• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Neue Berufsbilder: Entlastung möglich" (14.05.2010)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Neue Berufsbilder: Entlastung möglich" (14.05.2010)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A 930 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 107

|

Heft 19

|

14. Mai 2010

Das Leser-Forum

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

NEUE BERUF SBILDER

Ärztliche Aufgaben werden zunehmend von anderen Berufs- gruppen übernom- men (DÄ 13/2010:

„Nichtärztliche Fachberufe im Kran- kenhaus: Hilfe oder Konkurrenz?“ von Thomas Gerst und Birgit Hibbeler).

Die Stewardess am Steuer

. . . Es ist auffällig, dass insbesonde- re aus dem Bereich der privatwirt- schaftlichen Kliniken die Initiativen für Assistenzberufe kommen, denn diese sind sicherlich die Profiteure solcher neuartigen Berufsbilder. Es wäre interessant zu wissen, wie vie- le Arztstellen dafür nicht mehr be- setzt werden und welche Einspa- rung das einem Klinikbetreiber bringt. Glauben wir tatsächlich, dass die Anleitung von WB-Assis- tenten im OP plötzlich massiv ver- bessert wird? Der Wandel unseres für die Gesellschaft wichtigen Be- rufs hat auf allen Ebenen stattge- funden: vom Arzt als Helfer, Bei- stand in vielen Notlagen und bei Krankheiten haben wir es nun end- lich geschafft, uns vor den Karren der Ökonomie spannen zu lassen, um als ordinärer Dienstleister in der Maschinerie Gesundheitsmarkt für Profite zu sorgen. Dienst am Men- schen – Fehlanzeige! Dank vielfäl- tiger QM-Systeme haben Betriebs- wirtschaftler Zahlenwerke gene- riert, die einzig und allein mit Hilfe des Benchmarkings dazu dienen, die Prozessoptimierung nicht im Sinn der besseren Versorgung zu vollziehen, sondern um unter genau diesem Deckmantel die Profitorien- tierung weiter voranzutreiben. Ich

bin mir sicher, dass es ausreichend Zahlenwerke geben wird, die die Prozessqualität und Ergebnisquali- tät der medizinischen Assistenzbe- rufe beweisen werden. Die Ärzte und Pflegenden, die dem originären Anspruch ihres Berufs gerecht werden möchten und für eine all- umfassende Betreuung ihrer Patien- ten einstehen, werden diese Zahlen liefern, da sie längst zu personell am Limit arbeitenden Dokumentati- onsgehilfen degradiert wurden. Ge- rade das Beispiel aus Erfurt zeigt doch, wo das Problempotenzial liegt. Es werden ärztliche Leistun- gen delegiert, dies führt zu einer zu- nehmenden Autonomie der Han- delnden und Kontrollverlust der Verantwortlichen. Wo liegen die Grenzen für das Assistenzpersonal, und wie sehen denn Richter die Si- tuation im Schadensfall, wenn dele- giert wurde? . . . Der Patient hat ein Recht auf die Versorgung durch ei- nen approbierten Arzt, der in vielen Situationen meiner Meinung nach die Tragweite und Folgen seines Handelns eben aufgrund einer lang- wierigen Ausbildung besser ein- schätzen können sollte . . .

Dr. med. Hauke Borchardt, 06108 Halle/Saale

Entlastung möglich

. . . Als Chirurgin habe ich sehr gute Erfahrung insbesondere mit den sehr qualifiziert ausgebildeten OTAs gemacht . . .

Allerdings könnte man meines Er- achtens auch ohne die Schaffung neuer Berufsbezeichnungen noch Wesentliches zur ärztlichen Entlas- tung beitragen. Dazu gehören in erster Linie Blutentnahmen und das langwierige Legen von Braunülen.

Schwestern sind dafür ausgebildet, weigern sich aber in den meisten

Krankenhäusern, diese Tätigkeiten durchzuführen. Auch ist es nicht flächendeckend üblich, dass Pflege- personal die Ärzte auf Visiten be- gleitet, unkomplizierte Verbands- wechsel und Drainagenentfernun- gen durchführt, teilweise müssen sogar Magensonden und Blasenka- theter ebenfalls durch Ärzte gelegt werden.

Solange es sich ein Gesundheitssys- tem leisten kann, langjährig ausge- bildete und gut qualifizierte Fach- kräfte wie Krankenschwestern Bet- ten machen, waschen und Essen verteilen zu lassen, muss man sich gut überlegen, ob es wirklich sinn- voll ist, neue Gesundheitsberufe mit zweifelhafter Qualifikation zu schaffen.

Dr. Camilla von Münchhausen, 10999 Berlin

Mehr Kooperation

Werden vermehrt Assistenzberufe und sonstige Alternativen im gro- ßen Feld der stationären und ambu- lanten Medizin genutzt, hat das zu- nächst einmal positive Auswirkun- gen für die Bedingungen der Ärzte:

– Den nichtärztlichen Gesundheits- fachberufen sind klar umgrenzte Aufgaben zugewiesen, sie ersetzen nichtärztliches Handeln.

– Die so eingesetzten Mitarbeiter erledigen Arbeiten, die die Ärzte sonst zusätzlich leisten müssten.

Das bedeutet Zeitgewinn für die Ärzte, Qualitätsverbesserung für die Patienten und mehr Raum für Fort- und Weiterbildung.

Delegation in diesem Sinn hat mit Konkurrenz nichts zu tun. Im Sinne einer Win-win-Lösung profitieren vielmehr alle beteiligten Berufs- gruppen.

In der niedergelassenen Medizin können, analog zu den angespro-

U U

Ä w v g m

„ F kenhaus: Hilfe oder K

B R I E F E

(2)

Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 107

|

Heft 19

|

14. Mai 2010 A 931 chenen Fachberufen, Aufgaben wei-

tergeleitet werden, die nicht primär Erkrankungen betreffen, nicht be- zahlt werden und trotzdem einen großen Teil der Alltagslast ausma- chen. So betrifft ein beträchtlicher Teil der Aufgaben niedergelassener Ärzte zwischenmenschliche Kon- flikte und deren Folge für die Ge- sundheit. Eine ursächliche „Be- handlung“ ist nicht nötig, da keine Krankheit vorliegt! Die Interventi- on des Arztes zieht ihn ins Gesche- hen: Das kostet unter anderem viel Zeit, viel Energie und wird bedingt durch die Regeln des Abrechnungs- wesens nur ausnahmsweise (un- ter)bezahlt.

Ich plädiere hier nachdrücklich für mehr Kooperation. Im Fall der an- gesprochenen alltäglichen Konflikt- situation bietet sich beispielsweise die Einbeziehung von Konfliktspe- zialisten an: Dies sind die Mediato- ren, überall vertreten, schnell ver- fügbar, nicht konkurrierend . . .

Dr. med. Heinz Pilartz, 53347 Alfter

Erst die Analyse

Der Ärztemangel stellt an deut- schen Kliniken ein großes Problem dar. Wenn nun mit großer Fantasie an neuen, nichtärztlichen Berufsbil- dern gebastelt wird, muss aber die Frage gestellt werden, wie sorgsam vorher der spezifische Bedarf ermit- telt wurde beziehungsweise wie Ärzte momentan in Krankenhäu- sern eingesetzt werden.

Tatsächlich verbringen viele Ärztin- nen und Ärzte ihre Zeit damit, Be- funde zu sortieren, Akten zu su- chen, logistische Telefonate zu füh- ren, zu codieren, Anforderungen in Computer einzugeben, Rehaanträge zu stellen usw.

Jede Praxis ist besser organisiert als die meisten Krankenhausstationen.

Will man Ärzte sinnvoller, also qualifikationskonform, einsetzen, muss man sie von den oben genann- ten Tätigkeiten befreien, ihnen aber nicht die genuin ärztlichen Aufga- ben nehmen. Vor der Schaffung nichtärztlicher Fachberufe muss al- so die genaue Analyse des Arbeits- alltags stehen.

In der Kardiologie am Klinikum Coburg hat jede Stationsärztin, jeder

Stationsarzt eine eigene Sekretärin (Medizinische Fachangestellte).

Diese entlastet so weit, dass Zeit für die patientennahen Tätigkeiten bleibt. Eine Win-win-Situation für alle, auch den Pflegedienst (dieser wiederum wird zusätzlich durch Stationssekretärinnen unterstützt).

Die Übernahme eigentlich ärztli- cher Aufgaben (wie bei COAs oder MAfAs oder im angelsächsischen Raum den sonographern) ist dabei nicht vorgesehen.

Meine Horrorvision ist der vor den Computer verbannte Stationsarzt, der nur noch die von Nichtärzten erstellten Befunde und Eingriffsbe- richte verwalten darf.

Literatur bei dem Verfasser

Dr. med. Harald Pless, MBA, II. Medizinische Klinik, Klinikum Coburg GmbH, 96450 Coburg

HONOR ARREFORM

Nicht alle Ärzte und Psychotherapeuten profitieren gleicher- maßen von den Zu- wächsen (DÄ 9/

2010: „Honorarre- form: Großes Plus reicht nicht für jeden“ von Heike Korzili- us und Sabine Rieser).

Unmut und Empörung

Mit großem Unmut und Empörung haben die nicht operativ tätigen Au- genärzte aus der Region Ulm/Neu- Ulm die Auflistung der Honorare zur Kenntnis nehmen müssen.

Die KBV listet für verschiedene Halbjahre Praxisumsätze zwischen 105 000 und 117 000 Euro auf. Das Wesentliche haben sie nicht aufge- führt: Wesentlich ist die Tatsache, dass keinerlei Differenzierung zwi- schen konservativ und operativ statt- findet! Wenn das Quartals-RLV eines konservativen Augenarztes derzeit bei etwa 17 Euro pro Patient liegt und eine Kataraktextraktion einen Umsatz von etwa 500 Euro auslöst, dann darf man das nicht arithmetisch mitteln, wie die KBV das in ihrer Darstellung peinlicherweise macht.

Keiner der Unterzeichneten, kon- servativ tätigen Augenärzte kommt auch nur annäherungsweise in die Nähe der von Ihnen aufgeführten

Zahlen – alle liegen wesentlich dar - unter. Vielmehr ist die Situation ge- geben, dass die Kasseneinnahmen mittlerweile definitiv nicht einmal mehr für die Gehälter der Mitarbei- ter ausreichen.

Das mag anders sein bei operativ ausgelegten Praxen. Diese sind je- doch im Verhältnis zur Gesamtzahl der Augenärzte eine ausgesproche- ne Minderheit . . .

Dr. med. Georg Eckert, 89250 Senden, Dr. med. Robert Guggenmoos, 89073 Ulm, Dipl. med. Sven Lederer, 89231 Neu-Ulm, Dr. Brigitte Siedschlag, 89231 Neu-Ulm

Reich gerechnet

Nun wissen wir es endlich: Unser Honorar hat sich kräftig vermehrt.

In den veröffentlichten Statistiken der KBV erfahren wir, dass unser Honorar in (fast) allen Bundeslän- dern und bei (fast) allen Fachgrup- pen kräftig, zum Teil im zweistelli- gen Bereich zugenommen hat – was ist da schon ein einzelnes Minus von 4,1 Prozent!

Mit Stolz verkündet der KBV-Vor- sitzende, dass das Honorarplus so- gar höher als erwartet ist. Politik und Kassen hören dies gerne, waren sie doch schon immer der Meinung, dass genügend Geld im System ist und nur richtig verteilt werden muss.

Nur wundert sich der gemeine Ver- tragsarzt in Baden-Württemberg ob dieser glänzenden Zahlen. In seiner Umgebung sieht er Honorarverluste in zweistelliger Höhe. Ganze Fach- gruppen wären um 30 Prozent ab- gestürzt, wenn nicht eine 95-Pro- zent-Garantie auf RLV-Leistungen gegeben worden wäre. Der reale Honorarverlust ist oft höher. Ursa- che der geschrumpften Gesamtver- gütung um 80,7 Millionen Euro sol- len dann die Hausarztverträge nach

§73 b sein. (Die machen aber nur 30 Millionen aus, dies steht aber nicht im Text.)

Man kann daher die Statistiker der KBV nur bewundern: Man muss nur die richtigen Zahlen mit den richtigen Parametern mischen, ein bisschen was weglassen und Hono- rarverluste mit Honorarzuwächsen saldieren und erhält so glänzende Statistiken. Dass durch die unsägli- che Honorarreform extreme Ver-

O O

N P p m w 2 f reicht nicht für jeden

B R I E F E

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Frage nach der Ak- zeptanz stellte sich dann beim Lesen einer Anzeige, in der ein „AiP" für eine Röntgen- abteilung gesucht wurde.. Der/die Bewerber/in sollte sich im

Jahreskongreß der Deutschen Zentrale für Volksgesundheitspflege in Frankfurt stellte der für „Fragen der Pflegeberufe, Krankenhaus- personal und Qualitätssiche-

Be- fremdlich ist auch, daß nicht erwähnt wurde, daß es sich bei diesen Kosten (1992) um knapp zwei Prozent der ver- tragsärztlichen Gesamtvergü- tung handelt. Die bereits

Private Kleidung, die während eines ärztlichen Dienstes benutzt wird, kann hingegen steuerlich nicht be- rücksichtigt werden (siehe Bundesfinanzhof, 20. Begründet wird diese

Hinter dem Sa- longedanken steht ja die Idee, zu argumentieren, sich zu kritisie- ren, sich näher zu kommen, sich nicht hinter Wissen oder Titeln zu verstecken?. DÄ: Steht aber

Es ging dabei auch um die Klage des G-BA gegen die Beanstandung seiner Entscheidung zur Protonentherapie durch das Bun- desministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS)..

Minde- stens 3,5 Prozent, mögli- cherweise aber auch bis 7 Prozent der Empfänger von Nierentransplantaten in den USA sind Ausländer;. in den vier bei Nieren-

Niederge- lassene Ärzte und Kranken- hausärzte sind durch die zahl- reichen neuen Anforderun- gen der Gesetz- und Verord-.. nungsgeber, der Kassen- und KV-Richtlinien auf Hilfe