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Archiv "Mentorinnennetzwerk: Richtige Ansätze zur rechten Zeit" (18.02.2005)

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T H E M E N D E R Z E I T

A

A412 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 718. Februar 2005

tastrophensituationen, dass bei der Pla- nung und Bevorratung der Emergency Response Units der relativ hohe Anteil chronisch kranker Patienten berücksich- tigt werden muss, denen nach einer Kata- strophe auch in Ländern mit einer zuvor ausreichenden oder guten medizinischen Basisversorgung der Medikamentennach- schub fehlt (1). Der Vergleich der Be- handlungsursachen zeigt, dass chronische Grunderkrankungen und deren Dekom- pensation gegenüber den erdbebenbe- dingten Krankheiten oder Verletzungen eindeutig überwogen. Daraus lassen sich zumindest vorläufige Schlussfolgerungen für die humanitäre Soforthilfe ziehen:

> Auch angesichts überwältigender klinisch-therapeutischer Beanspruchung nach naturbedingten oder menschenge- machten Katastrophen lässt sich eine vereinfachte Basisgesundheitsberichter- stattung durchsetzen.

> Das Morbiditätsspektrum unter- streicht die Bedeutung primärer Ge- sundheitsversorgung und medizinischer Regelversorgung auch für ein Erdbeben- gebiet.

> Das System unabhängiger und so- fort einsetzbarer Module der internatio- nalen Rotkreuzbewegung in enger Ko- operation mit der lokalen Schwesterorga- nisation hat sich bewährt.

> Die chirurgische Notfallversorgung nach einem Erdbeben kann nur durch die landeseigenen medizinischen Strukturen und Einrichtungen gewährleistet werden.

Bis medizinische Behandlungseinrich- tungen aus dem Ausland eintreffen, sind Schwerverletzte zumeist bereits evaku- iert oder tot.

> Unvorbereitet und übereilt impor- tierte Einheiten ausländischer Katastro- phenschutzverbände werden aufgrund ihrer eher klinisch-chirurgischen Ausrich- tung dem Erkrankungsspektrum kaum gerecht.

> Für Erdbebengebiete kann eine internationale medizinisch-chirurgische Hilfe nur in der Unterstützung beim Auf- bau nationaler Einrichtungen des Kata- strophenschutzes bestehen.

Dr. med. Richard Munz Dr. med. Thomas Moch

Prof. Dr. med. Joachim Gardemann

E

s ist kein Zufall, dass sich die bei- den Frauen gefunden haben. Trotz eines Altersunterschieds von 28 Jahren haben Prof. Dr. med. Marianne Schrader und Dr. med. Esther Gaert- ner die gleichen Ziele vor Augen und ärgern sich über die gleichen Vor- kommnisse. Beispielswei-

se, wenn Chirurginnen hauptsächlich für die Stationsarbeit eingeteilt werden oder wenn Ärz- tinnen zwar ein Kin- derwunsch, jedoch kein Karrierewunsch unter-

stellt wird. Vor vier Jahren gründeten beide deshalb das Mentorinnennetz- werk des Deutschen Ärztinnenbundes (DÄB). Dort erhalten Medizinstuden- tinnen und Ärztinnen in verschiedenen Lebens- und Berufsphasen durch den persönlichen Kontakt zu einer erfahre- nen Kollegin mentale und praktische Hilfe bei der Karriereplanung.

Unbürokratisch und exklusiv werden Paare vermittelt

Mittlerweile haben Schrader und Gaert- ner bundesweit bereits mehr als 70 Men- torin-Mentee-Paare vermittelt – alle- samt Mitglieder im DÄB. Das Feed- back sei durchweg positiv, berichten die beiden Ärztinnen im Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt. Die Basis des DÄB-Netzwerkes bilde die enge Ko- operation zwischen Mentee und Men- torin. Besonders von der Möglichkeit, eine weibliche Mentorin zur Seite ge- stellt zu bekommen, seien die jungen Ärztinnen angetan, sagt Gaertner. Aus eigener Erfahrung, aber auch aus vielen Gesprächen, die sie als Vorsitzende des Jungen Forums des DÄB führte, kennt

die Fachärztin für Gynäkologie und Ge- burtshilfe die Probleme ihrer Kollegin- nen. „Tatsache ist, dass Frauen nicht so gut und schnell vorankommen wie Männer“, berichtet sie. Nach einer Längsschnittstudie der Universität Er- langen nehme ihr Selbstvertrauen nach drei Jahren Wei- terbildung sogar ab.

„Eine weibliche Mento- rin weiß, wie dem am besten zu begegnen ist“, sagt Gaertner lächelnd.

Auch die örtliche Di- stanz zwischen den Mentee-Mentorin-Paaren des DÄB sieht die derzeit am Klinikum Frank- furt/Oder tätige Gynäkologin als einen Vorteil an: „Mit einer externen Mento- rin kann man offen die eigenen Karrie- rewünsche besprechen – ohne den Neid und Spott von Kollegen heraufzube- schwören“, erklärt sie.

Gaertner selbst fand Hilfe und Un- terstützung bei Marianne Schrader – und zwar nicht nur beim Aufbau des DÄB-Netzwerkes. Beide gelten als das erste Mentee-Mentorin-Paar des Ärz- tinnenbundes. Schrader, ehemals Lei- tende Oberärztin der Plastischen Chir- urgie an der Medizinischen Universität zu Lübeck und Vizepräsidentin im Deutschen Ärztinnenbund, begann be- reits 1969 ihre Facharztweiterbildung in der Chirurgie. Sie kennt die Probleme einer „herkömmlichen“ Mentoren- schaft. Die Förderung von Frauen durch einen männlichen Mentor hat ihrer Ansicht nach „sehr viel mit Zufall und Zuneigung“ zu tun. „Ich hatte zwar einen fantastischen Mentor“, erzählt sie. „Dennoch habe ich sehr lange für meinen eigenen wissenschaftlichen Weg gebraucht – Frauen lassen sich häufig ausnutzen“, konstatiert die 63-

Mentorinnennetzwerk

Richtige Ansätze zur rechten Zeit

„Frauen fördern Frauen“ ist die Devise des Netzwerkes des Deutschen Ärztinnenbundes.

Die Basis des DÄB- Netzwerkes bildet die enge Kooperation

zwischen Mentee und Mentorin.

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das im Internet unter www.aerzteblatt.de/

lit0705 abrufbar ist.

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jährige Plastische Chirurgin. Schrader ist überzeugt: „Männer kennen die Le- bensvorstellungen von Frauen nicht, auch wenn sie Töchter haben. Es fehlen die richtigen Ansätze zur rechten Zeit.“

Das Mentoring von Frau zu Frau soll dagegen alle Phasen im Leben einbezie- hen. Die Beratung der

Mentee soll sich nicht nur auf das Berufliche beschränken, sondern zu einer Lebensplanung wer- den. „Wir wissen unter- einander am besten, in welchen Phasen unseres Lebens Änderungen ein- treten müssten – sowohl im Beruf als auch im per- sönlichen Bereich“, sagt Schrader. Neben der Kar- riere müsse man beispiels- weise auch an Familie und Kinder denken. Die 35-jährige Gaertner – der- zeit schwanger – lächelt.

„Auch bei mir war sie eine

ordentliche Verfechterin dieser Angele- genheit“, räumt sie ein. Wenn ihr Kind geboren ist, wird die junge Gynäkologin zunächst pausieren. Wieder in den Be- ruf einsteigen will sie nach einem Jahr mit einer 80-Prozent-Stelle – „und sich auf eine leitende Position vorbereiten“, ergänzt Schrader prompt die Zukunfts- pläne ihrer Mentee. Insgesamt betreut sie drei Mentees. Die Erfahrungen und das freundliche Miteinander möchte sie nicht missen: „Es freut mich, wenn ich eigene Erfahrungen weitergeben und zu einem gutem Ende führen kann“, be- richtet sie. Aber auch sie als Mentorin könne von der Partnerschaft profitie- ren. Manchmal kehre sich sogar die Mentorenschaft um.

Fragebögen helfen bei der Suche nach der Partnerin

Die dynamische Chirurgin ist innerhalb des Netzwerks diejenige, die die Paare vermittelt. Eine Hilfe sind ihr dabei die eigens entwickelten Fragebögen, die von der potenziellen Mentorin und der potenziellen Mentee ausgefüllt werden.

Die Mentorin beschreibt in ihrem Fragebogen ihre derzeitige Position, die Schwerpunkte ihrer Arbeit, besondere

Kenntnisse und Erfahrungen sowie die Form ihres Angebotes an eine Mentee. In den vergangenen fünf Jah- ren habe sich die Struktur im DÄB ge- wandelt, berichtet Schrader, die selbst seit 1976 Mitglied ist. Erhöht habe sich vor allem der Anteil an habilitierten Frauen und Chefärztin- nen. Die Mentorinnen, von denen gleichzeitig ein Drittel Professorin- nen sind, kommen aus allen Fachrichtungen der Medizin. Besonders häu- fig engagieren sich je- doch Gynäkologinnen und Chirurginnen.

Die Mentee, die über den DÄB gefördert wird, ist durchschnittlich 29 Jahre alt. Jede Dritte be- findet sich noch im Studi- um. Neben Fragen zur Ausbildung und zu Praxis- erfahrungen durch Famu- laturen oder Jobs werden die Mentees nach ihren Erwartungen an die Mentorin gefragt. Wünsche zur Art des Kontaktes oder bezüglich des Fachgebietes der Mentorin können ebenso geäußert werden. „Wichtig ist, dass sich die Mentee so früh wie mög- lich über ihre Karrierepläne bewusst wird“, sagt Gaertner. Dies

fördere die Wahrnehmung der eigenen Wünsche.

„Frauen äußern zu selten ihre Karrierepläne“, meint Gaertner. Deshalb werde ihnen auch seltener ein Karrierewunsch unterstellt.

„Speziell in den chir- urgischen Fächern sind Ärztinnen in Leitungs- funktionen extrem unter- repräsentiert“, bestätigt Dr. med. Astrid Bühren, Präsidentin des DÄB. Die Ursachen dafür benann- ten 2001 mehr als 150 In- haber chirurgischer Lehr- stühle bei einer von

Bühren initiierten Befragung selbst- kritisch: „Die Strukturen rund um die Ausbildung und den Karriereverlauf sind auf Männer ausgerichtet, die kei- ne familiären Aufgaben übernehmen.“

Und: „Arbeitsinhalte, Organisations-

strukturen und Kommunikationswe- sen sind von Männern geprägt und werden von ihnen definiert.“ Oder:

„Nur wenigen Frauen war es bisher möglich, die von Männern geschaffe- nen Netzwerke für sich zu nutzen und dies zu dürfen“, äußerten die Ordina- rien. Um die Situation zu verbessern, werde beim diesjährigen Chirurgen- kongress im April zum fünften Mal eine Sitzung des DÄB stattfinden, berich- tet Bühren. Dort soll mit zukunfts- orientierten chirurgischen Chefärzten diskutiert werden, wie Ärztinnen auf allen Hierarchieebenen besser inte- griert und gefördert werden können.

„Bei entsprechenden Sitzungen auf weiteren Kongressen haben Ärztinnen in Leitungsfunktionen sowie junge Ärztinnen auch die Gelegenheit, den Nutzen des Mentoring kennen zu ler- nen“, erklärt die DÄB-Präsidentin.

Interesse besteht mittlerweile auch international

Eine Gefahr, dass „weibliche Seilschaf- ten“ entstehen, sehen weder Schrader noch Gaertner. „Im Gegenteil, ich sehe da eine Chance“, sagt Schrader. „Des- wegen nennen wir es ja Mentorinnen- netzwerk. Ein Netz zu spannen ist unser Ziel.“ Die beiden Grün- derinnen des Mentorin- nennetzwerkes haben be- reits Pläne für die Zu- kunft. „Wir wollen unsere Erfahrungen mit dem Netzwerk für die Mitglie- der des Ärztinnenbundes im Internet veröffentli- chen. Damit hoffen wir, noch mehr Interesse am Mentoring wecken zu können. Beim Weltärztin- nenkongress in Tokio im vergangenen Jahr stieß das Netzwerk bereits auch international auf das Interesse der Delegier- ten. Weitergegeben wer- den sollen jetzt die Erfahrungen zunächst auf europäischer Ebene. Beim Kongress der Nordeuropäerinnen in Island im März wird das deutsche Netz- werk vom Deutschen Ärztinnenbund präsentiert. Dr. med. Eva A. Richter-Kuhlmann T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 718. Februar 2005 AA413

Brachte die Idee für das Netzwerk in den Deutschen Ärztinnenbund ein: die Gy- näkologin Dr. med. Esther Gaertner

Foto:privat

Prof. Dr. med. Marianne Schrader, Chirurgin, vermit- telt die Paare im Mentorin- nennetzwerk und betreut selbst drei Mentees.

Foto:privat

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