Masterprojekt TU Wien 2013/14
Windige Energie? Ökonomie der Windkraft. Saubere Energie auf
Kosten der Landschaft?
AG 4 Stakeholder-‐Analyse
Stefan Gregorides
Marie Sophie Plakolm
Valentin Schedereit
Idaho National Laboratory/flickr (CC BY 2.0).
AG 4 Stakeholder-‐Analyse
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Abstract
Windenergie ist ein nicht unumstrittenes Thema. Es polarisiert. Der Ausbau erneuerbarer Energien genießt in der Gesellschaft weitgehend eine hohe Akzeptanz. Zu Zwiespälten kommt es u. a. beim Naturschutz, Standortentscheidungen und den Förderungen. Welche AkteurInnen treten nun in der Debatte auf? Welche Aufgabe haben sie und welche Position vertreten sie? Diese Fragen werden mit Fokus auf Niederösterreich mit Hilfe von Medienanalysen, Gesprächen sowie einer Literatur-‐ und Datenbankrecherche beantwortet. Darauf aufbauend werden zwei Windparkprojekte, Paasdorf-‐Lanzendorf und Predigtstuhl, genauer untersucht. Im Zuge einer sozialen Umfeldanalyse werden die unterschiedlichen Herangehensweisen bei Windenergieprojekten deutlich und sichtbar, wer wen beeinflusst. Ausgehend von den Erkenntnissen lassen sich Strategien einzelner Akteursgruppen ableiten. Die Analyse ist Teil eines an der TU Wien durchgeführten Projekts („P3“) mit dem Thema „Windige Energie? Ökonomie der Windkraft. Saubere Energie auf Kosten der Landschaft?“.
AG 4 Stakeholder-‐Analyse
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Inhaltsverzeichnis
Abstract... 1 Inhaltsverzeichnis... 2 1. Einführung ... 5Ziel der Stakeholder-‐Analyse 5 Einbettung ins Gesamtprojekt 5 Vorgehensweise 6 Räumliche Verortung der bestehenden Windkraftanlagen 7 2. AkteurInnen ... 9
Anbieterseite 9 Private Interessensvertretungen und Initiativen 24 Öffentliche Körperschaften und Institutionen 30 Sonstige AkteurInnen 33 Tabellarische Darstellung der analysierten Stakeholder 36 Exkurs: Parteistellung im UVP-‐Verfahren 38 3. Fallbeispiele ...39
Methodik 39 Windpark Paasdorf-‐Lanzendorf (Mistelbach) 40 Projektbeschreibung ... 40
AkteurInnen ... 41
Zeitliche Entwicklung... 44
Umfeldanalyse... 47
Windpark Predigtstuhl (Groß-‐Siegharts/Waidhofen) 49 Hintergrund... 49 Projektbeschreibung ... 50 AkteurInnen ... 52 Zeitliche Entwicklung... 58 Umfeldanalyse... 61 4. Synthese ...63
Unterschiede und Parallelen zwischen den Fallbeispielen 63 Erkenntnisse 64 Anhang ...67
AG 4 Stakeholder-‐Analyse
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Grafiken: Umfeldanalysen 72
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Abkürzungen
AG: Aktiengesellschaft (mit angefügter Ziffer: Arbeitsgruppe) Anm.: Anmerkung
BI: Bürgerinitiative bzw.: beziehungsweise DI: Diplomingenieur
FPÖ: Freiheitliche Partei Österreichs
GmbH: Gesellschaft mit beschränkter Haftung Hrsg.: Herausgeber
IG: Interessensgemeinschaft LVA: Lehrveranstaltung
NGOs: non-‐governmental organizations, dt. Nichtregierungsorganisationen NÖ: Niederösterreich
o. J.: ohne Jahresangabe
ÖVP: Österreichische Volkspartei
SPÖ: Sozialdemokratische Partei Österreichs u. a.: unter anderem
UVE: Umweltverträglichkeitserklärung UVP: Umweltverträglichkeitsprüfung vgl.: vergleiche WKA: Windkraftanlage z. B.: zum Beispiel z. T.: zum Teil
AG 4 Stakeholder-‐Analyse
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1.
Einführung
Ziel der Stakeholder-Analyse
Die Stakeholder-‐Analyse hat das Ziel, die beteiligten AkteurInnen im Bereich der Windenergie in Niederösterreich zu benennen, deren Aufgaben bzw. Funktion zu erläutern und deren Standpunkte zu beschreiben. Es gilt herauszufinden, wer wichtige Funktionen innehat, wer die (öffentliche) Meinung beeinflusst, wer welche Handlungshintergründe hat und wer mit wem zusammenarbeitet.
Für EntscheidungsträgerInnen ist die Kenntnis der Akteurslandschaft bzw. der Interessen und Positionen der “SchlüsselakteurInnen” wichtig, um ein effektiveres Zusammenspiel mit den AkteurInnen zu ermöglichen und gegebenenfalls auch die Zustimmung zu einem bestimmten (Windkraft-‐)Projekt zu erhöhen. (vgl. Schmeer 1999, S. 3)
Bei der Stakeholder-‐Analyse stehen vor allem qualitative Informationen im Vordergrund:
Stakeholder analysis is a process of systematically gathering and analyzing qualitative information to determine whose interests should be taken into account when developing and/or implementing a policy or program. (Schmeer 1999, S. 3)
Mit dieser Akteursanalyse soll vor allem ein Überblick geschaffen werden, welche Institutionen, Organisationen oder Personen in Niederösterreich beim Thema der Windkraftanlagen eine Rolle spielen.
Einbettung ins Gesamtprojekt
Die vorliegende Arbeit ist Teil der Pflichtlehrveranstaltung “Projekt 3” des Masterstudiums Raumplanung und Raumordnung an der TU Wien. Ziele der LVA sind ein allgemeines Verständnis zu ökonomischen Aspekten der Windkraft und die Anwendung auf ausgewählte raumplanerische Fragestellungen. Der Ablauf der LVA gliederte sich in drei Teile.
• Der erste Block wurde durch Inputs von Gastvortragenden gestaltet und gab einen
Überblick zu Ökonomie und Technik der Windkraft in Österreich.
• Im zweiten Abschnitt bearbeiteten die Studierenden vertiefende Inhalte weitgehend
selbstständig (unterstützt durch die LVA-‐LeiterInnen) in insgesamt fünf Arbeitsgruppen. Der vorliegende Bericht ist im Rahmen dieses zweiten Abschnittes entstanden.
• Der dritte Abschnitt schließlich besteht in einer Synthese der einzelnen
Arbeitsgruppe in Form z. B. eines Gesamtberichts, Planungshandbuch oder einer Homepage.
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Die fünf Arbeitsgruppen nehmen sich folgenden raumplanerischen Themenfeldern an:
Tabelle 1: Aufteilung der Arbeitsgruppen; Eigene Darstellung
Da bestimmte Bereiche nicht isoliert behandelt werden können, kam es teilweise zu Überscheidungen mit den anderen Arbeitsgruppen. Soweit es möglich war, wurden diese Bereiche bevorzugt im Bericht der jeweiligen Arbeitsgruppe behandelt. Um ein Beispiel zu nennen: Die UVP wird in diesem Bericht öfters erwähnt, sie zählt jedoch zu den rechtlichen Raumplanungs-‐Grundlagen und wird somit in AG 1 genauer erläutert. Soweit möglich, wird auf den Bericht der jeweils bearbeitenden Gruppe verwiesen.
Vorgehensweise
Die Analyse der relevanten Stakeholder erfolgt auf zwei verschiedenen Ebenen: Zuerst wird ein genereller Überblick gegeben, welche AkteurInnen in Niederösterreich im Bereich der Windenergie aktiv sind, welche Funktionen sie innehaben und wie ihre Einstellung zur Windkraft bzw. zum Ausbau der WKA aussieht.
Hier werden neben den im Genehmigungsprozess involvierten Parteien -‐ also dem Land, den Gemeinden, den WKA-‐BetreiberInnen und den Nichtregierungsorganisationen -‐ auch andere Institutionen und Interessensvertretungen auf Landesebene beschrieben. Diese Übersicht ist in Kapitel 2 (AkteurInnen) zu finden.
In einem zweiten Abschnitt wird auf die Akteurslandschaft zwei konkreter Projekte eingegangen, die sich zurzeit beide noch in der Planungsphase befinden: der Windpark Paasdorf-‐Lanzendorf im Weinviertel (Gemeinde Mistelbach) sowie der Windpark am Predigtstuhl im Waldviertel.
AG 1: Raumplanungs-Grundlagen der Windenergie
• Instrumente der Raumplanung (überörtliche / örtliche Rpl.), Genehmigungsverfahren, bisherige Standortentscheidungen
• Nationaler/internationaler Vergleich des Raumplanungs-‐Instrumentariums
AG 2: Ökonomische Bewertung der Windkraft
• Kosten-‐Nutzen-‐Analysen der Windkraft und Bewertung externer Kosten
AG 3: Regulatorisches Umfeld der Windkraft
• Mapping der wichtigsten Politik-‐Dokumente auf unterschiedlichen Skalen • Energiemarkt: Regulierungen, Förderungen
• (ev. Ethische Investments / Windkraft als Geldanlage)
AG 4: Stakeholder-Analyse
• Stakeholder-‐Mapping / Akteurslandschaft für Niederösterreich
• Übersicht über bestehende und geplante Projekte, einschließlich involvierter Akteure • Erhebungen in ausgewählten Standortgemeinden, inklusive rechtlicher und
ökonomischer Beziehungen zwischen den Akteuren
AG 5: Empirische Erhebung Landschaftsbild
• Entwicklung einer Repräsentativerhebung in Ostösterreich zur ökonomischen Bewertung (Wahrnehmung) des Landschaftsbildes durch Windkraftanlagen
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Schließlich können die Akteurslandschaften der beiden Projekte untereinander und mit der Stakeholder-‐Struktur auf Landesebene verglichen werden. Durch den Umstand, dass eines der Projekte (Paasdorf-‐Lanzendorf) relativ unproblematisch ist, während das andere (Predigtstuhl) ein umstrittenes “heißes Eisen” darstellt, ist der Vergleich besonders interessant. Diesem Unterschied entsprechend, fällt die Analyse des zweiten, problematischeren Fallbeispiels ausgedehnter aus.
Die Analyse erfolgte hauptsächlich durch Gespräche mit ExpertInnen sowie Medien-‐, Datenbank-‐ und Literaturrecherche. Die Aktualität und das Ziel, die gegenseitigen Einschätzungen der AkteurInnen herauszufiltern, machten es notwendig, auf zahlreiche -‐ Ressourcen zurückzugreifen. Aufgrund der Brisanz und Aktualität erfolgten die Auskünfte manchmal nur vage.
Räumliche Verortung der bestehenden Windkraftanlagen
Die folgende Karte zeigt die bis Ende 2013 in Niederösterreich installierten Windparks. Zusätzlich wird die Dichte der Windparks (anhand der Gesamtleistung) in den einzelnen Bezirken dargestellt. Die vier Bezirke mit dem stärksten Ausbau sind Mistelbach, Gänserndorf, Bruck a. d. Leitha sowie St. Pölten Land.
Abbildung 1: Windparks in Niederösterreich und Gesamtleistung nach Bezirken, 2013. Quelle Daten: IG Windkraft o. J. Kartengrundlage: Land NÖ. Eigene Darstellung.
Die folgende Karte zeigt die einzelnen Windparks klassifiziert nach ihrer Gesamtleistung. Auch hier sieht man, dass sich die leistungsstarken Windparks hauptsächlich im Osten Niederösterreichs und rund um die Landeshauptstadt befinden. Im Wald-‐ und Mühlviertel sind hingegen nur vereinzelt größere Windparks entstanden.
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Abbildung 2: Windparks in Niederösterreich nach Leistung, 2013. Quelle Daten: IG Windkraft o. J. Kartengrundlage: Land NÖ. Eigene Darstellung.
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2.
AkteurInnen
Anbieterseite
Auf der Anbieterseite ist zunächst zwischen Betreibern, Besitzern, Projektentwicklern und Anlagenherstellern zu unterscheiden.
• Windparkbetreiber
Aufgabe eines Windparkbetreibers ist die Steuerung und Überwachung der Anlagen sowie die regelmäßige Inspektion und Wartung der Betriebsmittel -‐ kurz gesagt der “alltägliche Betrieb”. Um ein Optimum an Einkünften einer Windparkinvestition zu erreichen, ist die richtige Betriebsführung entscheidend. Neben dem bereits erwähnten alltäglichen Betrieb des Windparks muss der/ die BetreiberIn alles daran setzen, durch vorausschauendes Handeln jede mögliche Stunde an Betriebszeit zu erreichen. Im Gegensatz zu traditionellen Kraftwerken werden Betrieb und Wartung eines Windparks oft auch an Dritte vergeben. Dies gilt besonders für WindparkbesitzerInnen, die oft Investitionskonsortien sind und weder die Absicht, noch die Mittel haben, ihren Windpark selbst zu betreiben. (vgl. World Wind Energy Association 2006)
Die Rolle eines Windparkbetreibers unterscheidet sich von Standort zu Standort und der Umfang der Aufgaben ist gewöhnlich auf den Bedarf des Windparkeigentümers zugeschnitten. Wenn der Eigentümer den Besitz eines Windparks als reines Investitionsobjekt ansieht, ist er womöglich auch nur an der Vorlage eines monatlichen Produktions- und Finanznachweises interessiert. Eigentümer mit einem umfangreicheren Portfolio an Energieerzeugungsanlagen dagegen werden die alltägliche Betriebsführung auch selbst übernehmen und Hilfskräfte nur für bestimmte Dienstleistungen einstellen. (World Wind Energy
Association 2006) • WindparkeigentümerInnen
Sie besitzen die Betriebsmittel eines Windparks, betreiben ihn aber nicht selbst. Die Betriebsführung wird einem/r WindparkbetreiberIn überlassen. Üblicherweise stellt der/ die BetreiberIn dem/der WindparkeigentümerIn Informationen zur Verfügung, welche für ihn von besonderer Bedeutung sind.
Normalerweise erfolgt die Berichterstattung monatlich und jährlich. Sie umfasst einen Vergleich zwischen Leistung (in MWh) und Budget (in Geldwerten ausgedrückt), geplante und ungeplante Wartung, Verfügbarkeit, Leistungsfaktoren, Alarmauslösungen, Ausfallzeiten, Ausgaben sowie sämtliche weiteren Informationen, die für den Windparkeigentümer von Interesse sein könnten. (World Wind Energy Association 2006)
In der Praxis kommt es häufig vor, dass es nicht eine/n EigentümerIn (juristische oder natürliche Person) alleine gibt, sondern sich die EigentümerInnen aus einem Konsortium zusammensetzen. Der Grund hierfür ist nachvollziehbar: Bei kolportierten Kosten von 3,5 Mio. Euro für eine moderne Windkraftanlage ist es für einen einzigen Investor oft schwierig, diese selbst zu finanzieren. Ein weiteres Argument für die Gründung von Konsortien ist die Risikominimierung. Hier muss auch auf die Bedeutung der Banken
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hingewiesen werden, die im Abschnitt „Sonstige AkteurInnen“ erwähnt werden. Die
folgende Grafik zeigt exemplarisch die Eigentümerstruktur des Windparks Großhofen.
Diagramm 1: Eigentümerstruktur der Windpark Großhofen GmbH. Quelle: ImWind Group o. J. Eigene Darstellung
Es gibt jedoch auch Unternehmen, welche 100% der einzelnen Windparks besitzen. Es fällt auf, dass dies hauptsächlich Unternehmen sind, die sich über Aktien oder Anleihen Kapital am Markt besorgen. Ein Beispiel hierfür wäre die WK Simonsfeld AG, die all Ihre Windparks (in Österreich) zu 100% selbst besitzt, ganz im Unterschied etwa zur ImWind Group GmbH.
• ProjektentwicklerInnen
Die Aufgabe von ProjektentwicklerInnen ist es, den Windpark von A bis Z zu planen. Darunter fallen unter anderem folgende Tätigkeiten:
-‐ Standortbewertung: Dabei werden Windmessungen vor Ort durchgeführt, auf dessen Basis erste mittlere Windgeschwindigkeiten errechnet werden können.
-‐ Machbarkeitsstudien: Erste Abschätzung bzw. Beurteilung von ortsabhängigen Risiken bzw. Konfliktpotentialen.
-‐ Grundstückssicherung (Vorabverträge und Pachtverträge)
-‐ Ausschreibung der Anlagen: Ausschreibungen stellen die Basis für Liefer-‐, Montage-‐ und Bauaufträge dar und bilden den Grundstein für die technisch und kaufmännisch einwandfreie Umsetzung der vereinbarten Leistungen.
-‐ Technische Planung: Hier erfolgt ein genaues Projektkonzept. Dazu gehört die genaue Dimensionierung der Anlagen, Planung von Zuwegung, Montage-‐ und Kranaufstellungsflächen sowie Netzanbindung.
-‐ Gutachten: Ertragsgutachten, Potentialkarten sowie Schallgutachten, aber auch Visualisierung des Landschaftsbildes.
-‐ Behördliche Abwicklung: Aufbereiten der Daten für Genehmigungsverfahren, strategische Umweltprüfungen, luftfahrtrechtliche, naturschutzrechtliche und sonstige Genehmigungen, Konfliktlösung mit NGOs, ...
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-‐ Öffentlichkeitsarbeit
-‐ Finanzplanung
(vgl. Energiewerkstatt Consulting GmbH 2013) • AnlagenherstellerInnen
Die AnlagenherstellerInnen entwickeln, produzieren und montieren die Anlagen. In Niederösterreich haben folgende HerstellerInnen den größten Anteil an Windkraftanlagen:
Diagramm 2: Leistung der Anlagenhersteller in NÖ. Quelle: IG Wind; Eigene Darstellung
-‐ Vestas Wind Systems A/S:
Das Unternehmen agiert global und betreibt über 49.000 Windkraftanlagen weltweit. Von 2000 bis 2011 war Vestas jeweils der nach jährlich ausgelieferter Leistung größte Hersteller von Windkraftanlagen weltweit. Das Unternehmen beschäftigt über 17.000 Angestellte weltweit. Bei der Geschäftsbezeichnung A/S handelt es sich um die dänische Form der Aktiengesellschaft. Der Unternehmenshauptsitz befindet sich in Aarhus in Dänemark.
Wichtigster Anlagentyp in NÖ ist die V90 mit 2MW (Nabenhöhe: 105m, Rotordurchmesser: 90m)
-‐ Enercon GmbH:
Enercon ist der größte deutsche Hersteller von Windkraftanlagen mit 13.000 Beschäftigten weltweit sowie über 20.000 WKA. Der Unternehmenshauptsitz befindet sich in Aurich in Deutschland. Häufigste Anlagentypen in NÖ sind: E-‐70 (bis zu 2,3 MW) sowie das Modell E-‐82 (2-‐2,3 MW). Nabenhöhe: bis zu 138m, Rotordurchmesser: bis 82m.
-‐ Senvion SE (vormals REpower Systems SE):
0 50 100 150 200 250 300 350
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Senvion SE, vor 2014 REpower Systems SE genannt, ist der drittgrößte
Anlagenlieferant in Niederösterreich. Bis heute hat das Unternehmen weltweit rund 4.600 Anlagen errichtet und beschäftigt rund 3300 MitarbeiterInnen.
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Wichtigste Betreibergesellschaften
In diesem Abschnitt werden die für Niederösterreich wichtigsten BetreiberInnen beschrieben. In der Praxis ist es meistens so, dass die BetreiberInnen auch Aufgaben der Projektierung übernehmen sowie häufig selbst EigentümerInnen der Windkraftanlagen sind. Nach den Daten der IG Windkraft -‐ Homepage ergeben sich zum Stichtag 10.11.2013 folgende Betreiberstrukturen (wichtigsten elf BetreiberInnen):
Diagramm 3: Leistung nach BetreiberInnen; Quelle Daten: IG Windkraft o. J. Darstellung: Eigene Darstellung
Die vier wichtigsten Betreibergesellschaften in NÖ sind die evn naturkraft GmbH, WK Simonsfeld AG, Ökoenergie GmbH sowie die W.E.B Windenergie GmbH. Diese vier werden im Folgenden detaillierter beschrieben. Zusätzlich wird die ImWind Group GmbH kurz dargestellt, die aufgrund einer verzweigten Unternehmensstruktur hier nur in Form der IWP
Großhofen GmbH aufscheint. 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180
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W.E.B Windenergie AG
Die W.E.B projektiert, betreibt und ist gleichzeitig Eigentümerin von Windparks, Photovoltaikanlagen sowie Wasserkraftanlagen. Sie ist dabei hauptsächlich in Österreich, aber auch Deutschland, Frankreich, Tschechien, Italien, Kanada tätig.
-‐ Firmensitz: Pfaffenschlag bei Waidhofen/Thaya -‐ Gründungsjahr: 2001 (WEB GmbH 1994) -‐ Mitarbeiter: 74
-‐ Aktien im Umlauf: 288.453
-‐ Umsatz 2012: 47,2 Mio. € (vgl. W.E.B 2013: S. 72) -‐ Anlagen in Niederösterreich: 65 (vgl. W.E.B o. J. b) -‐ Nennleistung: rund 80,5 MW (vgl. W.E.B o. J. b)
-‐ Besitz von WKA: bei allen Anlagen in Niederösterreich ist die W.E.B Windenergie AG zu 100% projektbeteiligt. (vgl. W.E.B o. J. b)
-‐ Eigentümer: hauptsächlich Streubesitz, darunter auch ImWind GmbH
Unternehmensbeteiligungen
-‐ Beteiligungen über 25 %: Sternwind Errichtungs-‐ und Betriebs-‐ GmbH, Sternwind Errichtungs-‐ und Betriebs-‐ GmbH & Co KG
-‐ Beteiligungen unter 25 %: Tauernwind Windkraftanlagen GmbH, Weinviertler Energie GmbH & Co KG, oekostrom AG, Windkraft Simonsfeld AG, GESY Green Energy Solution GmbH
Philosophie & Vision
Die W.E.B ist sehr stark regional verwurzelt und mit ihrem Firmensitz in Pfaffenschlag eine wichtige Arbeitgeberin in der Region. Vision der W.E.B ist es, in jedem Bezirk einen Windpark zu betreiben. Dabei versucht die W.E.B sehr viele regionale AkteurInnen einzubinden. Außerdem ist es Ziel, so viele Menschen wie möglich für die Energiewende zu begeistern, was durch bewusstseinsbildende Maßnahmen versucht sowie durch eine e-‐Tankstalle am Unternehmensstandort teilweise selbst vorgelebt wird. Unter anderem findet man auf der Homepage der W.E.B exklusiv für Aktionäre den “Energiebaukasten”. Dabei handelt es sich um eine Beratung in Sachen Energiewende, Photovoltaikanlagen, Stromspeicherung sowie den W.E.B Grünstrom. Des Weiteren bezieht die W.E.B den eigenen Strom zu 100% von der oekostrom AG. Ein wichtiges Statement ist auch, dass die W.E.B nur im Einklang mit der Bevölkerung Windparks errichten und planen möchte. (vgl. Dangl 2013)
Der neue Zonierungsplan wird von der W.E.B grundsätzlich begrüßt. Die W.E.B steht nach wie vor zur Linie eines schrittweisen Windkraftausbaus im Waldviertel mit vorerst einem Windpark pro Bezirk (in einer Maximalvariante -‐ wenn gewünscht -‐ von 3 Windparks pro Bezirk in den kommenden Jahren). (vgl. Simon 2013b)
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Abbildung 3: Standorte der Windparks in NÖ betrieben von der W.E.B Windenergie AG, 2013. Quelle Daten: IG Windkraft o. J. Kartengrundlage: Land NÖ. Eigene Darstellung.
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evn naturkraft Erzeugungsgesellschaft m.b.H.
Die evn naturkraft Erzeugungsgesellschaft m.b.H. ist der Ökostrom-‐Ableger des niederösterreichischen Landesenergieversorgers EVN und einer der größten Ökoenergieproduzenten Österreichs. Sie produziert Energie aus Wasser, Wind und Sonne. Die Gesellschaft tritt sowohl als Planerin und Betreiberin, als auch als Eigentümerin auf. Neuere Parks entstanden und entstehen oft als Partnerprojekte. Der Windpark Glinzendorf wurde z. B. gemeinsam mit Wien Energie entwickelt und betrieben.
-‐ Firmensitz: Maria Enzersdorf
-‐ Umsatz Geschäftsjahr 2012-2013: 62,5 Mio. € (vgl. evn naturkraft o. J.) -‐ Anlagen in Niederösterreich: 85 (vgl. IG Windkraft o. J.)
-‐ Nennleistung: rund 163 MW (vgl. IG Windkraft o. J.)
-‐ Eigentümer: EVN (100 %), diese wiederum gehört zu 100 % dem Land Niederösterreich
Unternehmensbeteiligungen (jeweils 50 %): evn naturkraft Beteiligungs-‐ und Betriebs-‐
GmbH; EVN Wien Energie Windparkentwicklungs-‐ und Betriebs-‐ GmbH
Philosophie & Vision
Die evn naturkraft sieht sich selbst als ein sehr stark regional verwurzeltes Unternehmen und somit als langfristige, verlässliche Partnerin der Gemeinden und der Bevölkerung -‐ mit Handschlagqualität und klaren Grundsätzen. Ziel ist es, einen Beitrag zu einer nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung beizutragen, nämlich eine ressourcenschonende und emissionsfreie Stromerzeugung durch optimale Nutzung erneuerbarer, natürlicher Energiequellen. (vgl. evn naturkraft o. J.)
Die EVN Netz GmbH ist bis auf einige Umlandgemeinden von Wien hauptsächliche Netzbetreiberin in Niederösterreich. Nachdem die evn naturkraft zu 100 Prozent dem Land gehört und größte Bertreiberin in Niederösterreich ist, gilt es zu hinterfragen, ob die Nähe zum Land hier wesentliche Vorteile mit sich bringt. Auf jeden Fall wird sie aufgrund dieser Tatsache von den Gemeinden als sichere Partnerin betrachtet.
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Abbildung 4: Standorte der Windparks in NÖ betrieben von der evn naturkraft, 2013. Quelle Daten: IG Windkraft o. J. Kartengrundlage: Land NÖ. Eigene Darstellung.
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ÖKOENERGIE Beteiligungs GmbH
Die ÖKOENERGIE GmbH besitzt, projektiert und betreibt Windparks ausschließlich in Niederösterreich. Sie ist auch im Bereich der Sonnenenergie, Wasserkraft und Biomasse tätig. Die Windparks Lichtenegg und Stockerau werden als Partnerprojekte in Form von direkten Beteiligungen geführt. Sie sind deshalb nicht in der Standortegrafik angeführt.
-‐ Firmensitz: Obersdorf
-‐ Anlagen in Niederösterreich bis 2012: 53 (vgl. IG Windkraft o. J.) -‐ Nennleistung: rund 90,6MW (vgl. IG Windkraft o. J.)
-‐ Eigentümer: überwiegend Streubesitz
Unternehmensbeteiligungen: oekostrom AG, W.E.B Windenergie AG, Windkraft Simonsfeld
GmbH & Co KG, Weinviertler Energie GmbH & Co KEG, Bucklige Welt Wind Wicon Engineering GmbH & Co KG, AAE Alpen Adria Energie, BEB AG
Philosophie & Vision
Laut der Unternehmensbeschreibung, beinhaltet erfolgreiches Wirtschaften für das Unternehmen langfristiges Planen und vorausschauendes Handeln. Es sieht Wirtschaften nicht nur als eine einmalige Ernte, sondern als System bei dem mit wertvoller Energie aus erneuerbaren Energiequellen und mit den vorhandenen Ressourcen schonend umgegangen werden muss. Das dezidiert ausgesprochene Ziel ist es, einen Beitrag zu leisten, um eine lebenswerte Umwelt für zukünftige Generationen sicherzustellen. (vgl. Ökoenergie GmbH)
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Abbildung 5: Standorte der Windparks in NÖ betrieben von der Ökoenergie GmbH, 2013. Quelle Daten: IG Windkraft o. J. Kartengrundlage: Land NÖ. Eigene Darstellung.
Windkraft Simonsfeld AG
Die Windkraft Simonsfeld AG ist der drittgrößte Windstromproduzent in NÖ. Das Unternehmen betreibt, projektiert und besitzt WKA. Außerdem betreibt das Unternehmen zwei Windparks in sowie ein Sonnenkraftwerk in der Slowakei.
-‐ Firmensitz: Simonsfeld -‐ Gründungsjahr: 1996
-‐ Mitarbeiter Inland: 46 (vgl. Windkraft Simonsfeld AG 2013, S. 3) -‐ Umsatz 2012: 21,9 Mio. Euro (vgl. Orbis)
-‐ Anlagen in Niederösterreich: 68 (vgl. IG Windkraft o. J.) -‐ Nennleistung: rund 134 MW (vgl. IG Windkraft o. J.) -‐ Eigentümer: überwiegend Streubesitz
Beteiligungsstruktur:
Die WK Simonsfeld AG besitzt 1.095 Stk. Aktien der W.E.B Windenergie AG sowie 2.300 Stk. der Ökostrom AG. Des Weiteren ist sie mit 2,72 % an der kolowind erneuerbare energie GmbH beteiligt. (vgl. Windkraft Simonsfeld AG 2012, 47)
Philosophie & Vision: Das Unternehmen sieht sich selbst als innovativ und
wachstumsorientiert und will durch Kompetenz und Erfahrung punkten. Das Leitbild lautet “Windkraft ist unser Antrieb -‐ Wir schaffen Werte -‐ für Mensch und Umwelt.“ (vgl. Windkraft Simonsfeld AG 2009)
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Abbildung 6: Standorte in NÖ betrieben von der WK Simonsfeld AG, 2013. Quelle Daten: IG Windkraft o. J. Kartengrundlage: Land NÖ. Eigene Darstellung.
ImWind Group GmbH
Die ImWind Group GmbH ist hauptsächlich im Bereich der Windkraft, aber auch im Bereich der Wasserkraft, Photovoltaik und zum Teil im Immobiliengeschäft tätig. Die Firma ist mit ihren WKA vor allem im Burgenland, aber mit dem bereits erwähnten Windpark Großhofen nun auch in Niederösterreich vertreten. Zudem wurden Windparks in Oberösterreich und der Steiermark sowie in Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Spanien entwickelt.
ImWind verfügt mit der Tochtergesellschaft ImWind Operations GmbH über ein eigenes Planungsbüro. Im Eigenbestand betreibt ImWind heute Windparks mit einer Leistung von knapp 200 MW. (vgl. ImWind o. J. a), die meisten jedoch außerhalb Niederösterreichs (vgl. Felling 2013b).
-‐ Firmensitz: Pottenbrunn -‐ Gründungsjahr: 1995 -‐ Mitarbeiter Inland: 49
-‐ Anlagen in Niederösterreich: 6
-‐ Nennleistung in Niederösterreich: 13,8 MW
-‐ Eigentümer: Haupteigentümer ist Johannes Trauttmansdorf-‐Weinsberg (CEO und Gründer)
Unternehmensbeteiligungen
Das Unternehmen agiert in Form von etwa 30 Beteiligungen. Durch die verzweigte Unternehmensstruktur scheint ImWind nicht unter den größten WindkraftbetreiberInnen auf. Unter anderem ist man einer der größten Aktionäre der W.E.B (vgl. ImWind o. J. a). Die folgende Grafik soll ein Bild von der komplexen Beteiligungsstruktur geben.
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Diagramm 4: Organigramm der ImWind-Gruppe. Quelle: ImWind o. J. b
Philosophie & Vision: Das Unternehmensmotto “Wer an morgen denkt, muss heute
handeln” betont die Notwendigkeit, die Energiewende durch den Ausbau erneuerbarer Energiequellen voranzubringen, um nicht länger von den fossilen, endlichen Ressourcen abhängig zu sein. Bei diesem Ausbau sind dem Unternehmen laut eigener Aussage Transparenz und umfassende Aufklärung wichtig. (vgl. ImWind o. J. c)
Abbildung 7: Standort in NÖ betrieben von ImWind, 2013. Quelle Daten: IG Windkraft o. J. Kartengrundlage: Land NÖ. Eigene Darstellung.
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BetreiberInnen von Bürgerkraftwerken
Natürlichen Personen ist es aufgrund der hohen Investitionskosten nur sehr begrenzt möglich, sich direkt an einem Windpark zu beteiligen. Dennoch ist es vereinzelt gelungen, dass Private in Form einer GmbH EigentümerInnen eines Windparks sind.
Die BetreiberInnen haben darauf reagiert und bieten durch Ausgabe von Aktien und Anleihen (bei W.E.B Windenergie AG bzw. Windkraft Simonsfeld AG) die Möglichkeit der Beteiligung. Die AktionärInnen besitzen dann einen Anteil vom Grundkapital des Unternehmens. Das ist laut Dangl von der W.E.B manchmal ein Problem, da die BürgerInnen gerne an einem bestimmten Windpark beteiligt sein möchten. An einer für die breite Masse finanzierbaren, direkten Beteiligungsmöglichkeit wird gearbeitet. (vgl. Dangl 2013).
NetzbetreiberInnen und StromanbieterInnen
Der/die NetzbetreiberIn stellt die Infrastruktur zur Stromversorgung bereit, der/die
StromanbieterIn verkauft hingegen die Energie bzw. handelt damit. Oftmals sind
NetzbetreiberInnen jedoch selbst auch als StromanbieterInnen tätig. Der Bereich des Stromnetzes ist ein Monopol, d.h. es gibt an einem Ort jeweils nur eine/n NetzbetreiberIn. Der Markt der Energielieferanten (Stromanbieter) ist hingegen liberalisiert.
Bei den NetzbetreiberInnen gibt es zwei unterschiedliche Arten: Die ÜbertragungsnetzbetreiberInnen sind für die überregionale Stromversorgung zuständig (Stichwort Hochspannungsleitungen), die VerteilnetzbetreiberInnen hingegen kümmern sich um die regionale Stromversorgung für den Endkunden. (vgl. Energie-‐Control Austria o. J.) Der österreichische Übertragungsnetzbetreiber ist die Austrian Power Grid AG (APG). Größte (Verteil-‐)Netzbetreiberin in Niederösterreich ist die EVN Netz GmbH. In einigen Umlandgemeinden von Wien betreibt Wien Energie das Netz.
Auf die Akteure im österreichischen Ökostrombereich wird im Bericht der AG3 („Regulatorisches Umfeld der Windkraft) näher eingegangen.
Der Transport der durch WKA gewonnen Energie ist eine Herausforderung für die NetzbetreiberInnen und verursacht einiges an Aufwand und Kosten, abhängig von der Größe der Anlagen:
Die vielen kleinen dezentralen Windparks würden, von einigen Lücken abgesehen, mit den bestehenden Netzen durchaus auskommen, heißt es in der Branche. (...) Windstrom in der zuletzt erreichten Größenordnung muss (...) durch die Netzbetreiber aufwendig umgespannt, eingeleitet und geregelt werden. Die Kostenaufteilung für diese Dienstleistungen und Investitionen führt immer wieder zu heftigen Diskussionen zwischen den Ökostrombetreibern und der E-Wirtschaft. (vgl. Groll 2013)
In Niederösterreich sind folgende StromanbieterInnen am Markt tätig:
-‐ AAE Naturstrom Vertrieb GmbH
-‐ Energie Klagenfurt GmbH
-‐ EVN Energievertrieb GmbH & Co KG
-‐ E-‐Werk Gösting
-‐ KELAG -‐ Kärntner Elektrizitäts-‐Aktiengesellschaft
-‐ MyElectric Energievertriebs-‐ u. Dienstleistungs GmbH
-‐ Naturkraft Energievertriebsgesellschaft m.b.H.
-‐ oekostrom Vertriebs GmbH
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-‐ Unsere Wasserkraft
-‐ Verbund
-‐ VKW Vorarlberger Kraftwerke AG
-‐ WEIZER Naturenergie GmbH
-‐ Wels Strom GmbH
(vgl. Wirtschaftskammer Österreich o. J.)
Regulierungsbehörde: E-Control
Die E-‐Control (Energie-‐Control Austria) ist als unabhängige Überwachungsbehörde für die Aufsicht des Energiemarktes zuständig.
Zudem überprüft sie in einem jährlichen Bericht, ob die Ziele des Ökostromgesetzes erreicht werden. (vgl. Energie-‐Control Austria 2013: 6)
Planungsbüros / Projektentwickler
Bei den Planungsbüros kann zwischen der Planung für die BetreiberInnen und der Planung für öffentliche Institutionen unterschieden werden. Erstere haben oft eine eigene Tochtergesellschaft, die diese Aufgabe übernimmt. Es gibt aber auch eigene Firmen, die sich auf die Planung von WKA spezialisiert haben.
Die Planungsaufgaben öffentlicher Institutionen werden öfters von privaten Büros übernommen. Auf interkommunaler und Landesebene wurde die Potentialflächenberechnung teilweise in Büros ausgelagert. Viele kleine Gemeinden lassen sich den Flächenwidmungsplan und das Örtliche Entwicklungskonzept von Planungsbüros erstellen, da intern nicht die Ressourcen sowie die fachliche Expertise vorhanden sind.
Bekanntheit hat vor allem das Büro Knoll Consult mit der einer Studie zum Windkraftpotential im Waldviertel bekommen. Es ist auch federführend bei der Erarbeitung des neuen Zonierungplanes (näheres siehe Kapitel 2 AkteurInnen – öffentliche Körperschaften). 2004 erstellte das Büro Knoll im Auftrag der IG Windkraft eine Studie zur Bewertung des Landschaftsbildes.
Im Zuge der Recherche ist ebenso das Büro Fleischmann aufgetaucht, das eine Windenergiestudie zum Weinviertel erstellt hat. Inhaltliche Details sind allerdings nicht bekannt. Das Büro Fleischmann übernimmt die Planung für zahlreiche Gemeinden.
IG Windkraft
Die IG Windkraft versteht sich als die Interessensvertretung für WindenergiebetreiberInnen, -‐herstellerInnen und -‐fördererInnen. Der Verein wurde 1993 gegründet und hat mittlerweile ca. 1.400 Mitglieder, die für 90% der in Österreich erzeugten Windenergie verantwortlich sind. Zu den Mitgliedern zählen Firmen aus der Dienstleistungs-‐ und Zulieferbranche, Betreibergesellschaften sowie Netzbetreiber, aber auch Privatpersonen. Die IG Windkraft bekommt keine Zuschüsse aus öffentlichen Geldern sondern finanziert sich durch die Mitgliedsbeiträge selbst. Im ehrenamtlich arbeitenden Vorstand sind u. a. Personen wichtiger Betreibergesellschaften vertreten, wie etwa von ImWind oder der Windkraft Simonsfeld AG. Auch außerhalb Österreichs ist die IG aktiv und Vorstandsmitglied bei der European Wind Energy Association (EWEA) und bei der European Renewable Energies Federation (EREF). Die IG hat ihren Sitz in St. Pölten. Im Jahr 2000 wurde in Oberösterreich ein Zweigverein mit Sitz in Freistadt gegründet.
Auf der Homepage listet die IG folgende Leistungen auf:
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-‐ Information und Beratung für Interessenten und BetreiberInnen
-‐ Mitgliederzeitschrift "Windenergie" (vierteljährlich) und Newsletter
-‐ Abos der Fachzeitschriften zu einem besonders günstigen Preis
-‐ Vorträge, Treffen und Exkursionen
-‐ Information über Beteiligungen an Windkraftprojekten
Die IG Windkraft ist somit die zentrale Anlaufstelle und Unterstützerin für den weiteren Windenergieausbau. Innerhalb der IG arbeiten die BetreiberInnen zusammen. Eine breite Öffentlichkeitsarbeit mit Veranstaltungen, Zeitschrift und stets aktueller Homepage sollen die Lobbyingarbeit vorantreiben. (vgl. IG Windkraft 2013)
Private Interessensvertretungen und Initiativen
Bürgerinitiativen / AnwohnerInnen
Im vereinfachten UVP-‐Verfahren haben die Bürgerinitiativen keine Partei-‐ sondern nur eine Beteiligtenstellung mit Recht auf Akteneinsicht (vgl. UVP-‐G § 3 Abs. 1). Da Windkraftprojekte, wenn überhaupt, immer nur dem vereinfachten Verfahren unterliegen (vgl. UVP-‐G Anlage 1), haben Bürgerinitiativen bzw. Anwohner niemals Parteistellung.
Der Bau von Windkraftanlagen ist nicht immer unumstritten. Es gibt zahlreiche Bürgerinitiativen, die miteinander gut vernetzt sind und sich gegenseitig bei Aktionen unterstützen. Einige haben eine eigene Homepage, wo ihre Anliegen der Öffentlichkeit dargelegt werden und Unterschriften gesammelt werden. Die Argumentationsschienen sind sehr ähnlich (Gesundheit, Schattenwurf, Vogelsterben etc.), jedoch zeigen sich manchmal unterschiedliche Schwerpunkte. So kritisiert die Bürgerinitiative Pro Thayatal stark, dass durch zusätzliche Windkraftanlagen keine Atomkraftwerke geschlossen werden. Der Dachverband Waldschutz kritisiert vor allem die Akteurskonstellationen der Netzbetreiber und PolitikerInnen.
Jimmy Moser von Pro Thayatal gibt zu bedenken, dass es für Windkraft-‐GegnerInnen in kleineren Gemeinden oft nicht leicht ist, an die Öffentlichkeit zu gehen. Ist das soziale Gefüge in einer Gemeinde dicht, befürchten die GegenerInnen missgünstig behandelt zu werden. Deshalb wurden im Wein-‐ sowie Waldviertel Interessensgemeinschaften gegründet (IG Weinviertel und IG Waldviertel), um das Auftreten nach außen zu vereinfachen. Innerhalb derer agieren die Bürgerinitiativen autonom. Die Initiativen entstehen immer aufgrund eines spezifischen Projektes. Nach Einschätzungen von Moser haben Bürgerinitiativen kaum mehr eine Chance, wenn die UVP einmal genehmigt ist. (vgl. Moser 2013a)
Die Verortung der BI zeigt einen Schwerpunkt rund um Hollabrunn, wo es offenbar einige umstrittene Bauvorhaben gibt. Im nördlichen Waldviertel gibt es hingegen nur zwei. Hier gilt es allerdings zu beachten, dass die Initiativen Pro Thayatal sowie die “Leben im Windpark -‐ Nein Danke” gegen mehrere Projekte auftreten. Die Vorortung ist somit mit Vorsicht zu genießen und beruht nicht auf Vollständigkeit. Sie gibt jedoch einen Einblick, wo es zu Protesten von Seiten der BürgerInnen kommt.
Nicht alle BürgerInnen haben das Kapital (Zeit, Geld, Wissen) sich in einer BI zu engagieren. Ein Großteil der Bevölkerung will und kann sich nicht Beteiligen. Deren Meinungen und Standpunkte sind nicht bekannt. Die BIs sind somit nur teilweise repräsentativ für die Gesamtbevölkerung.
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Abbildung 8: Verortung von Bürgerinitiativen im Bereich Windkraft in Niederösterreich, 2013. Quelle: Google 2013; Eigene Darstellung.
Aufgrund der hohen Anzahl der Bürgerinitiativen werden hier nur einige beispielhaft beschrieben.
• BI waldschutz.at
Die Bürgerinitiative „waldschutz.at – für ein lebenswertes Göllersdorf“ setzt sich für einen Erhalt der Lebensqualität in der Region ein. Der Schutz des Waldes und seiner Funktionen steht im Vordergrund. Sie steht den erneuerbaren Energien grundsätzlich positiv gegenüber, sofern dies nicht auf Kosten der Natur und Umwelt geht. Sie agiert unabhängig und überparteilich. Neben den negativen Auswirkungen auf die Umwelt wird auch die Politik rund um Windenergie kritisiert sowie die Konstitution der Betreiber. Zentrales Anliegen ist die Verhinderung eines Windparks in einem Wald in Göllersdorf. Nachdem erste Ideen bereits 2007 aufkamen, diese jedoch zurückgezogen wurden, kam es 2011 zu einer (laut der BI fragwürdigen) Befragung. (vgl. waldschutz.at – für ein lebenswertes Göllersdorf 2013)
• BI Freunde und FreundInnen des Dunkelsteinerwalds
Die BI Dunkelsteinerwald hat zehn Forderungen entworfen. Dazu zählen u. a. keine Windkraftanlagen, der Schutz des Dunkelsteinerwaldes (Ernennung zum Weltkulturerbe) sowie ein Stopp von Treib-‐, Hetz-‐ und Hobbyjagd. Mit Hilfe zahlreicher Aktionen wird versucht, den Bau zu verhindern. Über eine -‐Petition werden Unterschriften gesammelt. Zum momentanen Zeitpunkt (Oktober 2013) ist die Realisierung noch unklar. (vgl. BI Freunde und FreundInnen des Dunkelsteinerwalds 2013)
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• Österreichischer Bundesverband zum Schutz des Waldes
Der Österreichische Bundesverband zum Schutz des Waldes ist eine nicht gewinnorientierte Dachorganisation. Die Mitglieder, also die einzelnen Umweltschutzgruppen, kommen aus mehreren Bundesländern, auch aus Niederösterreich. Der 2009 gegründete Verband hat sich das Ziel gesetzt, den Wald und ökologisch sensible Gebiet vor technischen Eingriffen wie Windkraft-‐ oder Industrieanlagen zu schützen. Die drei Kernforderungen sind:
-‐ mehr Effizienz beim Einsatz von Windkraft
-‐ Schluss mit “unsauber”
-‐ mehr Transparenz
Anlässlich des „Tag des Gegenwindes 2010“ wurde ein Informationsfolder präsentiert, der u. a. folgende Kritik enthält:
Windkraft - die seit der Atomkraft umstrittenste Form der Energiegewinnung kann in Österreich innerhalb von 10 Jahren eine Verzwölffachung vorweisen. Dieses Wachstum basiert auf staatlicher Förderung (Einspeisetarife,..), (regional-)politischer Bevorzugung, sowie kostenintensiven Werbe- und Lobbying-Maßnahmen. Somit haben wir alle das Wachstum eines Industriezweigs aus privaten GmbHs & AGs mitfinanziert. In den drei Jahren mit weniger Förderung lag das Wachstum dieser Industrie -aus eigener Kraft - bei mageren 3% [!]. (…) Da die besten Flächen schon vergeben sind, geht der Trend nun Richtung Wald. (Österreichischer Bundesverband zum Schutz des Waldes
o. J.)
Abbildung 9: Windenergie und Subventionen. Quelle: Österreichischer Bundesverband zum Schutz des Waldes o. J.
• BI Pro Thayatal
Die Bürgerinitiative Pro Thayatal, gegründet 2012, tritt klar gegen den Bau von Windkraftanlagen im Waldviertel auf. Als Argumente werden die Auswirkungen auf Gesundheit, Risiken, Natur, Immobilienpreise und Umwelt genannt. Kritisiert wird auch, dass durch den Bau von Windkraftanlagen keine Atomkraftwerke in Tschechien (Nähe von Temelin) geschlossen werden und der Bau von weiteren nicht verhindert wird. Der Bau von WKA ist nur aufgrund der Förderungen rentabel, die auch Lagen mit geringem