• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Was sind Hämorrhoiden? Schlusswort" (08.07.2005)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Was sind Hämorrhoiden? Schlusswort" (08.07.2005)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

von zehn Patienten sind perianale ekzematöse Veränderungen die Folge eines mangelnden Feinschlusses („Näs- sen“). Gründe dafür sind Hämorrhoi- den aller Stadien und/oder ein interner Rektumprolaps – nicht selten in Ver- bindung mit einem falschen Stuhlver- halten.

Auch sind selbstverständlich prok- tologische Befundangaben nur sinn- voll unter gleichzeitiger Nennung der Untersuchungsposition; seriöse Un- tersucher geben diese deshalb stets an.

Im dem Artikel finden sich zahlrei- che weitere verwirrende und irritie- rende Behauptungen. Dabei soll nicht bestritten werden, dass auch in der Proktologie mit Therapiekonzepten behandelt wird – zumeist erfolgreich – ohne dass diese den höchsten An- sprüchen evidenzbasierter Medizin genügen. Die übereinstimmende Ex- pertenerfahrung ist eben die höchst- mögliche Evidenz dann, wenn kei- ne prospektiv randomisierten Studien vorliegen beziehungsweise nicht reali- sierbar sind.

Es ist bedauerlich, dass der Autor zahlreiche – dem Spezialisten bekann- te – Probleme anspricht, aber keine konzeptionellen Lösungen anbietet

Dr. med. Jens J. Kirsch Enddarmzentrum Mannheim Bismarckplatz 1

68165 Mannheim

Schlusswort

„Nur wer nicht sucht, ist vor Irrtum si- cher“ (1). Wir sind im Einstein-Jahr.

Eines seiner vielen Bonmots, scheint mir als Replik auf den Leserbrief von Herrn Kirsch geeignet. Und noch ein weiteres: „Jeder handelt nicht nur un- ter äußerem Zwang, sondern auch gemäß innerer Notwendigkeit.“ (2)

Herr Kirsch hält mir vor, ich hätte

„die Literatur zusammengetragen und zitiert, die alles Bekannte und alle be- währten Behandlungskonzepte infra- ge stellt“ (3).

Behandlungskonzepte wurden an keiner Stelle in meiner Arbeit er- wähnt. Mir ging es um eine Standort- bestimmung zu den Fragen: Was wird unter Hämorrhoiden subsumiert? Was

wissen wir über ihre Ursache, Präva- lenz, Diagnostik, Klassifikation und volkswirtschaftliche Bedeutung?

Die von mir durchgeführte Lite- raturrecherche erbrachte hierzu fast keine gesicherten Daten. Nicht in der deutschsprachigen, auch nicht in der englischsprachigen Literatur. Das ist enttäuschend. Insofern kann ich Herrn Kirschs Empörung verstehen. Es geht ihm wie vielen Ärzten: Hat man in Lehrbüchern, medizinischen Zeitschrif- ten oder im Internet gelesen, dass eine Obstipation Hämorrhoiden auslöst, so übernimmt man diese Information. Lei- der fehlen hierfür die Beweise.

In meinem Text findet Herr Kirsch

„. . . zahlreiche verwirrende und irritie- rende Behauptungen“. Mein Beitrag ist frei von eigenen Behauptungen und persönlichen Hypothesen. Ich habe nur Behauptungen anderer zusam- mengetragen. Und diese zeigen, wie widersprüchlich unsere Kenntnisse zu Hämorrhoiden sind.

Irritierend, da hat Herr Kirsch völ- lig Recht, sollte mein Artikel sein.

Denn nur wenn die ungelösten Fragen auf den Tisch kommen, werden wir an- geregt, an ihrer Lösung zu arbeiten.

Herr Kirsch hat richtig erkannt, es war meine Absicht, die Leser des Deut- schen Ärzteblattes darüber aufzu- klären, wie schwankend der Boden ist, auf dem das aktuelle Gebäude der Proktologie steht.

Herr Kirsch schreibt am Ende sei- nes Leserbriefs: „Es ist bedauerlich, dass der Autor dem Spezialisten be- kannte Probleme anspricht, aber kei- ne konzeptionellen Lösungen anbie- tet.“ Der letzte Satz meiner Über- sichtsarbeit zeigt die geforderten kon- zeptionellen Lösungen klar und un- missverständlich auf. Dort heißt es:

„Der beste Weg, Morbidität und Ko- sten analer Erkrankungen zu senken, ist, den Diagnoserahmen mit randomi- sierten, kontrollierten Studien zu eva- luieren und Risikogruppen sowie ur- sächliche Faktoren analer Läsionen zu identifizieren.“

„Die übereinstimmende Experten- erfahrung“ könne die Ergebnisse sol- cher Studien ersetzen“, meint Herr Kirsch, „solange deren Ergebnisse aus- stehen“. Das mag so sein. Leider irren auch Autoritäten. Insofern halte ich es

lieber mit John Kelley, der auf die Fra- ge „Was würden Sie einem gerade ex- aminierten jungen Arzt als Rat auf den Weg geben?“ antwortete: „Bei deinen Patienten wirst du nützlicher und anerkannter sein, wenn du das üb- liche medizinische Vorgehen hinter- fragst, Dogmen misstraust und kritisch auf die Ergebnisse deines medizini- schen Handelns blickst.“ (4)

Wie lange wollen wir noch auf Stu- dien warten? Wie wäre es, wenn Herr Kirsch als Ehrenvorsitzender des Be- rufsverbandes der Coloproktologen Deutschlands e.V. uns weiterhin sein Expertenwissen schenkte und sich we- gen seiner reichen Erfahrung gleich- zeitig für die in der Proktologie so dringend benötigten uni- oder multi- zentrischen Studien einsetzte (5), da- mit offene Fragen der Proktologie be- antwortet werden?

Allein bei der Diagnostik proktolo- gischer Erkrankungen sind zahllose, studiengeeignete Fragen ungeklärt.

Beispiele: In welcher Untersuchungs- position sind Hämorrhoiden zuverläs- sig diagnostizierbar? Oder: Inwieweit hängt die Diagnose von Hämorrhoi- den von der Untersuchungsposition der Patienten bei der proktologischen Untersuchung ab? Welche Sachver- halte sollte eine praxisnahe, klinische Definition von Hämorrhoiden enthal- ten? Wie häufig finden sich neben Hä- morrhoiden begleitende Befunde im Bereich der hoch sensiblen Analhaut, die für Beschwerden ursächlich sein können?

Gleichzeitig könnte er die kostenlo- se Hospitation von interessierten Ärz- ten fördern, damit jene, die sich prok- tologisch weiterbilden möchten, groß- zügig von seiner und der Expertener- fahrung anderer profitieren (6). Der Informationsfluss von Experten zu Lernenden würde verstärkt und die Planung und Durchführung von Studi- en zur Beantwortung ungelöster Fra- gen der Proktologie angeregt.

Prof. Dr. med. Henning Rohde Praxis für Endoskopie und Proktologie Friesenplatz 17A

50672 Köln

Die Autoren aller Diskussionsbeiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des Internatio- nal Committee of Medical Journal Editors besteht.

M E D I Z I N

A

A1970 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 278. Juli 2005

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Nach dem normalen Stoma- tologie-Studium (fünf Jahre) läuft die Weiterbildung zum Fachzahnarzt über vier Jah- re. Auch der Kinderstomato- loge hat bei dieser Weiterbil- dung

Dieses für die deutsche Gesund- heitspolitik innovative Doku- ment enthält — im Rahmen ei- ner weitgefächerten Aufga- benteilung — auch eine Reihe wichtiger Aufgaben für die

schaftsabbruches“ vorgenom- men, was ja auch logisch gar nicht ginge, wohl aber zum Beispiel klar herausgestellt, daß damals im Gegensatz zu heute keine gesetzliche Rege- lung

Ich kann nur hoffen, daß diese Ankündigung im DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATT die einzige öffent- liche Ankündigung bleiben wird, damit nicht durch breiten Publikumsschich- ten

Bei sehr ausgeprägten Hämorrhoiden kann der Untersu- cher diese drei Arterien pulsierend wie eine Arteria radialis bei der Fin- gerpalpation am oberen Afterrand tasten; immer,

Wer mindestens acht Fragen richtig be- antwortet hat, erhält in der Kategorie 7 (Bearbeitung von Lektionen) einen Fort- bildungspunkt.. Die Fortbildung ist durch die

Wer mindestens acht Fragen richtig be- antwortet hat, erhält in der Kategorie 7 (Bearbeitung von Lektionen) einen Fort- bildungspunkt.. Die Fortbildung ist durch die

Wer mindestens acht Fragen richtig be- antwortet hat, erhält in der Kategorie 7 (Bearbeitung von Lektionen) einen Fort- bildungspunkt.. Die Fortbildung ist durch die