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Archiv "Weltärztebund: Auf Kollisionskurs zur UNO: Bericht von der XXXIII. Generalversammlung des Weltärztebundes" (29.11.1979)

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Ein einziges Thema beherrschte die XXXIII. Generalversammlung des Weltärztebundes, die vom 21.

bis 27. Oktober 1979 in der Nähe der venezolanischen Hauptstadt Caracas in einem Kongreßhotel an der karibischen Küste stattfand — und dieses eine Thema betraf vor- nehmlich nur einen Satz in einem einzigen Dokument.

Was aber die weltweite Organisa- tion der freien Ärzteschaft hier be- schloß, kann zu einem heftigen Zusammenstoß mit den ebenfalls weltweiten Institutionen der staat- lichen Gesundheitsverwaltung führen.

Der Anstoß aus Tokio

Wie schon 1975 in Tokio, so ging es auch hier im idyllischen Cara- balleda um das Verhalten von Ärz- ten gegenüber Personen, die ihrer Freiheit beraubt und der Gewalt staatlicher Institutionen ausgelie- fert sind. Zwar ist das in jedem zivilisierten Rechtssystem üblich und mehr oder weniger ausführ- lich und gut gesetzlich geregelt — die Welt ist kein Paradies, der Mensch nicht Engel. Aber man braucht gar nicht an entlegene barbarische Gesellschaften ir- gendwo weit weg zu denken, um die Bedeutung des Problems zu erfassen: Immerhin waren es Vor- fälle in Nord-Irland, die 1974 zu dem Auftrag an die britische und die irische Ärzteorganisation führ- ten, eine Stellungnahme des Welt- ärztebundes vorzubereiten, die dann 1975 als „Deklaration von Tokyo" beschlossen wurde: „Ärz- te dürfen unter keinen Umständen irgendwelche Folterung oder an-

dere Arten von grausamer, un- menschlicher oder erniedrigender Behandlung von Gefangenen we- der gutheißen, unterstützen oder gar daran teilnehmen (physicians shall not countenance, condone or participate in the practice of torture or other forms of cruel, in- human or degrading procedures under any circumstances)".

UNO-Reaktionen

Diese Aktion des Weltärztebundes war mit ein Anlaß dafür, daß sich auch die — von den UN-Mitglieds- staaten gebildete — Weltgesund- heitsorganisation mit dem Thema befaßte. Aus New York, dem UN- Hauptquartier, kam die Anregung, einen ethischen Kodex für alle Ge- sundheitsberufe, also einschließ- lich der Ärzte, aber nicht nur für sie, aufzustellen, der das Verhal«:

ten gegenüber Gefangenen regeln soll. Vorher gab es schon UN-Do- kumente, die zum Thema gehören:

eine jahrzehntealte Deklaration über die Mindestanforderungen für die Behandlung von Gefange- nen sowie, ebenfalls von 1975, ei- ne Deklaration über den Begriff der Folterung (torture).

Die WHO-Verwaltung geriet offen- sichtlich in Verlegenheit, den Auf- trag zur Erarbeitung eines Entwur- fes für die UNO selbst auszuführen

— sie wird, wie gesagt, von wohl allen Regierungen dieser Welt be- schickt, und darunter befinden sich zweifellos einige, die in der Behandlung ihrer Häftlinge, insbe- sondere der politischen, nicht ge- rade zimperlich sind. :So gab die WHO den Auftrag an eine der bei ihr akkreditierten Nicht-Regie-

rungs-Organisationen weiter, den CIOMS (Council of International Organisations of Medical Scien- ces), eine Vereinigung von etwa 90 internationalen, meist medizi- nisch-wissenschaftlichen Verbän- den und Institutionen. Der Welt- ärztebund gehört ihr auch an, aber der Schwerpunkt der Mitglied- schaft ist eher wissenschaftlich als berufspolitisch. Das CIOMS-Direk- torium — in dem der Weltärztebund nun zur Zeit gerade nicht vertreten ist — produzierte dann auch ein Dokument, lieferte es als Vor- schlag bei der WHO ab — und die behandelte es wie eine heiße Kar- toffel: Sie tat gar nichts mehr dar- an, sondern schickte es gleich als WHO-Vorschlag nach New York weiter.

Eine unannehmbare Einschränkung

Wenn man das CIOMS-Dokument liest, hat man zunächst den Ein- druck allgemeiner Einigkeit — und den Weltärztebund hätte es schmeicheln können, daß seine Tokyo-Deklaration gleich im er- sten Absatz als wichtiger Vorläufer eines zukünftigen UNO-Doku- ments zitiert wird. Aber ziemlich versteckt findet sich eine Ein- schränkung, die sozusagen regie- rungstypisch ist und der die Ärzte nicht zustimmen können:

Als eine der Grundlagen für das Handeln der Ärzte und des ande-

Weltärztebund:

Auf Kollisionskurs zur UNO

Bericht von der XXXIII. Generalversammlung des Weltärztebundes

Im Mittelpunkt: Ärztliches Verhalten gegenüber Gefangenen

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ren Gesundheitspersonals wird nämlich ausdrücklich die UNO- Deklaration über die Folterung zi- tiert. Darin wird definiert, was Fol- terung ist — und was nach UN- Auffassung nicht als Folter anzu- sehen ist: „Dieser Begriff umfaßt nicht Schmerzen oder Leiden, das entweder ausgelöst wird, damit verbunden ist oder die Folge sein kann von gesetzlich zulässigen Sanktionen ..." Mit anderen Wor- ten: Folter ist keine Folter, wenn das Gesetz eines Landes sie aus- drücklich erlaubt.

Auch hierfür gibt es Beispiele, für die man nicht allzu weit zu suchen braucht: Gerade Nord-Irland war ja der Anlaß für die Tokyo-Deklara- tion, zum Beispiel das nach dem dort geltenden (Ausnahme-)Recht erlaubte verschärfte Verhör, wobei Militärärzte jeweils ihre Meinung dazu zu äußern hatten, ob der Ver- hörte weiteren Belastungen noch gewachsen sei. Und ein anderes Beispiel ist das Wiederauftauchen alten islamischen Rechts mit schmerzhaften Körperstrafen und Amputationen, an denen auch Ärz- te mitwirken müssen. Ist es ein Zu- fall, daß gerade in diesem Sommer die ärztlichen Organisationen von 14 arabischen Ländern zwischen

Da viel Spanisch gesprochen wurde, brauchte man Kopfhörer der Überset- zung öfter als gewöhnlich: Dr. Vilmar und Dr. Muschallik in einer Plenarsitzung

Atlantik und Indischem Ozean bei einer gemeinsamen Tagung in Tu- nis ihr Interesse an einem Eintritt in den Weltärztebund geäußert haben?

„.. . unter allen Umständen"

In der Weltärztebunds-Generalver- sammlung in Venezuela — zur Zeit wohl der einzige zivilregierte Staat Südamerikas — bestand jedenfalls Einigkeit darüber: Diese Ein- schränkung in der UN-Folter-De- klaration verträgt sich nicht mit der Haltung des Weltärztebundes.

daß die Teilnahme von Ärzten an solchen Praktiken unter allen Um- ständen unethisch ist.

Daß es trotzdem drei Tage dauer- te, bis es zu einer Blitzaktion kam, hatte rein formale Gründe. Man hatte erfahren, daß die Dokumen- tensendung aus Genf nicht nur bei den Vereinten Nationen angekom- men war — sie stand sogar schon auf der Tagesordnung des zustän- digen Menschenrechtsausschus- ses. Und der sollte am Montag nach dem Ende der Weltärzte- bundsversammlung mit seiner Ar- beit anfangen!

Mit Kurier nach New York

Die Vertreter der American Medi- cal Association, erstmals wieder mit einer starken Delegation an- wesend und, weil New York ja in ihrem Bereich liegt, mit UNO-Ge- pflogenheiten bestens vertraut, ließen alle ihre Beziehungen spie- len. Und so entstand nicht bloß eine neue Entschließung fürs Pro- tokoll, sondern eine echte Aktion.

Die Generalversammlung beauf- tragte den Generalsekretär, einen

Brief an den Sekretär des Men- schenrechtsausschusses, den Bel- gier Theo van Boven, zu schicken, in dem der Standpunkt des Welt- ärztebundes unmißverständlich zum Ausdruck gebracht wurde — mit der Bitte, den Ausschuß ent- sprechend zu informieren. Der Brief ging unmittelbar nach dem Beschluß mit Kurier ab nach New

York. Im übrigen verpflichtete die Generalversammlung einstimmig alle ihre Mitgliedsorganisationen, die eigenen Regierungen über die Haltung des Weltärztebundes zu informieren, ebenso deren UNO- Delegierte und die Vertreter im Menschenrechtsausschuß. Die amerikanische Methode des „Lob- bying" also — und die amerikani- schen Vertreter, die sich so eifrig um die Klärung der Chancen und Möglichkeiten gemüht hatten, be- richteten, daß ihr eigenes Außen- ministerium, das State Depart- ment, auf eine solche Aktion der Ärzte geradezu warte. Sie also werden in Washington offene Tü- ren einzurennen haben; es ist zu hoffen, daß es möglichst vielen an- deren „NMAs" (National Medical Associations), wie die Mitglieder des Weltärztebundes im verbands- eigenen Slang heißen, ebenso er- geht. Von dem CIOMS, dem der Weltärztebund angehört, fühlte man sich bei dieser Sache im Stich gelassen. Es wurden mancherlei kritische Worte über diesen Ver- band laut — aber trotzdem be- schloß der Vorstand, nach der Ge- neralversammlung sich bei der in Kürze anstehenden Neuwahl von Direktoriumssitzen um einen sol- chen zu bemühen, den dann Dr.

Dr. Antonio Gentil Martins (Portugal) wird bei der Generalversammlung 1981 in Lissabon das Präsidium des Weltärz- tebundes übernehmen

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Farber, Präsident der Belgischen Ärztekammer und Vorsitzender des Weitärztebundskomitees für ärztliche Ethik, einnehmen soll.

Innere Konsolidierung

Wird diese Aktion der Generalver- sammlung bei den bevorstehen- den Verhandlungen am UNO-Sitz den ihr zukommenden Einfluß ha- ben? Eines spricht immerhin da- für: Die sonstigen Verhandlungen der Versammlung bewiesen, daß der Weltärztebund aus seiner Kri- se der letzten Jahre heraus ist und sich wieder als legitimer Sprecher der Ärzte der Welt vorstellen kann.

Innerer Zwist war bei den übrigen Diskussionspunkten nicht mehr zu bemerken, und über die inneren Angelegenheiten gab es nur ein einziges Mal eine Abstimmung, die aber — auch vom Antragsteller her gesehen — nur „exploratorischen"

Charakter hatte, also keinen Be- schluß präjudizieren sollte. Bei wichtigen und aktuellen Fragen funktioniert die Organisation; ihre Routine allerdings muß sie erst neu entwickeln:

Wie erinnerlich, hatte die vorjähri- ge Generalversammlung eine neue Satzung angenommen, die unter anderem an Stelle der bisher jährlichen Generalversammlung einen zweijährigen Turnus vor- sieht. Dies hat mancherlei Vortei- le: Da der Vorstand sich zwischen diesen Terminen mehrmals treffen muß, haben auch seine Ausschüs- se mehr Zeit, ihre Sacharbeit kon- tinuierlich zu betreiben, und die selteneren Generalversammlun- gen bekommen möglicherweise ausgereiftere Vorlagen (aller- dings: Eine der Vorstandssitzun- gen dazwischen muß sich formal wenigstens für kurze Zeit als Mit- gliederversammlung konstitu- ieren, um amerikanischem Ver- einsrecht zu genügen, das für den Weltärztebund maßgebend ist — aber: Vorstandssitzungen sind auch für alle Mitglieder- organisationen zur Entsendung von Beobachtern offen). Außer- dem ist der zweijährige Rhythmus

Bei einer Arbeitssitzung des Plenums der XXXIII. Generalversammlung — Mitglieder der deutschen Delegation in der ersten vollbesetzten Reihe (von links): Dr. Vilmar, Dr. Osterwald, Prof. Kreienberg, Dr. Bourmer, Dr. Micka, Dr. Maiwald, Dr. Roos (halbverdeckt von Dr. Gilder, früherer Chefredakteur des „World Medical Journal", hier als Beobachter aus Südafrika) und Dr. Hoppe

sa

Eine wissenschaftliche Tagung (über die gesondert berichtet werden wird) behan- delte die Rolle des Haus- und Familienarztes und der Allgemeinmedizin. Dr. Mai- wald schilderte in einem Vortrag die ambulante ärztliche Versorgung im kassen- ärztlichen System der Bundesrepublik Deutschland

Dr. Rosendo Castellanos (links), Präsident der venezolanischen Ärzteorganisation, empfing bei der Eröffnungsveranstaltung die Insignien des Weltärztebund-Präsi- denten — Medaille und Hammer — aus den Händen seines Vorgängers Dr. Roberto Romualdez (Philippinen). In der Mitte der Vorstandsvorsitzende Walpole Lewin (Großbritannien) Fotos: Bohnert + Neusch

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Prof. Sewering, Schatzmeister des Weltärztebundes, konnte seinen Finanzbericht leichteren Herzens als in den vergangenen Jahren abliefern: Das WMA-Geld reicht

der Generalversammlungen auch billiger.

Dies allerdings führte dazu, daß der vorjährige Satzungsbeschluß in dieser Hinsicht attackiert wurde.

Schatzmeister Prof. Sewering hat- te nämlich pflichtgemäß, aber auch „leichteren Herzens" als bis- her den Finanzbericht erstattet und mitgeteilt, daß die Finanzsi- tuation des Verbandes konsoli- diert, ja sogar ein bescheidener Überschuß vorhanden sei. Für das Generalsekretariat, das bisher in den ehemaligen, aber vor dem Ab- riß stehenden 10S-Baracken zur Miete saß, konnte sogar ein Haus gekauft werden, ebenfalls in Fer- ney-Voltaire unmittelbar an der Schweizer Grenze. Dies, betonte Prof. Sewering, war allerdings nur möglich, weil der derzeitige Gene- ralsekretär, der Belgier Dr. Andrö Wynen, auf jegliche Vergütung verzichtet hat — ein bezahlter hauptamtlicher Generalsekretär wäre noch kaum zu verkraften.

Sorgen um den Zusammenhalt Immerhin: Geld macht lüstern — und eine ganze Anzahl von Dele- gationen nahm den optimistischen Finanzbericht zum Anlaß, die Rückkehr zum jährlichen Ta- gungsrhythmus zu fordern. Die

Probeabstimmung ergab 47:44 Stimmen für den Jahresturnus, zwar eine knappe Mehrheit, aber nicht ausreichend für eine neuerli- che Satzungsänderung.

Daß die nächste Generalversamm- lung auf jeden Fall erst 1981 statt- findet, stand ohnehin fest. Die Ein- ladung kam von Portugal, Ver- sammlungsort wird also Lissabon sein, und der Präsident der portu- giesischen Ärzteorganisation, Dr.

Antonio Gentil Martins, wurde zum

„President Elect" gewählt; er wird also von Ende 1981 bis 1983 (oder, falls es doch zur Satzungsände- rung kommt, bis 1982) Präsident sein. Der Vorstand trifft sich im Frühjahr 1980 in New Orleans, im Herbst des gleichen -Jahres in München, im Frühjahr 1981 noch einmal an einem noch nicht be- stimmten Ort. Dies ist keineswegs Ausdruck einer übermäßigen Rei- selust — zum einen kommen seine Mitglieder ohnehin aus allen Welt- gegenden, und so gleichen sich die Reisekosten einigermaßen aus. Zum anderen aber sollte ja die Repräsentanz einer Weltorganisa- tion auch soweit wie möglich den Versuch machen, zu ihren Mitglie- dern zu kommen — es war schon bedauerlich genug, daß in den letzten Jahren aus finanziellen Gründen manche Mitgliedsländer als Versammlungsplatz nicht in

Frage kamen, weil man nur solche Einladungen annehmen konnte, wo die Gastgeber in der Lage wa- ren, kräftig dazuzuzahlen.

Neues Problem: Sportmedizin Thema der für 1981 programmier- ten Generalversammlung wird möglicherweise ein ganz neues Gebiet sein, auf dem von der Ärz- teschaft eine Meinungsäußerung erwartet wird: die Sportmedizin.

Dr. Farber (Belgien), Vorsitzender des Vorstandsausschusses für ärztliche Ethik, konnte bereits einige Hinweise auf den mögli- chen Inhalt einer solchen Deklara- tion geben: Im Mittelpunkt steht natürlich das Problem des Doping, insbesondere bei Berufssportlern.

Hier stoßen Interessen aufeinan- der — es genügt nicht, ein Verbot des Doping durch Gesetze zu for- dern. Für den Berufssportler ist die

„medizinisch abnorme" sportliche Leistung die Quelle seines Ver- dienstes. Der Arzt, der, aus wel- chen Gründen auch immer, dieser Leistungsfähigkeit Grenzen setzt, ist also automatisch sein Gegner.

Ob es genügt, lediglich die Ärzte dazu aufzufordern oder dazu zu verpflichten, an einer Dopingbe- handlung nicht mitzuwirken, ist durchaus fraglich: Wenn die Ärzte nicht mitmachen, dann machen es die Trainer. Schließlich: Es geht nicht allein um die immerhin gi- gantischen Mengen von verschie- densten Medikamenten, die, wie viele Umfragen zeigen, heute ver- wendet werden. Es gibt Infusionen und Transfusionen und Autotrans- fusionen, die als Mittel einer künstlichen Leistungssteigerung benutzt werden; es gibt Operatio- nen, die bestimmte Grenzen der Leistungsfähigkeit des menschli- chen Körpers überwinden, und auch die psychologischen, ja so- gar psychiatrischen Trainingsme- thoden bedürfen einer kritischen Überprüfung. Bei all diesen Fra- gen ist noch gar nicht das Sonder- problem berücksichtigt, das die Ärzteschaft der Schweiz entdeckt hat: daß nämlich Sportler „Perso- nen des öffentlichen Interesses"

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DIE 12ENA1SSANCE DES LANDLEBENS

TIZEIlbT IN MANCHEN G (ZTEN

RECHT SELTSAM sind und deshalb für die Ärzte, die

Sportler behandeln und betreuen, auch besondere Probleme der ärztlichen Schweigepflicht auftre- ten.

Die Schweizer sind übrigens zur Zeit nicht Mitglieder des Weltärz- tebundes. Es könnte sein, daß die Generalversammlung in Lissabon sich auch mit der Aufnahme neuer Mitglieder zu befassen haben wird. Erwähnt wurde schon das In- teresse islamischer Ärzteschaften.

Nach dem Wiedereintritt der Ame- rican Medical Association stehen auch die kanadischen Ärzte vor der Frage, ob sie ihre Reserve vor dem Weltärztebund wieder aufge- ben sollen. Und: In Venezuela war eine Beobachterdelegation aus Südafrika. Die südafrikanische Ärzteorganisation war vor vier Jahren aus dem Weltärztebund ausgetreten, weil sie in dem Land, in dem damals die Generalver- sammlung stattfand, keine Einrei- sevisa erhielt (Japan). Die Satzung des Weltärztebundes schreibt vor, daß die Versammlungen nur dort stattfinden dürfen, wo auch jedes Mitgliedsland zugelassen wird und teilnehmen kann. Seitdem ist vor jeder Generalversammlung geklärt worden, daß die Regierung des gastgebenden Landes die Einreise aller in Frage kommenden Delega- tionen gestatten würde — dieses Problem interessiert neben Süd- afrika auch die Mitgliedsorganisa-

tion aus Taiwan. Nachdem die Re- gierungen der drei Staaten, in de- nen seitdem die Generalversamm- lung stattfand, die unbeschränkte Einreise garantiert haben, ist die südafrikanische Ärzteorganisation von ihrer durchaus berechtigten Skepsis wieder abgerückt. Und auch die Mitglieder aus den schwarzafrikanischen Ländern werden wohl bereit sein, die süd- afrikanischen Kollegen in ihrer Re- gion zu begrüßen: Sie wissen um die Haltung der südafrikanischen Ärzteorganisation zum Apart- heidsproblem, und das ärztliche Hemd ist ihnen ganz selbstver- ständlich näher als der politische Rock.

Region Europa

Zu berichten ist schließlich noch über einen Beschluß, der die europäischen Mitglieder des Welt- ärztebundes betrifft: Nach der neuen Satzung werden die Mit- glieder des Vorstandes des Welt- ärztebundes innerhalb der ver- schiedenen Regionen des Welt- ärztebundes gewählt (der Bundes- ärztekammer steht wegen der Zahl der von ihr vertretenen Ärzte ein Sitz automatisch zu). Die Wahlen finden im Jahre 1980 statt, in ei- nem Jahr also, in dem keine Gene- ralversammlung zusammentritt.

Die Mitgliedsorganisationen aus Europa versammelten sich in Ve-

nezuela am Rande der Generalver- sammlung und. beschlossen, für die Region Europa ein Sekretariat zu bilden. Sekretär für diese Orga- nisation wird Dr. Jacques Monier, Präsident der Konföderation der französischen Ärztesyndikate, sein, und die Versammlung der Region, in der die Vorstandsreprä- sentanten Europas für die näch- sten zwei Jahre bestimmt werden, wird im November 1980 in Dublin stattfinden, wenn sich dort die Mit- glieder des Ständigen Ausschus- ses der Ärzte in der Europäischen Gemeinschaft versammeln.

Dies ist noch einmal ein Beispiel dafür, daß sich Ärzte auch unab- hängig von politischen Grenzen treffen können: Zwar umfaßt die Europäische Gemeinschaft nur neun Länder des europäischen Kontinents; die anderen Staaten, die zur Zeit nicht oder noch nicht zu dieser Gemeinschaft gehören, sind bei dieser ärztlichen Ver- sammlung doch zumindest mit ei- nem Beobachterstatus vertreten.

Für die europäische Region wird die französische Ärzteorganisa- tion CSMF in Paris ein Sekretariat ein richten.

Wenn man also der Generalver- sammlung des Weltärztebundes bei Caracas eine Überschrift ge- ben wollte, so konnte sie auch hei- ßen: Politische Grenzen gibt es nicht für Ärzte. Walter Burkart

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