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Der KRFT e.V. hat seine Mitgliedsfamilien angeschrieben. Die Antworten auf den Fragenkatalog wurden ohne Änderungen wiedergegeben.

Fragenkatalog

Nr. Frage

1 Wie schätzen Sie die Wirkung und die Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepaketes im Hinblick auf Armutsprävention ein?

Grundsätzlich

Das Bildungs- und Teilhabepaket ist ein wirkungsvolles Instrument zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen aus Familien in finanziell angespannten Lebenssituationen. Da auch Familien mit Bezug von Kinderzuschlag oder Wohngeld/ Lastenzuschuss diese Leistungen erhalten, werden Familien mit drei und mehr Kindern - welche überproportional hoch im Empfängerkreis vertreten sind - unterstützt. Das Verfahren ist einfach und recht niedrigschwellig, aber nicht für alle Familien anwendbar.

Bei Anträgen zu BuT reicht die Bescheinigung der Wohngeldstelle oder der Familienkasse. In der Vergangenheit führte die Regelung der Antragstellung über das Sozialamt dazu, dass Kinder nicht mitfuhren, weil es Eltern zu peinlich - oder zu aufwändig war - sich für eine Klassenfahrt so zu öffnen.

Das Paket hilft sicherlich nicht, Armut zu verhindern, aber es hilft die Ausgrenzung derjenigen die nicht so viel haben, zu reduzieren bzw. die Armut nicht so nach außen zu tragen. So mancher könnte sich das Essen in der Schule oder die Klassenfahrt nicht leisten.

Oftmals sind die Inhalte nicht bekannt oder die Familien haben Angst etwas zurückzahlen zu müssen - obwohl Sie Anspruch haben.

1. Essengeld für Krippe, Kindergarten und Hort

- grundsätzlich finanziell entlastend bei Essengeldern für die Kinder

- am Wichtigsten und gleichzeitig am Unkompliziertesten zu beantragen empfinde ich den Zuschuss zur gemeinsamen Mittagsverpflegung im Kindergarten und Schule

- die Beantragung dieser Leistung für andere Eltern noch zu kompliziert und die Zahlung des verbleibenden Eigenanteils von 1 € noch zu teuer war, so dass deren Kinder immer während der Hortzeit mit den Schulkameraden zum Mittagessen gingen (Aufsichtspflicht!), aber dort den anderen beim Essen zusehen mussten.

2. Ausflüge von Kindergarten, Schul- und Klassenfahrten

- Die Kosten sind überschaubar, aber hier 3 €, da 4,50 € summieren sich auch.

- Beantragung hier eindeutig zu kompliziert. Ich schäme mich regelrecht, der eh schon sehr beanspruchten Erzieherin wegen "nur" 3 € einen ganzen Fragebogen zum Ausfüllen zu übergeben, samt Stempel, Kontoverbindung und Unterschrift und ihn dann mit 0,70€ Porto frankieren in den Briefkasten zu werfen rechnet sich fast nicht mehr. Also beantrage ich solche Zuschüsse nicht, obwohl der Anspruch bestünde. Außerdem ärgert mich die Begrenzung auf Fahrten/Ausflüge im Klassenverband/Kindergartengruppe.

- Bietet der Verein, die Kirchgemeinde oder eine andere Organisation Gruppenausflüge an, sind diese nicht nach dem Bildung- und Teilhabegesetz förderfähig (außer man hat die 10€

Teilhabeleistungen für kulturelle Teilhabe noch nicht ausgeschöpft).

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3. Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben:

- Jugendliche mit ihren Bedarfen finden zu wenig Berücksichtigung – gehen lieber mal ins Kino, Disko, Schwimmbad, sind mit Freunden unterwegs – keine Förderung für diese Bereiche vorgesehen – hier Jugendliche tatsächlich ausgeschlossen

- diese Förderung nur für Aufwendungen, die durch die Teilnahme an organisierten

Veranstaltungen gibt, nicht für frei gewählte und individuell durchgeführte Freizeitaktivitäten.

- Betrag von 10€ wird von den Familien als zu gering eingeschätzt. Zuschuss zu Musikschule 10€, wenn Familie dauerhaft von Sozialleistungen leben müssten könnten die verbleibenden 70€

Musikschulgebühren nicht leisten.

- verärgert über Verwaltungsaufwand bei der Beantragung.

- Freizeitaktivitäten u.a. Zeltlager – erst nach Abschluss der Teilnahme erfolgte Förderantrag – Ansprechpartner der Verbände kennen die Formalien nicht – zahlreiche Erklärungen, Telefonate, (Rück-) Porto durch Familien aufzuwenden – Zeitaufwand für 10 € erheblich Dass auch die Teilnahmegebühren förderfähig sind habe ich erst im Nachhinein erfahren. Porto und Handykosten: etwa 2 € und damit 1/5 der Förderung von 10 €.

- Verbleibender Eigenanteil muss von Familien getragen werden ca. 150 €

- Tanzstunde – ist keine Klassenfahrt oder ähnliches, damit besteht nur Anspruch auf 10 €, nicht auf Übernahme der Gesamtkosten. Und auch hier war das Problem, dass es erst eines klärenden Gesprächs mit der Sekretärin der Tanzschule bedurfte, um das Warum, Wieso und Wie des Antrages zu besprechen.

4. Zuschuss zu Schulkosten am Beginn des Schuljahres

- für Arbeitshefte, Schreib- und Rechenhefte, Hefter, Stifte, Kopiergeld, Bastelgeld,

Schwimmkleidung, neue Sportkleidung,...gedeckt, da Ranzen, Federmappe, Sporttasche noch gut erhalten waren und wir zum Glück viele Bücher kostenfrei als Leihexemplare erhalten - Problem: 9. Klasse, Gymnasium - musste neben allem normalen Schulbedarf einen

programmierbaren Taschenrechner kaufen. Für die Kosten von etwa 115€ - hier: Pauschalbetrag allerdings nicht gereicht, eine gesonderte Förderung für dieses verpflichtend zu beschaffende Arbeitsmaterial wurde abgelehnt

Spezialgymnasium für Sprachen in Schnepfenthal – es wird nicht mehr ein Wörterbuch zur Übersetzung, sondern einen Translater-Minicomputer benötigt, Kosten 99 € und ebenfalls nicht extra bezuschusst, sondern durch die Eltern zu leisten

2 Sehen Sie Änderungsbedarfe beim Bildungs- und Teilhabepaket und dessen Umsetzung?

- Der Aufwand für die Beantragung der Tagesausflüge gekoppelt mit der Verpflichtung der Abtretung und der Überweisung macht für uns kleinen Sinn. Es sind oftmals nur wenige Euros und die Überweisungen und die zusätzliche Zeit beim Beantragenden, beim Bearbeiter und beim Empfänger steht im krassen Missverhältnis.

- Der Anteil für kulturelle Dinge (Verein, Freizeit, etc.) reicht bei den aktuellen Beiträgen für Vereine, AG in der Schule oder Musikschulen bei weitem nicht.

- 10 € pro Monat empfinde ich als zu wenig, der Aufwand der Beantragung ist - bei einzelnen und verschiedenen Leistungen - viel zu hoch und die Bindung an Tätigkeiten mit einer Organisation gerade für ältere Kinder nicht immer deren Lebenswirklichkeit betreffend.

- Warum muss ich für meine über 6 und unter 16 Jahre alten Kinder Schulbescheinigungen vorlegen, um diese Leistungen bewilligt zu bekommen. In dieser Altersspanne besteht in Deutschland Schulpflicht. Das ist unnötige Bürokratie und beschämend, wenn man sich gegenüber den Schulsekretärinnen erklären muss.

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- Besser wäre die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommen, das für Kinder z.T. als Bildungsgutscheine ausgegeben wird.

- Die Info über das Paket muss mit dem Wohngeldbescheid oder dem Arbeitslosengeld II Bescheid raus. Auch die Möglichkeiten für Wohngeld u.ä. müssen breiter bekannt gemacht werden.

3 Wie bewerten Sie die Rolle der Kommunen im Rahmen der Armutsbekämpfung und -prävention?

- Erst wenn Kommunen über 50% des gesamten Steueraufkommens direkt erhalten, können sie Armut effektiv bekämpfen.

- Beteilungs- und Teilhabepaket von den Kommunen zu wenig bekannt gemacht und “beworben“

4 Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang die Förderung des Landes für die Kommunen – insbesondere im Rahmen der ESF-Förderung?

- Die Politik der goldenen Zügel widerspricht der grundgesetzlichen Garantie der

kommunalen Selbstverwaltung. Daher braucht es einen Länder-Finanzausgleich, der den Kommunen aufgabengerechte Mittel in o.g. Höhe zukommen lässt, vgl. Schweiz und Dänemark.

5 Welche Rolle spielt nach Ihrer Auffassung die Förderung- und Vergabepraxis der

öffentlichen Aufgabenträger zur Vermeidung von Lohndumping und Niedriglöhnen- auch im Zusammenhang mit der Aufgabenübertragung im Rahmen der Subsidarität in der Sozialwirtschaft?

- Lohndumping kann nur mittels eines über Ausgabensteuern finanziertes bedingungslose Grundeinkommen und einer Reform des Eigentumsrechts effektiv verhindert werden.

6 Sehen Sie die Tarifbindung als ein Instrument der Armutsbekämpfung an?

- Mindestlohn relevant, aber nur vordergründig, weil der Gesamtmarkt (Vermieter, Supermärkte, etc.) natürlich die Erhöhungen einpreist. Damit ist der tatsächliche Effekt gleich Null bzw negativ, weil die Marktreaktionen auf alle einwirken, jedoch die Mindestlohnregelungen nicht zwingend auch alle Risikogruppen/Betroffenen begünstigen.

- Bis vor einigen Jahren bekamen wir monatlich einen geringen Lastenzuschuss (20€) und dadurch konnte ich Bildung- und Teilhabeleistungen beantragen. Dann erhielt mein Mann eine tarifliche Lohnerhöhung. Netto machte die sich in Höhe von etwa 50 € bemerkbar. Aber unser Anspruch auf Lastenzuschuss erlosch und damit auch auf Bildung- und Teilhabeleistungen von monatlich (Jahresdurchschnitt) etwa 200€. Mich ärgert das noch immer.

- Diese hilft nur denen, die einen der relativ geringer werdenden

‚regulären‘ Arbeitsplätze ergattern konnten. Sie hilft nicht den immer

mehr werdenden prekär Beschäftigten und gering verdienende Selbständige.

- Tarifbindung hilft in gewissem Umfang, jedoch sind die Ausschreibungsgewinner meistens die

„Billigheimer“ aus der Ferne und nicht aus der Region. So wird also mit der Auftragsvergabe die Armut irgendwo anders reduziert.

7 Wie schätzen Sie die Wirkung der vorhandenen Landesprogramme im Bereich der Armutsprävention? (z.B. Tizian, Tizian plus)

- Ein Bundesland kann in einer globalisierten Wirtschaft kaum Armut

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verhindern.

- Rückmeldung einer Mutter von 3 Kindern im Alter von 22, 13 und 7 Jahren. Die 1 ½ Jahre am Projekt Tizian teilnahm. „Fast nur junge Leute dort, meist mit Schulden. Ewig wird auf gleichen Themen herrumgeritten. Die Familientage waren gut, da konnte man die Kinder mitnehmen.

Freitags war "Aktivitätentag", konnte man kochen, töpfern, lesen o. ä. Das war auch okay.

Beruflich konnte keine Integration der Mutter erreicht werden. Sie absolvierte zwar erfolgreich ein Praktikum in der Tagespflege. Eine Einstellung durch den Arbeitgeber erfolgte nicht – kein Personalbedarf. Eine AGH oder Bufdi lehnte die Mutter ab. Ihr Fazit: Für junge Leute mit

finanziellen Schwierigkeiten ist die Maßnahme gut. Viele von ihnen müssen ja sogar erst "Struktur für den Alltag" erlernen!“

8 Wie beurteilen Sie die Forderung unter Punkt 2 und 3 des Antrages der Fraktionen im Allgemeinen?

9 Welche der aufgeworfenen Themenfelder betrifft Sie (als Verband oder Organisation) in besonderer Weise und welche ergänzenden Hinweise können Sie zu den entsprechenden Punkten des Antrages geben?

Auch bei guten Dingen gibt es Ansätze, wie man Angebote verbessern kann...

(1) Übernahme von Kosten für Schülerhilfe - hier ist eine Übernahme von Kosten für

Lernförderung nur dann möglich, wenn das Kind versetzungsgefährdet ist und eine Empfehlung des Lehrers vorliegt... in der Regel nicht im 1. Halbjahr. Kinder die lange erkrankt waren fallen also z.B. heraus. Die Hürden zur Übernahme sind in der Praxis hoch bzw. werden nicht alle Kosten getragen. Hierzu können Nachhilfeinstitute Auskunft geben.

(2) Teilhabe am sozialen Leben: Gut ist, dass die Summe angespart werden kann (z.B. für Ferienfreizeit), der monatliche Beitrag von 10 € reicht aber z.b. für musikalische Förderung auch als Gruppenunterricht nicht aus. Hier wäre eine Anpassung wünschenswert (z.B. 15 € pro Kind und Monat).

(3) Eintägige Schulausflüge - das bürokratische Monster des BuT...für jeden Ausflug muss Kita- Leitung oder Lehrer/ Schulleiter einen A4 - Bogen ausfüllen. Ein Sammelbogen für eintägige Ausflüge wäre hier deutlich sinnvoller, so muss auch nicht für jeden Ausflug zu 4 € ein Bescheid erstellt werden. Dieser könnte zum Ende jedes Schulhalbjahrs bzw. nach erreichen eines Sockelbetrags (25 €???) eingereicht werden. Viele Eltern haben Ärger in den Einrichtungen, weil sie die Formulare ausgefüllt haben möchten.

Anregung der Familien

- Bildungsgutscheine für alle Kinder für die freie Wahl von freien Schulen würden unsere Gesellschaft voranbringen.

- Ja, bitte ersetzen Sie es durch ein bedingungslose

Grundeinkommen, das für Kinder z.T. als Bildungsgutscheine ausgegeben wird.

10 Welche der aufgeworfenen Probleme halten Sie für eine besondere Herausforderung in den nächsten Jahren für die Thüringer Politik?

- Für kinderreiche Familien ist es unverzichtbar, dass die Erziehungsleistung vergütet wird.

- Es fehlt beim Bildungs- und Teihabepaket eine gezielte Regelung für kinderreiche Familien.

- Die Kostenstrukturen und Zugänge von Kindern und Jugendlichen zu

Bildung, Verkehr und Kultur müssen auf kinderreiche Familien abgestimmt werden.

- Der Verband kinderreiche Familien Thüringen e.V. setzt sich für die *Bewilligung des Bildungs-

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und Teilhabepakets und Bafög für Familien ab 3 Kindern* ein."

- Generellen Verfahrensvereinfachungen bei der Vergabe.

- Wirksame Instrumente zu installieren, um die Betroffenen wieder in die Gesellschaft (wirtschaftlich) zurück zu führen.

- Es braucht es ein bedingungslose Kindergeld in Höhe des Existenzminimums, auf die Höhe des Existenzminimums für Erwachsene. Es sollte also 750 € im Monat betragen.

- Dazu kommen noch Gutscheine für Bildung und die Krankenversicherung, damit sich Familien zwischen verschiedenen Schulen und Krankenversicherungen entscheiden können ohne dass die Kinder unter der Armut der Eltern leiden.

- Allgemein sollten die Entlastungsmöglichkeiten für Familien von Bund, Ländern und Kommunen deutlicher kommuniziert werde.

- Ich bin immer wieder erstaunt, wie unbekannt das Bildung- und Teilhabepaket ist. In meinem Bekanntenkreis gibt es einige junge Familien die während der Elternzeit Wohngeld beziehen und nicht wissen, dass sie für die älteren Kinder im Kindergarten oder in der Schule Zuschüsse der vorgenannten Art beantragen können. Und selbst wenn sich die meisten nach meinem Hinweis an die Beantragung machen ist die Scham sehr groß, beim Sportverein oder der KitaLeitung das Ausfüllem der Vordrucke zu erbitten.

- Zusammen mit unserem Bescheid über Lastenzuschuss für Juli und August 2017 erhielten wir ein Merkblatt, dass uns auf das Bildung- und Teilhabepaket verwies. Allerdings hatte sich die Antragsbearbeitung so sehr in die Länge gezogen, dass uns der Lastenzuschussbescheid erst im September zugestellt wurde. Bildung- und Teilhabeleistungen müssen aber im laufenden Monat beantragt werden. Ich wusste darum und hatte sie vorsorglich bereits Anfang Juli beantragt. Wer aber nur eine geringe Bildung besitzt oder einfach alle seine Kräfte benötigt um Schritt für Schritt jeden einzelnen Tag zu meistern hat wohl nicht die Ressourcen, um sich im Vorfeld über diese Fördermaßnahme zu informieren und entsprechend zu handeln.

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1. Statement und Konfliktsituation einer Großfamilie/Patchworkfamilie

Zum Thema Teilhabepaket möchte ich einiges erzählen, da ich selbst die Erfahrung gemacht habe.

Unsere Familiensituation ist zum BuT Antragszeitpunkt folgende gewesen: Ich, Mutter von 5 Kindern, 3 davon mit meinem Lebensgefährten, in Elternzeit. Nach Auslaufen des Elterngeldes war ich auf eigene Ersparnisse angewiesen, um meine Elternzeit von 12 auf 17 Monate verlängern zu können. Mein Lebensgefährte arbeitet voll.

Um Anspruch auf das Paket zu haben, musste ich Wohngeld beantragen. Das wurde abgelehnt, weil der Lebenspartner voll arbeitet.

Alternativ hätte ich beim Jugendamt einen Antrag auf Bildung und Teilhabe für den Zeitraum (ausgelaufenes Elterngeld, aber noch in Elternzeit) stellen können, aber nicht, wenn ich Wohngeld beantragt habe, was ich ja musste, da ich kein Einkommen hatte.

Mein Wohngeld wurde abgelehnt. Und damit der BuTAntrag auch. Ablehnung erfolgte, weil mein Lebensgefährte voll arbeitet.

Die beiden älteren Kinder, die nicht die Kinder meines Lebensgefährten sind, aber in

unserem Haushalt Leben, konnten nur zur Klassenfahrt fahren (jeweils 150 €), weil der Förderverein der Schule mich unterstützt hat.

Meine Elternzeit habe ich aus finanziellen Gründen nur 17 Monate gemacht. Gern hätte ich meine Zwillinge länger persönlich unterstützt, v.a. da meine kleinste Tochter mit 2 Herzfehlern auf die Welt gekommen ist und stets Physiotherapie und Ostheopathie aufsuchen muss. 5 Monate habe ich von meinen Ersparnisse gelebt ohne jegliche

Unterstützung, nachdem mein Elterngeld ausgelaufen war.

Weiterhin:

Das BuTPaket sieht im Alltag

Unterstützung für jedes Kind mit 10€ für Freizeit vor.

Meine Kinder machen jeweils 1x Musik und 1x Sport in einem Verein.

Vereinsbeiträge für Kinder belaufen sich monatlich oftmals auf 20 – 30 €. Bei 5 Kindern mit einer Unterstützung von 10€/Kind ein Witz.

Also...Prävention Armut? Auf keinen Fall *Prävention*. Auf jeden Fall eine kleine Hilfe, wenn der

*Antragsmarathon* überstanden ist.

Zu beachten ist, dass das Gehalt meines Lebensgefährten für alle Kinder mit angerechnet wird. Ich gelte damit nicht als alleinerziehend, obwohl es nicht seine Kinder sind. *DAS* sollte auf jeden Fall im BuT-Antrag geändert werden! Die Situation muss *ganzheitlich* betrachtet werden,v.a. Im *Zuschnitt auf Patchwork Familien*. Bei uns lebt nämlich auch noch ein 6.Kind (die Tochter meines Lebensgefährten), die alle 14 Tage für einen Zeitraum von 5 Nächten zu uns kommt! Da wir aber kein Kindergeld für sie bekommen, wird sie gar nicht mit berücksichtigt! Die Ausgaben für das 6.Kind sind aber für uns gleichwertig, wie mit den anderen Kindern vergleichbar. Auch das 6.Kind wird von uns in Bildung/Sport/Musik gefördert, alles ohne jegliche Unterstützung, weil wir nicht der *Kindergeldempfänger* sind.

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2. Erfahrungsbericht einer Mitgliedsfamilie

1. Der Ansatz der Bildung und Teilhabe ist gut. Leider scheitert er an den bürokratischen Hürden.Es ist sehr aufwendig und mit vielen Wegen verbunden, diese Teilhabe einzufordern, überall (Schule, Kindergarten, Verein) muss man sich ständig auch bei Elternabenden vor allen als "Arm" outen, da die Teilhabe an Bedingungen geknüpft ist, die im Alltag unpraktikabel sind. (Die sogenannte Klassenkasse oder

Mannschaftskasse, in die man pro Quartal oder Halbjahr zusätzlich einzahlt, wird nicht von Bildung und Teilhabe übernommen, wenn die Lehrerin (oder der Trainer) jetzt hieraus Geld für Ausflüge, Trikots und ähnliches nimmt, hat man als Eltern halt doch alles selbst bezahlt. Das läppert sich bei 5 Kindern ...

Außerdem ist wahre Teilhabe heutzutage nicht mit 10.- Euro pro Monat zu finanzieren, ein Instrument zu erlernen kostet zwischen 40 und 50 Euro, einzig und allein der Fußballverein ist über diesen Betrag zu finanzieren. (Aber die Mädchen wollen vielleicht nicht alle Fußball spielen...?) Nicht akademische Familien werden häufig an dem Papierkram scheitern, sogar wir haben oft verzichtet, für Beträge unter 10.- Euro jedes Mal den Weg erst zum Klassenlehrer, dann zum Direktor und wieder zum Amt zu gehen. (für jede einzelne Fahrt/Ausflug)

2. Ja, das Angebot muss niederschwelliger werden. Man könnte vielleicht automatisch beim Wohngeldbezug (oder ALG II) in das Bildungs- und Teilhabepaket aufgenommen werden (und darüber informiert) . Außerdem wäre es praktikabler, wenn man Summen an den Schulen sammeln und in einen Antrag zusammenfassen könnte, damit man nicht für jeden Ausflug hinterherrennen muss. Bei den Vereinen scheitert das System häufig daran, dass es ja Ehrenamtliche Vereinsmitglieder sind, die die Kasse betreuen und die viele Extraarbeit kann oft nicht fristgemäß geschafft werden. Auch hier wäre es schön, wenn die Wege verkürzt würden. Für die meisten Eltern, die ja oft in schwierigen sozialen Lagen sind, ist jeder Aufwand zusätzlich eine Hürde, die Kinder sind also auf sich allein gestellt und müssen auf sehr engagierte Trainer hoffen, die diese Anträge für sie übernehmen.

3. Die Kommunen sind sich der Tatsache bewusst, dass es Ballungsräume für Armutsgefährdung bei Ihnen gibt. Es wird inzwischen auch schon an manchen Orten verstärkt an der Haltung der Mitarbeiter im

öffentlichen Dienst gearbeitet, denn der Hauptstress, den Betroffene auszuhalten haben, ist neben der Tatsache, dass sie kein Geld haben, die abwertende Behandlung bei Anträgen u.ä., bei der man oft das Gefühl vermittelt kriegt Mensch 2. Klasse zu sein. Hier muss die Stadt/Kommune weiter dran bleiben, eine Einstellung, die sich über Jahre manifestiert hat, ändert sich nicht nach einer Fortbildung. Auch

Organisationen/ Hilfen wie z.B. die Tafeln, sollten nicht in Randgebiete abgeschoben werden, (in Weimar fährt nicht mal ein Bus bis dorthin...) sondern ins Zentrum (auch unseres Bewusstseins) rücken. Armut, die man nicht sehen muss, gibt es nicht im Bewusstsein der Menschen. Es stimmt sicher, dass viele sog. arme Menschen die Armut mit dem Konsum von vielen teuren Zigaretten und Alkoholika zusätzlich verschärfen, aber 1. trifft das halt nicht auf alle zu und 2. rauchen und trinken diese Menschen ja auch aus Stress und Lebensverzweiflung, Muster, die in der Kindheit erlernt wurden. Also muss man bei Kindern ansetzen, die Kommunen tun immer noch zu viel für den Autoverkehr und die Wirtschaft, aber nichts für öffentliche Freiräume, Spielplätze, Schulgelände etc. Die Bildung der Kinder in den Kommunen sollte ganz oben stehen.

4. keine Angaben 5. keine Angaben 6. keine Angaben

7.die Tizian Programme können durchaus vielversprechend sein. Das ist wieder abhängig von den jeweiligen Personen, die das Programm vor Ort gestalten/verantworten. Auch hier ist die Einstellung entscheidend.

Wenn mit dem Ansatz "die wollen eh nicht und können nix" gearbeitet wird, muss man sich nicht über Misserfolge wundern. Gerade Alleinerziehende haben einfach nicht die Ressourcen und Netzwerke, die man

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benötigt, um die Doppelbelastung zu stemmen. (Abgesehen davon sind sie ja auch in seelischer Hinsicht allein gelassen und damit weniger belastbar). Man muss also durch solche Maßnahmen

1. das Selbstbewusstsein stärken

2. den Menschen helfen, Netzwerke aufzubauen 3. die Arbeitsangebote kinderfreundlich gestalten.

8.keine Angaben

9. Ab einer bestimmten Menge Kinder ist die Gefährdung für Armut höher. Wir als Verband kinderreicher Familien sehen uns also verstärkt mit dem Thema konfrontiert. Es muss ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden, die Kinder nicht länger als lästiges Übel, das irgendwie betreut werden muss, sehen darf.

Erzieher und Lehrer arbeiten am absoluten Limit, hier wird sich tot gespart und nicht in die Ausbildung investiert. Unsere Kinder sitzen zum Teil 9 Stunden in der Schule mit einer schlechten Unterrichtsstunde nach der anderen bei unmotivierten, fachlich und pädagogisch schlechten Lehrern. Die Erzieher in den Grundschulen müssen 30 Kinder im Hort betreuen, wie soll das gehen??? Es gibt viele kleine Hindernisse für Eltern mit vielen Kindern: Eintrittspreise, die nicht mehr als 2 Kinder in ihre Familienkarten aufnehmen, Busfahrscheine, die für eine Großfamilie teurer als ein Taxi sind, Bahnfahrten, bei denen Kinder nur dann kostenlos fahren, wenn sie mit ihren Eltern unterwegs sind, nicht aber,wenn sie mit ihren älteren

Geschwistern unterwegs sind (dann zahlt nämlich jedes Kind extra, plus Erwachsenentarif für alle über 14 Jahren).

Auch das Naserümpfen über Mütter, die zu Hause bleiben, um sich um die Kinder zu kümmern, sollte eher in ein Lob über die Mütter, die ihre eigenen Interessen hinter ihre Kinder stellen umgewandelt werden. Nur starke Kinder werden später Leistungsträger der Gesellschaft, nicht aber Kinder, die von einer Erzieherin zur nächsten gereicht werden, weil Mama ständig arbeiten muss, damit das Geld reicht. Es kann auch nicht angehen, das die Hilfen, die man erhält, ab einem bestimmten Verdienst völlig gestrichen werden, da man dann nämlich am Ende mit Arbeit weniger Geld hat als ohne Arbeit. Dumm gelaufen, da man zusätzlich weniger Zeit für die Kinder hat.

10. Hauptsächlich die, an unserer Einstellung zu arbeiten. (Menschen, die im Jugendamt für Hilfen zur Erziehung zuständig sind und die nicht mehr mit einer Familie arbeiten wollen, weil "es in deren Wohnung nach Urin stinkt", sind hier nicht hilfreich). Mehr öffentliche Räume schaffen (Spielplätze, Treffpunkte, kostenlose Cafes...) damit Menschen die verloren gegangenen Netzwerke, die früher durch die Großfamilie gewährleistet waren, knüpfen können.

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3. Rückmeldung einer Mitgliedsfamilie zum Thema „Armut“

Ich finde es sehr gut, dass unser Verband sich zu diesen Themen äußern darf. Unsere Kinder sind ja jetzt seit Anfang Oktober alle aus dem Haus, so dass es mir keine Probleme bereitet, wieder mehr arbeiten zu können und uns so das Thema Armut nicht mehr berührt. Aber wir haben viele Jahre erlebt, in denen es sehr präsent war und wir nur aufgrund von Sozialleistungen ein einigermaßen gesichertes Leben führen konnten.

Jetzt arbeite ich in der Kinder- und Familienarbeit mit und erlebe dort viele (oft auch kinderreiche) Familien, die von dem Thema Armut sehr stark betroffen sind. Unser Anliegen ist es, diese Familien zu unterstützen, um ihren Kindern Chancengleichheit überhaupt erst einmal zu ermöglichen.

Es ist sehr schwer, man muss an vielen Punkten ansetzen und die Maßnahmen, die vom Land und den Kommunen bereitgestellt werden, sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Wir nutzen die Fördermöglichkeiten der Stiftung Familiensinn, die Teilhabegutscheine der Kinder und versuchen viele andere Fördertöpfe anzuzapfen. Das ist nur möglich, wenn extra Personal im Foundraising arbeitet.

Die Familien hier haben meistens zu wenig Mittel, um ihren Kindern genügend Förder- und

Teilhabemöglichkeiten zu schaffen. Bspw. gibt es Kinder, die musikalisch begabt und interessiert sind, aber mit 10 € im Monat ist kein Musikunterricht zu finanzieren, geschweige denn die Fahrtkosten in die Stadt. Hier haben wir einzelnen Kindern versucht zu helfen durch ein Projekt, das auch durch "Thüringen hilft"

gesponsert wurde, aber das ist auch wieder nur für einzelne Kinder möglich.

Wir bieten regelmäßig Ferienprogramme an, die die Familien über die Teilhabegutscheine nutzen können, aber für mehr als eine Ferienfreizeit pro Jahr reicht das Geld auch nicht. Regelmäßige Fördermöglichkeiten sind dann auch nicht mehr möglich. Über unseren Verein bieten wir auch kostenfrei wöchentliche Angebote an.

Dies sind nur Beispiele. Gern würden wir die Familien auch besser integrieren, wie die TIZIAN-Programme es beschreiben. Aber diese Möglichkeiten sind ja auch sehr begrenzt.

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