Implizite Funktionen
F¨ ur eine stetig differenzierbare bivariate Funktion f ist die Gleichung f (x, y) = 0 in der Umgebung einer L¨ osung (x ∗ , y ∗ ) nach y aufl¨ osbar,
f (x, y) = 0 ⇐⇒ y = g (x), x ≈ x ∗ ,
falls f y (x ∗ , y ∗ ) 6= 0. Diese hinreichende Bedingung bedeutet, dass die
Tangente an die durch die Gleichung definierte Kurve in der xy-Ebene im
Punkt (x ∗ , y ∗ ) nicht parallel zur y-Achse ist.
Die implizit definierte Funktion g l¨ asst sich im allgemeinen nicht explizit angeben. Jedoch kann die Ableitung durch Differenzieren der Gleichung f (x, g (x)) = 0 bestimmt werden:
g 0 (x) = −f y (x, g (x)) −1 f x (x, g (x)) .
Die Berechnung h¨ oherer Ableitungen ist ebenfalls auf diese Weise m¨ oglich.
Allgemeiner ist eine hinreichende Bedingung f¨ ur die Aufl¨ osbarkeit einer Gleichung f (z 1 , . . . , z n+1 ) = 0 nach z k in einer Umgebung einer L¨ osung z ∗ , dass ∂ k f (z ∗ ) 6= 0, d.h. die k -te Komponente der Normale der durch die Gleichung definierten Fl¨ ache in R n+1 muss im Punkt z ∗ ungleich null sein.
Ein analoges Kriterium charakterisiert die lokale Aufl¨ osbarkeit eines Gleichungssystems
f k (x 1 , . . . , x m , y 1 , . . . , y n ) = 0, k = 1, . . . , n ,
mit stetig differenzierbaren m + n-variaten Funktionen f k . Ist
det f y (x ∗ , y ∗ ) 6= 0, f y =
∂f
1∂y
1· · · ∂y ∂f1
..
n
. .. .
∂f
n∂y
1· · · ∂y ∂fn
n
,
so definiert das Gleichungssystem implizit eine Funktion g : x 7→ y = g (x), x ≈ x ∗ ,
die die L¨ osungsmenge des Gleichungssystems in der Ungebung von (x ∗ , y ∗ ) eindeutig parametrisiert: f (x, y) = 0 ⇐⇒ y = g (x 1 , . . . , x m ), x ≈ x ∗ . Die Funktion g = (g 1 , . . . , g n ) t ist stetig differenzierbar und besitzt die n × m-Jacobi-Matrix
g 0 = ∂(g 1 , . . . , g n )
∂(x 1 , . . . , x m ) = −(f y ) −1 f x , f x =
∂f
1∂x
1· · · ∂x ∂f1
..
m
. .. .
∂f
n∂x
1· · · ∂x ∂fn
m