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as technische Prinzip der so genannten Ultra- schall-Transmissionskamera ist seit den Siebzigerjahren bekannt, doch erst die wach- senden Fortschritte in der Kamera- und Rechnertech- nik lassen eine kostengünsti- ge Realisierung zu. Die Ka- mera verbindet die Präzision einer Röntgenaufnahme mit den Vorteilen des strahlungs- freien Ultraschalls und eröff- net neue diagnostische Mög- lichkeiten.Ein Team um den Bochu- mer Elektrotechniker Prof.
Helmut Ermert hat für seine Versuchsanordnung einer Ul- traschall-Transmissionska- mera jetzt einen von insge- samt acht Preisen
des Wettbewerbs
„Innomedt ⳮIn- novationen in der Medizintechnik“
des Bundesmini- steriums für Bil- dung und For- schung (BMBF) gewonnen.
„Vorstellen
muss man sich das Gerät wie ein großes Aquarium, das mit einem Monitor verbunden ist“, erläutert Helmut Ermert die Neuentwicklung. „Am linken Rand des Aquariums befindet sich die Sendeein- heit, die Empfängereinheit ist am rechten Rand unterge- bracht. Wenn Sie Ihre Hand in das Wasser halten, er- scheint ein klares Bild auf dem Monitor.“ Anders als bei konventionellen Ultraschall- geräten, die nach dem Prinzip der Echosonographie arbei- ten, entstehen dabei in der Kamera Schattenbilder der Objekte, die durch akustische Linsen beziehungsweise elek- tronische Nachbildungen von Linsen scharfgestellt werden.
So erstellt das Gerät in Echt- zeit Bilder, die zwar normalen Röntgenbildern ähneln, aber
im Vergleich dazu wesentlich mehr Details wiedergeben.
Man kann etwa die Sehnen in der Hand oder auch Bänder sehen. Allerdings kann man nicht durch die Knochen hin- durchsehen.
Die Transmissionskamera durchschallt Objekte mit zwei bis vier Megahertz Ultra- schall. Die Bildwiederholrate beträgt 25 Hertz bei 16 384 Pixeln. Allerdings dringt der Ultraschall nicht durch die Luft, sondern eben nur durch das Medium Wasser. Das
„Aquarium“ ist naturgemäß besonders zur Diagnostik kleinerer biologischer Objek- te, wie etwa Gliedmaßen, oder auch von Kleinkindern geeignet. „Auch in der Sportmedizin oder in der Tumor- diagnostik, etwa beim Mammakar- zinom oder bei Tumoren der Ho- den, kann ich mir zahlreiche Anwen- dungsgebiete vor- stellen“, meint Hel- mut Ermert. Noch ist das eine Zukunftsvision, denn das neue Verfahren steht noch ganz am Anfang seiner tech- nischen Entwicklung. Bislang gibt es nur einen Ver- suchsaufbau im Bochumer Labor für Elektrotechnik.
Rund 400 000 DM hat das BMBF für die Durchführung eines so genannten Schlüssel- experimentes bewilligt. An den orthopädischen Kliniken in Bochum soll das Gerät zunächst versuchsweise ein- gesetzt werden. Die Exper- ten erhoffen sich von diesem klinischen Experiment nähe- re Aufschlüsse über die Vor- und Nachteile der neuen Technik. „Vielleicht gelingt es dann auch, einen Partner aus der Industrie für das Pro- jekt zu interessieren“, hofft Ermert. Kay Müllges
A-1319 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 19, 12. Mai 2000
Ultraschall-Transmissionskamera
Vision eines neuen
bildgebenden Verfahrens
„Vorstellen muss man sich das Gerät wie ein
großes Aquarium, das
mit einem Monitor verbunden ist.“
V A R I A TECHNIK FÜR DEN ARZT