Presseinformation
KVB-Vorstand kritisiert Krankenkassen:
Engagement der bayerischen Ärzte wird nicht honoriert
München, 2. Dezember 2011: Keinen Konsens über die künftige Gestaltung der ambulanten medizinischen Versorgung in Bayern brachte das gestrige Spitzengespräch zwischen den Vorständen der Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB). Das teilte der Vorstand der KVB heute in München mit. Während gestern im Bundestag ein Gesetz be- schlossen wurde, das den zunehmenden Ärztemangel anerkennt und Mög- lichkeiten für konkrete Gegenmaßnahmen bietet, wollen die Vorstände der Krankenkassen Bayerns niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten im Jahr 2012 anscheinend eine „Nullrunde“ beim Honorar verordnen. Be- gründet wurde dies durch angeblich übermäßige Steigerungen der Ausga- ben im Heilmittelbereich, also beispielsweise bei Physiotherapie, Ergothera- pie oder Logopädie.
Der Vorstand der KVB – Dr. Wolfgang Krombholz, Dr. Pedro Schmelz und Dr. Ilka Enger – kann die Haltung der Krankenkassen nicht nachvollziehen:
„Bayerns Ärzte liegen bei den Arzneimittelausgaben weit unter dem Bundes- durchschnitt und sparen damit den Krankenkassen in Bayern jährlich Beträ- ge in dreistelliger Millionenhöhe. Dies wird allerdings von den Vorständen der Krankenkassen in keiner Form honoriert. Stattdessen wird ausschließlich auf die angeblich zu hohen Ausgaben für Heilmittel abgezielt und mit für uns nicht plausiblen Zahlen argumentiert. Fakt ist: Jede Verordnung von Heilmit- teln ist medizinisch indiziert, Steigerungen zum Beispiel im Bereich der Krankengymnastik sind Folge eines steigenden Bedarfs. Man kann nicht einerseits die Versicherten glauben machen, sie hätten ein Recht auf Heil- mittel, andererseits aber die Ärzte dafür in Haftung nehmen, wenn sie auf- grund medizinischer Indikationen eben diese Heilmittel verordnen. Zudem haben Ärzte bei der Verordnung von Heilmitteln keinerlei Preisverantwor- tung, da es hier – anders als bei den Arzneimitteln – keine günstigere oder teurere Alternative gibt. Gestiegene Ausgaben im Heilmittelbereich den Ärz- ten anzulasten, ist daher sachlich falsch, unehrlich und moralisch verwerflich.
Wenn jetzt durch diese von den Krankenkassen angestrebte Gegenrech- nung von höheren Heilmittelkosten die Honorare der Ärzte faktisch gekürzt werden sollen, wird dies zwangsläufig dazu führen, dass kein junger Haus- oder Facharzt mehr bereit ist, sich mit einer Praxis selbstständig zu machen.
Das vom Bundestag eben erst beschlossene Gesetz wird so durch die baye- rischen Krankenkassen konterkariert.“
Nach dem gestrigen, für die Ärzteschaft enttäuschend verlaufenen Gespräch soll nun intensiv mit den Krankenkassen verhandelt werden, wie doch noch eine zufrieden stellende Lösung für die niedergelassenen Ärzte und Psycho- therapeuten sowie deren Patienten gefunden werden kann. „Das kann noch nicht das letzte Wort der Vorstände der Krankenkassen in Bayern gewesen sein. Sonst haben wir in Kürze enorme Unruhe und Ärger in den Praxen“, erklärte der Vorstand der KVB.
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