MEDIZIN
ist ein Irrtum. Die Nachweismöglich- keit, die Empfindlichkeit, ist abhän- gig von der Kreuzreaktivität der ein- zelnen Verbindungen, die wieder ab- hängig ist von den einzelnen Struk- turmerkmalen der verschiedenen Substanzen. Darüber ist im eigenen Arbeitskreis seit Jahren gearbeitet und mehrfach berichtet worden (1 bis 6). So beträgt die Kreuzreaktivität beim Fluoreszenzpolarisationsimmu- noassay (FPIA = AD„), ausgehend von der Bezugsverbindung Nordiaze- pam ( = 100 Prozent bei einer Meß- lösung von 1 itg/m1), beim Temaze- pam nur noch 80 Prozent, beim Mi- dazolam nur noch 62 Prozent, beim Flunitrazepam (Rohypnol) 40 Pro- zent, beim Bromazepam (Lexotanil) 23 Prozent und für Ketazolam sogar nur noch 7 Prozent. Bedenkt man weiterhin die niedrigeren Dosie-
KURZBERICHT / FÜR SIE REFERIERT
rungsmengen der neueren Benzodia- zepine sowie den Metabolismus, so ist es nicht verwunderlich, daß es zu falsch negativen Ergebnissen kommt In einer Studie waren es an unserem Institut 36 Prozent. Es ist unter die- sen Umständen nicht korrekt von Screeningmethoden bei den immun- chemischen Verfahren zu sprechen, denn es impliziert, daß beim Vorlie- gen fraglicher Verbindungen diese immer angezeigt werden, so daß da- nach die positiven Befunde durch ab- sichernde Untersuchungen bestätigt werden können. Wenn jedoch zum Beispiel ein negatives immunchemi- sches Ergebnis auf eine vermeintli- che Nichteinnahme hinweist, so ist dennoch in einer Vielzahl von Pro- ben mit chromatographischen Me- thoden wie Flunitrazepam oder Bro- mazepam nachweisbar.
Deutsches Arzteblatt
90 (1993) A1-2712-2713 [Heft 41]
Literatur
1. Beyer, K.-H., S. Martz: Dtsch. Apotheker- Ztg. 127,41 (1987) 2037-2039
2. Martz, S.: Dissertation, Freie Universität Berlin, Fachbereich Pharmazie (1989) 3. Beyer, K.-H., S. Martz: Arch. Pharm. S.
324, (1991) S. 933
4. Beyer, K.-H., S. Martz: Krankenhausphar- mazie 13, (1992) S. 6-9
5. Wiegrebe, E.: Dissertation, Freie Unisversi- tät Berlin, Fachbereich Pharmazie, (1991) 6. Beyer, K.-H., A. Droste: Die Pharmazie,
z. Zt. im Druck
7. Toxichem + Krimtech., 58 (3), (Juli 1991), S. 43-47
Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. rer. nat. Karl-Heinz Beyer Landesuntersuchungsinstitut für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen Berlin
Invalidenstraße 60 10557 Berlin
Digoxin unverzichtbar bei chronischer
Herzinsuffizienz
Um den Stellenwert der Digitalis- therapie in der Behandlung von herz- insuffizienten Patienten, die gleich- zeitig Diuretika und Angiotensin- Converting-Enzym-Hemmer (ACE- Hemmer) erhalten, zu definieren, wurde bei 178 Patienten mit Ejekti- onsfraktionen unter 35 Prozent dop- pelblind und plazebokontrolliert ein Digoxin-Auslaßversuch unternom- men. Alle Patienten waren zuvor un- ter Therapie mit Digoxin, einem Di- uretikum und einem ACE-Hemmer klinisch stabil und wiesen einen Si- nusrhythmus auf.
Während der zwölfwöchigen Be- obachtungszeit mußten 23 Patienten der Plazebogruppe, aber nur 4 Pa- tienten der Digoxingruppe wegen ei- ner Verschlechterung der Herzinsuf- fizienz aus der Studie herausgenom- men werden. In der Plazebogruppe kam es zu einer signifikanten Reduk- tion der maximalen Belastbarkeit, ei- ner Verschlechterung der Lebens- qualität, einer Verminderung der Ejektionsfraktion sowie zu einer Zu- nahme der Herzfrequenz und des Körpergewichts. Die Autoren halten
aufgrund dieser Ergebnisse eine gleichzeitige Gabe von Digoxin, ACE-Hemmern und Diuretika bei Patienten mit schwerer Herzinsuffi- zienz für indiziert und weisen auf ei- ne mögliche Gefährdung des Patien- ten durch Digoxin-Auslaßversuche hin. acc
Packer, M. et al.: Withdrawal of Digoxin from patients with chronic heart failure treated with Angiotensin-Converting- Enzyme Inhibitors. N. Engl. J. Med.
1993, 329: 1-7.
Dr. Packer, Center for Heart Failure Re- search, Columbia University, 630 W.
168th St., New York, NY 10032, USA.
Cholestyramin zur Therapie der
Kollagen-Kolitis
Bei der Kollagen-Kolitis finden sich Ablagerungen von Kollagen in der Tunica propria; im Vordergrund stehen profuse Durchfälle, die recht schwierig zu therapieren sind. In Ein- zelfällen ist ein Verschwinden des Kollagens unter einer Behandlung mit Sulfasalazin und Prednison oder einer Prednison-Monotherapie beob- achtet worden.
Die Autoren berichten über eine 67jährige Frau mit seit 18 Monaten bestehenden Durchfällen und kolik- artigen Bauchschmerzen, bei der ein Therapieversuch mit 3 x 4 g Chole- styramin unternommen wurde. Da- durch ließ sich eine prompte sympto- matische Besserung erzielen, die hi- stologischen Veränderungen (Kolla- genablagerung) verschwanden. Nach Absetzen der Therapie kam es zu ei- nem Rezidiv der Kollagen-Kolitis. Zu diesem Zeitpunkt konnten bakteriel- le Zytotoxine nachgewiesen werden.
Da Cholestyramin zum Beispiel auch das Toxin von Clostridium difficile zu binden vermag (Cholestyramin gilt als Mittel der zweiten Wahl bei der Behandlung der pseudomembranö- sen Kolitis), könnte ein toxinprodu- zierender Mikroorganismus für die Kollagen-Kolitis verantwortlich zu machen sein, auch wenn es den Au- toren nicht gelang, entsprechende Mikroorganismen nachzuweisen. W
Andersen, T., J. R. Andersen, M. Tvede, M.-B. Franzmann: Collagenous colitis:
Are Bacterial Cytotoxins Responsible?
Am. J. Gastroenterol. 88: 375-377,1993.
Department of Internal Medicine F and Department of Patholog, Gentofte County Hospital, and Department of Cli- nical Microbiology, Rigshospitalet, Uni- versity of Copenhagen, Dänemark.
Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 41, 15. Oktober 1993 (69) A1-2713