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Archiv "Stellungnahme zur Frage des erhöhten Brustkrebsrisikos durch Rauwolfia-Alkaloide" (20.02.1975)

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Stellungnahme zur Frage

des erhöhten Brustkrebsrisikos durch Rauwolfia-Alkaloide

Ein vom Bundesgesundheitsamt beauftragter Ausschuß (F. Gross, Heidelberg [Vorsitz]; K. D. Bock, Essen; H. Jesdinsky, Freiburg;

H. Kewitz, Berlin; K. H. Kimbel, Heidelberg; H. Losse, Münster;

E. Greiser, Hannover; Vertreter des BGA: Frau Dr. Pritzsche, Berlin) hat die nachstehende Stellungnahme vorgelegt, die wir auf Wunsch der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft im Wortlaut wiedergeben. DÄ

DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

KOMPENDIUM:

Behandlung chronischer und akuter

Hautverletzungen durch die

Epithelzüchtung Homöopathie und ärztliche Praxis Primärversorgung des Neugeborenen

WISSENSCHAFT UND PRAXIS:

Erfahrungen mit dem Schwangerschaftsabbruch in der DDR

TECHNIK IN DER MEDIZIN:

Spektrallinien- Photometer in Kompakt-Bauweise Haarausfall, Trichogramm und hormonelle

Haartherapeutika

THERAPIE IN KÜRZE:

Chronisch-rezidivierende Tonsillitis

Chronische Pankreatitiden

„Der Ausschuß hat sich eingehend mit der Frage beschäftigt, welche Konsequenzen aus drei im Septem- ber 1974 veröffentlichten retrospek- tiven Studien*) zu ziehen sind, die Hinweise dafür erbracht haben, daß die Verabreichung von Reser- pin und anderen Rauwolfia-Präpa- raten bei Frauen in der Menopause das relative Risiko erhöht, an Brustkrebs zu erkranken.

Diese in USA, Großbritannien und Finnland vorgenommenen Untersu- chungen sind in erster Linie wegen der angewandten Methodik kriti- siert, jedoch nicht entkräftet wor- den. Die gefundene statistische As- soziation ist nicht als Beweis dafür anzusehen, daß ein Kausalzusam- menhang zwischen der Einnahme von Präparaten, die Rauwolfia-Al-

kaloide enthalten, und der Auslö- sung von Brustkrebs besteht. Über den Einfluß der angewandten Form und der Dauer der Behandlung lie- gen keine Angaben vor, und Ein- wirkungen dritter, bisher nicht be- kannter, Faktoren sind nicht auszu- schließen.

Auf Grund der Analyse der Origi- nalarbeiten, der sich daran an- schließenden Diskussionen in der Fachliteratur und zusätzlich einge-

holter Informationen ist der Aus- schuß zu der Auffassung gelangt, daß der geäußerte Verdacht eines möglichen Zusammenhangs zwi- schen Rauwolfia-Alkaloiden und erhöhtem Brustkrebsrisiko nur durch zusätzliche, gut geplante Un- tersuchungen entkräftet oder bestä- tigt werden kann. Da Präparate, die Rauwolfia-Alkaloide enthalten, in Deutschland wesentlich häufiger als in zahlreichen anderen Ländern an- gewendet werden, wäre hier eine vorgenommene Untersuchung be- sonders dringlich. Die Mitglieder des Ausschusses waren überein- stimmend der Meinung, daß eine derartige Studie unverzüglich einzu- leiten sei, um sich so bald wie mög- lich ein eigenes Urteil bilden zu können. Der Ausschuß hat dem Bundesgesundheitsamt einen ent- sprechenden Vorschlag unterbrei- tet.

Wie bei allen wirksamen Arzneimit- teln muß auch bei der Anwendung von Rauwolfia-Alkaloiden eine Ab-

*) Jick, H., Slone, D., Shapiro, S., Heino- nen, 0. P., Hartz, S. C.: Lancet 1974 II, 669. — Armstrong, B., Stevens, N., Doll, R.: Lancet 1974 II, 672. — Heinonen, 0. P., Tuominen, L., Turnen, M. L., Shapiro, S.: Lancet 1974 II, 675.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 8 vom 20. Februar 1975 489

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Rauwolfia

-

Alkaloide

wägung von Risiko und Nutzen er- folgen. Pro Jahr erkranken im stati- stischen Mittel je nach Alter 1,5 bis 2,5 von 1000 Frauen in der Meno- pause, wenn man von den deutlich höheren Morbiditätsziffern bei Frauen über 80 Jahren absieht.

Falls die in den eingangs erwähn- ten Arbeiten errechneten Zahlen über ein durch Rauwolfia-Behand- lung erhöhtes Risiko zutreffen, würden bei Behandlung mit Rau- wolfia-Präparaten anstelle von zwei etwa sechs von 1000 Frauen jährlich in der Menopause an Brustkrebs erkranken. Bezogen auf die Bevöl- kerung der Bundesrepublik, würde dies ungefähr 2000 zusätzliche Krankheitsfälle pro Jahr bedeuten.

Dem stehen die möglichen Kompli- kationen einer unzureichend be- handelten oder unbehandelten Hy- pertonie gegenüber, aber auch die bekannten und vielleicht bisher noch nicht bekannten Nebener- scheinungen anderer, alternativ in Betracht kommender Antihyperten- siva, die nicht so lange wie die seit über 20 Jahren verwendeten Rau- wolfia-Alkaloide in Gebrauch sind.

Weiterhin ist zu bedenken, daß in der Bundesrepublik etwa 80 Pro- zent aller Hochdruckkranken mit Präparaten behandelt werden, die Rauwolfia-Alkaloide enthalten. Da sich die Rauwolfia-Alkaloide in den bei der Hochdruckbehandlung übli- chen Dosen bisher als frei von toxi- schen oder direkt lebensbedrohli- chen Nebenwirkungen erwiesen haben und sich der jetzt erhobene Verdacht unter Umständen später als unbegründet erweisen könnte, erscheint eine generelle Zurückzie- hung derzeit nicht gerechtfertigt.

Eine solche Maßnahme würde sich vermutlich negativ auf die gesund- heitspolitisch so wichtige Früh- und Dauertherapie des Hoch- drucks auswirken. Außerdem sind noch nicht alle Ärzte mit den alter- nativ in Betracht kommenden Anti- hypertensiva so gut vertraut wie mit den Rauwolfia-Alkaloiden.

Unter Berücksichtigung aller die- ser Gesichtspunkte sowie ange- sichts der Tatsache, daß bei jünge- ren Frauen die Studien wegen der geringen Fallzahl nur sehr schwa- che Hinweise geben und daß bis-

her keine Daten vorliegen, die für ein erhöhtes Brustkrebsrisiko bei Männern sprechen, empfiehlt der Ausschuß zunächst folgende Vor- sichtsmaßnahmen, bis neue Befun- de gegebenenfalls eine andere Be- urteilung notwendig machen:

O Bei Frauen in der Menopause mit mittelschwerer oder schwerer Hypertonie (diastolischer Druck bei mehrfacher Messung über 105 mm Hg):

ist auch weiterhin eine Behandlung mit Rauwolfia-Präparaten vertret- bar, wenn der Blutdruck dadurch gut kontrolliert ist. Falls der Blut- druck durch Rauwolfia-Präparate nicht ausreichend gesenkt werden kann, sind andere antihypertensiv wirkende Arzneimittel zu geben.

Eine Neueinstellung von Patientin- nen dieser Gruppe mit Rauwolfia- Präparaten ist nicht grundsätzlich abzulehnen. Die Anwendung ande- rer Antihypertensiva ist jedoch vor- zuziehen, wenn damit eine ausrei- chende Blutdrucksenkung zu erzie- len ist und wenn ihr keine schwer- wiegenden Nebenwirkungen entge- genstehen.

e Bei Frauen in der Menopause mit leichter Hypertonie (diastoli- scher Druck unter 105 mmHg):

sollten, falls nach Beseitigung ei- nes Übergewichts noch die Indika- tion zur medikamentösen Therapie des Hochdrucks besteht, möglichst andere Antihypertensiva, z. B. Sal- uretika und/oder ß-Rezeptorenblok- ker verwendet werden.

'0 Es ist darauf hinzuweisen, daß andere Antihypertensiva (z. B. Al- phamethyldopa, Clonidin, Salureti- ka, 13-Rezeptorenblocker) ebenfalls Nebenwirkungen haben und daß die damit behandelten Patienten ständig ärztlich zu überwachen sind.

O Während und nach einer Be- handlung mit Rauwolfia-Alkaloiden sollten bei Frauen besonders in der Menopause die ohnehin erwünsch- ten Vorsorgeuntersuchungen auf Mammakarzinom in 1 /2- bis ljähri-

gen Abständen vorgenommen wer- den."

Anschrift des Ausschusses:

Professor Dr. F. Gross Pharmakologisches Institut der Universität

69 Heidelberg 1

Im Nevenheimer Feld 366

ECHO

Zu: „Die Hundertjährigen in der Bundesrepublik Deutschland" von Prof. Dr. med. Hans Franke, Dr.

med. Hermann Bracharz und Dr.

med. Lothar Gall in Heft 37/1974, Seite 2644 ff.

„Die steigende Lebenserwar- tung hat dazu geführt, daß immer mehr Bürger der Bun- desrepublik hundert Jahre und älter werden. Die jüng- sten verfügbaren Zahlen weisen für Ende 1972 nach einer Auskunft des Statisti- schen Bundesamtes (Wiesba- den) 1847 dieser Hochbetag- ten nach. Im Jahr 1969 waren es erst 607 und 1963 erst 429 gewesen ...

Es gibt, wie eine Untersu- chung von Ärzten der Univer- sität Würzburg zeigt (darüber wird im DEUTSCHEN ÄRZ- TEBLATT berichtet), keine spezielle Diät, die ein langes Leben garantiert. Anzeichen dafür, daß besonders alt wer- de, wer jahrzehntelang Honig, Kefir esse, seien nicht zu er- kennen, heißt es darin. Bei den untersuchten Hundert- jährigen waren vielmehr Kaf- fee oder Tee und etwas Alko- hol durchaus beliebt. Etwa ein Drittel der Männer waren sogar mäßige Zigarren- oder Pfeifenraucher, allerdings gab jeder zweite von ihnen später das Rauchen auf. Alle verheirateten Hundertjähri- gen hatten bis zum 80. Le- bensjahr ein mäßiges Sexual- leben geführt ..." (Frankfur- ter Allgemeine Zeitung)

490 Heft 8 vom 20. Februar 1975

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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