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Über den Hochschullehrer Heinrich Heyde

Die befragten ehemaligen Mitarbeiter, Doktoranden, Mitautoren oder einfach nur Hörer der Vorlesungen äußern sich ausnahmslos voller Hochachtung über den Hochschullehrer Prof. Dr. Heinrich Heyde.

Noch aufschlussreicher als die offiziellen Laudationes, die von ... respektvoller Verehrung und Hochach-tung seiner Schüler und seiner Fachkollegen ... zeugen [18], sind die auf die Lehre bezogenen Erinnerun-gen damaliger Weggefährten und Hörer Heydes.

Stutterheim betont, dass die Lehre für Heyde unbedingten Vorrang vor anderen Aufgaben hatte und fügt u.a. hinzu, dass das jährliche Überarbeiten des Lehrstoffes im Respekt Heydes sowohl vor seinen Hörern

Listner hebt hervor, dass bereits in den Vorlesungen mit einer geradezu sprichwörtlichen sprachlichen Präzision auf normengerechtes Arbeiten und die Nutzung wissenschaftlicher Arbeitsmethoden hingewirkt wurde. Bodenbearbeitung und Getreideernte seien bevorzugte Themengebiete in Vorlesung und Prüfung gewesen.

Ramin erinnert sich an den Grundsatz Heydes, den Sinn des Studiums vor allem im Erlernen wissen-schaftlicher Arbeit zu sehen. Welches Fach man studiert, sei dabei fast zweitrangig! Prüfungen sollten einen heilsamen Zwang zur Beschäftigung der Studenten mit diesem zum Teil doch ungeliebten Stoffge-biet ausüben.

Besonders begabten und interessierten Studenten gab Heyde in Kolloquien Gelegenheit, sich am wissen-schaftlichen Meinungsstreit zu beteiligen.

An die Landtechnik-Vorlesungen und Prüfungen sowie an die Jahre als Vorlesungsassistent bei Prof.

Heyde knüpft auch Tesch31 zahlreiche Erinnerungen, wägt das Für und Wider der Diapräsentationen im abgedunkelten Hörsaal ab und hebt das bedingungslose Pflichtbewusstsein Heydes in Lehrbelangen her-vor. Selbst in Zeiten der Freistellung von den Dienstaufgaben haben das Halten der Vorlesungen und die Abnahme von Prüfungen Vorrang vor der Arbeit an den Lehrbüchern.

Auch Weigt32 und Frenzel33 nehmen auf die Landtechnik-Prüfungen Bezug und charakterisieren Heyde als gerecht und mitunter recht nachsichtig. Über dem Prüfungssofa habe es einen Spruch gegeben, mit dem Heyde seinen gelegentlich auch ironischen Humor offenbarte: Von denen, die nichts zu sagen haben, sind mir die am liebsten, die dies schweigend tun.

Alle erinnern sich an den legendären Lehrstuhl, ein schönes Möbelstück aus Eichenholz mit gedrechsel-ten Säulen und lederbespannter Sitzfläche. Ramin sah ihn öfter als Leerstuhl, weil Heyde es vorzog, beim Diktieren oder Telefonieren zu stehen. Die Legenden um die verkürzten vorderen Beine des Stuhls ver-weisen u.a. auf Heydes Wissen um die Statik der Wirbelsäule und deren vertretbare Belastung beim Sit-zen. Mit seiner nach vorn geneigten Sitzfläche sei dies seiner Zeit der einzige ergonomisch günstig gestal-tete Lehrstuhl weit und breit gewesen.

Dieser Lehrstuhl hat heute einen Ehrenplatz an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Hum-boldt- Universität zu Berlin.

31Prof. Dr. Max Tesch (1936) erlebte als Student, Assistent, Oberassistent und wissenschaftlicher Mitarbeiter Prof. Heyde im Landmaschinen-Institut. Er promovierte 1968 zum Thema Vollmechanisierte Bergung und Verwendung von Häckselstroh. An der 1969 gebildeten Ingenieurhochschule Berlin-Wartenberg wurde M. Tesch 1973 Hochschuldozent für Technologie der Tierproduktion und 1986 außerordentlicher Professor. 1991 schied Prof. Tesch als Geschäftsführender Direktor des damaligen Instituts für Kommunal- und Umweltverfahrenstechnik in der Humboldt-Universität zu Berlin aus dem aktiven Berufsleben aus.

32Dr. Heinz Weigt (1932) war Assistent am Landmaschinen-Institut und promovierte 1968 bei Prof. Heyde mit dem Thema Untersuchungen über das Getreide häckselverfahren unter besonderer Berücksichtigung der Trennung von Korn-Häcksel-Gemischen. Danach war Dr. Weigt in der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften für die Mechanisierungsforschung zuständig.

33Dr. Dieter Frenzel (1936) war von 1961 bis 1968 am Landmaschineninstitut tätig und promovierte 1968 bei Prof. Heyde zur Kornabscheidung am Dreschkorb. Von 1974 bis 1991 wirkte Dr. Frenzel an der Ingenieurhochschule Berlin-Wartenberg als Forschungsthemenleiter für die Nassaufbereitung von Kartoffeln. In den neunziger Jahren beteiligte er sich erfolgreich an verschiedenen Projekten zur Kartoffel- und Waschwasseraufbereitung sowie zur Biomethanisierung.

Bild 4: Der Lehrstuhl

Nachbemerkung

Der Autor hat Prof. Heyde erst in dessen letzten Lebensjahren persönlich kennen gelernt. Umso wichtiger war beim Entstehen dieses Beitrages, dass ehemalige Schüler und Mitarbeiter von Prof. Heyde durch das Bereitstellen von Schriftgut und Informationen wertvolle Unterstützung gegeben haben. Besonderer Dank für hilfreiche Mitwirkung gilt den Herren Dr. Dieter Frenzel, Prof. Dr. Karl Herrmann, Dr. Günter König, Dr. Günter Listner, Dr. Ernst Ramin, Prof. Dr. Max Tesch und Dr. Heinz Weigt.

Auch wenn nicht jeder Hinweis aus den zum Teil sehr umfangreichen und amüsant zu lesenden Zuarbei-ten berücksichtigt werden konnte, so trugen doch alle Bausteine zur Vervollständigung des Gesamt-mosaiks bei.

Dr. Ulrich Pfitzmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Technik in der Pflanzenproduktion der Humboldt-Universität hat sich durch Beschaffung und Aufbereitung von Archivmaterial außeror-dentlich verdient gemacht und auch persönliche Erfahrungen eingebracht, war er doch von 1967 bis 1969 bereits Versuchstechniker am Landmaschinen-Institut. U. Pfitzmann promovierte 1983 als Mitarbeiter der Ingenieurhochschule Berlin-Wartenberg mit dem Thema Technologische Grundlagenuntersuchungen zum Wasserkreislauf bei der Nassaufbereitung von Speisekartoffeln an der Martin Luther-Universität Hal-le bei Prof. K. Herrmann.

Literatur

[1] Heyde, H.: Manuskript der Antrittsvorlesung Landmaschinenkunde, Sommersemester 1947 an der Berliner Universität. Archiv Agrartechnik, HU Berlin.

[2] Heyde, H.: Lehrplan Landmaschinenkunde (Entwurf 1947). Archiv Agrartechnik, HU Berlin.

[3] Heyde, H.: Landtechnik. In: Festschrift zur 75-Jahr-Feier der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät Berliner Forschung und Lehre in den Landwirtschaftswissenschaften Berlin, 1956, S. 219-227.

[4] Kühn, G.: zitiert in: Schneider, B.: Laudatio zum 80. Geburtstag Prof. Dr.-Ing. Dr. agr. h.c. Hein-rich Heyde, 1983.

[5] Heyde, H.: Manuskript zur Vorlesung Landmaschinenkunde an der Berliner Universität. Archiv Agrartechnik, HU Berlin.

[6] Ramin, E.: Persönl. Mitt., Febr. 2001.

[7] Müller, M.: Gemeinsame Landtechnik in Bornim und Berlin. In: Born. Agr.-techn. Ber., H. 24, Potsdam-Bornim, 1999.

[8] Heyde, H.: Vorlesungsankündigung Lehrfach Mechanisierung vom 9.9.1958. Archiv Agrartechnik, HU Berlin.

[9] Holldack, H.: Maschinenlehre für Landwirte. Berlin Verlag Paul Parey, 1949.

[10] Dencker, C. H.: Landwirtschaftliche Stoff- und Maschinenkunde.(16. Aufl.), Berlin: Verlag Paul Parey, 1951.

[11] Preuschen, G.: Die Technik im landwirtschaftlichen Betrieb. Stuttgart/z.Z. Ludwigsburg: Verlag Eugen Ulmer, 1951.

[12] Fischer, G.: Landmaschinenkunde für Studierende und Landwirte. (2. neu bearb. Aufl.), Stutt-gart/z.Z. Ludwigsburg: Verlag Eugen Ulmer, 1951.

[13] Ruhnke, F.: Mechanisierung der Landwirtschaft, Bd. 1-3. Lehrbriefe für das Fernstudium. Hrsg.:

Abt. Fernstud. der Landw.-Gärtn. Fak. der Univ. Leipzig, 1956.

[14] Heyde, H. (Hrsg.); Ramin, E. (Bearb.): Landtechnik, Wegleitung zum Lehrbuch Landmaschinen-lehre. Zentralabteilung für das Hochschulfernstudium der Landwirtschaftswissenschaften, 1967.

[15] Heyde, H. (Hrsg.): Landmaschinenlehre-Leitfaden für Studierende der Landwirtschaft, Bd. I (1.

Aufl. 1964; 2. Aufl. 1965; 3., stark veränd. Aufl. 1973), Berlin: Verlag Technik.

[16] Heyde, H. (Hrsg.): Landmaschinenlehre-Leitfaden für Studierende der Landwirtschaft, Bd.II (1.

Aufl. 1967; 2., stark bearbeitete Aufl. 1976; 5., durchges. Aufl. 1982), Berlin: Verlag Technik.

[17] Thum, E.: Maschinen und Anlagen für die Tierproduktion. (1. Aufl.), Berlin: Deut scher Landwirt-schaftsverlag, 1985.

[18] Maltry, W. und G. Brandt: Prof. Dr.-Ing. Heinrich Heyde 65 Jahre. Deutsche Agrartechnik 18 (1968) H. 3, S. 99.

[19] Stroppel, Th.: Brief vom 30.1.1977 an Prof. Heyde. Nachlass von Th. Stroppel bei A. Stroppel, Dettlingen/Teck.