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Archiv "„Schulpsychologie und Schule im Dialog„: Hoch begabte Schulversager" (03.03.2000)

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inder mit sehr hoher Intel- ligenz seien früher oft auf Sonderschulen gelandet, weil sie verhaltensauffällig waren, erklärte Dr. Thomas Zech, Schulpsychologe, Brühl, bei einer Fachtagung auf der Messe Interschul/didacta in Köln über „Schulpsychologie und

Schule im Dialog“, veran- staltet von der Arbeits- gemeinschaft Schulpsycho- logie Nordrhein-Westfalen und der Sektion Schul- psychologie im Berufsver- band Deutscher Psycholo- gen (BDP).

Damit aus hoch begab- ten Kindern keine Schulver- sager werden, ist es wichtig, sie zu erkennen und nach

einer fachpsychologischen Diagnose – in Deutschland ist das in erster Linie Aufgabe von Schulpsychologen – ent- sprechend zu fördern. Nur 50 Prozent der hoch begabten Kinder weltweit würden tatsächlich identifiziert und entsprechend gefördert, erklärte Zech.

Hochbegabung ist traditionell ein For- schungsschwerpunkt der Psychologie.

Schulpsychologen sind wissenschaft- lich ausgebildet in psychologischer und pädagogischer Diagnostik. Neben der Betreuung der Kinder beraten sie El- tern und übernehmen die Lehrerfort- bildung.

Sensibilisierung hat zugenommen

In den letzten Jahren seien die An- fragen der Eltern, die ihre Kinder einer Hochbegabten-Diagnostik unterziehen wollen, deutlich gestiegen, berichtet Zech. Den Einwand, dieses Phänomen

sei „mediengesteuert“, bestätigte er, doch habe gleichzeitig auch die Sensi- bilisierung bei Lehrern und Schullei- tung zugenommen. Festzustellen sei, dass Grundschulen, die das Thema Hochbegabung „allgemein als von Schulpsychologen aufgesetzt empfin-

den“, besonders viele Kinder schick- ten; Gymnasien dagegen seien sehr an Lehrerfortbildungen interessiert und überwiesen wenig „Problemfälle“ in die Beratungen der Schulpsychologen.

Zech betonte, dass „weltweit ei- gentlich niemand genau weiß, was Hochbegabung ist“. Jedoch könnten einige allgemeine Merkmale hoch be- gabter Kinder im Vorschulalter an- hand der internationalen Literatur und eigener Erfahrungen aufgelistet werden (Kasten).

Hoch begabte Kinder sollten in der Förderung nicht vernachlässigt wer- den, weil man annehme, dass „sie ja al- les schon können“, betonte Ingrid Jost, Schulpsychologin aus Köln. Gerade diese Kinder hätten oft in der Schule keine hohe Leistungsmotivation. Bega- bung setze sich aber nur um, wenn Lei- stungen erbracht würden. Sie erklärte, dass ein Schulpsychologe auch die Fa- miliendynamik berücksichtigen müsse:

Ein Elternteil könne die Förderung ex-

trem vorantreiben wollen; der andere, aus Angst, das Kind zu überfordern, die Förderung hemmen. Wichtig sei des- halb, das Kind in Entscheidungen – bei- spielsweise bei der Frage nach frühe- rer Einschulung – mit einzubeziehen:

„Wenn Kinder in die Schule wollen, können sie das auch durchstehen.“

Bedenken äußerte Jost bei dem Wunsch der Eltern, das Kind in eine höhere Klasse einzuschulen. Besser sei es, zu „springen“, das heißt, in die erste Klasse einzuschulen und zu- nächst das Kind probeweise für ein bis zwei Wochen in eine höhere Klasse zu befördern. Wichtig sei auch hier, das Kind entscheiden zu lassen, denn wenn es sich von den älteren Kindern oder auch den Lehrern nicht aufge- nommen fühlt, nütze der beste Lehr- stoff nichts. Eine andere Möglichkeit sei, das hoch begabte Kind nur die er- sten drei Grundschuljahre absolvieren zu lassen und dann direkt in die fünfte Klasse des Gymnasiums zu versetzen.

Möglich sei das Springen jedoch nur, wenn die Schulleitung der Förderung Hochbegabter gegenüber offen einge- stellt sei. Auch innerhalb des Unter- richts sollten Hochbegabte berück- sichtigt werden, damit sie sich nicht langweilen: Weil sie ein sehr gutes Ge- dächtnis besitzen, könnten sie auf Wiederholungen des Stoffes verzich- ten. Die ersparte Unterrichtszeit soll- ten die Kinder für eigene Interessen nutzen dürfen. Neben der Freiarbeit würden sich auch gezielter Förderun- terricht und Projektgruppen anbieten.

Separierung sinnvoll

Im Bereich des Gymnasiums hät- ten sich Ansätze der Separierung be- währt, erläuterte Thomas Zech, denn Gymnasien in Nordrhein-Westfalen haben ab dem siebten Schuljahr das Recht, die Klassen neu zusammenzu- stellen. Spezielle Klassen, in denen zum Beipiel Themen wie Atomphysik oder Kompositionslehre angeboten werden, könnten eingerichtet werden. Es sol- le jedoch vermieden werden, diese Klassen als Hochbegabten-Klassen zu etikettieren. Diese Schüler könnten beispielsweise auch die 11. Klasse über- springen. Die Motivation der Hochbe- gabten, wenn sie „unter Gleichen“ sind, sei besonders hoch. Petra Bühring A-515 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 9, 3. März 2000

T H E M E N D E R Z E I T TAGUNGSBERICHT

„Schulpsychologie und Schule im Dialog“

Hoch begabte Schulversager

Werden hoch begabte Kinder nicht erkannt und gefördert, stören sie nicht nur den Unterricht, sondern entwickeln oft auch psychische Störungen.

K

Einige Merkmale

❃ Hochbegabte durchlaufen die Entwick- lungsphase im ersten Lebensjahr bis zum Laufenlernen wesentlich schneller,

❃ beginnen früh zu sprechen, meist in ganzen Sätzen und mit korrekter Grammatik,

❃ zeigen große Neugierde und Wissbegier,

❃ haben ein geringes Schlafbedürfnis und

❃ meist ausgeprägte spezielle Interessen.

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