• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Eine Entschuldigung an die Urologen" (15.06.1989)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Eine Entschuldigung an die Urologen" (15.06.1989)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

tengruppen (septische, neurochirur- gische Patienten) sind auch heute noch als besonders blutungsgefähr- det anzusehen. Um Mißverständnis- se zu vermeiden, sei ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die vermin- derte Ansprechbarkeit auf H 2-Ant- agonisten erst im septischen Zustand beobachtet wird.

Über die Häufigkeit von post- operativen Pneumonien nach Ga- strektomien liegen kaum relevante prospektive Studien vor. Insoweit sind klinische Eindrücke verständli- cherweise nur von begrenztem Wert.

Betrachtet man jedoch die mikrobio- logischen Verhältnisse im oberen Gastrointestinaltrakt, stellt man fest, daß normalerweise das Duodenum und obere Jejunum keimfrei sind.

Erst unter einer extensiven Keimbe- siedlung des Magens kommt es auch zu einer Besiedlung der oberen Darmabschnitte mit den gleichen Keimen (7). Fällt der anazide Magen als Keimquelle weg, entfällt wahr- scheinlich auch die Ursache für die Besiedlung der oberen Darmab- schnitte. Daß andererseits eine län- gerfristige präoperative Behandlung mit H2-Antagonisten das Risiko postoperativer Pneumonien nach Magenoperationen signifikant er- höht, haben Lundell et al. (8) schon 1983 gezeigt.

Zu 2. Der Kommentar von Herrn Dr. Görlich zur Driks-Studie macht dankenswerterweise auf eini- ge Schwierigkeiten aufmerksam, die bei der Interpretation dieser Arbeit entstehen können. Zur Klärung die- ser Fragen habe ich mich deshalb mit dem Leiter dieser Studie (D. E. Cra- ven) in Verbindung gesetzt.

Das Studiendesign sah einen Vergleich zwischen Sucralfat und ei- ner pH-anhebenden Medikation vor, wobei den Ärzten überlassen wurde, entweder H 2-Antagonisten oder Antazida allein beziehungsweise in Kombination zu applizieren. Eine randomisierte Zuteilung zur Antazi- da- oder H2-Blockertherapie erfolgte nicht. Da die meisten beteiligten Ärzte der Wirksamkeit einer allei- nigen Prophylaxe mit H2-Antagoni- sten nicht vertrauten, erhielt die überwiegende Zahl der Patienten Antazida allein oder in Kombina- tion. Nur mit H2-Antagonisten wur-

den überwiegend (signifikant häufi- ger) internistische Patienten mit kür- zerer Intensivliegedauer behandelt.

Internistische Patienten weisen be- kanntermaßen ein geringeres Pneu- monie- und Blutungsrisiko auf als chirurgische Intensivpatienten.

Von entscheidender Bedeutung für die Interpretation der Ergebnisse sind jedoch die Analysen des Magen- saft-pH bei den Patienten unter alleiniger H2-Blocker-Medikation.

Von den 17 Patienten wiesen 11 ei- nen mittleren Magensaft-pH unter vier auf, während andererseits unter Antazidamono- oder insbesondere Kombinationsmedikation kaum Ma- gensaft-pH-Werte unter vier beob- achtet wurden. Diese Befunde — auch unter Einschluß der H 2-Blok- ker-Gruppe — unterstützen also die übereinstimmenden Ergebnisse aller anderen Studien, daß die Pneumo- nierate in direktem Zusammenhang mit der Alkalisierung des Magensaft- pH steht.

Andererseits zeugt eine pH- Versagerrate von 65 Prozent in die- sem speziellen Kollektiv nicht unbe- dingt von der Effektivität der Pro- phylaxe mit H2-Antagonisten. Dies wird letztlich auch in der Rate ma- kroskopischer frischer Blutungen deutlich. Wenn Herr Kollege Gör- lich bei den höchst unterschiedlichen Gruppengrößen schon Prozentzah- len bemüht, dann sollte nicht uner- wähnt bleiben, daß trotz der oben aufgeführten Selektion die Blutungs- rate unter den mit Ranitidin behan- delten Patienten 10 Prozent betrug, während in den weit größeren Ant- azida- und Sucralfatgruppen die Blu- tungsraten bei 0 Prozent beziehungs- weise 3,6 Prozent lagen.

Trotz der jeder klinischen Studie dieser Art anhaftenden Unzuläng- lichkeiten bestätigt also auch diese Untersuchung den Zusammenhang zwischen intragastralem pH und Pneumonierate. Durch zwei kürzlich vorgestellte Untersuchungen (9, 10) konnte mittels technetiummarkier- ten Magensaftes nun der direkte Nachweis erbracht werden, daß es auch bei intubierten Intensivpatien- ten innerhalb weniger Stunden in ei- nem hohen Prozentsatz zur Aspira- tion von geringen Mengen Magen- saft in den Respirationstrakt kommt

Selektive Dekontamination des Ga- strointestinaltraktes und Verzicht auf säuresupprimierende Streßblu- tungsprophylaxe stellen zwei aus- sichtsreiche Ansätze dar, die Gefahr pulmonaler und systemischer Infek- tionen zu vermindern. Erste positive Ergebnisse (2) weisen darauf hin, daß durch Kombination beider Ver- fahren bei Risikopatienten eine rele- vante Verminderung der Sterblich- keit auf Intensivstationen erzielt werden könnte.

Die Zahlen in Klammem beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonder- druck, anzufordem über den Verfasser.

Privatdozent

Dr. med. Michael Tryba Universitätsklinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Schmerztherapie

Berufsgenossenschaftliche Kranken- anstalten Bergmannsheil

Ruhr-Universität Bochum Gilsingstraße 14 • 4630 Bochum

NOTIZ

Eine Entschuldigung an die Urologen

Der zuständige Redakteur versi- chert, daß er nicht der Meinung ist, Urologen übten ein Gewerbe aus (obwohl einer der Väter der Urolo- gie, unser früherer Leiter der medi- zinisch-wissenschaftlichen Redak- tion, Prof. Carl Alken, sich selbst im- mer als „Kanalarbeiter" bezeichne- te!). Trotz dreimaligen Lesens der umbrochenen Seite hat der Redak- teur nicht gemerkt, daß in dem Arti- kel „Weitere Fortschritte in der Urologie" in Heft 14/89 das prosta- taspezifische Antigen (PSA) als „ge- werbespezifischer Marker" bezeich- net worden ist — natürlich mußte es

„gewebespezifisch" heißen. bt A-1862 (70) Dt. Ärztebl. 86, Heft 24, 15. Juni 1989

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

In dieser Arbeit sollen die Vermittelbarkeit der notwendigen methodischen Fähigkeiten zur Anwendung der EbM in der klinischen Entscheidungsfindung sowie die Qualität der dazu

Die Nutzung ist nur für den genannten Zweck gestattet, nicht jedoch für einen weiteren kommerziellen Gebrauch, für die Weiterleitung an Dritte oder für die Veröffentlichung

Richard Maurer, Holderbank (CH) hatals Arbeitspapier eine ·Checkliste der europaischen Agelenidae nach der Roewerschen Systematik 1954 - unter BerOcksichtigung angrenzender

sehr häufig wird die Bedeutung von klinischen Studien und auch deren Mehraufwand für die jeweilige Abteilung einer Klinik von den Kolleginnen und Kollegen anderer

und „die Rechte und Verantwortlichkeiten" der vier Siegermächte (gemeint ist die alliierte Zu- ständigkeit bezüglich „Deutschland als Ganzes") unberührt geblieben sind

te dabei nicht weiter auf die sehr oft verwirrenden Fragestellungen und Antworten eingehen — man muß be- denken: in 90 Sekunden Frage le- sen, verstehen, beantworten, in

Remembering Canada: How we recall and represent the past Annual Conference of the Association for Canadian Studies Montreal, 11-13 November 2004 Call for Proposals: Later this year

1860s-1940s Friday 25 - Saturday 26 June 2004, 10.15 am - 5.15 pm Victoria and Albert Museum, London Nearest tube: South Kensington Join us for an engaging two day