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Archiv "KUNST: Eine Frage" (03.04.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BRIEFE AN DIE REDAKTION

ANGST

Zu dem Kommentar „Über Ag- gression aufklären, die Angst nehmen", von Dr. med. Micha- el PopoviC und Ursula Schrei- ber-Popovid, in Heft 44/1984, Seite 3235:

Offenlegung

Aggression steht hier lei- der, wie so oft, in der irre- führenden Mehrfachbe- deutung von Aktivität bzw.

Triebenergie, Angriffsver- halten und Zerstörungswil- len. Die Behinderung von

Bedürfnisbefriedigung, d. h. von Triebenergie führt in erster Linie zu ge- steigerter Aktivität im Sin- ne des Appetenzverhal- tens (K. Lorenz). Zu An- griffsverhalten ohne Zer- störungswillen kommt es, wenn es zur Aufrechterhal- tung der Machtposition oder zur Herstellung der Rangordnung notwendig scheint. Angst und gege- benenfalls Panik entsteht nur, wenn nicht in die Per- son integrierte Triebwün- sche oder Selbstwertpro- bleme aktiviert wurden.

Angst ist Verunsicherung schlechthin, ist die Er- schütterung einer gewohn- ten Ordnung und der hier- durch gewährleistet gewe- senen Sicherheit. Angst entsteht akut z. B. bei Ver- lust einer lebenswichtigen Orientierung wie es eine Sinnesstörung ist. Die phy- siologische Komponente der Angst, das Alarmsyn- drom, steigert und be- schleunigt die Mechanis- men der Wahrnehmung, des Denkens und der phy- sischen Abwehr. Gesellt sich dazu jedoch das Ge- fühl der Ohnmacht gegen- über einer bedrohlichen Situation, kann sich die Er- regung so steigern in ei- nem sich selbst verstär- kenden Circulus vitiosus angsterregender Vorstel- lungen (papez circuit), daß schließlich „kopflose" Pa- nik und „blinder" Zerstö- rungswille nach außen oder gegen sich selbst, nach innen, entsteht. Die Angstschwelle bleibt auf

Dauer erniedrigt und die Alarmbereitschaft erhöht, wenn seelische Energie ständig benötigt wird zur Abwehr unangenehmer oder gar unzumutbarer Tatsachen, wie es z. B. ei- ne Demütigung bei völliger Abhängigkeit ist. Intuitiver Kenntnis solcher Zusam- menhänge verdankte man- cher Herrscher Erfolge und den Ruf der Weis- heit ... „Produktive Ag- gression?" Wir zelebrieren bereits bis zum Exzeß Ri- tuale der Rang- und Macht- ordnung: Leistungswett- bewerbe jeder Art, Uno- Palaver, bi- und multilate- rale Verhandlungen, Parla- mentsdebatten etc. Man sehe sich die Vorbereitun- gen hierzu an. Wieviel Energie und Kunst wird al- lein darauf verwandt, die zu ihrer Durchführung not- wendige Erregung und Po- larisierung herzustellen!

Die Synthesis ist eine phi- losophische Wunschvor- stellung. Sie ist allenfalls in einem alles überwölben- den Machtgefüge möglich.

Doch das Vertrauen in eine höhere Ordnung und Ge- rechtigkeit ist geschwun- den. Die Aufklärung besei- tigte mit der Magie auch den Glauben. Die die Macht Ausübenden haben keine Autorität mehr außer der Moral der Stärke und dem Irrlicht des Fort- schritts. Ausbeutung ge- folgt von Barmherzigkeit, das hinter dem Panzer wartende Rot-Kreuzfahr- zeug ... mit dem Schwin- den der Magie enthüllte sich ihre Absurdität. Ritua- le auf Familienebene zu beleben könnte höchstens den Sinn haben, ihre Funk- tion durchsichtig zu ma- chen. Dem Frieden könn- ten sie nur dienen, wenn sie ihren Zweck in einer von allen anerkannten Rangordnung erfüllen.

Wenn jedoch Angst auch und gerade der Machtha- ber allenthalben die Schutzmechanismen akti- viert, kann diese Ordnung nur eine solche der Angst sein. Sie hat Tradition. Was

KUNST

Zu den Bildern von Nikolaus Heidelbach (Die sieben Pla- gen) und dem Beitrag von Christian Kohl „Prominente Peiniger aus der Büchse der Pandora", Heft 7/1985, Seite 429 ff.:

Entgleisung

Ich bedaure außerordent- lich, daß das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT diesen Bil- dern Raum in unserer Zeit- schrift gibt. Ich wüßte nicht, was sie mit „Kultur"

zu tun haben. Text und

in der Verhaltenstherapie die Angstreaktion abbauen hilft, die Gewöhnung an die Angst bzw. die Gefahr, hat auf politischer Ebene wohl kaum den gewünsch- ten Erfolg der Friedensstif- tung. Wir haben das im letzten Krieg zur Genüge kennengelernt. Und Auf- klärung allein dürfte so we- nig nutzen wie die auch beste Deutung in einer Analyse.

Ich sehe nur eine Möglich- keit die sicher richtig inter- pretierte Rolle der Angst anzugehen. Das wäre die rückhaltlose Offenlegung der Angst überall. Dazu wäre in erster Linie die ge- sellschaftliche Anerken- nung der Selbstüberwin- dung zum „Gesichtsver-

Bildaussage passen in kei- ner Weise zusammen. Of- fensichtlich kommt es dem Maler nur darauf an, Nackt- heit in irgendeiner Form zu zeigen. Mit Nacktheit hat man heute mehr Chancen, veröffentlicht zu werden.

Religion als Plage zu be- zeichnen, ist mehr als un- sachlich und dumm. Sie als einen ordinären Unter- leib zu personifizieren, ist üble Hetze. Solche Ent- gleisungen sind in letzter Zeit leider häufiger ...

vorgekommen. Wenn Sie das als „Kultur" verstehen, lassen Sie sie lieber aus dem DEUTSCHEN ÄRZ- TEBLATT heraus oder be- schränken sich auf Be- sprechungen von Kunstbü- chern.

Dr. med. Gerd Höfling Beethovenstraße 5 5603 Wülfrath

Eine Frage

Meine Frage: gehören die Bilder von Nikolaus Heidel- bach zur Kunst? Zur Kari- katur? oder zur Pornogra- phie? Meiner Ansicht nach zu letzterem.

Dr. med. Lore Eisenhart Albstraße 21

7440 Nürtingen

lust" nötig. Das ist ein psy- chologisch-soziologisches Problem, vielleicht sogar — man verzeihe mir—ein vor- wiegend männliches? Es gilt zudem ohne Selbsthil- fegruppennetz zu operie- ren.

Vielleicht könnte sich dann jene Autonomie und Selbstverantwortlichkeit und damit der Gemeinsinn entwickeln, der das zwei- schneidige Schwert der

Magie, das ist die Entla- stung durch Unmündig- keit, entbehrlich macht (s.

auch F. Dostojewski, Der Großinquisitor).

Dr. Dorrit Schindewolf Murgstraße 12

7517 Waldbronn- Reichenbach

968 (12) Heft 14 vom 3. April 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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