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Archiv "Hausärzte: Der Mangel nimmt zu" (14.02.2014)

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A 258 Deutsches Ärzteblatt

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14. Februar 2014

HAUSÄRZTE

Der Mangel nimmt zu

Es werde immer schwieriger, den Hausärztemangel durch Niederlassungen zu kompensieren, heißt es in der Existenzgründungsanalyse für Hausärzte 2012.

D

ie Existenzgründungsanalyse für Hausärzte der Deutschen Apotheker- und Ärztebank eG (Apobank) und des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI), die Ende Januar 2014 für die Berichtsjahre 2011/2012 veröffent- licht wurde, lässt zwei markante Trends erkennen:

Der Trend zu Praxisformen in kooperativer Berufsausübung ist ungebrochen. Bundesweit ent- schied sich über alle Facharztgrup- pen hinweg fast jeder zweite haus- ärztliche Existenzgründer für eine Berufsausübung in Kooperation (bundesweit: 46,2 Prozent). Im Westen betrug der Anteil 51,9 Pro- zent, im Osten allerdings nur 20,2 Prozent (Vorjahr: 30,0 Prozent). Im Gegensatz zum Westen ist für vier von fünf Praxisgründern in den neuen Bundesländern die Einzel- praxis die erste Wahl. Da große Tei- le Ostdeutschlands ländlich geprägt sind, sei die Patientendichte hier in vielen Regionen nicht groß genug, als dass Kooperationen wirtschaft-

lich attraktiv wären, analysieren Apobank und ZI.

Der Hausärztemangel hält an.

Aus den von der Apobank durchge- führten Praxisfinanzierungen lässt sich ableiten, dass der Hausärzte- mangel in naher Zukunft weiter zu- nehmen wird, im Westen stärker als im Osten. Insgesamt hat sich auch ge- zeigt, dass die Investitionsvolumina für neu eröffnete hausärztliche Pra- xen gegenüber den Vorjahren kaum gestiegen sind und auf einem mode- raten Niveau verharren. Insofern ist es nach Einschätzung der Analysten und Praxisfinanzierer leichter ge- worden, die Neufinanzierung von Praxen und Praxisübernahmen aus dem zu erwartenden Praxisertrag mittelfristig zu schultern. Allerdings gibt es Unterschiede zwischen Ost und West. Die Konkurrenzsituation unter den Hausärzten ist in den neu- en Ländern weniger stark als im Westen, was deutlich geringere Übernahmepreise zur Folge hat, sagt Georg Heßbrügge, Bereichslei- ter Gesundheitsmärkte und -politik der Apobank in Düsseldorf.

Hausärzte bilden unverändert die größte Gruppe unter den ärztlichen Existenzgründern. Allerdings liegt deren Anteil deutlich unter dem An- teil der Hausärzte an sämtlichen Vertragsärzten: Obwohl Hausärzte mehr als 40 Prozent der Vertrags- ärzte repräsentieren, liegt ihr Anteil bei den Existenzgründungen nur bei 25,6 Prozent im Westen und 33,6 Prozent im Osten.

Die Autoren des „Invest-Monitor Ärzte“ werten diese Entwicklung als ein Indiz dafür, dass es immer schwieriger wird, den Hausärzteman- gel durch Niederlassungen zu kom- pensieren und „Grundversorgern“ ei- ne ausreichende Existenzmöglichkeit zu bieten. Vermutet wird, falls sich kurzfristige keine Trendwende ein- stellen sollte, dass der Hausarztman- GRAFIK

Großstadt:

100 000 und mehr Einwohner Mittelstadt:

20 000 bis

< 100 000 Einwohner Kleinstadt:

5 000 bis < 20 000 Einwohner Land:

< 5 000 Einwohner

Existenzgründung nach Praxislage 2011/2012 (in Prozent)

100

80

60

40

20

0

Alte Bundesländer

Neue Bundesländer

40,2 27,3 23,9 8,6

32,6 25,6 24,0 17,8

Großstadt Mittelstadt

Kleinstadt Ländliches Gebiet

führung von Daten zu unterlassen.

Darüber entscheidet im Einzelfall die Datenaufbereitungsstelle.

Zwar gehen die Experten davon aus, dass mit der Sekundärnutzung der GKV-Routinedaten generell ei- ne bessere Planung und Steuerung im Gesundheitswesen möglich wird. Für die wissenschaftliche Auswertung ist jedoch noch eine Reihe methodischer Fragen zu klä- ren. Dies betrifft unter anderem die Frage der Datenqualität, da nicht al- le Umstände des Erhebungskontex- tes der Daten bekannt sind. Auch wurden die Daten primär für admi- nistrative Zwecke erhoben. „Die In- terpretation der Ergebnisse muss vor dem Hintergrund der Stärken und Schwächen der Daten und der Methodik erfolgen“, betonte daher Dr. Ingrid Schubert, PMV-For- schungsgruppe an der Universität Köln. Wissenschaftler müssten sorgfältig prüfen, welche Aussagen anhand dieser Datensätze überhaupt möglich seien.

Viele methodische Fragen Beispiel Diagnosedaten: Hier ist bei der Auswertung unter anderem zu beachten, dass aus der Diagnosenen- nung nicht per se auf das Vorliegen einer Erkrankung zu schließen ist.

Auch geht aus den Routinedaten nicht direkt hervor, ob eine Erkran- kung bereits länger besteht oder neu ist. Zur Validierung von Diagnosen sollten daher stets weitere Informa- tionen aus den Routinedaten, wie Verordnungsdaten oder Diagnosen über mehrere Quartale, herangezo- gen werden, empfahl etwa Dr. Sascha Abbas, PMV-Forschungsgruppe.

Weitere wichtige Daten, die auf der Wunschliste mancher Experten stehen, sind zum Beispiel die Anga- be des diagnosestellenden Arztes, die eine Aufschlüsselung nach Fach- arztgruppen ermöglichen würde, und das ambulante Konsultationsda- tum. Bei den Arzneimitteldaten um- fasst die DaTraV-Datenlieferung nur die verschreibungspflichtigen Medi- kamente aus dem ambulanten Be- reich. Nicht enthalten sind beispiels- weise Angaben zu OTC- und Life- style-Präparaten sowie zur Kranken-

hausmedikation.

Heike E. Krüger-Brand

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14. Februar 2014 A 259 gel sogar noch stärker spürbar wird

und zahlreiche Hausarztpraxen ge- schlossen werden, so die Studie.

Obwohl in Ostdeutschland fast jede fünfte Praxis als Einzelpraxis gegründet wurde, im Westen war es jede 20., erhöhte sich die Zahl der Hausärzte dadurch nicht. Dies liegt daran, dass es vor allem in struktur- schwachen Gebieten für viele Exis- tenzgründer attraktiver ist, eine Ein- zelpraxis zu gründen als eine Be- standspraxis zu übernehmen. Dies hat negative Folgen für Praxisinha- ber, die am Ende ihrer Berufskarrie- re einen Nachfolger suchen und ei- nen auskömmlichen Abgabeerlös erzielen wollen. Es fehlt an Nach- frage, und der Markt für eine Veräu- ßerung ist so gut wie ausgetrocknet.

Dadurch verliert eine Arztpraxis im- mer weniger die Funktion einer Ri- sikoabsicherung für den Lebens- abend und als Altersversorgung.

Moderate Preise

Die Investitionsvolumina für haus- ärztliche Praxen verharren auf mo- deratem Niveau: Je nach Niederlas- sungsort mussten die Gründer zwi- schen 86 000 Euro und 129 000 Euro aufbringen. Die Praxisfinan- zierer sehen in dem relativ niedri- gen Finanzierungsvolumen eine Chance, die Finanzierungs- und Amortisationslast leichter zu stem- men. Bei einem Investitionsvolu- men von 100 000 Euro könnte diese Summe bei einem angenommenen Zinssatz von drei Prozent und einer monatlichen Abzahlungsrate von 1 000 Euro in weniger als zehn Jah- ren abbezahlt werden, so Apobank- Experte Heßbrügge.

Die Überführung einer hausärzt- lichen Einzelpraxis in eine Berufs- ausübungsgemeinschaft (BAG) er- forderte im Durchschnitt ein Ge- samtfinanzierungsvolumen in Höhe von 132 000 Euro (2010/2011:

116 000 Euro). Der Eintritt in eine BAG (früher: Gemeinschaftspraxis) als zusätzlicher Partner musste mit 120 000 Euro (2010/2011: 131 00 Euro) verbucht werden. Das höchste Investitionsvolumen fiel im Westen mit 129 000 Euro für die Übernah- me einer BAG an. Es folgen die Einzelpraxisübernahme mit 125 000 Euro und die Neugründung einer

Einzelpraxis mit 116 000 Euro.

Hausärzte, die den Sitz eines Arztes in einer bestehenden BAG über- nommen haben, mussten zur Finan- zierung 114 000 Euro aufbringen.

Die Überführung einer Einzelpraxis in eine BAG kostete durchschnitt- lich 106 000 Euro je Arzt. Wer als zusätzlicher Hausarzt in eine bereits bestehende BAG eingetreten war, musste mit 103 000 Euro rechnen.

Im Osten fiel das Investitionsvo- lumen um 20 bis 30 Prozent gerin- ger aus als im Westen. So mussten Hausärzte für die Neugründung ei- ner Einzelpraxis 92 000 Euro inves- tieren. Die Übernahme einer Ein- zelpraxis kostete 96 000 Euro. Der Finanzierungsvorteil im Osten spie- gelt die günstigere Konkurrenzsi- tuation wider. Diese ist in den neu- en Bundesländern weniger stark ausgeprägt als im Westen. Dadurch werden deutlich geringere Über- nahmepreise erzielt. Die unter- schiedliche Standortwahl, je nach- dem, ob im Osten oder im Westen Deutschlands, spiegelt diese struk- turellen Unterschiede wider.

Im Osten wurden 17,8 Prozent der Hausarztpraxen in ländlichen Regio- nen gegründet. Im Westen waren es 8,6 Prozent. Bei Klein- und Mittel- städten ergaben sich nur geringfügi- ge Abweichungen (West: 51,2 Pro- zent; Ost: 49,6 Prozent). Der Anteil der Großstadtpraxen lag im Westen bei 40,2 Prozent, im Osten bei 32,6 Prozent. Immer mehr Hausärzte drängen in die Städte; eine Tätigkeit in ländlichen Regionen streben dage- gen nur wenige Hausärzte an.

Der Frauenanteil unter den Grün- dern ist weiter gestiegen. Im Durch- schnitt belief er sich auf 51,7 Prozent.

Allerdings gibt es Unterschiede zwi- schen Ost und West: Im Osten lag der Frauenanteil bei 57,6 Prozent, im Westen bei 50,2 Prozent (Vorjahr: im Westen: 45 Prozent; im Osten: 61,7 Prozent). Mithin ist der Frauenanteil unter den Hausärzten in Ostdeutsch- land um 7,4 Punkte höher als im Wes- ten. Die meisten hausärztlichen Exis- tenzgründer sind 42 Jahre und jünger.

Das Durchschnittsalter im Westen liegt etwas höher als im Osten.

Marktführer Apobank

Die Apobank ist unverändert Markt- führer bei der Finanzierung von Existenzgründungen im Sektor der akademischen Heilberufe. Etwa 50 Prozent aller fremdfinanzierten In- vestitionen wurden über die „Stan- desbank“ abgewickelt. Pro Jahr stellt die Apobank – in den letzten Jahren kaum verändert – mehr als zwei Mil- liarden Euro Finanzierungsmittel an Krediten für Existenzgründungen sowie Praxis- und Apothekeninvesti- tionen zur Verfügung. Davon entfal- len circa 1,4 Milliarden Euro auf die Finanzierung von Arztpraxen. Im Sektor Heilberufe haben sich neben der Apobank auch die Deutsche Bank AG, die Commerzbank AG und regionale Privatbanken als Branchenfinanzier etabliert.

Dr. rer. pol. Harald Clade

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Weitere Tabellen und Grafiken im Internet: www.aerzteblatt.de/14258 TABELLE 1

Kosten bei Übernahme einer Einzelpraxis (alte Bundesländer)

Substanzwert + Preis für Goodwill

= Übernahmepreis

+ Med.-tech. Geräte/Einrichtung/sonst. Investi- tionen

+ Bau- und Umbaumaßnahmen

= Praxisinvestitionen + Betriebsmittelkredit

= Gesamtfinanzierungsvolumen

2011/2012 42 000 € 44 000 € 86 000 € 31 000 €

8 000 € 125 000 € 35 000 € 160 000 € TABELLE 2

Kosten bei Übernahme BAG* durch mehrere Ärzte (alte Bundesländer)

*BAG = Berufsausübungsgemeinschaft Substanzwert

+ Preis für Goodwill

= Übernahmepreis

+ Med.-tech. Geräte/Einrichtung/sonst. Investi- tionen

+ Bau- und Umbaumaßnahmen

= Praxisinvestitionen + Betriebsmittelkredit

= Gesamtfinanzierungsvolumen

2011/2012 41 000 € 48 000 € 89 000 € 33 000 €

7 000 € 129 000 € 29 000 € 158 000 €

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Altersstruktur der Existenzgründer (in Prozent)

Anteil Hausärzte an Vertragsärzten und Existenzgründern (in Prozent)

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Existenzgründer nach Geschlecht (in Prozent)

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