DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT
15. Januar 1982 79. JahrgangFreibrief für die Hochschulkliniken
urcheinander
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auch sein Gutes ha- kann ben. Als die Protokol- lanten die Vielfalt an Be- schlüssen niederschrie- ben, die der Vermittlungs- ausschuß zum „Sparpa- ket" und zur „Kostendämp- fung" gefaßt hatte, haben sie einen Satz vergessen.Der Bundesrat versucht jetzt, die „Panne" mit Hilfe eines Änderungsgesetzent- wurfs zu reparieren. Der Änderungswunsch, von der Ländervertretung „Klar- stellung" genannt, besteht schlicht und unverständ- lich aus einem Satz: „Satz 1 gilt nicht für die in § 4, Absatz 3, Nr. 1, erster Halb- satz bezeichneten Kran- kenhäuser". Dieses Sätz- chen soll in den Paragra- phen 17, Absatz 5 des Kran- kenhausfinanzieru ngsge- setzes (KHG) eingescho- ben werden.
Dank des Mißgeschicks der Protokollanten haben wir Gelegenheit, dem Wunsch der Bundesländer in Ruhe und aller Öffentlichkeit nachzugehen.
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er apostrophierte Satz 1 bestimmt, daß auch Krankenhäuser, die nicht nach dem KHG öf- fentlich gefördert werden, von Sozialleistungsträgern keine höheren Pflegesätze fordern dürfen, als sie für vergleichbare öffentlich geförderte Krankenhäuser zu entrichten sind. Von die- ser Verpflichtung wollen die Länder gewisse Kran- kenhäuser, nämlich die im§ 4, Absatz 3 etc. aufgeli- steten, ausgenommen wis- sen — die Hochschulkli- niken.
Niemand wird so naiv sein anzunehmen, daß die Län- der bei ihrer Pflegesatzge- staltung für die Hochschul- kliniken bescheidener sein möchten als vergleich- bare große Krankenhäuser (wenn auch der Bundes- rat in seiner Gesetzesbe- gründung jetzt listigerwei- se schreibt, sein Ände- rungswunsch stehe im Zu- sammenhang mit dem Krankenhaus kostendäm- pfungsgesetz). Man erinne- re sich nur an die unermüd- lichen Anläufe der Bundes- länder, die Honorare für die Leistungen der Polikliniken heraufzuschrauben. Die Länder möchten demnach eine Rechtsgrundlage da- für schaffen, um für die Hochschulkliniken höhere Pflegesätze verlangen zu dürfen.
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m mit einem Beispiel aus diesen Tagen zu kommen: Nach dem vorerst_ letzten Kostenvor- anschlag für das immer noch im Bau befindliche Aachener Großklinikum sollen sich dessen Bau- kosten auf 1,7 Milliarden Mark belaufen. Das ist lok- ker eine Milliarde mehr als geplant. Der Pflegesatz wird nach der vorerst letz- ten Berechnung bei 500 DM pro Tag liegen — falls die Schätzung bis 1984 hält.Die Krankenkassen werden von den Ländern also mit Hilfe von § 17, Absatz 5, Satz 2 (neu) herzlich einge- laden, sich an der Finanzie- rung auch solcher Fehl- planungen wie der in Aa- chen nach Kräften zu betei- ligen. Zu einer solchen neuen Kostenlast für die Kassen kann es freilich nur kommen, falls das Begeh- ren des Bundesratesdie Zu- stimmung des Bundestages findet. NorbertJachertz
Die Information:
Bericht und Meinung
Die Kosten nagen kräftig
am Ertrag 19
Kostenstrukturerhebung des Statistischen Bundesamtes Gerhard Brenner
Nachrichten 21
Kuren: Boom in der Rezession — 48 Konferenz der Gesundheitsminister — Kein automatisches Liquidations- recht von Chefärzten
Satire 23
Politische Bildung — Ernährungsbera- tung — Das Gegenteil ist auch nicht wahr: Eines Tages im nuklearen Be- reich
Die Reportage
Deutscher Arzt in China 24
Erinnerung an deutsch-chinesische Medizintraditionen:
zum Beispiel Günther Huwer Norbert Jachertz
Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Übersichtsaufsätze
Bronchitis bei Kindern 33
Prof. Dr. med. Horst von der Hardt et al.
Phosgen-Vergiftung 67
Prof. Dr. med. W. F. Diller
Ärztliche Forderungen zur
Bekämpfung des Alkoholismus. . 71
Prof. Dr. med. Wilhelm Feuerlein
Geriatrie-Serie Der Allgemeinarzt
und die Geriatrie 47
Prof. Dr. med. Ingeborg Falck
Für Sie gelesen 42
Editorial
Die Sache mit den Kits — darge- stellt am Beispiel der Rötelndia-
gnostik 44
Prof. Dr. med. Hans J. Eggers
Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen
Themen der Zeit Theorie und Praxis
der Psychiatrie in Italien 79 Reflexionen zum Wirken
von Franco Basaglia Dr. med. Hans W. Moises
Fortsetzung auf Seite 3
Ausgabe A/B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 2 vom 15. Januar 1982 1