heißt nicht Einbruch stationärer Kol- legen in den vertragsärztlichen Sektor und vielleicht Übernahme der Klinik- nachtdienste durch den Vertragsarzt."
Hommel lehnte eine Beteiligung des stationären Sektors am ambulanten auch mit Hinweis darauf ab, daß die Probleme infolge einer derartigen personellen und finanziellen Vermi- schung beider Bereiche aus DDR- Zeiten noch bestens bekannt seien.
Als ein Vertreter "vom Rhein"
war Dr. jur. Rainer Hess, Hauptge- schäftsführer der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), nach Leipzig gekommen. Auch er nahm in der Podiumsdiskussion kein Blatt vor den Mund: Der zunehmende Wettbe- werb der gesetzlichen Krankenkas- sen zeige schon jetzt stellenweise ne- gative Auswirkungen. So würden mit einzelnen Leistungsanbietern, zum Beispiel Reha-Kliniken, Verträge über "sonderbare Leistungen" abge- schlossen. Ein zweites Problem sei, daß die Kassen bestimmte eigene An- gebote den jeweiligen LeistungseT- bringern besser honorierten als die vergleichbare Arbeit der Ärzte.
DebaHe um Sicherstellung
Die Kassen, konstatierte Hess, wollten im Wettbewerb ihre Versor- gungsstrukturen durchsetzen. Im Hin- blick auf den Sicherstellungsauftrag meinte er: "Es kann aber nicht sein, daß die Kassen und nicht die Ärzte über diese Strukturen entscheiden."
Anders sah das Werner Gerlach, Geschäftsführer des AOK-Landes- verbandes Sachsen. Mit Anspielung auf das Thema der Podiumsdiskussi- on meinte Gerlach, die Ärzte hätten nicht nur die "Chance", sondern den gesetzlichen Auftrag zu einer umfas- senden Versorgung. Er plädierte für den "gemeinsam verantworteten Si- cherstellungsauftrag" von Kassen und Ärzteschaft. Gemeinsam ließen sich manche Bedarfsplanung schnel- ler umsetzen und Qualitätssiche- rungsverfahren erarbeiten. Als Ver- sorgungsbereiche, die man ausbauen könne, nannte er die Versorgung von Diabetikern und Rheumakranken, die Ernährungs- sowie die Jugendge- sundheitsberatung. Sabine Dauth
AUFSÄTZE
Zusatzbezeichnung Allergologie
Erstmals .. genaue Zahlen aus den Arztekammern
Alexonder Kopp
Im Rahmen der in Brüssel beschlossenen europaweiten Einführung des Facharz- tes für Allergologie entschied die Deutsche Dermatolog!sche Gesellschaft, eine Statistik über die Situation der in Deutschland tätigen Arzte mit der Zusatzbe- zeichnung Allergologie erstellen zu lassen. Traditionell ist in der Bundesrepublik eine organbezogene Allergologie etabliert, die durch mehrere Facharztdiszipli- nen vertreten wird. Da bislang kein exaktes Zahlenmaterial zur Verfügung stand, trugen der Autor dieses Beitrogs und seine Mitarbeiter es erstmals zusammen.
U
m festzustellen, welche und wieviele Ärzte die Zusatzbe- zeichnung Allergologie füh- ren, wurden an die Lan- desärztekammern folgende Fragen gestellt:(j) Wieviele Ärzte haben im Kammerbereich die Zusatzbezeich- nung Allergologie?
(g) Wieviele Ärzte haben die volle oder befristete Weiterbildungs- berechtigung für die Zusatzbezeich- nung Allergologie?
@ Wie verteilt sich die Zusatzbe- zeichnung auf die verschiedenen Facharztgruppen?
@ Wieviele Ärzte haben 1993 die Zusatzbezeichnung erhalten?
Die Befragung, vom Dezernat Weiterbildung der Bundesärztekam- mer unterstützt, brachte neue Er- kenntnisse. Bis zum gewählten Stich- tag, dem 31. Dezember 1993, hatten 5 096 Ärzte die Zusatzbezeichnung Allergologie erworben. Das sind 1,96 Prozent aller berufstätigen Ärzte.
Über die Kammerbereiche ergibt sich eine weitgehend regelmäßige Vertei- lung, wobei in Bayern mit 2,56 Pro- zent die Versorgung am höchsten und in Sachsen-Anhalt mit 1,29 Prozent am niedrigsten ist.
Insgesamt ist die Zahl der Aller- gologen in den neuen Bundesländern geringer: Dort gab es zum Stichtag 515 Ärzte mit dieser Zusatzbezeich- nung; 97 von ihnen hatten sie 1993 er-
worben. In Westdeutschland führen 4 581 Ärzte die Zusatzbezeichung Al- lergologie, davon 364 seit 1993.
Ähnliches trifft auf die Zahl der zur Weiterbildung berechtigten Ärzte zu. Während in den alten Bundeslän- dern an 14,76 Prozent aller Allergolo- gen eine Weiterbildungsermächtigung vergeben wurde (676), waren in den neuen Bundesländern erst 8,35 Pro- zent aller Allergologen ermächtigt ( 43). Inwieweit es sich hierbei nur um befristete Ermächtigungen handelt, war leider nicht in allen Landesärzte- kammern zu ermitteln.
Probleme gab es bei der Beant- wortung der Frage nach der Auftei- lung der Zusatzbezeichnung auf die einzelnen Fachgebiete. Manche Kam- mern konnten - für insgesamt 268 Ärzte - keine eindeutige Zuordnung treffen (Bremen, Hamburg, Nord- und Südwürttemberg). Am häufigsten wird die Zusatzbezeichnung von Der- matologen geführt, danach folgen -Ärztinnen und Ärzte in den Fachge-
bieten Innere Medizin/Pneumologie, HNO-Heilkunde (Abbildung).
Aufgrund der vorliegenden An- gaben wurden für die Statistik folgen- de Fachgebiete zusammengefaßt:
~ Innere Medizin/Pneumolo- gie: Ärzte für Innere Medizin, Ärzte für Innere Medizin/Teilgebiet Ga- stroenterologie sowie Teilgebiet Pneumologie, Ärzte für Lungen-
/Bronchialheilkundc. [>
A-924 (26) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 13, 31. März 1995
88jiW,',WW\W•WWjWWWWW AUFSÄTZE/BERICHTE
Zusatzbezeichnung Allergologie bezogen auf die Fachgebiete
Innere Medizin/
Pneumologie----..
HNO-Hellkunde
Kinderheilkunde
/
ohne Angabe1)...-
_ ohne Fachgebiet Allgemeinmedizin - sonstige Gebiete
Dermatologie
1) Keine komplette Aufschlüsselung möglich: Bremen, Hamburg, Nord- und Südwürttemberg
Bis zum 31. 12. 1993 hatten 5096 Ärzte die Zusatzbezeichnung Allergologie erworben.
..,. Kinderheilkunde: Ärzte für Kinderheilkunde, Ärzte für Kinder- heilkunde/Teilgebiet Neonatologie sowie Teilgebiet Kinderkardiologie .
..,. Ärzte ohne Gebietsbezeich- nung: Ärzte ohne Fachgebiet, Prakti- sche Ärzte.
Interessant erscheint für das Spektrum der Allergologie die Auf- schlüsselung der sonstigen Fachgebie-
te, die das Interesse an dieser Zusatz- bezeichnung spiegelt. Sie wurde von 79 Ärztinnen und Ärzten in 19 Gebie- ten erworben, die unter "sonstige Ge- biete" zusammengefaßt wurden. An erster Stelle ist hier die Arbeitsmedi- zin zu nennen (32 Ärzte), gefolgt von der Chirurgie (6 Ärzte).
Generell zeigt sich nach Fachge- bieten keine homogene Verteilungs-
Die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin in Köln
struktur in den Kammerbereichen.
Statt dessen zeichnen sich bezüglich der Aufteilung der Allergologie nach Fachgebieten deutlich regionale Un- terschiede ab. In 1993 war zudem ein Zuwachs der Zusatzbezeichnung All- ergologie im Vergleich zu den Vorjah- ren auffällig. 461 Zusatzbezeichnun- gen wurden in diesem Jahr neu verge- ben. Die Analyse zeigt klar die beson- dere Situation der Allergologie in der Bundesrepublik auf. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern ist diese fachübergreifende Disziplin nicht einem Fachgebiet alleine zuge- ordnet. Statt dessen scheint eine or- ganbezogene Aufteilung diesem Fach eher gerecht zu werden.
Zitierhinweise dieses Beitrags:
Dt. Ärztebl. 1995; 92: A-924-926 [Heft 13]
(Weitere Literatur beim Verfasser)
Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med. habil. Alexander Kapp Direktor der Dermatologischen Klinik und Poliklinik der
Medizinischen Hochschule Hannover Ricklinger Straße 5
30449 Hannover
Wertvolle Wissensquelle nicht nur für Arzte ••
Niedergelassene Ärzte, Kliniken, Pharmafirmen und Ge- sundheitsbehörden gehören zu den Nutzern der Deut- schen Zentralbibliothek für Medizin (zbmed) in Köln. Die zbmed erfaßt zentral für ganz Deutschland die gesamte weltweit erscheinende Literatur zur Humanmedizin, ihren
Grundlagen und verwandten Disziplinen wie zum Beispiel Pharmakologie, Toxikologie, Soziologie oder Psychologie und macht diese für ihre Kunden benutzbar. Mitarbeiter der Bibliothek erfüllten im vergangenem Jahr nahezu al- le der 450 000 an sie gerichteten literaturbestellungen .
A •• rzte, die dringend Hinweise für
die Behandlung eines be- stimmten Patienten benötigen, Arzneimittelhersteller, die be- weisen wollen, daß ihr vom Markt ge- nommenes Medikament doch keine schwerwiegenden Nebenwirkungen hat oder die den Nachweis für die Wirkung einer neuen Arznei führen, Forscherteams, die sich schnell über neue Methoden und Erkenntnisse in-
formieren wollen, Patentanwälte, die das einmal angemeldete Patent ihres Klienten gegenüber den Ansprüchen seiner Konkurrenz verteidigen, Kran- kenkassen und Gesundheitsbehörden - sie alle gehören zu den Benutzern der Deutschen Zentralbibliothek der Medizin (zbmed) in Köln. Sogar in ei- nem akuten Vergiftungsfall konnten deren Mitarbeiter helfen: Innerhalb einer halben Stunde suchten sie die A-926 (28) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 13, 31. März 1995
bestellte Literatur heraus und faxten diese an die Klinik, so daß eine Ope- ration vermieden wurde.
Gegründet wurde die zbmed 1969. Als Zentrale Fachbibliothek sammelt und erschließt sie die gesam- te weltweit entstehende medizinische Literatur. Ihre Bestände umfassen Veröffentlichungen zur Humanmedi- zin und ihren Grundlagen, zum Kran- kenhaus- und Pflegewesen, zur medi-