Zusammenfassung Gew¨ohnliche Differentialrechnung
Grundlage: Eigene Aufzeichnungen aus der Vorlesung
Mario Chemnitz 3. September 2007
1 Gew¨ ohnliche Differentialgleichungen erster Ordnung
Definition 1 Unter einer DGL erster Ordnung versteht man eine Gleichung y′=K(x, y) x, y∈R.
Eine reellwertige Funktiony(x)|I heißt L¨osung der obigen DGL, wenn y(x)auf I stetig diff.bar ist undy′(x) =K(x, y)f¨ur alle x∈I gilt.
Die Menge aller L¨osungen der DGL heißt allgemeine L¨osung.
Eine einzelne L¨osung dieser Menge wird als spezielle L¨osung bezeichnet.
Bei einem AWP f¨ur die DGL ist zus¨atzlich noch in einem Punktx0 der Wert der L¨osungsfunktion y(x0) =y0 vorgegeben.
Definition 2 Eine DGL der Form
y′=f(x)·g(y) heißt DGL mit trennbaren Variablen.
Unter einem Richtungsfeld versteht man die Menge aller Linienelemente (Linienelement:
[x, y, K(x, y)] ), d.h. alle Anstiege y′ bzw. Richtungen, die durch Punkte (x, y) zuordenbar sind.
L¨osen der DGL heißt dann eine Funktion y(x) zu finden, die in das Richtungsfeld passen, d.h. f¨ur die gilt:
(x, y, y′(x))∼= (x, y, K(x, y))
Differentialgleichungen vom Typ y′ =h
ax+by+c αx+βy+γ
1. Fall y′=h(ax+by+c) (∗)
Ansatz: z(x) = ax+b y(x) +c −→(∗) y′(x, y) =h(z) Seiy(x) Lsg. von (∗). Bilden der Ableitung von z(x):
z′(x) = a+b y′(x)
= a+b h(z(x))
→DGL erster Ordnung mit trennbaren Variablenz′=f(z)
→L¨osen und Einsetzen ergibt:
y(x) = 1
b(z(x)−ax−c) b6= 0
⇒Ist L¨osung von (∗)!
2. Fall y′=h(yx) x6= 0
Ansatz: z(x) = y(x)x bzw. z(x)·x=y(x) Seiy(x) Lsg. Bilden der Ableitung vonz(x):
z′(x)·x = y′(x)
= h(z(x)) z′(x) = 1
x·
h(z)−z
→DGL erster Ordnung mit trennbaren Variablenz′=f(z)
→L¨osen und inz(x)·x=y(x) einsetzen.⇒L¨osung!
3. Fall y′=h
ax+by+c αx+βy+γ
Sonderfall: α=β = 0 −→ 1. Fall 3.1
a b α β
= 0 ⇒ α b=a β Wennβ = 0 (α6= 0) ⇒ b= 0
y′=h
ax+c αx+γ
→ trivial
Wennα= 0 (β 6= 0) ⇒ a= 0 y′ =h
by+c βy+γ
→ trivial
Wennβ 6= 0 undα6= 0 dann ex.λmita=λα,b=λβ y′ = h
λαx+λβy+c αx+βy+γ
Ansatz: z(x) = αx+βy(x) z′ = α+β·y′
= α+β·h
λz+c z+γ
→ trivial
3.2
a b α β
6= 0 ⇒ α b6=a β Dann ist das Gleichungssystem
ax1+bx2+c = 0 αx1+βx2+γ = 0
eindeutig l¨osbar.−→L¨osung (x1, x2) bestimmen!
Nun Einf¨uhrung neuer Variablen: x:=u+x1, y:=v+x2 v(u) := y(u+x1)−x2
dv du
Kettenregel
= dy
dx ·dx du
Substitution
= dy
dx ·d(u+x1)
| du{z }
=0
= y′(u+x1) dv
du(u) = h
a(u+x1) +b(v(u) +x2) +c α(u+x1) +β(v(u) +x2) +γ
= h
au+bv(u) αu+βv(u)
da
−→ ax1+bx2+c= 0
v′ = h
a+buv α+β vu
u6= 0
−→(Euler) homogene DGL→2. Fall!
1.4 aus den Aufzeichnungen fehlt!!!
Definition 3 Eine DGL der Form
y′ =P(x)y+Q(x)yn n∈R heißt Bernouli’sche DGL.
Vor¨uberlegung:
y′ = P(x)y+Q(x)yn |:yn y−ny′
| {z }
Kettenregel
= P(x)y1−n+Q(x) 1
1−n
d(y1−n)
dx = P(x)y1−n+Q(x) Subst.: z(x) =y1−n
z′(x) = (1−n)·P(x)z(x) + (1−n)·Q(x) Satz 1 Es sei y′=P(x)y+Q(x)yn mit y(x0) =y0>0;
P(x), Q(x)stetig auf I(x0∈I) und n6= 0,1 (da bereits bekannt).
Dann besitzt das AWP genau eine L¨osung auf dem Teilintervall I.˜ y(x) ist durchy(x) =z(x)1−1n auf dem gr¨oßtenx0 enthaltenen TeilintervallI˜definiert, auf dem z(x)durchweg positiv ist.
z(x)ist dabei die L¨osung vonz′(x) = (1−n)·[P(x)z(x) +Q(x)](bei einem AWP giltz(x0) =z0).
Tipp: Die L¨osung dieser DGL erfolgt i.a. ¨uber die Variation der Konstanten.
Definition 4 Eine DGL der Form
y′ =f(x)y2+g(x)y+h(x) heißt Riccati’sche DGL.
Satz 2 Es sei f(x), g(x), h(x)stetig auf I.
Istyp(x)eine partikul¨are L¨osung der Riccati’schen DGL, so erh¨alt man alle L¨osungen dieser DGL in der Form y=yp+u, wobei udie allgemeine L¨osung der Bernoulli’schen DGL
u′ = [2f(x)yp+g(x)]·u+f(x)u2 Definition 5 Eine DGL der Form
P(x, y) +Q(x, y)·y′ = 0
P(x,y), Q(x,y) stetig auf D (Def.Rechteck)
heißt exakt, wenn eine stetig partiell diff.bare Funktion F(x, y)|D existiert mit
∂F
∂x(x, y) = P(x, y)
∂F
∂y(x, y) = Q(x, y) (x, y)∈D (P,Q) heißt Potentialfeld/Gradientenfeld, wenn gilt
∂F
∂y(x0, y0) = lim
y→y0
F(x0, y)−F(x0, y0) y−y0
Satz 3 Gegeben seien eine exakte DGL und die zugeh¨orige Potentialfunktion F(x,y).
(i) y(x)ist eine Lsg. der DGL genau dann wenn F(x, y(x)) =const ∀x (ii) x(y)ist eine Lsg. der DGL genau dann wenn F(x(y), y) =const ∀y
(iii) Ist (x0, y0)∈D undgrad F(x0, y0)6= (0,0) so ist die DGL mit dem Anfangswerty(x0) =y0
in der Def.Umgebung l¨osbar.
Satz 4 P(x, y), Q(x, y)|D seien stetig partiell diff.bar.
Die obige DGL ist exakt genau dann wenn auf D gilt
∂P
∂y(x, y) = ∂Q
∂x(x, y).
Sei(x0, y0)∈D fixiert, so l¨asst sich eine Partialfunktion F(x,y) bestimmen als F(x, y) =
Zx
x0
P(t, y0)dt+ Zy
y0
Q(x0, s)ds
Die L¨osung des AWP wird dann implizit gegeben durch F(x, y) = 0 P =∂F
∂x Q= ∂F
∂y
∂P
∂y = ∂2F
∂x∂y
i.a.= ∂Q
∂x = ∂2F
∂x∂y Rechenvariante:
Bemerkung:F(x, y) =cl¨ost die DGL nur, wenn sie exakt ist!
G(x, y) = Z
Q(x, y)dy F(x, y) := G(x, y) +ϕ(x)
∂F
∂x(x, y) = ∂G
∂x(x, y) +ϕ′(x) =! P(x, y)
→ ϕ′(x) ermitteln
→ ϕ(x) berechnen
→ F(x, y) nach y(x) umstellen =⇒L¨osung!
Multiplikator-Methode:
Gesucht wird eine FunktionM(x, y), sodass eine nicht-exakte DGL nach Multiplikation mit M(x,y) in eine exakte DGL bergeht.
M(x, y)·P(x, y) +M(x, y)·Q(x, y)·y′ = 0
∂(M P)
∂y = ∂M∂y ·P+M· ∂P∂y =! ∂M∂x ·Q+M ·∂Q∂x =∂(M Q)
∂x Spezialf¨alle integrierender Faktoren:
Spezielle DGL Integrierender Faktor
h∂P
∂y −∂Q∂xi
·Q(x,y)1 =f(x) M(x) = expRf(x)dx h∂P
∂y −∂Q∂xi
·P(x,y)1 =g(y) M(y) = exp−Rg(y)dy h∂P
∂y −∂Q∂xi
·x P(x,y)−y Q(x,y)1 =h(x·y) M(x·y) = exp−Rh(t)dt|t=xy
2 Existenz- und Unit¨ atss¨ atze
Integraloperator
y(x) sei eine L¨osung des AWPy(x0) =y0. y′(x) = k(x, y(x))
y(x) = y0+ Zx
x0
k(t, y(t))dt (Integralgleichung)
(Ky)(x) := y0+ Zx
x0
k(t, y(t))dt
Und umgekehrt isty(x) eine stetige Fkt., die die gegebene Integralfunktion l¨ost. So ist y(x) stetig diff.bar und l¨ost das AWP.
K ist ein Integraloperator, der stetige (diff.bare) Funktionen wiederum zu stetigen Funktionen ableitet.
Lipschitzbedingung (bzgl. y):
∃L >0 ∀(x, y),(x,y)¯ ∈Q = {(x, y) :|x−x0| ≤c,|y−y0| ≤d}:
|k(x, y)−k(x,y)¯ | ≤ L|y−y¯|
[. . .] Abschnitt 2 wird an dieser Stelle nicht weiter gef¨uhrt!
3 Lineare Differentialgleichungen n-ter Ordnung
Definition 1 Eine DGL der Form
y(n)(x) +pn−1(x)·y(n−1)(x) +· · ·+p1(x)·y′(x) +p0(x)·y(x) = q(x)
mitpn−1(x), . . . , p1(x), p0(x), q(x) |J heißt lineare DGL n-ter Ordnung.
Lemmata
• Lemma 1 Die allgemeine Lsg. der inhomogenen DGL ist gleich der Summe aus der allge- meinen Lsg. der homogene DGL und einer partikul¨aren Lsg. der inhomogenen DGL:
yinh(x) =yhomog(x) +ypart(x)
• Lemma 2 Jede Linearkombinationu(x) =c1u1(x) +· · ·+cnun(x)von Lsg.en der homoge- nen DGL ist wieder eine Lsg. dieser DGL.
• Lemma 3 Sind die Funktionenpn−1(x), . . . , p1(x), p0(x), q(x)stetig aufJ = [x, y], so besitzt f¨ur jedesx0∈[a, b]das AWP
y(x0) =y0; . . .; y(n−1)(x0) =y0(n−1) ∀(y0, . . . , y(n−1)0 )∈Rn genau eine Lsg. auf[a, b].
Homogene DGL
x0= [a, b] (y0, . . . , y0(n−1))∈Rn AWP f¨ur die homogene DGL eindeutig l¨osbar.
Spezielle Anfangswerte setzen:
• x0 fest;y0-Tupel: (1,0, . . . ,0) =⇒ y(x0) = 1;y′(x0) =. . .=y(n−1)(x0) = 0 Lsg. seiv1(x).
• x0 fest;y0-Tupel: (0,1, . . . ,0) =⇒ y′(x0) = 1 Lsg. seiv2(x).
...
• x0 fest;y0-Tupel: (0,0, . . . ,1) =⇒ y(n−1)(x0) = 1 Lsg. seivn(x).
Dann ist die allgemeine (eindeutig bestimmte) Lsg. des AWP f¨ur die homogene DGL dar- stellbar als
y(x) =y0·v1(x) +y′0·v2(x) +· · ·+y(n−1)0 ·vn(x) Inhomogene DGL
[ . . . ] Fehlt!
Definition 2 (Wronski-Determinante)
Die Lsg.en u1(x), . . . , un(x)der homogenen DGL heißen Fundamentalsystem (Integralbasis) falls
u1(x) · · · un(x) u′1(x) · · · u′n(x)
... . .. ... u(n−1)1 (x) · · · u(n−1)n (x)
=W(u1. . . un)(x)6= 0 ∀x∈[a, b]
gilt.W(u1. . . un)(x)heißt Wronski-Determinante.
Bemerkung:W(u1. . . un)(x)6= 0 genau dann wennu1(x), . . . , un(x) linear unabh¨angig sind.
Satz 1 Es seien p0(x);. . .;pn−1 stetig auf[a, b]. Die homogene DGL besitzt dann stets ein Fun- damentalsystem, dass aus n Funktionen besteht.
Istu1(x)· · ·un(x)ein solches FS, so ist jede Lsg. der homogene DGL darstellbar als yh(x) =c1u1(x) +· · ·+cnun(x)
mit geeigneten (eindeutig bestimmten) reellen Zahlen c1. . . cn.
Bemerkung:n+ 1 Lsg.en der homogenen DGL (n-ter Ordnung) sind stets linear abh¨angig . Variation der Konstanten
Bei gegebenem FS kann eine partikul¨are Lsg. einer inhomogenen DGL wie folgt bestimmt werden:
Ansatz:
yp(x) := c1(x)u1(x) +· · ·+cn(x)un(x)
yp′(x) := c′1(x)u1(x) +c1(x)u′1(x) +· · ·+c′n(x)un(x) +cn(x)u′n(x) y′′p(x) := c′1(x)u′1(x) +c1(x)u′′1(x) +· · ·+c′n(x)u′n(x) +cn(x)u′′n(x)
...
yp(n)(x) := c′1(x)u(n−1)1 (x) +c1(x)u(n)1 (x) +· · ·+c′n(x)u(n−1)n (x) +cn(x)u(n)n (x) Bedingung:
Unterstrichene Terme fallen weg, da sie homogene Lsg. der DGL sind:
c′1(x)u1(x) +· · ·+c′n(x)un(x) = 0 c′1(x)u′1(x) +· · ·+c′n(x)u′n(x) = 0
... c′1(x)u(n−2)1 (x) +· · ·+c′n(x)u(n−2)n (x) = 0 c′1(x)u(n−1)1 (x) +· · ·+c′n(x)u(n−1)n (x) = q(x) Vorgehensweise:
Die unbekannten Funktionen sindc′1(x), . . . , c′n(x). Geben ist:
W(u1. . . un)(x)6= 0 ∀x∈[a, b]
֒→Gleichungssystem f¨ur alle x eindeutig l¨osbar
→c′1(x), . . . , c′n(x) ausrechnen
→Integrieren
→In den Ansatz einsetzen.
Cramer’sche Regel
(Bsp.: Gleichungssystem aus zwei Gleichungen mit zwei Unbekannten)
a11·x1+a12·x2 = b1 | ·a22
a21·x1+a22·x2 = b2 | ·a12
(a11a22−a21a12)x1 = b1a22−b2a12
x1= det
b1 a12 b2 a22
det
a11 a12 a21 a22
Lineare DGL mit konstanten Koeffizienten L y
|{z}
LinearerOperator
:= y(n)+an−1y(n−1)+. . .+a1y′+a0y aj ∈R
Vorgehensweise:
Konstruktion eines Fundamentalsystems −→ W(u1. . . un)(x)6= 0 Ansatz: y(x) =eλx
L y =⇒ L[eλx] =P(λ)·eλx mit dem charakteristischen Polynom
P(λ) =λn+an−1λn−1+. . .+λa1+a0
L[eλx] ist genau dann Null, wennp(λ) gleich Null ist, d.h.eλxist Lsg. der homogenen DGL. (Man siehe additiv den
”Fundamentalsatz der Algebra“.) Spezialfall (n=2)
y′′+a1y′+a0y= 0 F¨ur das charakteristisch Polynom folgt dann:
P(λ) =λ2+a1λ+a0 ⇒ λ1,2=−a1
2 ± ra21
4 −a0
• 1.Fall:
a21
4 −a0>0 λ16=λ2∈R
u1(x) = eλ1x Erste Lsg. der homogenen DGL u2(x) = eλ2x Zweite Lsg. der homogenen DGL F S: W(u1, u2)(x) =
eλ1x eλ2x λ1eλ1x λ2eλ2x
= (λ2−λ1)·e(λ2+λ1)·x6= 0
• 2.Fall:
a21
4 −a0= 0 λ1=λ2=−a1
2 doppelte reelle N ullstelle u1(x) = eλ1x Lsg. der homogenen DGL
u2(x) = x·eλ1x V ersuch F S: W(u1, u2)(x) =
eλ1x x·eλ1x λ1eλ1x eλ1x+λ1x·eλ1x
=e2λ1·x6= 0
• 3.Fall:
a21
4 −a0<0 λ16=λ2∈C
λ1=a+bi a=−a1
2 λ2=a−bi b=
r
a0−a12
4 v1(x) := eλ1x=e(a+bi)x
v2(x) := eλ2x=e(a−bi)x u1(x) := 1
2(v1(x)−v2(x)) Linearkombination u2(x) := 1
2i(v1(x) +v2(x)) von v1(x), v2(x) ebxi=cos(bx) +i sin(bx) e−bxi=cos(bx)−i sin(bx)
→Addition→Imagin¨arteil entf¨allt
=⇒ u1(x) :=eaxcos(bx)
=⇒ u2(x) :=eaxsin(bx)
F S: W(u1, u2)(x) =
eaxcos(bx) eaxsin(bx)
a eaxcos(bx)−b eaxsin(bx) a eaxsin(bx) +b eaxcos(bx)
= e2a·x6= 0 Allgemeines n
Spezialfallλ1 . . . λn seien n paarweise / verschiedene / reelle Nullstellen.
uk(x) = eλkx k= 1 . . . n
W(eλ1x, . . . , eλnx)(x) =
1 1 1 1 1
λ1 λ2 λ3 λ4 λ5
λ12
λ22
λ32
λ42
λ52
... ... ... ... ... λ1n−1
λ2n−1
λ3n−1
λ4n−1
λ5n−1
| {z }
V andermond′scheDeterminante
·e(λ1+···+λn)x
= Y
n≥k>l≥1
(λk−λl)·e(λ1+···+λn)x
Satz 2 Es sei p(λ) das charakteristische Polynom von L y mit den reellen Nullstellen λ1. . . λi
und den konjungiert komplexen Nullstellen z1(=a1+b1i), . . . , zn.
Dann sind die folgenden Ausdr¨ucke L¨osungen der homogenen DGL und bilden ein Fundamental- system:
Mit reellen Nullstellenλi von p(λ)mit der Vielfachheit li: eλ1x, x·eλ1x, . . . , xl1−1·eλ1x, . . .
eλix, x·eλix, . . . , xli−1·eλix
Mit konjungiert komplexen Nullstellenzn =an+bnxvonp(λ)mit der Vielfachheit mn: ea1x·cos(b1x), ea1x·sin(b1x), . . . , xm1−1·ea1x·cos(b1x), xm1−1·ea1x·sin(b1x), . . .
eanx·cos(bnx), eanx·sin(bnx), . . . , xmn−1·eanx·cos(bnx), xmn−1·eanx·sin(bnx) Ansatzverfahren f¨ur spezielle L¨osungen linearer inhomogener DGL mit konstanten Koeffizienten
y(n)+an−1y(n−1)+. . .+a1y′+a0y=q(x)
Definition 3 Eine DGL der Form
xny(n)+xn−1an−1y(n−1)+. . .+xa1y′+a0y=q(x) heißt Euler’sche DGL.
Bestimmung eines Fundamentalsystems:
• Erster Weg:
Ansatz: y(x) = xλ x >0 0 = q(λ)·xλ
−→Nullstellen vonq(λ) finden
−→Bestimme FS!
• Zweiter Weg:
Substitution: t = lnx x >0 y(x) = z(lnx) y′(x) = z(ln˙ x)· 1
x y′′(x) = z(ln˙ x)· − 1
x2 + ¨z(lnx)· 1 x· 1
x
−→F¨uhrt zu einer linearen DGL mit konstanten Koeffizienten f¨urz(t)
−→L¨osen und Zur¨ucksubstituieren!
Satz 3 (Reduktion der Ordnung einer homogenen linearen DGL)
y(n)+pn−1(x)y(n−1)+. . .+p1(x)y′+p0(x)y= 0 Es sei u1(x)eine Lsg. der oberen DGL auf [a, b]mitu1(x)6= 0 auf[a, b].
Der Ansatzy(x) =u1(x)·z(x)f¨uhrt dann auf eine lineare DGL f¨urz(x) z(n)+an−1(x)z(n−1)+. . .+a1(x)z′ = 0 die durch w=z′(x)in eine lineare DGL(n−1)-ter Ordnung berf¨uhrt wird.
Sei v1(x), . . . , vn−1(x) ein Fundamentalsystem dieser DGL, so bilden die Fkt.en u1(x), u1(x)R
v1(x)dx, . . . , u1(x)R
vn−1(x)dxein FS der Ausgangsgleichung.
Satz 4 (Potenzreihenans¨atze)
y′′+p1(x)y′+p0y= 0
AW P : y(x0) =y0; y′(x0) =y0′
Es seien p1(x) undp0(x) in derδ-Umgebung von x0 in eine Potenzreihe entwickelbar.
Dann gilt das auch f¨ur die Lsg. der homogenen DGL zweiter Ordnung und die eindeutig bestimmte Lsg. des AWP.
Ansatz: y(x) = X∞
k=0
ckxk Hermitesches Polynom
Hn(x) = (−1)nex2 dn dxn(e−x2) Hermitesche Funktionen
Ψn(x) := 1 p2nn!√
π e−12x2Hn(x) Z∞
−∞
Ψm(x)Ψn(x)dx=
0 n6=m
1 n=m
Legendresche DGL
(1−x2)f′′−2x f′+n(n+ 1)f = 0 n∈N0,
→Potenzreihe umx0= 0 mit Konvergenz 1:
2x 1−x2 = 2x
X∞
j=0
(x2)j = X∞
j=0
2x2j+1 |x|<1
֒→Potenzreihenansatz m¨oglich:
y(x) =c0u(g)(x) +c1u(u)(x) u(g), u(u)??? − P otenzreihen
F¨ur spezielle Werte vonn∈N0wird eine der beiden Potenzreihen abbrechen⇒Polynom.
Darstellungsformel:
Pn(x) = 1 2nn!· dn
dxn
(x2−1)n Z1
−1
Pn(x)Pm(x)dx =
0 m6=n
2
2n+1 m=n
Reduzierbare Typen nichtliniearer DGLen zweiter Ordnung Allgemeine, explizite Form:y′′=f(x, y, y′)
Spezielle Form vony′′ Ansatz / Vorgehensweise y′′ = f(x) Zweifache Integration
y′′ = f(y′) Substitution mitz=y′(x) =⇒ z′ =f(z)
y′′ = f(y) Multiplikation mit 2y′ =⇒DGL mit trennbaren Variablen y′′ = f(x, y′) Substitution mitz=y′(x)
y′′ = f(y, y′) Substitution mitp=y′(x(y)) =⇒ dpdy(y) = y′′p(y)(x(y)) DGL nachpl¨osen!
Gesamtlsg. implizit gegeben durchR dy
p(y) =x+c y′′ = f(x, y) Keine allgemeinen Regeln, nur Spezialf¨alle!!
Spezialfall 1:y′′=g(x)·y Spezialfall 2:y′′=h(x,yy′)·y
=⇒Substitution mitv:= yy′
=⇒ v′=h(x, v)−v2 DGL erster Ordnung
4 Rand- und Eigenwertprobleme
Satz 1 Es seien u1, u2 zwei linear unabh¨angige Lsg.en der DGL L y= 0.
Das Randwertproblem
(L y)(x) =q(x), (R1y) =u1, (R2y) =u2 ist genau dann eindeutig l¨osbar wenn gilt:
R1u1 R1u2
R2u1 R2u2
6
= 0
Satz 2 (Seperationssatz)
u(x, t) = X(x)T(t)
⇒ 0 = a2X′′(x)T(t)−X(x) ¨T(t) X′′(x)
X(x) = T¨(t)
a2T(t) =−λ → unbekannte Konstante X′′+λ X = 0
T¨+a2λ T = 0 X(0)T(t) = 0
X(l)T(t) = 0 −→ Randwertproblem!
Eigentwertprobleme(Sturm-Lionvill’sche EW-Aufgabe) Eine DGL der Form
y′′+p1(x)y′+p0(x)y= 0 p1, p0 stetig auf [a, b]
kann durch Multiplikation mitp(x) =eRp1(x)dx stets in die Form L y= (p(x)y′)′+q(x)y= 0
mitq(x) :=p(x)·p0(x) ¨uberf¨uhrt werden.
=⇒Eigenwertproblem - Gesucht sind dieλf¨ur die nicht-trivialen Lsg.en des Problems existieren:
Analysis Alternative Schreibweise Analogie Algebra
L y+R y= 0 L y+λ r(x)y= 0 A ~x−λ ~x= 0
Da Ly= 0muss f olgen Riy= 0 bzw. λ r(x) = 0 mit r(x)>0 det(A−λ E) = 0 Da der Operator L symmetrisch ist, k¨onnen folgende Eigenschaften vereinbart werden:
• Alle Eigenwerte sind reell, somit existieren stets reelle Eigenfunktionen
• Eigenwerte sind einfach (?)
• Eigenfunktionen zu unterschiedlichen Eigenwerten sind zueinander orthogonal (hu, vi= 0) Lineare DGL-Systeme erster Ordnung
y1′ = a11y1 + a12y2 +· · · +a1nyn + Q1(x) y2′ = a21y1 + a22y2 +· · · +a2nyn + Q2(x)
...
y′n = an1y1 +an2y2 +· · · +annyn + Qn(x) Rechenweg:
1. Eigenwerte und Eigenvektoren der KoeffizientenmatrixK=
a11 · · · a1n
..
. . .. . .. an1 · · · ann
berechnen.
2. Fundamentalsystem aus den Eigenvektoren erstellen: ui=
EV(λ) eλx.
Bei einer Vielfachheit m des Eigenwertes sind folgende Ausdr¨ucke in die DGL einzusetzen und die Koeffizienten zu ermitteln:
ui+1=
ax+b
... αx+β
eλx; ui+2=
ax2+bx+c ... αx2+βx+γ
eλx; . . .; ui+(m−1)=
m−1P
k=0
akxk ...
m−1P
k=0
αkxk
eλx
3. Homogene L¨osung:yhom=c1~u1(x) +· · ·+cn~un
4. Inhomogene L¨osung:
(a) Variation der Konstanten mit dem Ansatzyp=~c1(x)~u1(x) +· · ·+~cn(x)~un →In das DGL-System einsetzen!
(b) Ansatzverfahren zur entsprechenden Inhomogenit¨atQi(x) (Spezialans¨atze)
Beachte: F¨ur den Fall ”k-facher Nullstellen“ ist im Ansatz der Grad des Polynoms um k zu erh¨ohen und nicht nur mitxk zu multiplizieren!