Allgemeinmedizin
Die Rolle der modernen bildge- benden Verfahren für das Gebiet der Allgemeinmedizin hat Dr. B.
Schmaltz erläutert, der als Lehrbe- auftragter für Allgemeinmedizin an der Universität Mainz und Praxisin- haber in Bingen sowohl die theore- tischen als auch die praktischen Aspekte der Problematik darlegen konnte. Er hat zwischen den Verfah- ren unterschieden, die in eigener Praxis durchgeführt werden können (Ultraschalldiagnostik) und solchen, die von der Allgemeinmedizin veran- laßt werden. Dr. Schmaltz hat sehr nachdrücklich darauf hingewiesen, daß die Sonographie für die Allge- meinmedizin eine große Bedeutung erlangt hat, hat aber auch die Not- wendigkeit einer entsprechenden Kompetenz und einer Qualitätskon- trolle betont. Mit Nachdruck hat er dafür geworben, die „Fünf-Sinne- Diagnostik" nicht zugunsten der ap- parativen Technik zu vernachlässi- gen.
Zusammenfassung
Zusammenfassend ist daher festzuhalten, daß die Ultraschalldia- gnostik von nahezu allen an der Fo- rumsdiskussion beteiligten Fachver- tretern an erster Stelle genannt wur- de. Die Indikation zur Computerto- mographie ist für die einzelnen Dis- ziplinen unterschiedlich. Da die Me- thode durch Knochen, Luft und Fett
— den physikalischen Feinden der Ul- traschalldiagnostik — nicht beein- trächtigt wird, wird sie immer dann Anwendung finden, wenn es um re- produzierbare Körperquerschnitte zu Stadieneinteilung, Therapiepla- nung oder Verlaufskontrolle geht.
Der Indikationsbereich der Ma- gnetresonanz-Tomographie (Kern- spintomographie) erweitert sich sehr rasch. Die begrenzte Verfügbarkeit und die hohen Kosten rechtfertigen den Einsatz jedoch nur dann, wenn auf andere bildgebende Verfahren verzichtet wird oder wenn auf ande- re Weise die Diagnostik nicht mög- lich ist. Die viel zitierte „Stufendia-
gnostik" sollte verlassen werden, wenn mit einer Methode (auch wenn diese teuer ist) das diagnostische Problem mit überlegener Treffsi- cherheit gelöst werden kann.
Eines hat jedoch die Diskussion deutlich gemacht: Der Einsatz der neuen bildgebenden Verfahren hat viele konventionelle Methoden tat- sächlich ersetzt. Wenn sich diese Tendenz in den Statistiken der kas- senärztlichen Vereinigungen noch nicht so überzeugend nachvollziehen läßt, dann sind dafür andere Gründe anzuführen. Einer der wichtigsten Gründe ist sicherlich, daß die Mög- lichkeiten der neuen bildgebenden Verfahren noch nicht ausreichend bekannt sind. Dem Senat für ärztli- che Fortbildung ist daher zu danken, daß er diese Problematik zum Schwerpunktthema gemacht hat.
Professor Dr. med. Peter E. Peters Direktor des Institutes für klinische Radiologie der Universität
Albert-Schweitzer-Straße 33 W-4400 Münster
Sinn und
Unsinn von Diäten
Diät ist nach dem Roche Lexi- kon Medizin eine von der normalen Ernährung abweichende Kostform als Mittel zur gezielten therapeuti- schen („Krankenkost") oder prophy- laktischen Beeinflussung des Stoff- wechsels. Unter unsinnige Diäten reiht der Autor den Vegetarismus und extreme Abmagerungsdiäten ein, die in den späten 70er Jahren zu mindestens 60 Todesfällen geführt haben („protein-sparing modified fast liquids").
Fest steht, daß ausgewogen ve- getarisch sich ernährende Menschen gesünder leben, da sie vermehrt pflanzliche Fasern und (langketti- ge) Kohlenhydrate einnehmen und gleichzeitig tierische Fette meiden.
Eine vernünftige Diät sollte folgende Zusammensetzung haben:
30 Prozent Fett (je 10 Prozent gesät- tigt, 10 Prozent einfach ungesättigt, 10 Prozent mehrfach ungesättigt), 10 bis 15 Prozent Eiweiße, 55 bis 60 Prozent Kohlenhydrate, davon 13 bis
15 Prozent einfache Zucker, 25 g Fa- sern. Da gewisse Faserarten tierex- perimentell die Entstehung des ko- lorektalen Karzinoms begünstigen könnten, hat die Empfehlung zur Er- höhung der täglichen Faserzufuhr nur für die mit Früchten und Gemüsen zu- geführten Fasern Gültigkeit.
Ballmer, P. F.: Sinn und Unsinn von Di- äten. Schweiz. med. Wschr. 120: 379-382, 1990.
The Rowett Research Institute, Bucks- burn, Scotland.
Die Diversions-Kolitis
Seit langem ist bekannt, daß sich in ausgeschalteten Kolonabschnit- ten, zum Beispiel bei Patienten mit Ileostoma oder Colostoma, eine Ko- litis entwickeln kann.
Die Autoren berichten über 21 Patienten, die wegen einer perforier- ten Divertikulitis, einem Trauma, ei- nem Karzinom oder einer Hart- mannschen Operation einen Anus praeter erhalten hatten. Viele dieser Patienten entwickelten Symptome wie Schmerzen, Ausfluß und Blu- tung. Endoskopisch fanden sich
FÜR SIE REFERIERT
Schleimauflagerungen, vermehrte Verletzlichkeit, petechiale Blutun- gen, Erythem, Ulzera, Exsudat, Pfla- stersteinrelief und Polypenbildung.
Histologisch konnte eine mäßiggra- dige lymphoplasmazelluläre Infiltra- tion der Lamina propria, Alteratio- nen der Kryptenarchitektur und eine Abnahme der Kryptenzahl nachge- wiesen werden. Da über die Ätiolo- gie der Diversions-Kolitis keine Klarheit bestimmt, sind auch keine Therapieempfehlungen möglich, im allgemeinen orientiert man sich je- doch an der Therapie chronisch ent- zündlicher Darmerkrankungen (Co- litis ulcerosa und Morbus Crohn) im Rahmen einer symptomorientierten Behandlung.
Ma, C. K., C. Gottlieb, P. A. Haas: Diversi- on Colitis: A Clinicopathologic Study of 21 Cases. Human Pathology 21: 429-436,1990 Department of Pathology, Henry Ford Hospital, 2799 West Grand Blvd. Detroit, MI 48202
A-1082 (64) Dt. Ärztebl. 88, Heft 13, 28. März 1991