ie Urologen wollen in Zu- kunft verstärkt jüngere Pati- enten ansprechen. Das Durch- schnittsalter ihrer Patienten liegt zur- zeit bei 66 Jahren. „Männer kommen oft zu spät und bereits krank in die Praxis“, erklärte Prof. Dr. rer. pol.
Gerhard F. Riegl, Inhaber des Insti- tuts für Management im Gesundheits- wesen, Augsburg, in Berlin. Er stellte eine Patientenumfrage im Auftrag des Berufsverbandes der Deutschen Urologen e.V. (BDU) vor. Um jünge- re Männer zu erreichen, müssten de- ren Frauen mehr beachtet werden, empfahl Riegl. Diese würden in der Regel die Entscheidungen im Ge- sundheitsbereich treffen. Männer gin- gen nur ungern zum Arzt. Auch die
„neue Lebenslust der Frauen in der Menopause“ wirke sich auf den Mann aus. Herausgefordert würden die Uro- logen auch durch den enttabuisierten Umgang mit Impotenz.
Bei der Umfrage des BDU beur- teilten etwa 9 000 Patienten in 144 urologischen Praxen die Qualität ihrer Behandlung. Davon waren 16 Prozent Frauen. Fast 7 000 der Fragebögen wurden bereits ausgewertet. Die ver- tragsärztlichen Leistungen ihrer Uro- logen beurteilten die Befragten im Mittel mit der Note 1,4, die Gesamt- zufriedenheit mit 1,6. Mehr als die Hälfte der männlichen Patienten ab 70 Jahre vergaben die Bestnote „sehr gut“, aber nur ein knappes Drittel der unter 50-jährigen. Fast zwei Drittel der Patienten äußerten keine Wünsche zur Verbesserung der Untersuchun- gen. Die parallel befragten Ärzte hat- ten mit deutlich schlechteren Ein- schätzungen gerechnet.
Die Studie ergab, dass 80 Prozent der Patienten nur unzureichend über die Angebote einer urologischen Pra- xis informiert sind. Der Präsident des
BDU, Dr. med. Klaus Schalkhäuser, macht dafür Defizite in der Selbstdar- stellung der Urologen verantwortlich.
55 Prozent der Befragten erwarten ne- ben den spezifischen Kernleistungen von ihrem Arzt weitere Behandlungs- angebote, beispielsweise zur Verlang- samung des Alterungsprozesses, zum Muskelaufbau sowie Naturheilmittel.
Schalkhäuser forderte die Urolo- gen auf, solche Leistungen auch anzu- bieten. Die Wünsche der Patienten rechtfertigten es, den GKV-Leistungs- katalog „zu entfrachten“ und dafür
„Leistungen zur gesunden Lebens- führung und individuellen Gesund- heitsfürsorge“ aufzunehmen. Der Bürger erwarte zudem Angebote außerhalb des GKV-Leistungsange- botes. Bei der Befragung wurde am häufigsten eine umfassende Krebs- vorsorge genannt. Danach folgten die urologische Komplettvorsorge und der Nieren-Check. Die finanziellen Ressourcen des Patienten seien bei solchen individuellen Gesundheitslei- stungen nicht maßgebend, erklärte Riegl. Was der Patient unbedingt wol- le, das leiste er sich auch.
Viagra: Verweigerung bei engen Budgets
52 Prozent der Befragten spra- chen sich im Übrigen für die Verwen- dung von Medikamenten zur Behand- lung der erektilen Dysfunktion aus.
Sollte Viagra im großen Stil zulasten der GKV verordnet werden dürfen, ohne dass die Arzneimittelbudgets um den entsprechenden Betrag er- höht würden, will der Präsident des BDU persönlich die Mitglieder auf- fordern, dem nicht zu folgen. Juristi- sche Konsequenzen wären „das beste Marketing“ für die Urologie. NiB A-352
P O L I T I K AKTUELL
Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 7, 18. Februar 2000 aus wird die neue gesamtdeutsche
Veränderungsrate für die Vereinba- rung des Gesamtbetrages ab dem Jahr 2000 angewandt. Diese ist in der Re- gel höher als die bisherige Ost-Steige- rungsrate. Sollte im Ausnahmefall die Ost-Rate höher sein als im Westen, er- halten die Ost-Krankenhäuser die je- weilige höhere Ost-Steigerungsrate.
❃ Bis zum 1. Januar 2003 müssen die Krankenhäuser ein leistungsori- entiertes und pauschaliertes Vergü- tungssystem für sämtliche voll- und teilstationäre Leistungen einführen.
Die Spitzenverbände der Kranken- kassen, der Verband der privaten Krankenversicherung und die DKG müssen das neue Vergütungssystem vereinbaren. Ausgenommen ist der Bereich der Psychiatrie.
❃ Die Selbstverwaltung muss bis zum 30. Juni die Grundstrukturen des neuen Entgeltsystems und des Ver- fahrens zur Ermittlung der Bewer- tungsrelationen sowie die Grundzüge zur Pflege und Aktualisierung auf Bundesebene vereinbaren.
❃ Kommt bis Ende Juni 2000 kei- ne Einigung über die Grundstruktu- ren sowie über die Zu- und Abschläge zu den Entgelten zustande, wird die Bundesregierung mit einer Ersatzvor- nahme (Rechtsverordnung) unver- züglich aktiv. Auch dann muss die ge- meinsame Selbstverwaltung die ein- zelnen Fallgruppen (Entgelte) des Entgeltkatalogs und deren bundes- weit gültigen Bewertungsrelationen (Punktzahlen) bis zum 31. Dezember 2001 vereinbaren.
❃ Vor Einführung des neuen Entgeltsystems (Fallpauschalen) sind auch die zur Bestimmung der Entgelt- höhe notwendigen Punktwerte auf der Bundesebene zu vereinbaren.
❃ Das neue Vergütungssystem soll sich prinzipiell an den bereits in den USA, in den skandinavischen Ländern und in Australien eingesetz- ten Systemen der Diagnostic Related Groups orientieren. Das Abrech- nungssystem, das möglichst homo- gene Gruppen bilden soll, soll aber dennoch die Komplexitäten und Ko- morbiditäten abbilden. Entsprechend soll der Differenzierungsgrad prakti- kabel gestaltet werden. Mit den Ent- gelten werden die Krankenhauslei- stungen für den Behandlungsfall ver-
gütet. Dr. Harald Clade