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Archiv "PSYCHIATRIE: Bedauerlich" (06.10.1988)

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geholfen werden kann, sollte ein strukturiertes und ärzt- licherseits streng kontrollier- tes Substitutionsangebot ge- schaffen werden, das orga- nisch in die übrige Drogenar- beit eingefügt sein muß".

Im selben Abschnitt A le- sen wir unter Punkt 2.11:

Substitutionsangebote sollten in ausreichender Zahl vor- handen und gut erreichbar sein.

Im Abschnitt C im 5. Ka- pitel wird über Prävention bei i. v.-Drogenabhängigen gesprochen, es werden die Gedanken vertieft und kon- kretisiert, wobei zum Bei- spiel die Substitution in Dro- genstationen zu verankern sei. Auf Seite 320 lesen wir:

„Da die Zeit drängt, sollte das vorgeschlagene Substitu- tionsmodell möglichst bald verwirklicht werden. Eine Beschränkung des Modells auf einige wenige Versuchs- objekte erscheint nicht emp- fehlenswert, weil das einen erheblichen Zulauf auslösen würde . . .".

Wer aufgrund dieses Be- richtes eine „leichte Neigung für die Substitution erkennen kann", ist entweder auf ei- nem Auge blind oder stammt aus dem großen Lager der Substitutionsgegner. War es die Hitze oder war es das Wochenende — auf jeden Fall hätte der Kommissionsbe- richt ein positiveres Echo verdient.

Dr. med. Johannes Raida, Rheinstraße 25, 6100 Darm- stadt

Nicht begriffen

Kein Wort findet sich in dem Verriß zu dem grundle- genden Kapitel des Berichts

„Aids und Gesellschaft", der einstimmig, also einschließ- lich der Stimmen der CSU und der GRÜNEN verab- schiedet wurde und die Grundlinien einer gesell- schaftspolitischen Antwort auf Aids und die damit ver- bundenen Probleme enthält.

Wer dieses Faktum sowie die konkreten Inhalte und Leitli- nien dieses Berichtsteils ein-

fach übersieht, hat weder die Brisanz des Problems noch die sich andeutenden Optio- nen bei der Suche nach Lö- sungen verstanden.

Kein Wort findet sich zu den Aussagen des Berichts zu heimlichen und Zwangstests im Krankenhaus und anders- wo (von der Enquete-Kom- mission abgelehnt), zur Frage des ungezielten Massenscree- nings mit dem HIV-Antikör- pertest (abgelehnt), zur Mel- depflicht für Infizierte (abge- lehnt), zur epidemiologi- schen Messung mit anony- nem unlinked testing (in Er- wägung gezogen), zur Not- wendigkeit sozialepidemiolo- gisch fundierter Kohortenstu- dien (gefordert), zum Wert des Tests für die Prävention (zweifelhaft, nur im Rahmen individueller, differenzierter Präventions- (nicht Test-) Beratungen vom Ratsuchen- den zu entscheiden). Da die- se Aussagen des Enquete-Be- richts in offensichtlichem Wi- derspruch zu (leider) verbrei- teten Ansichten und entspre- chender Praxis in der Ärzte- schaft stehen, wäre es wohl besser, diese Kontroversen auszutragen, als sie einfach unter den Teppich zu kehren.

Gänzlich übersehen hat Ihr Autor auch, daß der En- quete-Bericht ein ausgearbei- tetes Präventionsmodell ent- hält, mit dem das Konzept le- bensweise-bezogener Präven- tion der Weltgesundheitsor- ganisation (WHO) auf die Krankheit Aids und die Be- dingungen der Bundesrepu- blik angewendet wird. Dieses für die deutsche Gesund- heitspolitik innovative Doku- ment enthält — im Rahmen ei- ner weitgefächerten Aufga- benteilung — auch eine Reihe wichtiger Aufgaben für die Ärzteschaft in Prävention, Beratung und Betreuung, für deren Erfüllung es ganz un- zweifelhaft noch weithin an qualifikatorischen Voraus- setzungen fehlt. Statt sich dieser Herausforderung zu stellen und Wege zur Uber- windung der Defizite zu su- chen, möchte Burkart im Be- richt pauschal eine „Beleidi- gung" der „deutschen Ärzte-

schaff" sehen. Auf diese Weise kann an die Stelle der notwendigen Ingangsetzung eines intensiven Dialogs die bloße Befestigung von Vor- urteilen treten.

Ein Wort noch zur Mate- riallage der Kommission: Die Enquete-Kommission hat sich durch zahlreiche Anhö- rungen von über 40 in- und ausländischen Experten ein Bild von Aids und den damit verbundenen Problemen ge- macht. Dies ist auch im Be- richt detailliert verzeichnet.

Die Wortprotokolle können eingesehen werden. Vor die- sem Hintergrund die angeb- lich mangelhafte Präsenz von PSYCHIATRIE

Zu dem Beitrag „Das Dauer- Dilemma der Psychiatrie: Die fi- nanzielle ,Doppelblockade"' von Dr. Harald Clade in Heft 30/1988:

Bedauerlich

In den beinahe 13 Jahren seit der Vorlage der Psychia- trie-Enquete hat die Bundes- regierung keine wesentlichen Gesetze zur Verbesserung der Versorgung psychisch Kranker fertiggestellt. Dies ist bedauerlich. Bedauerlich ist es aber auch, wenn psy- chiatrische Spezialisten wie Prof. Dr. Fritz Reimer als Leiter eines psychiatrischen Landeskrankenhauses die Entwicklung von kleinen psychiatrischen Abteilungen verketzert. Über dreißig Ab- teilungen an Allgemeinkran- kenhäusern sind in der Lage und willens, alle zugewiese- nen Patienten aus einem Ver- sorgungssektor aufzunehmen und in Zusammenarbeit mit komplementären Einrichtun- gen diese zu betreuen. Inzwi- schen haben Abteilungen Pflichtversorgungsaufgaben für über sechs Millionen Ein- wohner übernommen Um so bedauerlicher ist dann, daß psychiatrische Abteilungen psychiatrischen Krankenhäu- sern nicht gleichgestellt wer- den. Gerade für die Versor- gung chronisch psychisch Kranker ist eine Institutsam-

Artikel unter anderem aus dem Deutschen Ärzteblatt in den Kommissionsarbeitsun- terlagen beziehungweise -drucksachen zu beklagen, spricht eher dafür, daß der Autor weder die Arbeits- struktur einer Enquete-Kom- mission begriffen noch den Bericht hinreichend gelesen hat.

Priv.-Doz. Dr. Rolf Ro- senbrock, Leiter der For- schunsgruppe Gesundheitsri- siken und Präventionspolitik am WZB, Mitglied der En- quete-Kommission Aids des Deutschen Bundestages, Reichpietschufer 50, 1000 Berlin 30

bulanz unerläßlich. Diese wird jedoch nur psychia- trischen Krankenhäusern oh- ne Wenn und Aber zugespro- chen. Der Gesetzgeber wür- de gut daran tun, den Abtei- lungen, die eine sektorbezo- gene Versorgung übernom- men haben, die Vorausset- zungen für den Aufbau von Institutsambulanzen zu schaf- fen.

Dr. med. J. Kipp, Leiten- der Arzt der Klinik für Psychiatrie, Städt. Kliniken Kassel, Dennhäuser Straße 156-164, 3500 Kassel

NS-ZEIT

Zu dem Beitrag „Die ‚Aus- schaltung"' von Prof. Dr. Werner Friedrich Kümmel in Heft 33/1988:

Zeitgemäß

. . . Und wenn schon aus- gerechnet unser ärztliches Zentralorgan diesem über- strapazierten Thema seine Spalten öffnet, dann sollte der Leser auch über Ursa- chen und Folgeereignisse die notwendigen Informationen erhalten.

Ich bin freilich mit dem Autor einer Meinung, wenn er die Ausschaltung deut- scher Ärzte, nur weil sie Ju- den waren, „als unerhörten Vorgang" bezeichnet und dies war auch mein verstor- bener Vater (Prof. Hennig, A-2710 (10) Dt. Ärztebl. 85 , Heft 40, 6. Oktober 1988

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Augsburg), der jüdische Pa- tienten riskant-erfolgreich durch die schwere Zeit ge- bracht hat (was ihm schlecht vergolten wurde).

Als Jahrgang 1935 muß ich aber auf meinen Vater auch als Zeitzeugen Bezug nehmen, wo er sich voll Bit- terkeit über die Fährnisse sei- nes Medizinstudiums als mehrfach dekorierter und verwundeter Frontheimkeh- rer geäußert hat: die Studien- plätze an der Universität Hal- le waren zumeist bereits durch Juden — vornehmlich aus dem Osten — usurpiert und „wo ein Jude war, waren alsbald drei und wo drei wa- ren waren neun und unser- eins hatte das Nachsehen".

Dies als kleines Schlag- licht auf die Verhältnisse nach dem 1. Weltkrieg, wo- bei der speziell deutsche An- tisemitismus wohl erst durch das Versailler Friedensdiktat richtig ausgelöst wurde, was die Alliierten zu Mittätern stempelt.

Dieser Vorgang mag wirk- lichkeitsnäher die überpro- portionale Anzahl an Juden in unserem Berufsstande zu jener Zeit erklären, aber auch die zeitgemäße Reak- tion unserer ureigenen Stan- desvertretungen, wobei ich in Übereinstimmung mit Herrn Kümmel unterstelle, daß die auffallend häufige Hinwen- dung von Juden zu den freien Berufen wie dem der Medizin (aber auch der Jurisprudenz und des Geldgeschäftes) kein Zufall war. Allerdings mut- maße ich, daß ein verständ- licher sozialer Ehrgeiz hierfür nicht allein ursächlich war.

Da das Wechselspiel zwi- schen Juden und ihren jewei- ligen Gastvölkern längst hi- storische und nicht immer glückliche Dimensionen er- reicht hat, wird die Ursa- chenforschung des Dilemmas wohl noch anhalten und man darf auf eine faire historische Würdigung der jüngeren Vergangenheit gespannt sein.

Nachdem aber das Un- glück eines verlorenen Krie- ges mit aller Bitterkeit und allem Entsetzen ein zweites Mal über uns hereingebro-

chen ist, nur noch ungleich schlimmer, würden mich und wohl auch die Mehrzahl der Kollegen als die Betroffenen die Folgeereignisse ab 1945 erheblich mehr interessieren.

Wer weiß schon, wieviel Kollegenexistenzen dem Ra- chefeldzug unter dem Titel einer entwürdigenden „Ent- nazifizierung" oder eines er- bärmlichen Denuntiantentu- mes zum Opfer fielen?

Was in dieser Zeit an fähi- gen und integeren ärztlichen Persönlichkeiten ernsthaft geschädigt wurde und wievie- le Existenzen vernichtet wur- den, wäre wahrlich ein Teil unbewältigter Vergangen- heit, welchem das „DEUT- SCHE ÄRZTEBLATT" — und nicht nur dieses — seine Spalten weit öffnen sollte .. .

Dr. med. R. Hennig, An- dreaswall 4, 2810 Verden/

Aller

BASISTARIF

Zu dem „seite eins"-Beitrag:

„Privatversicherung — mit ‚Basis- tarif' zur Nivellierung" in Heft 31/32/1988:

Verwunderlich

Wenn es richtig ist, daß sich die private Krankenver- sicherung mit einem neuarti- gen „Basistarif" an sozial schwächere Personenkreise wenden will, die bislang ge- setzlich versichert sind, dann verwundert die Eilfertigkeit, mit der das Deutsche Ärzte- blatt diesen Tarif abschießt.

Was sollte ich als Arzt dage- gen einzuwenden haben, wenn ich ein Honorar be- rechnen kann, das immer noch deutlich über den Kas- sensätzen liegt? Jeder Aus- weg aus der verfahrenen Si- tuation, daß heute 90 Prozent der Bevölkerung sozial versi- chert sind und unterschieds- los zu nach Preis und Häufig- keit gedeckelten Kassenho- noraren behandelt werden müssen, sollte sorgfältig ge- prüft werden . . .

Dr. med. Norbert Uleer, Oskar-Schindler-Straße 4, 3200 Hildesheim

A-2712 (12) Dt. Ärztebl. 85 , Heft 40, 6. Oktober 1988

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