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Windpark Predigtstuhl (Groß-Siegharts/Waidhofen)
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Abbildung 15: Potenzialfläche Knoll-Studie, Quelle: Knollconsult Umweltplanung ZT GmbH 2012: 69.
Projektbeschreibung
Der Predigtstuhl ist einer der höchsten Punkte in dieser Region. Laut Betreiberin sind in einer ersten Ausbaustufe fünf WKA geplant. Danach werden die BürgerInnen der Gemeinde entscheiden wie es weitergeht. Es sind insgesamt maximal acht Anlagen an diesem Standort möglich. (vgl. Simon 2013b)
Windpotential & Anlagentyp
Die Windpotentialstudie Österreich (2009 -‐ 2011) AuWiPot beziffert das Windpotential am gesamten Predigtstuhl bei 100 Meter über Grund mit 5,5 -‐ 6,5 m/s, was einem durchschnittlichen Wert darstellt. (vgl. AuWiPot 2011) Zum Vergleich, in Paasdorf-‐
Lanzendorf wird das Windpotential mit 6,5-‐7,5 m/s beziffert. Da die W.E.B weitgehend mit dem Anlagenhersteller Vestas kooperiert, ist anzunehmen, dass auch am Predigtstuhl dieser Anlagentyp zum Einsatz kommen würde. Der aktuelle Anlagentyp von Vestas für onshore Einsatz ist die V112, welche in Österreich seit 2013 zum Einsatz kommt. Sie liefert 3 MW Spitzenleistung und hat eine Nabenhöhe von 119 sowie einen Rotordurchmesser von 112 Metern. Eine Besonderheit der Anlagen von Vestas ist, dass sie mit Getriebe arbeiten. Das bringt laut Dangl eine bessere Windausbeute, erfordert jedoch mehr Wartung. (vgl. Dangl 2013)
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Abbildung 16: Geplante Windkraftanlagen, Quelle: Pro Thayatal o. J. a
Tourismuskonzept/Aussichtsturm
Einst stand am Predigtstuhl ein Vermessungsturm. Seit längerer Zeit bestehen nun Pläne, an dieser Stelle einen Aussichtsturm zu bauen, der Teil eines touristischen Konzepts sein soll.
Von der W.E.B besteht das Angebot diesen Aussichtsturm im Zuge des WKA Baus zu errichten. (vgl. Dangl 2013)
Laut W.E.B ist es bis dato an der Finanzierung gescheitert, jedoch würden der Windpark und die damit verbundenen Erträge und Wertschöpfung es ermöglichen, diese Bezirksattraktion wieder auferstehen zu lassen. An bestimmten Wetterkonstellationen wird man von diesem Aussichtsturm die AKWs Temelin und Dukovany sehen, zu denen der Windpark das klare Gegenkonzept ist. (vgl. Simon 2013c)
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AkteurInnen W.E.B
Eine ausfürhliche Beschreibung der W.E.B findet sich in Kapitel 2 (AkteurInnen – Anbieterseite)0. Sie plant das Projekt am Predigtstuhl als alleinige Betreiberin, obgleich es im WKA Bereich stark verbreitet ist, ein Konsortium zu bilden. Für dieses Projekt von besonderem Interesse sind die regionalen Aktivitäten der W.E.B, die in Pfaffenschlag, einer Nachbargemeinde von Waidhofen an der Thaya, ihren Firmensitz hat. Dazu gehören die Gründung sowie das Sponsoring von diversen Vereinen und Organisationen, wie etwa dem Waldviertler Energiestammtisch oder der Windinitiative Waldviertel. Für eine strukturschwache Region wie das Waldviertel, ist eine international agierende Firma von hoher Bedeutung. In Pfaffenschlag sind ca. 80 MitarbeiterInnen beschäftigt. Es wird davon ausgegangen, dass die W.E.B aufgrund ihres Firmensitzes im Waldviertel bestens vernetzt ist und somit Vorteile gegenüber anderen Projektwerbern besitzt. Zu hinterfragen gilt, ob die WKA in der Region um Pfaffenschlag auch als Prestigeobjekte zu sehen sind.
“Als Waldviertler Betreiber – noch dazu im Heimatbezirk - gab es immer Pläne die Windenergie auch in unserer Region nutzbar zu machen. Aber erst seit der entscheidenden Weiterentwicklung der Technologie (Maschinen mit 140m Nabenhöhe) war es möglich konkrete Projektierungen zu unternehmen. Projektstartschuss war der Waldviertler Windpakt zwischen den Gemeinden 2011.” (Simon 2013c)
Die wichtigsten Argumentationen für die W.E.B einen Windpark genau an diesem Standort zu errichten sind:
-‐ Sauberer Strom (mit dem W.E.B-‐Grünstrom auch direkt für die Haushalte der Standortgemeinden)
-‐ Regionale Wertschöpfung
-‐ Sicherung von Arbeitsplätzen in der Region -‐ Möglichkeit zur direkten Bürgerbeteiligung -‐ Belebung des regionalen Tourismus
-‐ Alle profitieren ideell (Beitrag zur Energiewende) und materiell: Region, Standortgemeinden, Bürger und die W.E.B
(vgl. Simon 2013c)
Interessant ist, dass die W.E.B offenbar einen Ausbau der Zentrale durch ein Technologie-‐
Kompetenzzentrum plant. Ein Projektstopp würde das Aus für weitere Investition und damit einhergehende Arbeitsplätze bedeuten. (vgl. Simon 2013b)
Anzumerken ist, dass sich die Kontaktaufnahme mit der W.E.B zu Beginn als langwierig gestaltete und trotz genauer Fragen keine aussagekräftigen Details bekanntgegeben wurden.
Standortgemeinden
• Groß-Siegharts
Bürgermeister der Waldviertler Gemeinde ist Gerald Matzinger (SPÖ). Die Bevölkerungszahl lag 2013 bei 2.282 EinwohnerInnen (vgl. Statistik Austria 2013).
Bis zu den Landtagswahlen und der WKA-‐Abstimmung war Maurice Androsch (SPÖ) Bürgermeister; er ist jetzt als Landesrat nach St. Pölten gewechselt. Auffallend ist sein aktives Mitwirken bei den regionalen Organisationen/Vereinen, wie beim “Zukunftsraum Thayaland”, wo er (stellvertretender) Obmann ist oder seine Schriftführertätigkeit u. a..
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bei der EUROPA Plattform -‐ Pro Waldviertel. Neben der politischen Laufbahn arbeitete Androsch viele Jahre als Gendarmerie-‐ bzw. Polizeibeamter -‐ So auch sein Nachfolger Gerald Matzinger.
• Waidhofen an der Thaya
Waidhofen an der Thaya ist im Gegensatz zur Nachbargemeinde Groß-‐Siegharts ÖVP-‐
geführt, Bürgermeister ist Kurt Strohmayer-‐Dangl. Die Gemeinde weist eine Bevölkerung von 5.637 Einwohnern auf (vgl. Statistik Austria 2013).
Beide Gemeinden sind Mitglied der Kleinregion “Zukunftsraum Thayaland” sowie der
“Klima-‐ und Energiemodellregion Thayaland”. Auffallend ist, dass Kurt Strohmeyer-‐Dangl wie der ehemalige und der aktuelle Bürgermeister von Groß-‐Siegharts auch bei der Polizei arbeitet.
Anmerkung: Strohmeyer-‐Dangl trat Mitte Dezember nach Abschluss der genauen Analysen zurück. Genaue Gründe sind nicht bekannt. (vgl. Springer 2013)
Nachbargemeinde: Dietmanns
Abbildung 17: Potentielle Lage des Windparks überlagert mit angrenzenden Gemeinden (1. Ausbaustufe – rot, 2. Ausbaustufe – blau). Quelle: Land Niederösterreich 2007, Pro Thayatal o. J. a; Eigene Darstellung.
Dietmanns ist mit seinen 1.243 EinwohnerInnen (vgl. Statistik Austria 2013) die kleinste der betroffenen Gemeinden. Bürgermeister ist Harald Hofbauer von der SPÖ.
Dietmanns ist wie die beiden Standortgemeinden Mitglied der Kleinregion “Zukunftsraum Thayaland” sowie der “Klima-‐ und Energiemodellregion Thayaland”. Der Dietmannser Bürgermeister Harald Hofbauer soll einen Windpark südseitig am Sieghartsberg ablehnen, da
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zu viele BewohnerInnen ihre Fenster dorthin gerichtet haben. Der nördliche Teil scheint kein Problem zu sein. (vgl. Moser 2013b) Interessant ist die Lage von Dietmanns, da das Gemeindegebiet von Waidhofen sowie Groß-‐Siegharts eingekesselt ist.
Bürgerinitiativen
Die bereits in Kapitel 2 (AkteurInnen -‐ Zivilgesellschaftliche Initiativen) beschriebene BI Pro Thayatal tritt aktiv gegen die WKA in Groß-‐Siegharts auf. Mit Hilfe von Flugblättern, Demonstrationen und der aktiven Teilnahme an Informationsveranstaltungen wird versucht, der Bevölkerung ihren Standpunkt nahe zu bringen.
Am bekanntesten ist Jimmy Moser. Rund um die BI hat sich ein Personenkomitee gebildet, das zu einem “Nein” bei der Abstimmung im März 2013 aufgerufen hat. Diesem gehören unter anderem ein ehemaliger NÖ Landtagspräsident an.
Der neue Zonierungsplan gibt der BI Zeit, sich zu organisieren und Gegenargumente zu sammeln. Kritisiert wird vor allem die W.E.B, da sie laut Moser seit 2008 bei den BürgermeisterInnen für den WKA Ausbau wirbt. Anschließend kam es zu einem Schulterschluss mit dem Wirtschaftsforum. Durch die Gründung zahlreicher regionaler Initiativen (oft federführend durch die W.E.B), konnten viele wichtige AkteurInnen erreicht werden. Durch das 40/40/20 Ausgleichsmodell erhält die Region (Zukunftsraum Thayaland) bei jedem Windrad Geld. Moser gibt allerdings zu bedenken, dass die regionale Entwicklung in Zukunft fraglich ist, wenn die Landschaft durch WKA geprägt ist. Schließlich schätzen viele BewohnerInnen und TouristInnen das Waldviertel für seine Ruhe.
Ein großer Kritikpunkt ist, dass nicht ausreichend Windkraft vorhanden ist, um die Anlagen ertragreich zu führen. Rentabel werden die WKA erst durch die Förderungen. Da diese in zwei Jahren stark zurückgehen sollen, gilt es für die BI, den Ausbau noch mindestens diesen Zeitraum hinauszuzögern.
Die W.E.B versucht der BI durch die Ko-‐Finanzierung des Aussichtturms entgegenzukommen.
Dieser soll auch den Tourismus fördern. Die BI wertet dieses Entgegenkommen allerdings als
“Bestechungsversuch”. (vgl. Moser 2013a, b) Regionale Initiativen
• Zukunftsraum Thayaland, Klima- und Energiemodellregion
Der Zukunftsraum Thayatal ist ein Zusammenschluss von 15 Gemeinden (auch Dietmanns) im Bezirk Waidhofen. Die Vereinsgründung erfolgte 2006. Von der EU erhält die Region finanzielle Unterstützung. Die inhaltlichen Tätigkeiten basieren auf ein Kleinregionales Rahmenkonzept, das 2004 erarbeitet wurde. Ein besonderes Ziel ist die Schaffung einer energieautarken Region. (vgl. Zukunftsraum Thayaland 2013a)
“Die Schwerpunkte der Aktivitäten liegen in den Bereichen Siedlungsentwicklung, Wirtschaft, Verkehr, Soziale Infrastruktur, Jugendfreundlichkeit, Ver- und Entsorgung, Naturraum/Umwelt, Freizeit/Erholung/Tourismus/Kultur, Land- und Forstwirtschaft, Interkommunale Zusammenarbeit, grenzüberschreitende Zusammenarbeit”
(Zukunftsraum Thayaland 2013b).
Im Zuge dessen wurde auch die Klima-‐ und Energiemodellregion (KEM Zukunftsraum Thayaland) gegründet. Die KEM zielt auf einen langfristigen Fahrplan zur Sicherung der
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regionalen Energieversorgung ab, wozu auch die “maßvolle Nutzung der Windenergie”
gehört (Sturm o. J.).
Kommt das 40/40/20 Modell zur Anwendung, erhält der Zukunftsraum Thayaland bei jedem Projekt 20% der Ausgleichszahlungen. Bei den zahlreich geplanten Projekten, kann somit von einer hohen Summe ausgegangen werden, die der Zukunftsraum lukriert.
• Windinitiative Waldviertel
Die Windinitiative Waldviertel wurde im Juni 2011 gegründet mit dem Ziel, “den Strombedarf des Waldviertels bis 2030 durch Nutzung von Windenergie abzudecken und zusätzlich einen wichtigen wirtschaftlichen Impuls in der Region zu schaffen” (W.E.B o.
J.). Initiiert und getragen wird diese regionsübergreifende Initiative von dem Wirtschaftsforum Waldviertel und der W.E.B.
Des Weiteren zählen zum engen Team auch:
-‐ Projektverein Waldviertel
-‐ Regionalmanagement Waldviertel -‐ Energieagentur der Regionen
-‐ Wallenberger & Linhard Regionalberatung -‐ DOST -‐ Dorf-‐ und Stadterneuerung Waldviertel -‐ EU-‐Plattform Waldviertel
-‐ KEM (Klima-‐ und Energiemodellregionen) (vgl. Klima-‐ und Energiemodellregionen 2011)
Die Initiative wird von mehr als 40 Personen aus der Politik, Wirtschaft und anderen Organisationen unterstützt. Dazu zählt u. a. auch der ehemalige Bürgermeister von Groß-‐
Siegharts, Maurice Androsch. 2011 wurden von der Windinitiative vier Bezirksforen organisiert, an denen insgesamt mehr als 600 Personen Teil nahmen und Unterschriften für den WKA Ausbau gesammelt wurden. Sie hat auch das bereits erwähnte 40/40/20 Ausgleichsmodell entworfen. (vgl. Windinitiative Waldviertel o. J.)
Kritisiert wird, dass bei den Bezirksforen keine genauen Standorte genannt wurden und die Unterschriften für einen “Windpark Waldviertel” gesammelt wurden. Die W.E.B, obwohl Mitinitiatorin der Windinitiative, soll zu dem Zeitpunkt schon über die genauen Standorte Bescheid gewusst haben und diese bei der EVN angemeldet haben. (vgl. Moser 2013b)
• Wirtschaftsforum Waldviertel
2009 wurde von zwei Nationalratsabgeordneten sowie dem Regionalmanagement die Strategie “Waldviertel 2015+” initiiert. Ziel ist es, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern. Im Zuge dessen wurde der Verein “Wirtschaftsforum Waldviertel” gegründet, der bereits 170 Mitglieder hat durch die über 9000 ArbeitnehmerInnen repräsentiert sind. Wichtige PartnerInnen sind u. a. die WKO, das Regionalmanagement, die Europaplattform Pro Waldviertel sowie die Destination Waldviertel. (vgl. Wirtschaftsforum Waldviertel o. J.)
Die Vision sieht vor, der Waldviertler Wirtschaft ein Gesicht zu geben sowie aktive UnternehmerInnen zu haben, aber auch, dass das “Waldviertel weltberühmt wird für die Bereiche Gesundheit, Nachhaltigkeit (Ökologie und Energieeffizienz) und BIO-‐Produkte!”
(Wirtschaftsforum Waldviertel o. J.). Zur Umsetzung der Vision sowie der Ziele gibt es mehrere Leitprojekte; die Windinitiative Waldviertel ist eines davon.
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Obmann Christof Kastner erwähnt im Bezirskblatt, dass “jeder einen Beitrag zur Energiewende liefern soll. Wir sind für maximal drei Windparks zu je fünf Windrädern pro Bezirk" (Kastner 2013). Dies würde maximal 75 Windräder im Waldviertel bedeuten.
• Waldviertler Energiestammtisch
Der Waldviertler Energie-‐Stammtisch (WEST) ist 2001 aus einer Anti-‐Atom Bewegung entstanden. Die überparteiliche Plattform dient dem “Erfahrungsaustausch, als Informationsstelle und Ort der Begegnung und Bestärkung -‐ und ist damit Impulsgeber für Bewusstseinsbildung und Weiterentwicklung im Bereich Energie und Klimaschutz”
(Waldviertler Energie-‐Stammtisch o. J.). In den monatlichen Treffen reichen die Themen von Elektromobilität über Photovoltaik, Hintergründe zur Energiewende aber auch Windenergie.
Als Sponsoren treten unter anderem die W.E.B aber auch die oekostrom AG auf. Es ist somit zu hinterfragen, in wie weit die Überparteilichkeit gegeben ist. (vgl. Waldviertler Energiestammtisch o. J.)
NGOs -‐ BirdLife, Umweltdachverband
Von den in Kapitel 2 (AkteurInnen – Zivilgesellschaftliche Initiativen) beschriebenen NGOs sind keine Positionen zum Predigtstuhl-‐Projekt bekannt. Eine schriftliche Anfrage an BirdLife blieb unbeantwortet. Es bleibt abzuwarten, in wie weit sich BirdLife in ein mögliches UVP Verfahren einbringt.
Vom Umweltdachverband gibt es ein Positionspapier (vgl. Umweltdachverband 2011), welches für Waldstandorte besondere Kriterien vorsieht. Eine prinzipielle Ablehnung von Windparks im Wald ist nicht gegeben.
evn naturkraft
Evn naturkraft betreibt am Standort Japons einen der wenigen bisher errichteten Windparks im Waldviertel. Die Planung weiterer Anlagen ist nicht bekannt. Im Bezirksblatt verlautet der evn naturkraft Pressesprecher Stefan Zach, dass sie WKA nur dort bauen, wo es ideale Bedingungen gibt, sprich konstanten Wind. Im Waldviertel sieht er diesen nur bedingt. “Auch die EVN schaut sich den Standort Waldviertel an, hat dort jedoch kein großes Interesse an einem enormen Ausbau der Windkraft" (Zach 2013). Ebenso gibt er zu bedenken, dass das Netz der EVN ebenfalls irgendwann an seine Grenzen stößt. Ein adäquater Ausbau würde fünf bis acht Jahre brauchen. (vgl. Zach 2013)
Aufgrund des Netzes scheinen dem WKA Ausbau strukturelle Grenzen gesetzt zu sein, die nur langfristig behoben werden können. Es gilt zu hinterfragen, in wie weit die W.E.B die vorhandenen Netzstrukturen in den Ausbau mit einberechnet hat.
Liegenschaftseigentümer
Das beplante Grundstück hat mehrere EigentümerInnen. Ein Teil im Norden gehört der Familie des Grafen Gudenus. Nach Angaben von J. Moser gehört ein weiterer großer Teil einem im Ausland lebenden Mann, der über kein besonders großes Vermögen verfügt. Der Rest ist Streubesitz. Ein Bauer, der sich nicht bereit zeigte, sein Grundstück zu verkaufen, habe angeblich schon mehrfach verbesserte Kaufangebote von der W.E.B erhalten (vgl. Moser 2013b). Insgesamt sind im Vergleich zum Fallbeispiel Paasdorf-‐Lanzendorf weniger, dafür aber größere Grundstücksparzellen vom Projekt betroffen.
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Medien
Das Predigtstuhl-‐Projekt wird von Seiten der Medien unterschiedlich aufgenommen.
Berichtet die NÖN eher von Aktionen der W.E.B, so schreibt der Kurier eher aus Sicht der KritikerInnen. Die Bezirksblätter informieren die LeserInnen über Aktivitäten von allen Seiten. Es scheint allerdings, als gäbe es BerichterstatterInnen, die sich eindeutig für WKA aussprechen und deren Position auch nicht verbergen.
Abbildung 18: Medienberichte Predigtstuhl, Quelle: Zellinger 2012, Weisbier 2013, Zahrl 2012b.
Projekt Dietmanns Hills
Beim Projekt Dietmanns Hills handelt es sich um ein Wohnbauvorhaben an den Hängen des Predigtstuhls. Das planende Architekturbüro ist “WILLL ARCHITEKTUR ZT GmbH”. Der Baubeginn wird mit Frühjahr 2014 angegeben. Das Projekt wird folgendermaßen beworben:
“sieben Parzellen mit einer Größte von ca. 1000 m2 bis 1400m2, dass Privatsphäre und schöne Ausblicke für jedes Eigenheim gewährleistet sind” (Will Architektur ZT GmbH).
Aus der Projektbeschreibung ist zu entnehmen, dass vor allem die die Besonderheiten des Ortes mit seiner prägenden Hanglage sowie dem unverbaubarem Fernblick prägende Elemente für das Projekt sind. Die Wohneinheiten sollen nach Osten, Süden sowie Westen ausgerichtet sein. Da sich der geplante Windpark offensichtlich nördlich der Wohnbauten befindet, bedeutet dies, dass dieser nur beschränkt einsehbar sein wird. Dennoch kann davon ausgegangen werden, dass ein Wohnbauprojekt, welches auf Natur-‐ und Landschaftselemente setzt, einer großflächigen Landschaftsbildveränderung -‐ die ein Windpark nun einmal darstellt -‐ eher negativ eingestellt ist.
Laut Jimmy Moser ist der planende Architekt vom Projekt schockiert. Der Bürgermeister von Dietmanns habe ihm nie etwas davon gesagt (vgl. Moser 2013b).
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Zeitliche Entwicklung
Abbildung 19: Zeitliche Entwicklung Windpark-Projekt Predigtstuhl
Erste Ideen
Laut W.E.B gab es schon immer Pläne, die Windenergie auch in der eigenen Region nutzbar zu machen. Aber erst seit der entscheidenden Weiterentwicklung der Technologie (Maschinen mit 140m Nabenhöhe) war es möglich, konkrete Projektierungen zu unternehmen. Projektstartschuss war laut W.E.B ein Waldviertler Windpakt zwischen den Gemeinden 2011. (vgl. Simon 2013c)
Laut Jimmy Moser von der Bürgerinitiative fanden bereits 2008 erste Verhandlungen von Seiten des Betreibers mit den Bürgermeistern statt. (vgl. Moser 2013b) Die Ansichten, wann mit der Planung begonnen wurde, driften somit entzwei.
Informations-‐ und Diskussionsveranstaltungen
• Erste Informationsveranstaltung zum Windpark
Am 22. Juni 2012 wurden erstmals Pläne für einen Windpark am Predigtstuhl präsentiert.
Laut Bezirksblätter war damals nur eine Gegenstimme zum Projekt vernehmbar. (vgl.
Zellinger 2012b)
• Zweite Informationsveranstaltung zum Windpark 2001
• Gründung Waldviertler EnergiestammWsch
• laut W.E.B gab es schon immer Überlegungen für Windpark im Heimatbezirk (vgl.
Simon 2013 c)
2006 • Regionale IniWaWven (KEM, ZukunZsraum Thayaland, ..)
2008 • Erste Verhandlungen zwischen Betreiber und Gemeinden (vgl. Moser 2013)
2011 • Gründung der WindiniWaWve Waldviertel
2012
• Infoabend 1-‐ 3
• Windparkgegener formieren sich
2013
• Podiumsdiskussion
• Volksbefragung
• Widmungsstop -‐ Zonierungsplan
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Der nächste Infoabend fand in Hollenbach am 20. September 2012 (Katastralgemeinde von Gemeinde Waidhofen a. d. Thaya) statt.
Während dieser Informationsabend für die W.E.B eine fachliche und sachliche Information zum geplanten Windpark war (vgl. W.E.B o. J. a), sieht die BI Pro Thayatal das anders. Laut dieser dominierten kritische Fragen, welche bei weitem nicht ausreichend beantwortet werden konnten. Auch wurden laut BI nur Fragestellungen zugelassen, was eine echte Diskussion verunmöglichte. (vgl. Pro Thayatal o. J. b ).
• Dritte Informationsveranstaltung zum Windpark
25. Oktober 2012: Die W.E.B Windenergie lud wieder zu einem Informationsabend in den Stadtsaal von Groß-‐Siegharts ein. Im Zuge dieser Veranstaltung informierte die W.E.B abermals über die Errichtung des Windparks am Predigtstuhl, den aktuellen Projektstand und ermöglichte anschließend eine Fragerunde. Laut Bezirksblättern entstand eine sehr emotionell geführte Diskussion. (vgl. Irschik 2012)
• Protest
Am 14. Dezember 2012, vor Beginn einer Diskussionsveranstaltung zum Thema
„Erneuerbare Energie“ in Groß-‐Siegharts, protestierten rund 100 DemonstrantInnen vor dem Stadtsaal, um auf Ihre Anliegen aufmerksam zu machen. (vgl. Zahrl 2012a)
• Podiumsdiskussion
7. Februar 2013 -‐ rund ein Monat vor der Volksbefragung fand eine Podiumsdiskussion zum Thema Windkraft in Groß-‐Siegharts statt. Dies kann als Versuch gedeutet werden, so viele Befürworterinnen wie möglich zu mobilisieren. (vgl. Simon 2013e)
Volksabstimmung in Groß-‐Siegharts
Im März, zeitgleich mit den Niederösterreichischen Landtagswahlen, wurde eine Abstimmung mit der Frage, ob Windkraftanlagen im Gemeindegebiet von Groß-‐Siegharts errichtet werden sollen, durchgeführt. Bei einer Beteiligung von ca. 70% sprachen sich mehr als die Hälfte (56%) der Personen für den Bau von Windkraftanlagen aus.
Diagramm 7: Abstimmungsergebnis Befragung Groß-Siegharts, Quelle: Stadtgemeinde Groß-Siegharts 2013, Eigene Darstellung
56%
44%