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Ammer, V.:

Gottmenschentum und Menschgottum. Zur Auseinandersetzung von Christentum und Atheismus im russischen Denken.

München: Sagner 1988 (= Slavistische Beiträge. 228). X, 243 p.

Rezensiert von: Elisabeth von Erdmann-PandUc

(Institut für Slavische Philologie, Universität Bamberg)

Die im Vorwort und in der Einleitung des Buches gemachten Bemerkun- gen zur Forschungssituation und zum Anliegen der Abhandlung lehnen sich eng an die Beurteilungen an, die W. Goerdt in seiner Untersu- chung Russische Philosophie ( 1984, p. 15-44) über bisherige Stoßrich- tungen und Interessen der Forschung und dabei verbliebene Rezeptions- lücken trifft. Beklagt werden die Überakzentuierung der Erforschung der Sowjetideologie und die dadurch mitbedingte Setzung einer Zäsur in der russischen Geistesgeschichte. Als Schwäche der Rezeption wird einerseits die Tendenz zur Isolierung russischen Denkens vom gesamt- europäischen Kontext und andererseits die Degradierung dieses Denkens zur Unselbständigkeit gegenüber der europäischen Tradition hervorge- h~ben. In dem durch diese Einschätzungen gesteckten Rahmen versteht sich das Buch als ein Beitrag zu dem Anliegen, die dadurch geblie- benen Lücken allmählich zu füllen. Der Titel weckt die Erwartung auf e~ne Untersuchung zur Geschichte von zwei Begriffen, die im 19. Jh.

e~ne ~esondere

Aktualität in Rußland erlangten. Hier mag der Grund fur die Verf. liegen, ihre Untersuchung auf den genannten Zeitraum zu beschränken.

Das Buch, das Philosophen, Publizisten und Schriftsteller unter dem Aspekt der Themenstellung untersuchen möchte, teilt sich in zwei H~uptabschnitte. Teil I ist der Untersuchung von Entstehung und Ent- wicklung der von den Titelbegriffen bezeichneten Inhalte bei einzelnen Pers~nen in Rußland und Deutschland gewidmet. Teil II behandelt die Auseinandersetzung mit diesen Inhalten im Werk des Schriftstellers FSo.M. Dostoevskij und in den Abhandlungen des Philosophen V .S.

lov'ev.

Die Strukturierung der Abhandlung ist sorgsam und ausf_ührlich ~or­

g~nommen, so daß das Inhaltsverzeichnis durchaus auch die Funktion :~nes Registers mit übernimmt. Die Unterteilung erfolgt für Teil I

~ erwieg~nd .~ach Personen und behandelt das Thema bei M. Bakunin, .G. Behnsk1J, L. Feuerbach M. Stirner, S. Bulgakov und A.I. Ger-

~en, nachdem eine Vorabklär~ng der Rolle des ersten Titelbegriffes in Her Tradition der Kirchenväter und beim ukrainischen Philosophen

·8·. Skovoroda erfolgt ist.

_Dieses Verfahren, das eine solide Grundlage für Teil II schafft, zei_chnet sich durch Übersichtlichkeit aus birgt jedoch die Gefahr von weit h ge end unverbunden nebeneinander stehenden Referaten. Ern For- ' · s~hungsbericht und eine nicht nach Personen, sondern nach inhaltli- c en Kriterien vorgenommene Strukturierung der Untersuchung hätten

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dieser Gefahr entgegenwirken können, da sie ermögl~„~les

bei ·den behandelten Personen als bekannt voraus~~~~'1

1

Be ... , darf in die Fußnoten zu verweisen. Gleichzeitig wäte·11~'.l«iuMi1für das Nachzeichnen der noch nicht rezipierten Wege,

weleh~'•la;F'Begriffs­

paar in der russischen Literatur, Publizistik und

PhUosO,~Y:!urück­

legte, entstanden. Als Folge desse!'l hätte sich e~ne ~iSk~ellfi~n'·der Be- griffe, ihrer Rezeption und Evolution ergeben,. die n1cht:·a.te"•Bt!&ng,un- gen einer an Personen orientierten .. Unte~suchun~. uml .~·;·~,'"'.~~'her­

vorgerufenen Isolationseffekt erst uberwinden

rn~ßte* ~~HW g~1ch.

zu einer inhaltlichen Zusammenschau aller

Entwicklungtft":'.·üb&t~n

könnte, da den beiden Begriffen die Anordnungsfunktiorf:.tbft.tä'Ssen·

worden wäre. · ·· ": ·:

In Teil II hat die Verf. mit Dostoevskij und Solov 'ev ein dankba- res, aber nicht mehr unbekanntes Feld für die Untersuchtntg':der Aus- einandersetzung mit beiden Begriffen ausgewählt. W. Goentt ;itfdtnet z.B. dieser Auseinandersetzung bei Dostoevskij sowie zwischen" Dosto- · evskij und Gercen das Kap. IV. 2. des 2. Teiles der Russischen Philo- sophie. Bei Dostoevskij folgt die Verf. einer gemischten ·Unterteilung · in Werke des Schriftstellers und in markante inhaltliche: Gesichts- punkte. Damit wird ein schöner Überblick erreicht, der :wegeri der Weite des Untersuchungsfeldes allgemein bleiben muß und den Modifi- kationen dieser Begriffe in den Werken von Dostoevskij selbst sowie auch gegenüber ihrem Vorkommen bei anderen Autoren nur begrenzt Aufmerksamkeit schenken kann.

Die Untersuchung zu Solov 'ev ist nach inhaltlichen Kriterien ge- gliedert und stellt eine sorgfältig durchgeführte Erweiterung und Er- gänzung zu W. Goerdts Kapitel zu Solov'ev (V.1., Teil II) in seinem Buch Russische Philosophie vor.

In Anbetracht des Umfangs des Untersuchungsmaterials wäre l!!Uch die Konzentration auf .. wenige markante Texte in Betracht gekommen, zwar auf Kosten des Uberblicks, doch zugunsten einer enger

1

8'.ri :den Quellen und der sprachlichen Ausformung der zur Diskussion stehenden

Inhalte orientierten Untersuchung, die voraussetzbare und allgemeinere Materialien, die sich als notwendig erweisen, in den Fußnoten mitlau- f~n läßt. Für eine präzise und differenzierte Begriffsgeschichte würde dieses Vorgehen einige Vorteile bieten. : . ·.

Die Tatsache, daß die Rezeption des Opus von Dostoevskij nicht zu den Fors~hungslüc~en gehört, kann die vorgeschlagene Beschränkung rechtfertigen. Daruber hinaus wäre es sicher interessant gewesen, das 20. Jh., ~as etliche Texte bereithält, die noch nicht genügend unter dem Gesichtspunkt des gestellten Themas untersucht wurden, e~nzubeziehen. Dostoevskijs Aufzeichnungen aus dem Untergrund bieten ern7n g~ten AnknüJi>fungspunkt für die Untersuchung von E. Zamjatins An~iutopi~ My, , die mancherlei Parallelen zu den Aufzeichnungen auf- weist .<Krista~lpalast/gl~sernes Paradies; 2x2=4-Formel/ihre Verwirkli- chun~, ~ufzeichnungen rn der Ich-Form/Tagebuchforn'I) und als eine Ve~wirkhchung der Horrorvision des isolierten Helden· aus den Auf- z~ichn_ungen vorstellt. Gerade diese beiden Texte, die zwei' Extremmög- hchkeiten .des M~ns~hgo~.tums literarisch gestaJten~ wären ein schönes Demonstr~tionsbe1spiel fur das Rahmenanliegen der Abhandlung gewe- sen. An ih?e~ hätte .sich zeigen lassen, wie in Rußland europäisches Denken rezipiert sowie eigenständig weitergeführt wird, um schließlich

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seinerseits in der europäischen Literatur (A. Huxley, Brave New World, 1932; G. Orwell, Nineteen Eighty-Four, 1949) eine Wirkungsgeschichte zu entfalten.

Von gelegentlichen Tippfehlern abgesehen, ist das Buch wohltuend frei von Fehlern. Die Länge des Buches ist gut bemessen und der Ver- zicht auf weitschweifige Zitate hervorzuheben. Die Anmerkungen sind kurz und prägnant gehalten. Etwas Mühe bereitet ihr gesammeltes Er- scheinen am Schluß der Abhandlung statt unter der jeweiligen Seite.

Die Literaturliste weist die Werke der behandelten Autoren sowie eine interessante Auswahlbibliographie zur Themenstellung auf. Lobend her- vorzuheben ist der Gebrauch des kyrillischen Alphabetes anstelle einer Transliteration bei russischen Titeln und Zitaten.

Der große Vorteil des Buches liegt in seiner angenehmen Lesbarkeit und Übersichtlichkeit, die eine Auswirkung der Strukturierung der Ab- handlung nach Personen ist. Diese Anordnung sowie auch die Begren- zung auf das 19. Jh. bedingen jedoch auch den Nachteil des Buches, der in einer weitgehenden Isolation der einzelnen Untersuchungsab- schnitte zu sehen ist, die neben dem Umfang des Untersuchungsmate- rials einer differentialdiagnostischen Begriffsgeschichte im Wege steht.

Das Buch ist als eine gute Einführung zu den in Frage stehenden Begriffen oder diesen Begriffen zuzurechnenden Inhalten bei Autoren des 19. Jh.s sehr zu empfehlen. Es bildet eine solide Ausgangsgrund- lage für weitergehende und mehr dem Detail zugewandte Forschungen auf seinem Gebiet.

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