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Archiv "Griffelkunst-Vereinigung: Eine kleine Sammlung moderner Kunst" (02.06.2006)

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urch den „zwangswei- sen“ Erwerb von minde- stens vier Arbeiten zeit- genössischer Künstler pro Jahr zu moderaten Preisen (zurzeit 112 Euro pro Jahr) sollen die Mitglieder der Grif- felkunst-Vereinigung die Mög- lichkeit haben, im Laufe der Jahre sukzessive eine kleine Sammlung moderner Kunst aufzubauen. Das ist die Philo- sophie der 1925 vom Hambur- ger Volksschullehrer Johan- nes Böse gegründeten Verei- nigung. Mit Arbeiten, die beim Erwerb möglicherweise als sperrig oder verstörend empfunden werden, kann man sich nach und nach aus- einander setzen und mögli- cherweise anfreunden, was leichter fällt, wenn man sieht, dass die Protagonisten dieser Werke immer häufiger in der Kunstszene präsent sind und der Wert ihrer Arbeiten steigt.

Die Vereinigung hat es ge- schafft, fast alle wichtigen na- tionalen und viele internatio- nale Künstler zu bewegen, druckgrafische Arbeiten, Ob- jekte oder Fotografien spezi-

ell für die Griffelkunst her- zustellen. Die Künstlerliste reicht von Joseph Beuys über Peter Doig, Nan Goldin, Jo- hannes Grützke, Thomas Hu- ber, Horst Janssen, Peter Na- gel, Sigmar Polke und Rose- marie Trockel bis zu Thomas Scheibitz und Thomas Schüt- te, den letztjährigen Stars der Biennale Venedig. Außerdem bietet die Griffelkunst vielen jungen Künstlern die erste Chance, sich einem größeren Publikum zu präsentieren.

Sinn und Aufgabe ist die Her- anführung breiter Bevölke- rungsschichten an die moder- ne Kunst – die Mitgliederzahl beträgt 4 300 – und nicht die Schaffung von Vermögens- werten. Deshalb verpflichten sich auch die Mitglieder, kei- nen Handel mit den erworbe- nen Blättern zu betreiben.

Dennoch erscheinen immer

wieder Arbeiten im Aukti- onshandel, zum Beispiel nach dem Tod eines Mitglieds.

Kaum verhindern lässt sich zudem, dass spekulativ einge- stellte Mitglieder entgegen den Intentionen der Griffel- kunst-Vereinigung die erwor- benen Arbeiten frühzeitig auf Auktionen anbieten, wo sie häufig locker das Zehnfa- che des Einstandspreises er- zielen.

Die jeweilige Frühjahrs- und Herbstwahl wird in ei- nem kleinen Katalog vorge- stellt und kann darüber hin- aus in einer von knapp hun- dert über das ganze Land ver- teilten lokalen Dependancen – meist in Museen, Kunstver- einen oder Schulen – im Ori- ginal begutachtet und zur Auslieferung ein halbes Jahr später bestellt werden. Diese halbjährlichen Treffen haben nachgerade familiären Cha- rakter, die zur Wahl stehen- den Arbeiten werden heftig diskutiert, denn man hat die Möglichkeit, seine zwei Ar- beiten pro Halbjahr aus ei- nem Angebot von sechs ver-

schiedenen Künstlern auszu- wählen. Da die Künstler häu- fig nicht nur eine Arbeit, son- dern gleich eine ganze Serie von bis zu sechs Arbeiten pro Quartal anbieten, steht es den Mitgliedern frei, für den Preis von weiteren 28 Euro pro Blatt mehrere Arbeiten des Künstlers zu erwerben.

Einzelblätter von renommierten Künstlern Zusätzlich zu den preiswerten Arbeiten der Frühjahrs- und Herbstwahl bietet die Griffel- kunst zu einem höheren, aber noch immer akzeptablen Preis Einzelblätter von re- nommierten Künstlern an, so konnten Linolschnitte von Alex Katz und Wolfgang Mat- theuer oder Lithographien von Eberhard Havekost zu ei- nem Zehntel ihres sonst übli- chen Preisniveaus erworben werden. Die Auflagenhöhe dieser Zusatzblätter ist häufig begrenzt, während die Aufla- genhöhe der regulären Früh- jahrs- oder Herbstwahl von der Beliebtheit der einzelnen Künstler beziehungsweise ih- rer Arbeiten abhängt. Dann kann es schon mal passieren, dass für den Künstler die Ar- beit mit der Herstellung der Grafik nicht beendet ist. So stand der Schweizer Künstler Johannes Hüppi kurz vor ei- ner Sehnenscheidenentzün- dung, weil er für die Früh- jahrswahl 2003 insgesamt 4 800 Farbradierungen signie- ren musste, da viele Mitglie- der gleich alle sechs angebote- nen Grafiken geordert hatten.

Helmut Jaeschke

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 22⏐⏐2. Juni 2006 AA1559

Viele junge Künstler erhalten die Chance, sich einem größeren Pu- blikum zu präsentieren.

Informationen: Griffelkunst- Vereinigung Hamburg e.V., Seiler- straße 42, 20359 Hamburg, Tele- fon: 0 40/30 09 31-0, Fax: 0 40/

30 31-20, E-Mail: info@griffel kunst.de, Internet: www.griffel kunst.de. Neue Mitglieder werden nach frei werdenden Plätzen auf- genommen. Die Wartezeit beträgt etwa ein halbes Jahr. Aufnahme-

gebühr: 17 Euro. )

Griffelkunst-Vereinigung

Eine kleine Sammlung moderner Kunst

Johannes Hüppi (geb. 1965): AM HANDY II, Farbradierung (Aqua- tinta), 2003, 18,5 × 23 cm

Foto:VG Bild-Kunst 2006,Bonn

Feuilleton

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