbesondere Prof. Heyde hat an der Universität erhebliche zusätzliche Antragsarbeiten zu erledigen, bis für jede Reise die Zustimmung vorliegt. Kritische Berichte von besonderen Studenten an die Personalabteilung mit Bemerkungen wie z.B. dieser:

... Das Verhalten von Prof. Heyde ist undurchsichtig. Er trifft sich mit indifferenten und reaktionären Stu- denten und fährt ohne Einwilligung des Ministeriums zur DLG-Ausstellung nach Frankfurt/Main [10], genügen bereits für eine restriktive Antragsbearbeitung, obwohl ihm in seinem Arbeitsvertrag derartige Reisen zugesichert sind.

11Aus Anlass des 65. Geburtstages von Prof. Rosegger schreibt ihm H. Heyde 1977: Lieber Freund Rosegger! Ich denke heute auch zurück an unsere gemeinsamen Jahre. Sie begannen wohl mit der Doktorprüfung am 19.10.1948, also vor fast drei Jahr- zehnten, und ich darf Ihnen sagen, dass ich stets - sei es bei der Arbeit, sei es bei der Erholung - sehr gern mit Ihnen zusam- men gewesen bin. Dafür möchte ich Ihnen am heutigen Tag danken ...[9]. S. a. Rosegger, S.: Mein Freund Heinrich Heyde, Beitrag in dieser Schrift.

(17)

Bild 5: Prof. Heyde (r.) zur wissenschaftlichen Jahrestagung in Bornim im Gespräch mit Dipl.-Ing. W. Noack, Bornim und W. Metzenthin, DLG (li.)

Für die stabile wissenschaftliche und personelle Entwicklung des Bornimer Instituts hat die Nachwuchs- förderung einen hohen Stellenwert. H. Heyde besucht alle wichtigen wissenschaftlichen Veranstaltungen in Bornim, wie z.B. wissenschaftliche Jahrestagungen. Von besonderem Interesse sind für ihn die Pla- nungen zum Neuaufbau des Instituts (Bild 3).

Er ist stets ein väterlicher, und wenn es um das große Gebiet der Mechanik geht, auch ein unerbittlicher Berater (Bild 4). Der humorvolle H. Heyde ist immer für eine Einlage zum Schmunzeln gut, wie z.B. die besondere Überquerung eines Grabens anlässlich einer Maschinenvorführung in Bornim (Bilder 5a, 5b).

Bild 4a und 5b: Die besondere Überquerung eines Grabens anlässlich einer Maschinenvorführung zur wissenschaftlichen Jahrestagung in Potsdam-Bornim

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Einige Bornimer haben als Externe oder als außerplanmäßige Aspiranten mit Unterstützung des Landma- schinen-Instituts und speziell von Prof. Heyde, Doz. Dr. agr. habil. Ing. E. Mothes und anderen Hoch- schullehrern der Fakultät promoviert und sich habilitiert:

Baganz, Klaus: Laborversuche über Erdabsiebung auf schwingenden Siebrosten. Diss. HU Berlin, Landw.Gärtn. Fak., 1957. Ref.: H. Heyde, A. Deubner

Gätke, Rolf: Maschineneinsatz bei der Stoppelzwischenfruchtbestellung. Diss. HU Berlin, Landw.- Gärtn. Fak., 1957. Ref.: H. Heyde, H. Baumann

Adams, Rudolf: Der Leistungsbedarf von Schlepperanhängemaschinen und Folgerungen für die Schlep- perentwicklung. Diss. HU Berlin, Landw.-Gärtn. Fak., 1961. Ref.: S. Rosegger, H. Heyde.

Dahse, Fritz: Beitrag zur Ermittlung des erforderlichen Besatzes landwirtschaftlicher Großbetriebe mit Maschinen und Geräten. Habil.-Schrift HU Berlin, Landw.-Gärtn. Fak., 1961. Ref.: H. Heyde, S. Rosegger

Gätke, Rolf: Zur Methode der Prüfungen landwirtschaftlicher Maschinen in der Deutschen Demokrati- schen Republik. Habil.-Schrift HU Berlin, Landw.-Gärtn. Fak., 1962. Ref.: H. Heyde, R. Teipel

Müller, Manfred: Untersuchungen über den Einfluß von Bauformen und Mechanisierung auf den Auf- wand und die Verfahrenskosten der Bereitung und Fütterung von Gärfutter. Diss. DAL Berlin, Sekt. Landt., 1965. Ref.: H. Heyde, F. Dahse, Lenschow

Baganz, Klaus: Konventionelle Kartoffelernteverfahren und Staudenziehroden, eine Analyse der Verfah- ren für erschwerte Erntebedingungen. Habil.-Schrift HU Berlin, Landw.-Gärtn. Fak., 1966.

Ref.: H. Heyde, G. Ulrich, W. Gruner

Ab 1.10.1960 wird der Direktor des Instituts für Landtechnik Potsdam-Bornim, Prof. Dr. S. Rosegger, Sekretar der Sektion, allerdings nur bis 20.10.1961. Prof. Rosegger wird aus politischen Gründen von allen seinen Funktionen als Institutsdirektor und Hochschullehrer entbunden12. Das Plenum der Deut- schen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften beschließt am 17.11.1961

... mit einer Stimmenthaltung von Herrn Heyde die Streichung des Herrn Rosegger als Ordentliches Mit- glied der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin.

Herr Heyde begründet seine Stimmenthaltung mit der Tatsache, dass ihm Herr Rosegger als sein erster Doktorand persönlich nahesteht [11].

Es ist eine mutige Haltung. Das Akademieplenum ist Einstimmigkeit gewohnt. Seine Stimmenthaltung in der Plenarsitzung kommt unerwartet, ist erklärungsbedürftig und Heydes Erklärung wird ins vertrauliche Protokoll aufgenommen. Trotzdem wird er ab sofort wieder mit der Wahrnehmung der Geschäfte als Sek- retar der Sektion beauftragt und bekleidet diese Funktion bis zur Übergabe an Prof. Gruner, TU Dresden, 1963.

12s. a. Abschnitt Mechanisierung

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Die Sorgfalt in den Details ist ihm sehr ernst. Er wird in der Akademie deshalb geachtet und auch res- pektvoll gefürchtet.

Aus Anlass des 75. Geburtstages des Ehrenpräsidenten Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Stubbe 1977 (Bild 6) und Prof. Dr.- Ing. Heydes 75. Geburtstages 1978 finden Empfänge mit Mitgliedern der Akade- mie statt (Bild 7).

Bild 6: Gratulation zum 75. Geburtstag von Prof. Dr. Hans Stubbe 1977, v. li.: Prof. Dr. Heyde, Prof. Dr. Kurt Nehring, Prof. Dr. Stubbe

Bauwesen, Mechanisierung, Maschineneinsatz

Es ist in den 50er Jahren ein Wesenszug in landwirtschaftlichen Fakultäten an Universitäten, neben den landtechnischen Grundlagen auch die Landtechnik in Verfahren und Betrieben als Verfahrenstechnik, Betriebstechnik und Mechanisierung in Forschung und Lehre zu behandeln. Auch die funktionelle Seite des landwirtschaftlichen Bauwesens wird stärker und in Verbindung mit der technischen Ausrüstung von baulichen Anlagen berücksichtigt. Die traditionelle Landtechnik sowie die Landarbeitslehre allein können diese thematischen Anforderungen nicht ausreichend erfüllen.

Bereits 1956 erhält Dr. Eckhard Mothes an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Hum- boldt-Universität einen Lehrauftrag für Landwirtschaftliches Bauwesen.

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Bild 7: Prof. Dr.-Ing H. Heyde mit Mitgliedern der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR (AdL) 1978 Sitzend v. li.: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Stubbe, Ehrenpräsident; Prof. Dr. habil. Otto Rosenkranz, Institut für Sozialisti- sche Betriebswirtschaft Böhlitz-Ehrenberg; Prof. Dr. Alfred Hey, Institut für Pflanzenschutzforschung Kleinmachnow;

Prof. Dr.-Ing. Dr. agr. h.c. Heinrich Heyde; Prof. Dr. sc. Erich Rübensam, Präsident; Prof. Dr. habil. Erwin Plachy, Direktor der AdL.

Stehend v. li.: Prof. Dr. habil. Wilhelm Schäperclaus, Fischereiwesen; Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Werner Gruner, Technische Universität Dresden; Prof. Dr. Ernst Ehwald, Bodenkunde; Prof. Dr. habil. Dr. h.c. mult. Heinz Röhrer;

Prof. Dr. habil. Dr. h.c. mult. Kurt Nehring, Tierernährung Rostock; Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Dieter Spaar, 1. Vizepräsident;

Dr. Engel und zwei Mitarbeiter des Instituts für Gemüseproduktion Großbeeren.

Er ist seit 1953 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für landwirtschaftliche Bauten der Deutschen Bauakademie. 1960 erhält das Landmaschinen-Institut eine Dozentur für landwirtschaftliches Bauwesen und Dr. agr. habil. Eckhard Mothes wird als Dozent berufen. Auf Antrag des Landmaschinen-Instituts ist die Institutsbezeichnung seit dem 14.3.1960 Institut für Landwirtschaftliches Maschinen- und Bauwesen [12].

Dr. Mothes leitet die Abteilung Bauwesen in diesem Institut bis 1968. Nach der Hochschulreform 1968 und der Ausgliederung des Instituts für Landmaschinen- und Bauwesen aus der Landwirtschaftlich- Gärtnerischen Fakultät vertritt Doz. Dr. Mothes sein Lehr- und Forschungsgebiet an der Sektion Tierpro- duktion und Veterinärwesen, Wissenschaftsbereich Technologie der Tierproduktion, bis zu seinem Tod 1987.

Prof. Dr. S. Rosegger wird mit Wirkung vom 15.9.1958 neben seiner Tätigkeit als Direktor des Instituts für Landtechnik Potsdam-Bornim und des Instituts für Landtechnische Betriebslehre an der TU Dresden als Professor mit Lehrstuhl für Mechanisierung an die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät der Humboldt-Universität berufen und zum Direktor des Instituts für Mechanisierung ernannt. Es ist in der damaligen Zeit leider geübte Praxis, dass Professoren aus Akademie-Instituten, die als Professoren mit Lehrstuhl an die Fakultät berufen werden, keine Fakultätsinstitute einrichten, mit Gastrollen ihren Vorle- sungspflichten nachkommen und die Aufgaben gegenüber Diplomanden und Doktoranden in ihren außer- universitären Instituten mit abwickeln - zum Nachteil der Fakultät und der Studenten. Diesen Weg geht Prof. Rosegger nicht.

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Er richtet ein Fakultätsinstitut für Mechanisierung ein, hält die Hauptvorlesung Mechanisierung und leitet und kontrolliert die Forschung und Lehre. Seine wissenschaftlichen Mitarbeiter Dipl.-Landw. Thiede und Dipl.-Landw. Kühl sind zunächst in Räumen der Zentrale der Deutschen Akademie der Landwirtschafts- wissenschaften in Berlin in der Krausenstraße untergebracht. Sie halten den Kontakt zur Fakultät und zu den Studenten auf kurzem Wege. Einige derzeitige Fakultätsmitarbeiter, damals Studenten und auch der Autor dieses Beitrags als Diplomand des Instituts, erinnern sich noch gut an die Vorlesungen von Prof.

Rosegger: Sie sind stets gut besucht, auch zu den bei Studenten weniger beliebten Vorlesungszeiten.

Er ist aktuell informiert und trägt seine Vorlesungen rhetorisch ausgezeichnet vor, durch die für die Stu- denten ungewohnte kritische Position zu aktuellen Fragen der Mechanisierung auch immer spannend. Das Mitschreiben von technischen Details kann entfallen. Es geht um die Zusammenhänge.

Die Vorlesungsprogramme sind mit Prof. Heyde abgestimmt. Er übernimmt nur zu gern die landtechni- schen Grundlagen und Prof. Rosegger die Verfahren der Feld- und Viehwirtschaft. Besser kann es nicht passen. Meinungen, dass es zu nachhaltigen Spannungen zwischen Prof. Rosegger und Prof. Heyde kommen wird oder gar gekommen ist, entbehren jeder Grundlage.

An interessanten Themen für Diplomarbeiten und Dissertationen sowie an guten Arbeitsmöglichkeiten in Bornim mangelt es nicht. Die Zusammenarbeit der Berliner Landtechnik mit Bornim hat Tradition (Über- sicht).

Die Fahrt von Berlin zu den Bornimer Forschungseinrichtungen ist für Mitarbeiter und Studenten auch damals bereits kein Problem - bis zum Bau der Berliner Mauer 1961. Die Entlassung von Prof. Rosegger in Bornim 1961 bleibt für ihn nicht ohne Auswirkungen in Berlin. Er wird vom Rektor der Humboldt- Universität zu Berlin mit Wirkung vom 30.9.1961 von seinen Pflichten als ordentlicher Professor und Direktor des Instituts für Mechanisierung entbunden.

Übersicht: Partner der Zusammenarbeit bis 1945 [13]:

Prof. Dr. F. Aereboe, bis 1931 Direktor des Instituts für Landwirtschaftliche Betriebslehre und Arbeits- wirtschaft der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, (Nachf.: Prof. Dr. Zörner (bis 1937), Nachf.:

Prof. Dr. Schönberg (bis 1945) sowie

Prof. Dr.-Ing. C. H. Dencker, 1932-1945 Landmaschinen-Institut Berlin mit

Prof. Dr. Ludwig-Wilhelm Ries, Bornim, 1927-1934 Direktor des Bornimer Versuchsgutes, ab 1934 der Versuchs- und Forschungsanstalt für Landarbeit Bornim sowie Honorarprofessor mit Lehrauftrag für Landarbeitslehre in Berlin außerdem

Prof. Dr. G. Fischer, bis 1932 Direktor des Instituts für Landwirtschaftliche Maschinenkunde der Land- wirtschaftlichen Hochschule Berlin und Prof. Dr.-Ing. C. H. Dencker als sein Nachfolger sowie

Prof. Dr.-Ing. W. Kloth, bis 1945 Direktor des Instituts für Landmaschinenbau an der TH Berlin mit Dipl.-Ing. H. Meyer, Bornim, 1928-1945 Leiter des Schlepperprüffeldes Bornim, einer Außenstelle des Instituts für Landwirtschaftliche Maschinenkunde der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin (ab 1934 der Landwirtschaftlich-Tierärztlichen, ab 1937 der Landwirtschaftlichen Fakultät), ab 1938 ist Meyer Leiter des Schlepperprüffeldes Bornim, Forschungsstelle des RKTL Berlin.

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Nach der Entlassung von Prof. Rosegger 1961 wird das Institut für Mechanisierung Anfang 1962 aufge- löst. Die Lehr- und Forschungsaufgaben übernimmt Heydes Institut für landwirtschaftliches Maschinen- und Bauwesen. Dazu wird im Institut eine Abteilung Maschineneinsatz13 gebildet.

Dr. Karl Herrmann erhält einen Lehrauftrag für Maschineneinsatz. Für die Lehr- und Forschungsaufga- ben zu den Arbeitswissenschaften aus dem ehemaligen Institut für Mechanisierung wird eine Abteilung im Institut für Betriebswirtschaft der Fakultät gebildet. Dr. Herrmann bezieht die Räume des ehemaligen Instituts für Mechanisierung im Gebäudekomplex der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissen- schaften in der Krausenstraße und übernimmt alle Messgeräte und Arbeitsmittel des Instituts einschließ- lich Bibliothek und Möbel. Die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiter, Herr Thiede und Herr Kühl, ver- lassen 1962 das Institut. 1963 zieht die Abteilung in die Invalidenstraße um. Zur Abteilung Maschinen- einsatz, ab 1964 umbenannt in Technologie, gehören der wissenschaftliche Assistent Dipl.-Landw. Heinz Stephan, der Versuchstechniker und eine Sekretärin.

Das Lehrgebiet Maschineneinsatz/Technologie wird im 3. Studienjahr mit je 4 Semesterwochenstunden für die Landwirte und je 2 Semesterwochenstunden für Gartenbaustudenten vertreten. Zu den Lehrinhal- ten gehören u.a. Maschineneinsatzplanung, Zeitspannen und verfügbare Einsatztage, Maschinensysteme, Beurteilung des Maschineneinsatzes, Verfahren der Bodenbearbeitung, Düngung und des Pflanzenschut- zes, des Futterbaus, des Getreidebaus, des Hackfruchtbaus sowie des Anbaus von Sonderkulturen und der Tierhaltung. Ab 1966 übernimmt Dr. Heinz Stephan die Verfahren der Tierhaltung. Dr. Herrmann hält ab 1964 auch Lehrveranstaltungen für die Fachrichtung Gartenbau zu den Grundlagen der Technologie für Gärtner und speziellen Verfahren des Feldgemüsebaus.

Die Lehrveranstaltungen Technologie werden den Anforderungen entsprechend neu gegliedert in Grund- lagen der Technologie, Prozesse und Verfahren der Pflanzen- und Tierproduktion, Prozesse und Verfah- ren in der Feldgemüseproduktion sowie Bewertung und Projektierung von Produktionsverfahren. Zu den Forschungsthemen der Abteilung gehören die Mechanisierung auf Rieselland (1958-1961), Verfahren der Getreideernte und der Strohbergung (1962-1968) sowie die Klimagestaltung in Anlagen der Tierhaltung.

Als 1968 die Ausbildung in der Fachrichtung Pflanzenproduktion an der Landwirtschaftlich- Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin eingestellt werden soll, entscheidet sich K. Herrmann für das Lehr- und Forschungsgebiet Technologie der Pflanzenproduktion an der Landwirt- schaftlichen Fakultät in Halle. Dort kann er weiterhin in der Fachrichtung Pflanzenproduktion ausbilden und seine Forschung auf dem Gebiet der Getreideernte und Strohbergung fortsetzen.

13Herrn Prof. Dr. agr. Karl Herrmann, Halle, ist für die Bereitstellung von Texten und des Fotos zu danken.

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Forschung

Veröffentlichungen von Prof. Heyde belegen, dass er an jedes der von 1927 bis 1982 persönlich bearbei- teten Themen mit der Gründlichkeit eines Forschers herangeht.14 Ein anerkanntes Beispiel dafür sind sei- ne Arbeiten zur Mechanik des Schleppers (1957 u. 1960). Das war wohl eine wichtige Sache, schreibt er 1968 an Th. Stroppel [3]. Es ist nicht sein Stil, als Institutsdirektor und wissenschaftlicher Betreuer wie selbstverständlich auch Mitautor bei den Veröffentlichungen seiner Mitarbeiter zu sein. Mit der ihm eige- nen Sorgfalt nimmt er jedoch nachdrücklich Einfluss auf wissenschaftlich exakte Formulierungen.

Als Sekretar der Sektion Landtechnik der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften ist er 1959 Mitbegründer der Zeitschrift Archiv für Landtechnik. Sie bietet Veröffentlichungsmöglichkeiten für Forschungsergebnisse aus der Landtechnik.

Als Chefredakteur und zugleich erzieherischer Lektor prägt er ihr wissenschaftliches Profil und auch die Autoren. Im Landmaschinen-Institut werden in den 60er Jahren mit der Mechanisierung der Getreideernte und der Klimagestaltung in großen Tieranlagen Forschungsschwerpunkt15 entwickelt. Für das For- schungsgebiet Druschfruchternte hat das Institut Leitfunktionen zur landesweiten Koordinierung der For- schung übernommen. Die folgende Aufstellung ist eine Auswahl und gibt einen Überblick für die Zeit- spanne von 1947 bis 1968:

- Untersuchungen über den Arbeitszeit- und Zugkraftbedarf landwirtschaftlicher Geräte und Ma- schinen. Diss. Krüger, J., 1947;

- Untersuchungen über die Sortierverhältnisse einer Flachsieb-Kartoffelsortier-Maschine. Diss.

Stutterheim, W., 1953;

- Untersuchungen an Geräteträgern „Lanz-Alldog“, RS 08/15 „Maulwurf“, „Ruhrstahl- Landmaschine“. Diss. Hoffmann, B., 1957;

- Mineraldüngerstreuer bei der Großflächenbewirtschaftung (Technische und arbeitswirtschaftliche Untersuchungen). Diss. Kames, K., 1957;

- Vergleichende Untersuchungen zur Mechanisierung auf Rieselland. Diss. Herrmann, K., 1962;

- Untersuchungen von Trommel-Feldhäckslern mit zusätzlichen Dreschwerkzeugen. Diss. Kühn, G., 1964;

- Kornabscheidung am Dreschkorb, Diss. Frenzel, D., 1968;

- Untersuchungen über das Getreidehäckselverfahren unter besonderer Berücksichtigung der Tren- nung von Korn-Häcksel-Gemischen. Diss. Weigt, H., 1968;

- Vollmechanisierte Bergung und Verwendung von Häckselstroh. Diss. Tesch, M., 1968;

außerdem:

- Gleichmäßige Druschgutzuführung zum Dreschwerk als Voraussetzung für eine Automatisierung (Heinrich) und

- Kornübernahme auf Transportfahrzeuge (Kollar).

14s. Baganz, K.: Veröffentlichungen von Heinrich Heyde, in dieser Schrift.

15Für die Nennung von Forschungsschwerpunkten ist auf Dissertationen und Habilitationsschriften der Institutsmitarbeiter [14], auf aktuelle Veröffentlichungen aus dieser Zeit sowie auf mündliche und schriftliche Mitteilungen von ehemaligen Mit-

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Auch arbeits- und betriebswirtschaftliche Untersuchungen sind im Zusammenwirken mit dem Institut für landwirtschaftliche Betriebslehre (Prof. Sennewald) und anderen Berichterstattern erfolgreich abgeschlos- sen worden, u.a.:

- Beitrag zur Zeitfrage in der Landwirtschaft. Habil.-Schrift Krüger, J., 1953;

- Maschinensysteme der Feldwirtschaft (Betriebsökonomische Untersuchungen am Beispiel der LPG „Elbesand“, Axien). Diss. Brandt, G., 1963;

- Altbaunutzung in Dörfern mit ehemals großbäuerlicher Struktur, Grundsätze für Umbau und - Mechanisierung am Beispiel der LPG Elbesand“, Axien). Habil.-Schrift Brandt, G., 1965;

außerdem:

- Eine neue Methode zur Berechnung eines Maschinensystems der Feldwirtschaft (Brandt) sowie - Neues zum Begriff des Maschinensystems (Brandt).

Aus dem Forschungsgebiet des landwirtschaftlichen Bauwesens (Doz. Dr. Mothes)16 sind aus der Zeit bis 1968 u.a. zu nennen:

- kostengünstige Planung und Errichtung von landwirtschaftlichen Gebäuden mit Nutzeffektbe- rechnungen von Stallbauten (Mothes),

- Stallklimagestaltung in Großanlagen (Stephan) mit Untersuchungen in Schweine- und Entenanla- gen,

sowie

- Untersuchungen zur Wärmeproduktion landwirtschaftlicher Nutztiere in geschlossenen Ställen und den physiologischen Grundlagen für die Bemessung der Lüftung von Aufzuchträumen, z.B.

für Entenküken (Mothes, Kaspers, Meißner, Beuster), erforderlicher Lichtbedarf in landwirt- schaftlichen Produktionsbauten (Ness),

sowie

- die Lagerung von Futtergetreide in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (Henze).

16 Aus Mitteilungen von Herrn Doz. Dr.-Ing. Th. Lüpfert und aktuellen Veröffentlichungen der Mitarbeiter aus dieser Zeit.

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Ruhestand

Am 24. Februar 1968 vollendet Prof. Heyde sein 65. Lebensjahr und wird zum Ende des Sommersemes- ters von seinen Pflichten als ord. Professor und Direktor des Instituts für landwirtschaftliches Maschinen- und Bauwesen entbunden. Nach 21 Jahren in diesen Funktionen tritt er in den Ruhestand. Auf der Beru- fungsliste vom 18.1.1968 für die Bestimmung des Nachfolgers von Prof. Heyde [15] stehen aus seinem Institut zwei Mitarbeiter:

1. Prof. Dr. agr. habil. Ing. Götz Brandt, Stellvertretender Institutsdirektor, 2. Dr. agr. Gerhard Kühn, wissenschaftlicher Mitarbeiter, und außerdem

3. Dr. agr. habil. Dipl.-Ing. Klaus Baganz, wissenschaftlicher Abteilungsleiter im Institut für Mechani- sierung der Landwirtschaft Potsdam-Bornim.

Dr. Baganz ist ein in Bornim hoch geschätzter Wissenschaftler der Landtechnik, dem über viele Jahre die besondere Aufmerksamkeit von Prof. Heyde gegolten hat. Er traut auch ihm die erfolgreiche Weiterfüh- rung des Landmaschinen-Instituts zu.

Die Würfel für die Nachfolge und die Zukunft des Instituts sind aber längst gefallen.

Nachfolger wird Prof. Dr. agr. habil. Ing. Götz Brandt.

Am 1.9.1969 wird das Institut für landwirtschaftliches Maschinen- und Bauwesen der Humboldt- Universität mit der Ingenieurschule für Landtechnik Berlin-Wartenberg zur Ingenieurhochschule Berlin in Berlin-Wartenberg für die Ausbildung in der Grundstudienrichtung Mechanisierung der Landwirt- schaft zusammengeführt. Nach 67 Jahren erfolgreicher landtechnischer Lehre und Forschung unter der Leitung von Gustav Fischer, Carl Heinrich Dencker und Heinrich Heyde wird das Institut für landwirt- schaftliches Maschinen- und Bauwesen an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt- Universität geschlossen [13].

Prof. Heyde hält 1970 aus Anlass der 100. Wiederkehr des Geburtstages seines Lehrers und Vorgängers im Amt Prof. Gustav Fischer in seinem kleinen Hörsaal in der Invalidenstraße 42 eine Gedenkvorlesung.

Darüber schreibt er Frau Fischer:

Sehr geehrte Frau Fischer, heute, am Tage der 100. Wiederkehr des Geburtstages, bin ich mit meinen Gedanken bei meinem hochverehrten, geliebten Lehrer und Amtsvorgänger, dankbar für alles, was er mir an Unterweisung während des Studiums und an Ratschlägen während meiner Nachfolge gegeben hat, dankbar für das allerdings unerreichte Vorbild, das er mir gewesen ist. ... Zur Vorbereitung habe ich in den letzten Wochen fast alle der über 150 Veröffentlichungen durchgelesen. Ich kann sagen, dass dies eine ungemein interessante Arbeit war, die mir große Freude gemacht hat [16].

Sein Freund und Weggefährte Oberingenieur Theodor Stroppel schreibt ihm:

So war die Gedächtnisstunde für Gustav Fischer zugleich Deine Grabrede für das einst so blühende Insti- tut? [17]. Sie ist es gewesen.

Für seine unermüdliche Tätigkeit als Hochschullehrer und Forscher und seine Verdienste um die Ent- wicklung der Agrarwissenschaften erhält Prof. Heyde bereits 1960 den Vaterländischen Verdienstorden der DDR in Bronze.

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Die Ingenieurhochschule Berlin-Wartenberg ehrt ihn zu seinem 75. Geburtstag mit der Ehrenplakette und der Eintragung in das Ehrenbuch der Ingenieurhochschule. Zum gleichen Anlass wird an der Ingenieur- hochschule ein Heinrich-Heyde-Kolloquium eingerichtet [18].

Die Humboldt-Universität zu Berlin verleiht ihm 1981 anlässlich der 100. Wiederkehr des Gründungsta- ges der ehemaligen Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin die Ehrendoktorwürde zum Dr. agr. h.c., eine Reverenz an den letzten Direktor des traditionsreichen Berliner Landmaschinen-Instituts.

Er unterhält als Ruheständler rege briefliche Kontakte und besucht auch gelegentlich Freunde aus der gemeinsamen Zeit als Landtechniker, so auch zu Prof. Rosegger in Braunschweig17. Einige Mitteilungen aus seinem Schriftverkehr mit Familie Rosegger geben Einblicke in seine Zeit als Ruheständler:

Nichts zwingt einen mehr, zitiert er einen Ausspruch eines Freundes über den Ruhestand. Nach fünf Jah- ren kommt man aus allem Fachlichen völlig heraus. ... Ich habe mich, weiß Gott, in meinem beruflichen Leben genug geschunden und meine Runzeln, die mir die Fotografin jetzt wegretouchiert hat, ehrlich er- worben (Bild 8).

Bild 8: Heinrich Heyde 1979 [20]

17Briefe und Karten (1966 bis 1985) von Prof. Heyde hat Prof. Rosegger freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

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Ein einschneidendes Ereignis ist 1969 der Tod der Tochter durch einen Verkehrsunfall in Havanna. So langsam vergeht die Zeit, weil sie so schwer ist. ... Freude und Lebensinhalt ist unser Enkel.

1970 besucht er das Grab von Gustav Fischer, unseres unvergesslichen Geheimrates und er erinnert 1975 an seinen 105. Geburtstag. Auch das Grab seines Freundes Theodor Stroppel besucht er 1981 in Braun- schweig.

Seine Briefe und Karten an den ehemals republikflüchtigen Prof. Rosegger schickt er meistens aus West- berlin oder aus Urlaubsorten.

Sie beginnen oft mit Lieber Freund Rosegger und schließen mit In alter Verbundenheit oder In alter Freundschaft. Reisen, die über Braunschweig führen, nutzt er regelmäßig zu Besuchen bei Roseggers.

Wieviele gemeinsame Erlebnisse hatten wir doch, wenn ich jetzt Rückschau halte ... gemeinsamer Urlaub in Ahrenshoop, ja das waren noch Zeiten, als wir gemeinsam auf Reisen gingen.

Er beklagt 1984 ein katastrophal schlechtes Gedächtnis und mangelnde Unternehmungslust. An Humor fehlt es ihm nicht:

Den Wettlauf mit der Straßenbahn gewinne ich noch immer, wenn sie an der Haltestelle steht.

Zu seinen Hauptbeschäftigungen rechnet er das Einholen und den Schriftverkehr. Ich lese Bücher, die meine Heimatstadt Berlin betreffen, von denen ich eine stattliche Anzahl besitze.

1982 hält er an der Ingenieurhochschule Berlin seinen letzten veröffentlichten Vortrag: Zur Entwicklung der Technik in der Landwirtschaft18.

Am 27. Februar 1987 ist Prof. Dr.-Ing. Dr. agr. h.c. Heinrich Heyde in Berlin gestorben.

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Weitere Biografien

Eckhard Mothes19 studiert nach landwirtschaftlicher Lehre und Prüfung zum Landwirtschaftsgehilfen von 1946 bis 1949 Landwirtschaft an der Leipziger Universität. Nach dem Studium übernimmt er 1950 einen bäuerlichen Betrieb im Kreis Leipzig. Von 1951 bis 1953 ist er Doktorand bei Prof. Dr. Georg Der- litzki (1889-1958), dem Mitbegründer der Landarbeitslehre und nach 1945 Professor für Landarbeitslehre an der Universität Halle/Saale.

Mothes promoviert 1953 in Halle mit der Dissertation Ar- beitswirtschaftliche Untersuchungen der Stroh-Stalldung- Kette in mitteldeutschen Großbetrieben. 1956 habilitiert er sich 29-jährig an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakul- tät der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Arbeit Be- triebswirtschaftliche Untersuchungen des Gebäudebedarfes landwirtschaftlicher Großbetriebe.

Dem Lehrauftrag „Landwirtschaftliches Bauwesen“ (1956) folgt 1959 die Berufung zum nebenamtlichen und 1960 zum hauptamtlichen Dozenten. In dieser Zeit ist er Lehrender und Lernender zugleich: Von 1958 bis 1961 absolviert Dr. Mothes ein Fernstudium für „Bauingenieurwesen“ an der Ingenieur- schule für Bauwesen in Berlin und schließt es als „Ingenieur für Technologie des Hochbaus“ ab. Von 1963 bis 1964 arbei- tet er unter Beibehaltung seiner Lehrverpflichtungen als tech- nologischer Projektant in der Abteilung für Landwirtschafts- bau Mahlow des damaligen volkseigenen Betriebes Hochbau- projektierung Potsdam an der Projektierung von Anlagen für alle Tierarten. Aus dieser Tätigkeit kommen viele Erkenntnisse, die sich unmittelbar in der Lehre umsetzen lassen. Außerdem wird der Grundstein für seine Forschung und Prüfung mit dem Schwerpunkt Klimagestaltung in Großanlagen gelegt. Über 100 Diplomanden und 36 Doktoranden sind von ihm betreut und in vielen Fällen unmittelbar in seine For- schungs- und Prüfungsaufgaben einbezogen worden. Mit beispielhafter Regelmäßigkeit hat Doz. Dr.

Mothes veröffentlicht. In über 150 Beiträgen in Fachzeitschriften sowie Fachbüchern begleitet er aktuell die Entwicklung des landwirtschaftlichen Bauwesens. Den Studierenden stehen seine Lehrbriefe, Lehr- und Fachbücher zur Verfügung. Zwei seiner Bücher sind in hoher Auflage auch in der ehemaligen Sow- jetunion erschienen.

In der Vorlesung begeistert er sein Auditorium ebenso wie in wissenschaftlichen Studentenzirkeln. Die Studierenden finden in ihm einen väterlichen Freund, einen vertrauensvollen Ratgeber, schätzen seinen hohen persönlichen Einsatz und sein wissenschaftliches Streben. Der Beruf des Hochschullehrers ist ihm Berufung und Ehre zugleich. Er übt ihn mit Stolz und Engagement aus [19].

Für seine Verdienste wird er mit der Verdienstmedaille der DDR und mit der Ehrennadel der URANIA in Silber und in Gold ausgezeichnet.

19Frau Dr. Marianne Mothes, Herr Dekan Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ernst Lindemann und Herr Doz. Dr.-Ing. Thomas Lüpfert haben dankenswerterweise mit biografischen Angaben, Texten und Recherchen unterstützt.

Bild 9: Doz. Dr. sc. agr. Ing. Eckhard Mothes

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Sylvester Rosegger20 ist am 3. Dezember 1912 in St. Lorenzen/Steiermark geboren. Die Familie ist mit dem österreichischen Schriftsteller Peter Rosegger entfernt verwandt. Nach landwirtschaftlicher Lehre und höherer Landbauschule ist er Inspektor auf dem Stadtgut Schönerlinde bei Berlin und im Versuchsgut der preußischen Versuchs- und Forschungsanstalt für Landarbeit Bornim.

1941 schließt er das Studium an der Landwirtschaftlichen Fa- kultät der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin ab. Von 1946 bis 1951 ist er Fachlehrer und ab 1950 Direktor der Fachschule für Landwirtschaft Wernigerode. Am 19.10.1948 promoviert S. Rosegger an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Berliner Universität mit der Dissertation Leistung und technische Ausrüstung von Familienbetrieben der Siedlung Schmatzfeld am Nordharz.

1952 erhält S. Rosegger die Berufung zur Wahrnehmung einer Professur mit vollem Lehrauftrag für Agrarökonomie an der Fakultät für Bauwesen der Technischen Hochschule Dresden.

1953 wird er zum Professor mit Lehrstuhl und Direktor des Instituts für Landtechnische Betriebslehre an der Fakultät für Maschinenwesen der Technischen Hochschule Dresden beru- fen. Zeitgleich beruft ihn die Deutsche Akademie der Land- wirtschaftswissenschaften zu Berlin zum Direktor des Instituts für Landtechnik der Deutschen Akademie der Landwirt- schaftswissenschaften (DAL). 1955 wird er zum ordentlichen Mitglied der DAL berufen. 1958 folgt die Berufung zum Professor mit Lehrstuhl für Mechanisierung und Direktor des gleichnamigen Instituts an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt- Universität zu Berlin. Nach seinen persönlichen Plänen will er sich künftig ausschließlich auf diese Auf- gabe konzentrieren. 1960 sind die Aufbauarbeiten in Dresden und 1961 in Bornim weitestgehend abge- schlossen. Seine Leistungen finden im In- und Ausland hohe Anerkennung. Er stellt sich häufig gegen politische Einflussnahme und Fehlentscheidungen zur landtechnischen Forschung, Entwicklung und Ver- sorgung. Das wird von einigen Dienststellen als Auflehnung gegen Partei und Staat gewertet.

Als er sich 1961 offen gegen den Bau der Berliner Mauer ausspricht, ist seine Amtsenthebung wegen an- geblich strafbaren staatsfeindlichen Verhaltens bereits beschlossene Sache. Er wird aller seiner Ämter enthoben und fristlos entlassen. Die Familie ist politischer Diskriminierung ausgesetzt. Der Professorenti- tel und staatliche Auszeichnungen werden aberkannt. Zur Bewährung ist er ab 1962 Hilfsarbeiter im Ge- räte- und Reglerwerk Teltow. Ende Januar 1964 gelingt ihm mit seiner Familie die Flucht über Warschau und Wien nach Braunschweig.

Er wird in der Forschungsanstalt für Landwirtschaft Braunschweig-Völkenrode Professor und Direktor des Instituts für Betriebstechnik als Nachfolgeeinrichtung des bisher von Prof. Meyer geleiteten Instituts für Schlepperforschung. Mit Prof. Heyde bestehen bis zu dessen Tod 1987 freundschaftliche Verbindungen.

Bild 10: Prof. Dr. Sylvester Rosegger (Referenten: G. Fischer, H. Heyde, J. Sennewald). (Aufn. 1977)

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1989/90 wird Prof. Rosegger durch die Humboldt-Universität zu Berlin, durch den Minister für Volksbil- dung der DDR, durch die Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR sowie durch den Minis- ter für Land- und Forstwirtschaft der DDR rehabilitiert. Die Technische Universität Dresden verleiht Prof.

Dr. Sylvester Rosegger die Würde eines Doktor-Ingenieurs ehrenhalber (Dr.-Ing. E.h.) Die steiermärki- sche Landesregierung verleiht ihm 1990 das Große Ehrenzeichen des Landes Steiermark.

Prof. Rosegger starb am 4. August 2006.

1931 wird Karl Friedrich Herrmann in Elbing/Ostpr. gebo- ren. Nach dem Besuch der Volks- und Oberschule, dem Ab- schluss der Landwirtschaftslehre, dem dreijährigen Besuch der Fachschule für Landwirtschaft in Dassow/Lütgenhof und ei- nem pädagogischen Lehrgang in Halle ist er von 1952 bis 1958 Fachschullehrer in Greifswald-Ladebow und Liebenwal- de bei Berlin. 1958 beendet er ein Fernstudium als Diplom- landwirt und beginnt eine Tätigkeit als wissenschaftlicher As- sistent im Landmaschinen-Institut.

Dr. Stutterheim muss 1958 als Oberassistent das Institut ver- lassen21. Karl Herrmann unterstützt Prof. Heyde bei der Orga- nisation des inneren Institutsgeschehens und wird als Diplom- landwirt zum Oberassistenten und damit zum Nachfolger von Dr. Stutterheim ernannt. Er hat sich in seinen bisherigen Tätigkeiten das notwendige Vertrauen für diese Ernennung erworben. In der Lehre ist er Vorlesungsassistent bei Prof. Heyde für das 2. Studienjahr. Dazu gehören u.a. das Heraussuchen der Dias und weiterer Lehrmittel, die Anwesen-

heitskontrolle bei jeder Vorlesung, die Bedienung von Dia-Apparat und Polylux sowie die Verteilung von Studienblättern an die Studenten. Außerdem übernimmt er landtechnische Übungen.

1962 promoviert er mit der Dissertation Vergleichende Untersuchungen zur Mechanisierung auf Riesel- land zum Dr. agr. und wird zum Abteilungsleiter Maschineneinsatz ernannt. Er ist im Institut verantwort- lich für die Koordinierung der Arbeit der Assistenten und des technischen Personals, die Ablaufpläne für Übungen, die Beschaffungen, die Inventarisierung sowie die Anleitung bzw. Betreuung des Werkstattper- sonals in Blumberg, der Außenstelle des Instituts. Er stimmt die Versuche und Versuchspläne auf den Versuchsflächen in der Außenstelle Blumberg ab. 1969 beendet er seine Tätigkeit in Berlin und wird nach dem Erwerb der facultas docendi an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Dozent für Techno- logie der Pflanzenproduktion im Wissenschaftsbereich Mechanisierung und Technologie. 1973 über- nimmt er die Leitung dieses Wissenschaftsbereiches.

Mit der Arbeit Die technologische Erprobung von Maschinenkomplexen unter den Bedingungen der in- dustriemäßigen Pflanzenproduktion - Messmethoden und Ergebnisse mehrjähriger Untersuchungen für

21s. Stutterheim, W.: Im Landmaschinen-Institut von 1950 bis 1958. Beitrag in dieser Schrift

Bild 11: Prof. Dr. Karl Herrmann (Aufn. 1965)

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