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Archiv "Generalversammlung des Weltärztebundes in Hamburg: Forum für ethische Fragen" (14.11.1997)

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urz nach Ende des Zweiten Weltkrieges, im Juli 1945, ka- men in London Ärzte aus mehreren Ländern zusam- men, um über die Gründung einer in- ternationalen Ärzteorganisation zu beraten. Die neue Vereinigung der Weltärzteschaft ersetzte die 1926 ge- gründete und 23 Mitgliedstaaten um- fassende „Association Professionelle Internationale des Médecins“, die mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrie- ges ihre Arbeit eingestellt hatte. Un- ter dem Eindruck der gerade zu Ende gegangenen Nürnberger Ärztepro- zesse entstand zwei Jahre später auf der ersten Generalversammlung der Organisation am 18. September 1947 in Paris der Weltärztebund (World Medical Association/WMA). Die De- legierten aus 27 nationalen, nicht- staatlichen Ärzteverbänden verab- schiedeten die Statuten und die Sat- zungen eines „Zusammenschlusses

der repräsentativsten nationalen Ärz- teorganisationen jedes Landes“, dem heute 65 Mitgliedsorganisationen an- gehören. Auch einzelne Ärzte kön- nen dem Weltärztebund als assoziier- te Mitglieder beitreten. Insgesamt re- präsentiert der Weltärztebund drei Millionen Ärztinnen und Ärzte welt- weit, die trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft, Sprache und Kultur alle dasselbe Ziel verfolgen: Oberstes Ge- bot ärztlichen Handelns ist die Ge- sundheit des Patienten (Deklaration von Genf des Weltärztebundes 1948).

„Der Verband soll der Mensch- heit durch das Bemühen dienen“, so die Definition der Ziele des Weltärz- tebundes in den Statuten, „den höch- sten internationalen Standard der Ausbildung zum Arzt, der medizini- schen Wissenschaft, ärztlicher Kunst und ärztlicher Ethik zu erreichen und die gesundheitliche Versorgung al- ler Menschen sicherzustellen.“ Der

Weltärztebund sieht seine Aufgabe darin, die Verbindungen zwischen den nationalen Ärzteorganisationen und zwischen Ärzten unterschiedli-

A-3060 (20) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 46, 14. November 1997

P O L I T I K AKTUELL

Generalversammlung des Weltärztebundes in Hamburg

Forum für ethische Fragen

Erinnerung an 1960: Die XIV. Generalversammlung des Weltärztebundes fand vom 15. bis 22. September in Berlin statt. Ein Punkt auf der Tagesordnung befaßte sich mit den „Kosten der medizinischen Versorgung in Sozialversicherungssystemen“.

Der Weltärztebund feiert in diesem Jahr sein 50jähriges Bestehen. Wie kaum eine andere internationale Organisation hat der Weltärztebund schon frühzeitig auf ethische Probleme in der Medizin hingewiesen und in seinen Deklarationen das Bewußtsein für eine verantwortungsvolle, ethisch vertretbare Anwendung des medizinischen Fortschritts geschärft.

Auch bei der diesjährigen 49. Generalversammlung des Weltärztebundes – die Plenarsitzung findet am 14. November in Hamburg statt, am Tag zuvor ein Festakt zum 50jährigen Bestehen – werden Fragen der ärztlichen Ethik einen breiten Raum einnehmen (dazu auch DÄ 44, Seite eins: „Ethischer Konsens“). Die Generalversammlung findet jähr- lich statt. Die deutsche Ärzteschaft wird seit 1951 von der Bundesärztekammer im Weltärztebund vertreten.

An der feierlichen Eröffnung der Generalversammlung des Weltärztebundes in der Berliner Kongreßhalle nahm auch der damalige Bundespräsident Heinrich Lübke teil.

Zum zweiten Mal in Deutschland: 1973 tagte der Weltärztebund in München.

Zu den prominenten Teilnehmern zählte der damalige Bundeskanzler Willy Brandt.

Fotos (3): Archiv

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cher Nationalität und Herkunft zu stärken, die Interessen des ärztlichen Berufsstandes weltweit zu vertreten und zur Förderung des Weltfriedens beizutragen.

Der Weltärztebund wird häufig mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Verbindung gebracht. Bei- de beschäftigen sich mit internationa- len Fragen des Gesundheitswesens;

die WHO ist jedoch eine Behörde im Rahmen der Vereinten Nationen und finanziert sich durch Beiträge nationa- ler Regierungen, deren Interessen na- turgemäß politischer Art sind. Dage- gen setzt sich der Weltärztebund aus unabhängigen ärztlichen Berufsorga- nisationen zusammen, die ihre jährli- chen Beiträge gemäß der Zahl der an- gegebenen Mitglieder entrichten.

Seit seiner Gründung genießen die Deklarationen und Stellungnah- men des Weltärztebundes höchste Wertschätzung und dienen Ärzteor- ganisationen und Ärzten in aller Welt als Orientierungs- und Entschei- dungshilfen. Auch Regierungen und internationale Organisationen orien- tieren sich an den Erklärungen des Weltärztebundes oder werden zumin- dest mit ihnen konfrontiert. Manchen Ärzten geben sie die Kraft und den Mut, gegen eine unmenschliche und patientenfeindliche Politik im eige- nen Land aufzustehen. Zu den be- kanntesten und meistverbreiteten Erklärungen gehören neben der be- reits erwähnten Deklaration von Genf 1948, zuletzt geändert von der 46. Generalversammlung 1994 in Stockholm, vor allem die Deklaration von Helsinki 1964 (Empfehlungen für Ärzte, die in der biomedizinischen Forschung am Menschen tätig sind), zuletzt geändert von der 48. General- versammlung in Somerset West, Süd- afrika, und die Deklaration von Tokio 1975 (Richtlinien für Ärzte bei Folte- rungen, Grausamkeiten und anderen unmenschlichen oder die Menschen- würde verletzenden Handlungen oder Mißhandlungen in Verbindung mit Haft und Gefangenschaft). Die Deklaration von Genf gilt inzwischen als moderne Fassung des hippokrati- schen Eides und ist als Ärztegelöbnis auch Teil der Berufsordnung der deutschen Ärztinnen und Ärzte (Mu- ster-Berufsordnung). Die allgemei- nen Grundsätze der Deklaration von

Helsinki gelten weltweit als Richt- schnur für die Forschung am Men- schen und haben auch Eingang in das deutsche Arzneimittelgesetz gefun- den. In der Deklaration von Tokio werden die Ärzte aufgefordert, die Achtung vor dem menschlichen Le- ben auch unter Bedrohung aufrecht- zuerhalten: „Der Weltärztebund wird

dem betreffenden Arzt und seiner Fa- milie angesichts von Drohungen oder Vergeltungsmaßnahmen, die aus der Ablehnung der Mithilfe bei Folterun- gen oder anderen grausamen, un- menschlichen oder die Menschenwür- de verletzenden Handlungen resultie- ren, seine Unterstützung gewähren“, heißt es in der Deklaration. PdÄ

A-3061

P O L I T I K AKTUELL

Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 46, 14. November 1997 (21)

Vertrauen wir auf unsere Leistungsfähigkeit!

Grußwort von Dr. med. Karsten Vilmar an die 49. Generalversammlung des Weltärzte- bundes in Hamburg

Die deutschen Ärztinnen und Ärzte und deren Vertretung freuen sich, die Generalversammlung des Weltärztebundes in Hamburg begrüßen zu können. Dies ist die 3. Generalversammlung in unserem Lande, nachdem wir 1960 im damals geteilten Berlin und 1973 in München die Vertreter des Weltärztebundes haben begrüßen können.

In den Jahren der Geschichte des Weltärztebundes hat es – neben allen wegen der Entwicklung der Medizin zu bewältigenden Aufgaben – auch schwierige Zeiten für unsere Vereinigung gegeben, in denen es dem Zusam- menhalt wichtiger Persönlichkeiten und der Ärzteschaft mancher Länder zu danken war, daß der Weltärztebund erhalten blieb und wieder zum allge- mein anerkannten Repräsentanten der Ärzteschaft der Welt geworden ist, der keineswegs nur ärztliche Interessen vertritt, sondern mit dem ärztlichen Gewissen die Patienten möglichst aller Länder zu schützen hat.

Von dem verheißungsvollen Ziel „Gesundheit für Alle für das 21. Jahr- hundert“ ist die Menschheit weit entfernt! Kriege, Konflikte und Gewalt ha- ben Hunderttausende von Menschen nicht nur in Not und Heimatlosigkeit gestürzt, sondern durch Krankheit, Verwundungen und Verletzungen ge- schädigt und in großer Zahl getötet, Familien zerrissen, Kinder zu Waisen gemacht. Leider ist in manchen Teilen der Welt auch heute noch kein Ende dieser schrecklichen Ereignisse zu erkennen.

In allen humanitären Fragen ist der Weltärztebund Partner für die in- ternationalen Organisationen, die sich mit dem Schutz der Menschen und ihrer Gesundheit befassen. Die im Weltärztebund vereinigten Erfahrungen, die Kompetenz und das Engagement der ärztlichen Organisationen der Welt stehen ständig zur Verfügung und sollten genutzt werden. Zum Besten mög- lichst vieler leidender Menschen.

Möge der Austausch unserer Erfahrungen, die Diskussion über moder- ne Entwicklungen, die Konfrontation mit neuen Problemen in Harmonie ei- nen fruchtbaren Verlauf nehmen. Unseren Patienten sollten wir trotz vieler neuer Möglichkeiten nicht als Techniker des Fortschritts imponieren, son- dern als Ärzte Helfer sein, die ihr möglichstes tun, um die Gesundheit zu er- halten oder wiederherzustellen und Leiden zu lindern.

Die Ärzte in Deutschland, ebenso wie in vielen anderen Ländern der Welt, stehen dabei vor vielen Problemen – auch der Finanzierung des Fort- schritts infolge der Entwicklung der Medizin. Die veränderten wirtschaftli- chen und politischen Rahmenbedingungen nach Überwindungen des Ost- West-Konfliktes wirken sich dabei ebenfalls aus. Auch der Weltärztebund bleibt davon nicht unberührt. Trotz vieler ungelöster Fragen wäre Resigna- tion für Ärzte eine falsche Reaktion. Vertrauen wir also auf unsere Lei- stungsfähigkeit, um einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung von Frieden und Freiheit in Europa und der Welt zu leisten.

Dr. Vilmar ist – neben seinem Amt als Präsident des Bundesärztekammer – Schatzmeister des Weltärztebundes.

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