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Archiv "Homöopathie: Den Stein der Weisen noch nicht gefunden" (28.03.2003)

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können. Es ist schon eigen- artig, wenn Herr Prof. Jäsch- ke meint bestimmen zu kön- nen, was im DÄ veröffent- licht werden darf und was nicht. Noch ist eine Mei- nungsvielfalt erlaubt und si- cherlich erwünscht, sodass auch religiöse und ethische Standpunkte zu Themen un- serer Zeit vorgetragen wer- den können.

Wir leben in der Bundesre- publik Deutschland und ha- ben nicht Verhältnisse wie in der ehemaligen DDR.

Dr. med. Karl Galuschka, Berliner Straße 2–4, 35435 Wettenberg

Babyklappen

Zu der Meldung „Babyklappen in Berlin: Elf Kinder vermittelt“ in Heft 5/2003:

Gut gemeinte Initiative, aber schlimme Wirkung

Nicht nur Menschen, die nichts über ihre Herkunft wissen, tragen eine schwere Last, sondern auch die Müt- ter, die solche Kinder abge- geben haben; das weiß man bereits jetzt aus der allge- meinen Adoptionsforschung.

Die anonyme Abgabe eines Kindes wird aber noch schwieriger zu bewältigen sein, weil der betroffenen Frau jede Kommunikations- möglichkeit darüber fehlt.

Hat übrigens jemand unter- sucht, ob sich die abgeben- den Mütter tatsächlich in ei- ner „extremen Konfliktsitua- tion“ befinden? Mittlerweile bestätigen sich die Befürch- tungen der Kritiker, nämlich dass mit dem Angebot von anonymer Geburt und Baby- klappen das Problem Tötung und Aussetzung von Kindern nicht gelöst wird. Dazu exi- stieren in der Zwischenzeit erste Zahlen, die Frau Pro- fessor Swientek von der Uni- versität Hannover erhoben hat. Trotz aller Mängel, die eine nicht repräsentative Umfrage hat, wurde doch deutlich, dass sich die Zahl von ausgesetzten und getöte- ten Kindern seit der Einrich- tung von Babyklappen nicht

vermindert hat (Januar bis Oktober 2002 mindestens 31); zusätzlich wurden aber mindestens 100 Findelkinder

„produziert“. In Zukunft, wenn Babyklappen und anonyme Geburten mögli- cherweise noch aggressiver beworben werden als jetzt schon, muss leider mit einer ständigen Zunahme anonym abgegebener Kinder gerech- net werden – bis wir franzö- sische Verhältnisse erreicht haben (etwa 600 anonyme Geburten pro Jahr). Warum berücksichtigt eigentlich nie- mand die Erfahrungen in Frankreich, wo die anonyme Geburt seit vielen Jahrzehn- ten legal ist und wo Betroffe- ne der so genannten „Gene- ration X“ beim Europäi- schen Gerichtshof auf Ab- schaffung dieses Gesetzes klagen?

Babyklappen und anonyme Geburt: eine gut gemeinte Initiative, die Schlimmes be- wirkt!

Prof. Dr. med Anke Rohde, Universitätsfrauenklinik Bonn, Sigmund-Freud-Straße 25, 53105 Bonn

Chroniker

Zu dem Kommentar „Der chroni- sche Arzt“ von Prof. Dr. med. Dr.

phil. Klaus Dörner in Heft 8/2003:

Großes Lob

Der Kommentar von Herrn Prof. Dr. Dr. Dörner ist das Beste, was ich in den letzten Jahren zum Arzt-Patienten- Verhältnis gelesen habe. Be- sonders den Absatz über die

„Umwege“, die ein Patient benötigt, um seine Krankheit und damit auch ihre Thera- pie akzeptieren zu können, finde ich in Zeiten von DMP bemerkenswert und lesens- wert für alle Gesundheits- ökonomen. Compliance stellt sich nicht durch Leitlinien und Schulungen, sondern nur durch Krankheitsakzeptanz ein, und die lässt sich von außen nicht herstellen, durch welche Maßnahmen auch immer.

Dr. Felizitas Leitner, Buchenweg 3 b, 82234 Weßling

Homöopathie

Zu dem Beitrag „Ein fruchtbarer, kein furchtbarer Irrtum“ von Dr.

med. Hans-Werner Lüdke in Heft 3/2003:

Den Stein der Weisen noch nicht gefunden

. . . Auf alle Punkte im Ein- zelnen einzugehen wäre eine Abhandlung für sich. Ein Punkt hat mich allerdings be- sonders empört: Kein „ortho- doxer“ Homöopath hat je be- hauptet, durch Verwendung von Komplexmitteln würde ein Patient „schwer krank werden oder sogar subito tot umfallen“. Das sollte auch Dr. Lüdke wissen. Komplex- präparate können das Sym- ptombild verändern und da- mit die richtige Arzneimittel- findung erschweren. Ich em- pfinde die unsachliche und polemisierende Ausdrucks- weise des Kollegen Lüdke gegen die klassisch homöo- pathisch arbeitenden Ärzte als nicht angepasst für eine Veröffentlichung im DÄ.

Sicherlich ist Hahnemanns Ausdrucksweise bezüglich mancher Krankheitsursachen für uns heutzutage befremd- lich. Hahnemann hat sich aber intensiv um ein Erklä- rungsmodell für kausale Zu- sammenhänge von Krankhei- ten bemüht und war damit manchen Zeitgenossen vor- aus. Heute kennen wir viele Ursachen besser, aber es wä- re vermessen zu behaupten, dass wir bereits den Stein der Weisen gefunden haben. Wir glauben zwar, viele Kausa- litäten zu kennen. Aber war- um gibt es dann Menschen, die mehrere Risikofaktoren aufweisen und die betreffen- de Krankheit doch nicht be- kommen, während andere, die „gesund“ leben, bereits in jungen Jahren schwer erkran- ken? Hat nicht gerade die Quantenphysik der vergan- genen Jahrzehnte eindrück- lich gezeigt, dass unsere Vor- stellungen von Materie eben auch nur lückenhafte „Mo- delle“ sind?

So viel zu fruchtbaren und furchtbaren Irrtümern. Die

zunehmende Berichterstat- tung über naturheilkundli- che und „alternative“ Heil- methoden im DÄ und sei- nen „Geschwistern“ (z. B.

Niedersächsisches Ärzte- blatt 12/2002) scheint mir weniger aus dem Interesse an den Therapieformen selbst zu erwachsen, als viel- mehr ein Versuch zu sein, mit allen Mitteln Wege zu finden, um die Löcher in den Kassen der Arztpraxen ir- gendwie wieder zu stopfen.

Ich freue mich über jeden Kollegen, der sich für Homöopathie oder andere naturheilkundliche Verfah- ren interessiert. Aber wenn, dann bitte auch fundiert und tief gehend, und nicht als oberflächliche Effekthasche- rei, um mehr Patienten an- zulocken.

Dr. med. Beate Heibutzki, Neue Straße 50, 27432 Bremervörde

Forderung unterstützen

Das beschriebene Problem der Homöopathie – die dog- matisch-religiöse und die na- turwissenschaftliche Seite – wird immer weniger zum Problem aufgrund der Forschungsaktivitäten im Be- reich der Homöopathie. Die Zahl der Anhänger der dog- matisch-religiösen( besser:

klassischen) Seite nimmt ab und isoliert sich zunehmend.

Die Vertreter dieser Rich- tung kapseln sich immer mehr ein und verweigern die wissenschaftliche Diskussion ihrer Religion nach Bewer- tungskriterien des 21. Jahr- hunderts.

Die zunehmende Zahl der Anhänger der naturwissen- schaftlichen Homöopathie stellt sich ihren Aufgaben und forscht sowohl im Bereich der Klinik als auch in der Pharmakologie/

Grundlagenforschung. Bei- spielhaft seien hier die klini- schen Studien von Vertigo- heel bei Schwindel und Zeel comp N bei der Arthrose ge- nannt.

Leider ist jedoch trotz dieser Entwicklung der Begriff der Homöopathie immer noch A

A834 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 1328. März 2003

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zu sehr verhaftet mit dem Anhänger der klassischen Homöopathie nach Hahne- mann. Auch im Denken der Krankenkassen, der Ärzte- verbände und der Pharma- kologen muss diese Entwick- lung wahrgenommen wer- den. Die Therapierichtung

„Homöopathie“ steht schon lange nicht mehr für die Ver- treter der dogmatisch-reli- giösen Seite, sondern für die der naturwissenschaftlichen Seite. Hier sollten die An- sprechpartner gesucht wer- den, um das Verständnis die- ser Therapierichtung trans- parenter zu gestalten und letztendlich auch verstehen zu lernen.

Die gängige Praxis beweist schon seit Jahren, dass mit evidenzbasierten homöopa- thischen Komplexmitteln – zudem ohne eine aufwendige Zusatzqualifikation

„Homöopathie“ absolviert zu haben – erfolgreich thera- piert werden kann. Leider ist dieser Entwicklung in den Weiterbildungskatalogen

„Homöopathie“ der Lan- desärztekammern auch noch nicht Rechnung getragen worden. Hier haben die An- hänger Hahnemanns immer noch ihren Freibrief, 200- jährige Geschichte zu lehren, ohne neue naturwissen- schaftliche Erkenntnisse fun- diert durch klinische und ex- perimentelle Untersuchun- gen zu berücksichtigen.

Die Forderung von Herrn Dr. Lüdke nach „evidence based homoeopathy“ kann nur nachhaltig unterstützt werden.

Literatur beim Verfasser

Armin Jacoby,Gesundheitsökonomie, Biologische Heilmittel Heel GmbH, Dr.-Reckeweg-Straße 2–4, 76532 Baden-Baden

Fehlendes Interesse der Industrie an Studien

Herr Dr. Lüdke fordert in seinem Artikel die „Ent- wicklung“ einer „evidence based homoeopathy“. Die Aufnahme unwirksamer Arzneimittel in die „Materia homoeopathica“ will er rück- gängig machen. Doch wenn die Homöopathie denn eine Arzneimitteltherapie sein soll, was spricht dann gegen eine klassische doppelblinde Prüfung. Was gibt es dann noch zu „entwickeln“? Die Wahl der zu behandelnden Krankheiten oder „Zustän- de“, die Wahl der homöopa- thischen Schule (naturwissen- schaftlich oder orthodox), al- les kann wie in der Schulme- dizin frei gewählt werden:

Der homöopathisch ge- schulte und versierte Arzt stellt die Diagnose bzw. ver-

schreibt das zu prüfende Mittel.

Die Arzneizubereitung er- folgt durch einen ebenfalls homöopathisch geschulten und versierten Apotheker, dem auch die Aufgabe der Verblindung zufällt.

Die Prüfung der Wirkung erfolgt nach den allgemein gültigen Kriterien für doppel- blinde Studien. Der zugrunde liegende Wirkmechanismus ist in der Tat völlig nachran- gig. Die wissenschaftliche Be- wertung der Studie kann nach den bekannten Grundsätzen doppelblinder Studien erfol- gen (Studiendesign [Grup- pengröße, Einschlusskriteri- en, Randomisierungs-Proce- dere usw.] sinnvoll, Wahl des Endpunktes sinnvoll, etc.).

Einzig der nicht mögliche Pa- tentschutz der Medikamente und das daher fehlende In- teresse der Industrie an aus- B R I E F E

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sagekräftigen Studien kann angeführt werden, warum derartige Studien bisher Mangelware sind.

Dr. Matthias F. Jung,Temmenhauser Straße 23, 89134 Blaustein

Dialog zwischen den Methoden führen

Die Ausführungen von Herrn Lüdke offenbaren eine Verwir- rung über die wissenschafts- theoretischen Grundlagen und die konkrete Praxis der Homöopathie. Wie bei kon- ventionellen medizinischen Methoden existieren sicher auch innerhalb der Homöo- pathie fragwürdige Entwick- lungen. Daraus aber allge- meingültige Schlüsse über die Methode als solche zu ziehen widerspricht dem An- spruch auf Rationalität. Es ist leider nicht möglich, im Rah- men einer Leserzuschrift auf alle Fehlinterpretationen ein- zugehen, einige Aspekte soll- ten jedoch korrigiert werden.

Die Forderung nach einem evidenzbasierten Vorgehen in der Medizin ist unbestrit- ten. Entgegen der Behaup- tung, Homöopathie sei nicht wirksam (ohne Literaturnach- weis!), muss man nach Durch- sicht der mittlerweile umfang- reichen Literatur objektiv feststellen, dass viele Homöo- pathiestudien signifikante und auch kostensparende Ef- fekte nachgewiesen haben.

Dem Gedanken der eviden- ce based medicine (EbM) fol- gend, ist die Frage nach der Wirksamkeit wichtiger als die Frage „warum“ (ein Thera- pieverfahren hilft). Biologi- sche Plausibilität („warum“) ist wünschenswert, im Rah- men der EbM aber nicht zwingend notwendig, allein auch nicht ausreichend. Die konventionelle Medizin ba- siert letztendlich auf den kar- tesianischen Prinzipien der Physik, als wissenschaftliche Referenzmethode. Deren Weiterentwicklung, insbeson- dere die Bedeutung der Quantenphysik, wurde bis- lang nicht in medizinische Modelle integriert. Die Homöopathie ist eine kyber-

netische Methode, es geht um Regulierung von Funktionen oder Steuervorgängen, Dosis- Wirkungs-Beziehungen erhal- ten bei dieser Betrachtung eine andere Bedeutung. Die Entwicklung neuer Wirkmo- delle ist dringend notwendig, sie werden uns in Zukunft helfen, die Phänomene rund um die Homöopathie besser zu verstehen.

Die Behauptung, Hahne- mann sei dogmatisch-religiös geleitet und die Homöopa- thie sei eine Art Teufelsaus- treibung, entspringt einer eher oberflächlichen und ten- denziösen Betrachtung. Im Gegenteil, Hahnemann fühl- te sich als einer der ersten Ärzte seiner Zeit einem ra- tionalen Vorgehen verpflich- tet: „Nur unablässiges Nach- denken, unermüdliche For- schungen, treue Beobachtun- gen und die genauesten Ver- suche“ bilden die Grundla- gen seiner Arbeit. Bis auf we- nige Ausnahmen trennte er sein persönliches Religions- verständnis von der homöo- pathischen Lehre. Bei einer wertfreien Interpretation hi- storischer Quellen scheint es eigentlich selbstverständlich, den historischen Kontext zu berücksichtigen. Begriffe wie

„Lebenskraft“ oder „Mias- men“ waren seinerzeit geläu- fige rationelle Erklärungs- modelle. Mit Hahnemanns ursprünglichem Modell der Miasmen teilt die Homöopa- thie heute im Wesentlichen die Begriffe, nicht die weiter- entwickelten Inhalte. Wer würde schon auf die absurde Idee kommen, aus histori- schen Schriften auf die Praxis der heutigen Medizin oder Pharmakologie zu schließen?

Die theoretischen Proble- me des Autors mit homöopa- thischen Komplexmitteln sind völlig unverständlich.

Warum „die Patienten nach Verwendung dieser ,Kom- plexmittel‘ schwer krank werden oder sogar subito tot umfallen“ müssten, bleibt sein Geheimnis.

Die Vorstellung des Autors, dass homöopathische Ärzte über die Heilung ihrer Pati- enten durch Homöopathie A

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