Grundfragen des Mathematikunterrichts
– Einf¨uhrung und ¨Uberblick –
Maja ˇCeti´c / Kora Deweis-Weidlinger / Andreas Vohns
Sommersemester 2019
Einf¨uhrung Organisatorisches I 2019S 2
¨Ubersicht
Einf¨uhrung
Organisatorisches I: Zielgruppe, Technik
Inhalt I: Mathematikunterricht/-lehrperson/-didaktik ( ¨Ubungsphase) Inhalt II: Was ist und soll Mathematikdidaktik?
Inhalt III: Drei
” Unterrichtsmodelle“
Organisatorisches II: Alles andere
Einf¨uhrung Organisatorisches I 2019S 3
Zielgruppe
É
Bachelor Lehramt Sekundarstufe Allgemeinbildung mit UF Mathematik
É empfohlen f¨ur das 4. Fachsemester
É ist Voraussetzung f¨ur PPS1 und Begleit-LV im 5. Fachsemster É ist VU (Vorlesung mit integrierten ¨Ubungen, pr¨ufungsimmanent,
anwesenheitspflichtig (ca. 75%))
É
Diplomstudiengang Lehramt an h¨oheren Schulen mit UF Mathematik
É ersetzt ¨aquivalent PS / VO”Einf¨uhrung in die Fachdidaktik“
É kann auch nur f¨ur eins von beiden angerechnet werden, muss aber in G¨anze belegt/abgeschlossen werden
É Anrechnung PS-Note bzw. VO-Note m¨oglich É
Freies Wahlfach in allen anderen Studieng¨angen – alles andere sp¨ater –
Grundfragen des Mathematikunterrichts
Interaktionen (nur w¨ahrend VO aktiv)
https://www.wooclap.com/
https://www.wooclap.com/GMTKGS GMTKGS
Einf¨uhrung Brainstorming 2019S 5
Brainstorming: Mathematikunterricht/-lehrperson/-didaktik Organisation
Organisation
É
Drei Fragen, je 15 Minuten Zeit
É
Ein jeweils unterschiedliches Gruppenmitglied ist Diskussionsleiter/in, außer:
In wenigstens einer Runde ist Herr Vohns od. Frau ˇCeti´c od.
Frau Deweis-Weidlinger alternativ Diskussionsleiter/in
ÉNach jeder Phase (3–5 Minuten): Die Gruppe tr¨agt die
der Gruppe wichtigsten Diskussionsergebnisse bei Wooclap ein, je Eintragung sind
100 Zeichen100 Zeichen m¨oglich
Grundfragen des Mathematikunterrichts
Einf¨uhrung Brainstorming 2019S 6
Brainstorming: Mathematikunterricht/-lehrperson/-didaktik Impulsfragen/Hashtags
Impulsfragen/Hashtags
É
#1:Mathematikunterricht
Was ist guter Mathematikunterricht?
Einigen Sie sich auf 3 Merkmale!
É
#2:Mathematiklehrperson
Was sind die wichtigsten Eigenschaften / Qualifikationen, die eine gute Mathematiklehrperson haben sollte?
Einigen Sie sich auf 3 Eigenschaften / Qualifikationen!
É
#3:Mathematikdidaktik
Was erwarten Sie vom Bereich
” Mathematikdidaktik“ bzw. dieser LV?
Einigen Sie sich auf 3 Erwartungen!
Einf¨uhrung Was ist und soll Mathematikdidaktik? 2019S 7
Was ist Mathematikdidaktik?
Didaktik Didaktik
É
Urspr¨unglich (Wortherkunft): ” Kunst des Lehrens“
É
enges erziehungswissenschaftliches Verst¨andnis:
Bildungslehre, Theorie der Bildungsinhalte und des Lehrplans
É
im weiteren Sinne:
” alle wissenschaftlichen Untersuchungen und Theorien [...], die sich auf Lehr- oder Lernprozesse und dar¨uber hinaus auf jedwedes
erziehende, bildende oder schulische Geschehen beziehen“ (F¨uhrer, 2012, S. 8)
Grundfragen des Mathematikunterrichts
Einf¨uhrung Was ist und soll Mathematikdidaktik? 2019S 8
Was tut Mathematikdidaktik?
Sucht mit Blick auf den Mathematikunterricht nach Antworten auf
Multi-Frage (F¨uhrer, 2012, S. 13)
ÉWer (Lehrer, Sch¨uler) soll
Éwas (Erkennen, Handeln)
É
mit wem (Organisationsformen)
É
wie lange, wie intensiv und mit welcher Hilfe (Differenzierung)
Ézu welchem Zweck und warum (Bildungs-/Erziehungsziel) tun?
Einf¨uhrung Was ist und soll Mathematikdidaktik? 2019S 9
Zu welchem Zweck forscht Mathematikdidaktik?
Research in Mathematics Education (Schoenfeld, 2002, S. 222)
Research in mathematics education has two main purposes, one pure and one applied.
É
Pure Pure (Basic Science):
To understand the nature of mathematical thinking, teaching, and learning;
É
Applied Applied (Engineering):
To use such understandings to improve mathematics instruction.
Grundfragen des Mathematikunterrichts
Einf¨uhrung Was ist und soll Mathematikdidaktik? 2019S 10
Wie forscht Mathematikdidaktik?
Arbeitet eng mit Bezugsbereichen zusammen, kann aber nicht durch diese ersetzt werden
… ist eng mit Bezugsbereichen verknüpft
Quelle: Führer, L. (1997): Pädagogik des Mathematikunterrichts. Braunschweig: Vieweg.
Quelle: Schoenfeld, A (2000). Purposes and Methods of Research in Mathematics Education.
Notices of the AMS 47(6), p. 641‐649
Quelle: Wittmann, E. Chr. (1981): Grundfragen des Mathematikunterrichts. Braunschweig: Vieweg. Quelle: Bruder, R. et al. (2016): Handbuch der Mathematikdidaktik. Heidelberg: Springer.
… sucht für das Lehren, Lernen und den Unterricht in Mathematik nach Antworten für die Frage:
Wer soll was mit wem, wie intensiv und mit welcher Hilfe zu welchem Zweck und warum tun?
…kann man unterteilen in
Grundlagenforschung („basic science“)
„versuchen, die Natur des mathematischen Denkens, Lehrens und Lernens (besser) zu verstehen“
Angewandte Forschung („engineering“)
„versuchen, dieses Verständnis für die Verbesserung des Mathematikunterrichts zu nutzen“
Mathematikdidaktik
… beschäftigt sich unter anderem mit Mathematik als Lehr‐ und Lerninhalt
Arithmetik, Algebra, Analysis, Geometrie, Stochastik Mathematischen Denk‐ und Arbeitsformen
Begriffsbildung, Problemlösen, Algorithmik, Argumentieren und Beweisen, Anwendungen und Modellieren, Darstellen und Kommunizieren Mathematik im Unterrichtsprozess
Unterrichtsmethoden, Aufgabenqualität, Medien, Diagnose und Leistungsbeurteilung,
Individualisierung und Differenzierung
(Wittmann, 1981, S. 2)
Einf¨uhrung Was ist und soll Mathematikdidaktik? 2019S 11
Was tut Mathematikdidaktik?
Bruder, Hefendehl-Hebeker, Schmidt-Thieme und Weigand, 2015 Besch¨aftigt sich unter anderem mit (vgl. Bruder et al., 2015):
É
Mathematik als Lehr- und Lerninhalt Mathematik als Lehr- und Lerninhalt
Arithmetik, Algebra, Analysis, Geometrie, Stochastik
ÉMathematischen Denk- und Arbeitsformen Mathematischen Denk- und Arbeitsformen
Begriffsbildung, Probleml¨osen, Algorithmik,
Argumentieren und Beweisen, Anwendungen und Modellieren, Darstellen und Kommunizieren
ÉMathematik im Unterrichtsprozess Mathematik im Unterrichtsprozess
Unterrichtsformen, Aufgabenqualit¨at, Medien, Diagnose und Leistungsbeurteilung,
Individualisierung und Differenzierung
Grundfragen des Mathematikunterrichts
Einf¨uhrung Was ist und soll Mathematikdidaktik? 2019S 12
Was kann Mathematikdidaktik (nicht) leisten?
Theorie
<>Praxis (Wittmann & M¨uller, 1990, S. 157) Obwohl ich den Nutzen einer guten Theorie f¨ur die Praxis sehr hoch einsch¨atze, bin ich mir der
prinzipiellen Grenzentheoretischer ¨Uberlegungen voll bewusst.
Die Praxis ist ja viel zu kompliziert, als dass man sie theoretisch im einzelnen vorwegnehmen und bestimmen k¨onnte.
Daher steht
den Praktikernselbst das letzte Wort ¨uber ihre didaktischen Entscheidungen zu, die letztendlich sie
gegen¨uber den ihnen anvertrauten Kindern und gegen¨uber
der Gesellschaft verantworten m¨ussen.
Einf¨uhrung Was ist und soll Mathematikdidaktik? 2019S 13
Was kann Mathematikdidaktik (nicht) leisten?
Theorie<>Praxis (Kaiser & Borromeo-Ferri, 2008) Welches Wissen und K¨onnen sollen Sie ausbilden?
Auch heute ist man geneigt, dies mit Blick auf den praktischen Einsatz zu beantworten:
Zu lernen ist, wie man Mathematikunterricht macht.
Aber genau das passiert an der Universit¨at nicht, sondern etwas anderes:
Sie sollen hier lernen, wie man Mathematikunterricht machen kann, Sie sollen hier lernen, wie man Mathematikunterricht machen kann,
was dabei zu bedenken ist, welches die Motive sind, um so oder so Mathematik was dabei zu bedenken ist, welches die Motive sind, um so oder so Mathematik zu unterrichten.
zu unterrichten.
Wie man Mathematikunterricht tats¨achlich macht, lernen Sie im Referendariat [etwa: Unterrichtspraktikum, Induktionsphase]und der darauf folgenden Berufspraxis, denn dazu ben¨otigen Sie wirkliche Sch¨ulerinnen und Sch¨uler, ein Klassenzimmer und selbst gesteckte Ziele, die Sie im Unterricht verfolgen.
Grundfragen des Mathematikunterrichts
Einf¨uhrung Unterrichtsmodelle 2019S 14
Drei ” Unterrichtsmodelle“
Modell 1: Unterrichtsmodell nach R. Glaser
Modell 1: Unterrichtsmodell nach R. Glaser
(zitiert nach Wittmann, 1981, S. 12)
Einf¨uhrung Unterrichtsmodelle 2019S 15
Drei ” Unterrichtsmodelle“
Modell 2: Zwei
” didaktische Dreiecke“
Modell 2: Zwei
” didaktische Dreiecke“
(p¨adagogisches Allgemeingut modulo Vohns ca. 2004)
Sache
Lehrer Schüler
Ziele
Inhalte Methoden
Durchführung / Beobachtung Vorbereitung / Planung
Grundfragen des Mathematikunterrichts
Einf¨uhrung Unterrichtsmodelle 2019S 16
Drei ” Unterrichtsmodelle“
Modell 3: Elemente einer Unterrichtsentwicklung Modell 3: Elemente einer Unterrichtsentwicklung ( ” Klagenfurter Schule“: Peschek, Schneider, Kr¨opfl)
1. Mathematisches Themengebiet analysieren 2. Typische Anwendungsgebiete analysieren 3. Globale Ideen identifizieren
4. Bildungstheoretische Orientierung(en) finden 5. Inhalte und Ziele festlegen
6. Unterrichtsformen ausw¨ahlen
7. Methodische Entscheidungen treffen
8. M¨oglichkeiten f¨ur sinnvollen Technologieeinsatz pr¨ufen
9. Zielbezogene Evaluationen planen
Einf¨uhrung Organisatorisches II 2019S 17
Inhalt (gem¨aß Curriculum)
Grundlegende Fragen des Mathematikunterrichts, insbesondere:
É
Konzepte mathematischer Bildung f¨ur die Sekundarstufe
ÉLehrpl¨ane, Pr¨ufungs- und Leistungsbeurteilungsverordnungen
ÉSchulb¨ucher, Lehr- und Lernbehelfe
É
Technologieeinsatz im Mathematikunterricht
ÉBildungsstandards, Zentralmatura
Wo sind da die Fragen?
Wo sind da die Fragen?
Grundfragen des Mathematikunterrichts
Einf¨uhrung Organisatorisches II 2019S 18
Lernergebnis (gem¨aß Curriculum) Die Studierenden
É
k¨onnen Konzepte mathematischer Bildung bei der Analyse und Reflexion von Unterrichtssequenzen und Aufgaben einsetzen
É
k¨onnen Konzepte mathematischer Bildung zur Analyse und kritischen Reflexion von Unterrichtsmaterialien (z. B. Schulb¨ucher, Lehr- und Lernbehelfe) einsetzen
É
k¨onnen fachbezogenes bildungstheoretisches Wissen zur kritischen Reflexion bildungsrechtlicher Festlegungen (z. B. Lehrplan, Pr¨ufungs- und Leistungsbeurteilungsverordnungen) bzw. unterrichtsrelevanter Entwicklungen (z. B. Technologieeinsatz, Bildungsstandards,
Zentralmatura) einsetzen
É
k¨onnen fachbezogene bildungstheoretische Argumente angemessen zur Begr¨undung bzw. Legitimation von Inhalten des
Mathematikunterrichts einsetzen
Einf¨uhrung Organisatorisches II 2019S 19
Lernergebnis (Interpretation) Die Studierenden
É
k¨onnen fachdidaktische Theorien und Modelle bei der Analyse und Reflexion von Unterrichtssequenzen und Aufgaben einsetzen
Ék¨onnen fachdidaktische Theorien und Modelle zur Analyse und
kritischen Reflexion von Unterrichtsmaterialien (z. B. Schulb¨ucher, Lehr- und Lernbehelfe) einsetzen
É
k¨onnen mathematikdidaktisches Wissen zur kritischen Reflexion bildungsrechtlicher Festlegungen (z. B. Lehrplan, Pr¨ufungs- und Leistungsbeurteilungsverordnungen) bzw. unterrichtsrelevanter Entwicklungen (z. B. Technologieeinsatz, Bildungsstandards, Zentralmatura) einsetzen
É
k¨onnen fachdidaktische Theorien und Modelle angemessen zur Begr¨undung bzw. Legitimation von Inhalten des
Mathematikunterrichts einsetzen
Grundfragen des Mathematikunterrichts
Einf¨uhrung Organisatorisches II 2019S 20
Leitfragen der Lehrveranstaltung
É Was ist und soll Mathematikdidaktik?
É
Zu welchem Zweck und mit welchen Zielen sollen Kinder und Jugendliche Mathematik lernen?
É
Wie lernen Kinder und Jugendliche Mathematik und was bedeutet das f¨ur Unterricht?
É
Woran kann ich mich bei der Planung und Durchf¨uhrung von Unterricht sonst noch orientieren?
É Didaktische Prinzipien, Grundformen mathematischen Arbeitens, Unterrichtsformen, Lernbehelfe
É
Woran kann und soll der Erfolg von Mathematikunterricht
festgemacht werden?
Einf¨uhrung Organisatorisches II 2019S 21
Leistungsanforderungen
É
Gesamtleistung
=Vorlesungsteil (
3/
5)
+¨Ubungsteil (
2/
5)
ÉVorlesungsleistung
=schriftliche Pr¨ufung, Semesterende
+→
Interaktive Videos bearbeitet (je mind. 1 Punkt)
ɨUbungsleistung
=Portfolio
É 4 Haus¨ubungen (3 regul¨are, 1 Wiederholung), je zwei Arbeitsauftr¨age
É ¨Uberarbeitungje einesArbeitsauftrags der 3 regul¨aren H ¨Uen É Beurteilung mit Punkten 1 (gut), 0.5 (ok), 0 (klare M¨angel) É Bestanden (ausreichend) ab 1 Punkt
É
Bestanden wenn
É Gesamtleistung”ausreichend“ (oder besser) É und ¨Ubungsleistung”ausreichend“ (oder besser) É undPr¨ufungsleistung
”ausreichend“ (oder besser)
”ausreichend“ ab 45%der Punkte der schriftlichen Pr¨ufung
Grundfragen des Mathematikunterrichts
Einf¨uhrung Organisatorisches II 2019S 22
Lehrmethodik
É
ca.
1/
4” klassische“ Vorlesung (Vortrag des/der LV-Leiter(innen))
É
ca.
1/
4Bearbeitung von integrierten Online-Lerneinheiten (interaktive Lernvideos, Textlekt¨ure, Haus¨ubungen)
É
ca.
2/
4Pr¨asenz- ¨Ubungen (inkl. Pr¨asentation, Diskussion) zur
É Nachbesprechung der Online-Lerneinheiten (“inverted classroom”) und / oder
É Vorbereitung & Vertiefung der Vorlesungsteile
Workload Berechnung Insgesamt:
Je ECTS 25 Stunden 100 h
LV-Zeiten:
Regul¨ar: 15 Termine je 135 Minuten 33 h 45 min Real: 13 Termine je 120 Minuten 26 h
7 h 45 min F¨ur 4 Videos
→
jeweils ca. 1 h 56 min Rest:
Lekt¨ure, H¨ U & Pr¨ufung 66 h 15 min
Literatur
Bruder, R., Hefendehl-Hebeker, L., Schmidt-Thieme, B. & Weigand, H.-G. (Hrsg.). (2015).Handbuch der Mathematikdidaktik. Berlin, Heidelberg: Springer.
Führer, L. (2012).Pädagogik des Mathematikunterrichts. Frankfurt a. M. Zugriff unter https : / / goo . gl / HwDdeK
Kaiser, G. & Borromeo-Ferri, R. (2008).Skript zur LV: Einführung in die Fachdidaktik. Universität Hamburg (verfügbar über Moodle).
Schoenfeld, A. H. (2002). Purposes and Methods of Research in Mathematics Education. In D. Holton, M. Artigue, U. Kirchgräber, J. Hillel, M. Niss & A. Schoenfeld (Hrsg.),The Teaching and Learning of Mathematics at University Level: An ICMI Study(S. 221–236). Dordrecht: Springer Netherlands.
Wittmann, E. C. (1981).Grundfragen des Mathematikunterrichts(6., neubearbeitete Auflage). Wiesbaden:
Vieweg+Teubner Verlag.
Wittmann, E. C. & Müller, G. N. (1990).Handbuch produktiver Rechenübungen, Bd. 1, Vom Einspluseins zum Einmaleins(2. Aufl.). Stuttgart: Klett.