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MITGLIEDERNACHRICHTEN

Neue Mitglieder:

2755 Herr cand. theol. Harald Oehler, Halle (Saale), Hedwigstr. 8.

2756 Herr Prof . Michelangelo Guidi, Rom (Italien),Via delle Botteghe Oscure 24.

2757 Herr Prot. Dr. Leo Weisgerber, Rostock, Wächterstr. 26.

2758 Herr Regierungsrat Dr. Walther Hinz, Priv.-Doz., Berlin-Steglitz, Munsterdamm 37.

2759 Herr Dr. Zaki Mohamed Hassan, Conservateur du Musee Arabe, Kairo, Place Bab el-Khalk.

2760 Herr Dr. Fritz Gelpke, Berlin SW 11, Prinz-Albrecht-Str. 7, Museum für Völkerkunde.

2761 Herr Dr. Bertold Spulcr, Berlin N 24, Krausnickstr. 5 (b. Bois).

2762 Herr Prof. Dr. H. W. Bailey , Cambridge (Engl.) Universität.

2763 Herr Dr. Vladimir Minorsky, London SW 1, School of Oriental Studies, Vandon House, Vandon Street.

2704 Herr Dr. Erich Ruoff, Bonn a. Rh., Poppelsdorfer Allee 25 1, Orienta¬

lisches Seminar der Universität.

2765 Herr Alois Ferstl, Steuerinspektor, Schönberg (Niederbayern).

27CC Herr Priv.-Doz. Dr. P. Thieme, Breslau, Schuhbrücke 49 IH.

Wieder eingetreten für 1936;

2043 Herr Dr. Erich Frauwallner, Wien XIX, Leopold-Steiner-Gasse 10.

Anschriften-Ändepungen:

(Mit der Bitte nm Abänderung im MltgrUeder-VerzelchnlB, Bd. 84, N.F. Bd. 9, H.l.) Herr Prof. D. Friedrich Baumgärtel, Oreifswald, Werderstr. 3.

Herr Dr. Berthold Breslauer, Berlin-Nikolassee, An der Rehwiese 4 I.

Herr Prof. Dr. Giacomo Devoto, Florenz (Italien), Via Puccinotti 34.

Herr Prof. Dr. Herbert W. Duda, Breslau, Orientalisches Seminar der Uni¬

versität, Abt. für Türkologie.

Pater Dr. Adolf Esteller, S. J., Bombay (Indien), St. Xaver College.

Herr Prof. Dr. Johann Fück, Frankfurt a. M., Friedrichstr. CO.

Herr Arno Gundermann, Großeutersdorf, Kahla Land.

Herr Regierungsrat Dr. Hans Haebler, Oschatz i. Sa.

Herr Dr. Georg Hahn, Berlin W 9, Bellevuestr. 6a.

Herr Prof. Dr. Martin Heepe, Berlin-Charlottenburg, Seitensandstr. 3.

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Mitgliedernachrichten

Herr Prof. Dr. Ernst Herzfeld, London W 1,11 Weymouth Court, 1 Weymouth Street.

Herr cand. phil. Wilhelm Hoenerbach, Köln-Deutz, Graf-Geßler-Str. 10.

Herr Dr. Wolfgang Lentz, BerUn-Friedriohshagen, Müllroserstr. 3.

Frl. Dr. Ilse Lichtenstadter, Hamburg 30, Bismarckstr. 108.

Herr Prof. Dr. Heinr. Meyer-Benfey, Buxtehude, Brüningstr. 10.

Herr Pfarrer Dr. Anton Richter, Böhlitz-Ehrenberg (Gundorf) b. Leipzig, Kirchweg Nr. 4.

Herr Dr. Wilhelm Sarasin, Säckingen.

Herr Dr. Helmer Smith, Stockholm 7, Postfach 7098.

Herr Dr. Anton Spitaler, München 2 SO, Auenstr. 58 I r.

Herr Prof. Dr. Otto Strauß, Berlin-Dahlem, Hundekehlenstr. 33.

Herr Prof. D. Dr. Friedr. Stummer, München, Oettingenstr. 12 IV.

Herr Günther Weibgen, Strausberg bei Berlin, Berliner Str. 82.

Herr Prof. Dr. Heinrich Zimmer, Heidelberg, Bergstr. 147.

Ausgetreten :

(Mit der Bitte um Streichung im Mltglleder-Verzelohnls, Bd. 84, N. F. Bd. 9, H. 1.) Herr Prof. Dr. Friedrich Hrozny, Stfesovice b. Prag, Vofechovka 285.

Stadtbibliothek Danzig.

Verstorben :

Herr Geh. Kons. Rat Prof. D. Dr. Ed. König, Bonn a. Rh., Händelstr. 12.

Herr Prof. Dr. Jos. Lippl, Regensburg, Aegidienplatz 2.

Herr Prof. D. Dr. Alfred Rahlfs, Göttingen, Friedländerweg 10.

Herr Prof. Dr. James Haughton Woods, Cambridge, Mass., USA., 29 Folien Street.

Wissenschaftliche Tagungen 1936

27. Aug. — 1. Sept. IV. Internationaler Linguisten-Kongreß

in Kopenhagen. Anmeldungen und Anfragen

an den Sekretär Prof. Vioao Bb0ndal, N0rregage 6,

Kopenhagen.

3.—8. September VIII. Deutscher Orientalistentag in Bonn.

Anmeldungen und Anfragen an den Geschäftsführer

der DMG, Prof. P. Kahle, Bonn, Poppelsdorfer

Allee 25.

20. —27. September V. Internationaler Byzantinisten-Kon-

greß in Rom. Anmeldungen und Anfragen an

den Sekretär Prof. Pietbo Romanelli, Cittä Uni¬

versitaria, Roma.

(3)

MITGLIEDERNACHRICHTEN Neue Mitglieder:

2767 Herr Werner Benndorf, LeipzigN 24, Paul-Heyse-Str. 28.

2768 Herr Dr. Anatol Waag, LeipzigCl, Körnerslr. 3 1 r.

2769 Fräulein cand. phil. Liselotte Kulisch, Berlin-Charlottenburg 2, Schiller¬

str. 111 L

2770 Herr Heinz Debets, Mainz, Frauenlobstr. 92 II.

2771 Herr Abid Ahmedali, M. A., z.Z. Bonn, Orientalisches Seminar.

2773 Herr Lic. habil. Karl Fritz Euler, Gießen, Frankfurter Str. 48.

2774 Herr Dr. h. c. K. Roehl, Pfarrer a. D., Königswinter, Dollendorfer Str. 39.

2775 Herr Dr. des. Mohammed El-Bahay, z.Z. Hamburg 13, Mittelweg 29.

2776 Herr Dr. des. Mohammed Abdallah Madi, z. Z. Hamburg 13, Hansastr.58.

174 Orientalisches Seminar der Universität, Freiburg (Breisgau).

Anschriften-Änderungen :

(Mit der Bitte um Abänderun« im MitgUedor-Verzeichnis, Bd. 84, N.F. Bd. 9, H. 1.) Herr Henri Asselberghs, Utrecht (Niederlande), Prof. Leonard Fuchslaan 6.

Herr Dr. Friedrich Blome, Dozent, Paderborn, Kamp 6.

Herr Pfarrer Gerhard Dressel, Brunn über Neustadt (Dosse).

Herr Prof. Dr. Adolf Esteller, S. J., Bombay (Indien), St. Xavier's College.

Herr Arno Gundermann, Leipzig N 26, Zeisigweg 7.

Herr Prof. Dr. Martin Heepe, Berlin-Charlottenburg, Steifensandstr. 3.

Herr Assistent Dr. Wilhelm Hölscher, Göttingen, Ewaldstr. 9.

Herr Geh. Reg.-Rat Prot. Dr. Georg K. Jacob, Kiel, Tirpitzslr. 117 I.

Herr Maximilian Kern, Klein-Machnow, Post Berlin-Zehlendorf 4, Franzosen¬

fichten 14.

Herr Prof. Dr. Theodor Menzel, Kiel, Tirpitzstr. 38.

Herr Regierungs-Medizinalrat Dr. med. Reinhold F. G. Müller, Einsiedel, Bez. Chemnitz.

Herr Prof. Dr. Friedrich Nötscher, Bonn a. Rh., Poppelsdorfer Allee 64.

Herr Prof. Dr. Otto Spies, Bonn a. Rh., Venusbergweg 34.

Herr Dr. Joseph Steinberg, Rom 113, Via della Sagrestial7, Campo Santo Teutonico.

Herr Priv.-Doz. Dr. P. Thieme, Breslau, Pirolweg 12.

Herr Prof. D. Paul Volz, Tübingen, Neckarhalde 55.

Das Orientalische Seminar an der Universität Budapest heißt jetzt: Institut für türkische Philologie, Budapest VIII, Muzeum-körut 8.

Das Semitistische Seminar, Königsberg i. Pr. heißt jetzt: Vorderasiatisches Seminar der Universität, Königsberg i. Pr.

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AnsehrUten:

Geschäftsführer und Herausgeber der Zeitschrift:

Prof. Paul Kahlb, Bonn a. Rh., Poppelsdorfer Allee 25.

Schatzmeister: F. A. Beockhaus, Leipzig C 1, Querstr. 16. (Post¬

scheckkonto: Leipzig 51472.)

Bibliothek: Halle (Saale), Friedrichstr. 50 A.

Verantwortlicher Anzeigenleiter: F. A. Beockhaus, Leipzig C 1,

Querstr. 16, MA. 1200.

(5)

DER VIII. DEUTSCHE ORIENTALISTENTAG

Ronn 1936

Der Achte Deutsche Orientalistentag wurde am 3. September nachmittags 6 Uhr in der Neuen Aula der Universität durch den Orgelvorlrag von Prof.

Hans BACHEM-Köln eingeleitet, der das Präludium-Adagio-Fuge C-Dur von J.S.Bach spielte. Der I.Vorsitzende, Ministerialdirektor Dr. C. Pbüpeb, war am Erscheinen verhindert und hatte durch ein Telegramm dem Orientalistentag seine Grüße und Wünsche übersandt. Der 2. Vorsitzende, H. LÜDEBS-Berlin, eröffnete die Tagung und gab einen Überblick über die Geschichte der Orienta¬

listentage und ihre Bedeutung, Er dankte der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die Unterstützung, die sie den wissenschaftlichen Arbeiten der Gesellschaft gewährte, sprach der Regierung den Dank aus dafür, daß sie Verständnis gerade für den Nachwuchs habe und für diese zu sorgen sich bemühe. An den Führer und Reichskanzler wurde unter Beifall der Versammlung ein Telegramm ab¬

gesandt:

„Die zum Achten Deutschen Orientalistentag in Bonn versammelten deutschen Orientalisten grüßen den Führer in Ehrerbietung und Dankbar¬

keit. Sie geloben den Einsatz ihrer Kräfte, um die Werte fremder Kulturen dem deutschen Volke zu erschließen und für unser Volkstum nutzbar zu machen."

(Die Antwort, die zu Beginn der Vorlesungen am Samstag Abend verlesen wurde, lautete: „Den Teilnehmern am Achten Deutschen Orientalistentag danke ich für die Grüße, die ich bestens erwidere. Adolf Hitler".)

Er betonte dann die Wichtigkeit der engen Zusammenarbeit mit den auslän¬

dischen Kollegen, von denen heute Vertreter aus einer großen Zahl von euro¬

päischen Staaten, aber auch aus vielen Gegenden Asiens erschienen seien. Er verlas Begrüßungstelegramme und dankte der Universität Bonn für die Gast¬

freundschaft und der Stadtverwaltung, die zu einem Begrüßungsabend im Hotel Königshof eingeladen habe.

Im Auftrage des z. Z. abwesenden Rektors der Universität Bonn entbot Prof. Dr. Obenaubb dem Orientalistentag ein herzliches Willkommen. Namens der Stadt begrüßte Oberbürgermeister Rickebt den Orientalistentag, der nun schon zum dritten Male in der Stadt Bonn zusammentritt. Es folgten Begrüßungs¬

ansprachen ausländischer Fachgenossen. Es sprachen Sir Denison Ross aus Lon¬

don, Prof. Michelangelo Güidi aus Rom, Prof. Sten Konow aus Oslo, Prof.

Ntbbbo aus Uppsala und Prof. Jan Rtpka aus Prag. Als Vertreter des etwa vor zwei Jahren gegründeten hauptsächlich wirtschaftlichen Zwecken dienenden Deutschen Orientvereins sprach der Geschäftsführer dieses Vereins, Dr. Schnbidbb.

48«

(6)

♦ 6* Der VIII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1936

Er wies auf die mannigfachen Beziehungen hin, die der Orientverein zur DMG habe. Nachdem darauf in meisterhafter Weise Prof. Bachem-KöIu Händel's Andante-Adagio-Allegro G-Dur auf der Orgel vorgetragen hatte, hielt Prof.

H. H. ScHAEDEB-Berlin seinen Vortrag: Die Orientforschung und das abend¬

ländische Geschichtsbild (s. u.).

Am Abend weilten die Teilnehmer als Gäste der Stadt Bonn im Königshof, wo sie von Oberbürgermeister Rickert begrüßt wurden, wo Geheimrat Fischbk- Leipzig den Dank der Gesellschaft, Prof. TnoMAS-Oxford den Dank der aus¬

ländischen Fachgenossen zum Ausdruck brachten.

Für Donnerstag vormittag hatte Prof. Schibdebmair im Beethovenhaus eine Ausstellung vorbereitet: Beethoven im Orient. Prof. Oelmann führte durch das neugeordnete Rheinische Landesmuseum.

Am Freitag, den 4. Sept., Sonnabend, den 5., Montag, den 7. und Dienstag, den 8. Sept. waren die Vormittage von 9—1 Uhr den wissenschaftlichen Vorträgen gewidmet, ebenso an den ersten drei Tagen die Abende von 8—9,30 Uhr.

Freitag nachmittag fand ein Ausflug nach Schloß Brühl statt, wo nach einer Besieh tigungder Gartenanlagen des Schlosses Regierungs- und Baurat Dr.BEBOSB- ScHAEFEB im Auftrage der Verwaltung der Preußischen Schlösser und Gärten die Versammlung begrüßte und einen kurzen Überblick über die Geschichte des Schlosses Brühl und die Aufgaben der Verwaltung in heutiger Zeit gab. Im Musik¬

saal des Schlosses wurde sodann vom Kölner Prisca-Quartett in hervorragender Wiedergabe das Streichquartett in D-Dur (Köch.Verz. 575) von Mozart und das Streichquartett in B-Dur op. 76, Nr. 4 von Haydn zum Vortrag gebracht.

Am Sonntag fand ein Ausflug in die Eifel statt, der die Teilnehmer nach der Urfttalsperre führte, von dort aus über Schleiden-Blankenheim nach Altenahr und Dernau. Am Montag nachmittag wurde die romanische Doppelkirche in Schwarzrheindorf besichtigt, wo Pfarrer Witte einen Überblick über die Geschichte der Kirche gab und die in alter Pracht wieder erstandenen romanischen Wand¬

gemälde erläuterte. Daran schloß sich eine Fahrt durch das Siebengebirge.

Am Dienstag mittag wurde die Tagung durch den Vorsitzenden geschlossen.

Er wies darauf hin, daß diese Tagung, sowohl was Organisation, als auch was Bedeutsamkeit der Vorträge anlangt, mit die gelungenste gewesen sei, die er seit 1896 mitgemacht habe. Danach vereinigten sich die Teilnehmer um 2 Uhr zu einem Abschiedsessen in der Lese, bei dem Sir Denison Ross namens der aus¬

ländischen Teilnehmer in freundlichen Worten den Dank für das vortreffliche Gelingen der Tagung zum Ausdruck brachte.

Berichte Uber die Vorträge

1) Eröffnungsvortrag: H. H. ScHABDKB-Berlin: DieOrientforschung

und das abendländische Geschichtsbild.

Die Einbeziehung der orientalischen Geschichte in das abend¬

ländische Geschichtsbild, dem Altertum und Mittelalter noch fremd, ist durch den Wandel des geschichtlichen Bewußtseins im 15. und 16. Jahrh.

ermöglicht und in zusammenhängender Detrstellung erstmalig im

18. Jahrh. von Gibbon vollzogen worden. Die neue weltgeschichtliche

(7)

Der VIII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1936 »7*

Betrachtungsweise des 19. Jahrh., wie sie von Ranke und Bubckhardt vertreten wird, und die Verselbständigung der orientalischen Philologie

haben die moderne Auffassung der Orientgeschichte heraufgeführt, die

als gemeineuropäisch angesprochen werden darf. Das erhellt aus dem

Werk von vier Orienthistorikern verschiedener Nationen: Silvestrb

DB Sacy, Amaei, Wellhausen, E. G. Browne. In Gegensatz zu der abend¬

ländischen Ansicht der Orientgeschichte treten heute die Versuche der

sich erneuernden orientalischen Nationen, ihre eigene Geschichte zu

deuten.

Der Vortrag ist inzwischen in der ,,Welt als Geschichte", Jahrg. 2 Hefts S. 377—396 im Druck erschienen.

Freitag, den 4. Sept., vormittags:

2) J. Hbmpel: Die Mehrdeutigkeit der Geschichte als Problem

der prophetischen Theologie.

Der Zusammenprall zweier Kultsysteme — des Ba'al der Acker¬

bauer, und des Jahve als des Bundeskriegsgottes — zwingt, nach dem

,, wahren" Gott als dem Herrn des Landes zu fragen, wobei der Gang

der Geschichte je länger je mehr gegen den israelitischen Gott ent¬

scheidet. Eine Eindeutigkeit wird zu erreichen versucht einmal durch

das Wunder, welches die Gottesmacht beweisen soll, aber nicht be¬

weist, da , .Wunder" von allen Kulten in Anspruch genommen werden.

Nur der Glaube an die Weltschöpfung durch den eigenen Gott, im

kultischen Drama wiederholt, sichert neben der Tradition von den

,, Wundern" des Auszuges aus Ägypten die Geschlossenheit des Welt¬

bildes : Der Schöpfer ist der souveräne, an keine andere Macht gebundene Herr, der seine Stärke vor allem an der ihm heiligen Stätte beweist.

Sodann wird die Eindeutigkeit der Geschichte durch die Berufung auf

das Wort des Gottes zu erreichen versucht. In der Erfüllung eines ge¬

gebenen Spruches erweist sich der Gott als der Herr des Geschehens, vor allem dort, wo sie zugleich als innerlich notwendig erscheint (Spie¬

gelnde Strafe I). Eine Analyse zeigt aber, daß die Sprüche weithin selbst ebenso mehrdeutig sind wie die sie gelegentlich begleitenden Symbol¬

handlungen, vor allem je nach der Art des zur Interpretation benutzten

Verfahrens. Damit besteht die Eindeutigkeit der Geschichte durch das

Wort nur für den Glauben des Propheten selbst, der ihm die Deutung

im voraus bestimmt, während ein offenkundiges Nichteintreffen des

Spruches den Propheten (bzw. Priester) und damit den Kultus gefährdet.

Als Ausweg bleibt dann allein der Dualismus, der diese Welt dem

Widergott preisgibt oder der Verzicht, der vor der Unerkennbarkeit Gottes die Waffen streckt. (Vgl. Nachr. Gött. Ges. d. Wiss. 1936.)

3) Joh. FücK-Frankfurt : Die Originalität des arabischen

Propheten (s. oben S. 509-525).

■i 8 •

(8)

• 8* Der VIII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1936

4) H. S. NYBERG-Uppsala: Der Gott 'AI.

In meinen „Studien zum Hoseabuche" (1935) habe ich zum ersten

Male einen semitischen Gottesnamen b», mit der Nebenform iby, im

AT. nachgewiesen. Der Name wurde durch rein interne Interpretation

der biblischen Texte gewonnen, und es stellte sich heraus, daß ein

altes Synonym von ]vbs gewesen sein muß. Den Namen by habe ich

in Hos. 7, le; 11, ? (10, s nur durch Konjektur); Jes. 59, is; 63,7, die Form nby in 1. Sam. 2, lo wiedergefunden; letztere liegt den Stadt¬

namen mby pbs (wohl = *'Ha-lu-un-ni in den Amarnabriefen) zu¬

grunde. Diesen Belegstellen füge ich jetzt Ps. 7, ii BTibs by und

2. Sam. 23, i, wo by Dpn zu lesen ist, hinzu. In der letzteren Stelle

handelt es sich um eine sehr alte, wahrscheinlich echt davidische

Formel, die eine doppelte religiöse Beziehung Davids, einerseits zum

höchsten Gott 'Al-'Eljön in Jerusalem, andererseits zum Klangotte

Jahwe erkennen läßt.

Den Gottesnamen 'AI erkenne ich auch in einer Reihe altorien¬

talischer theophorer Eigennamen, und zwar 1. in Namen in den alt¬

assyrischen Kültepe-Texten, 2. in Namen in der amoritischen, von

Theo Bauer ,,ostkananäisch" genannten Bevölkerungsschicht Baby¬

loniens, 3. in altsüdarabiscben Eigennamen und 4. in inschriftlich belegten aramäischen Eigennamen. Beispiele:

Kült. A-al-täb = no-by*

Kült. A-lä-bu-um = 3t<-by*, vgl. damit

Am(oritisch) A-bu-um-ha-lu-um = by-aj«*,

Südar. ■'byas.

Kült. 1-lf-a-lu-um ) ^ •Ijs-.sn*

Am. AN-^a-Ium /

Kült. A-li-Ii I ^

Am. ga-li-li-ia /

Am. A-li-Iu-um, Ha-li-lu-um, Ha-li-AN = bs<''by, das sich auch in nabatäischen Inschriften findet.

Kült. A-li-wa-aq-ru-um "j _ ^■^ ^

Am. Ha-Ii-wa-qar / ~ '

Am. la-da-ah-lja-lum = by-yn''*, Südar. yT-by.

Am. Su-mu-fea-Ia == byisiä*, Südar. ■'bynao,

.\m. Ha-li-sa-da = ■'■^^■''by*

Mu-ut-^a-li = byTia*.

Aus dem aramäischen Gebiete ist u. a. nabat. "ibyiu anzuführen.

Der Vortrag wird vollständig in Le Monde Oriental erscheinen.

5) Professor F. W. TuoMAs-Oxford, after explaining that the subject stated in the title of his address Some Literary-linguistic rarities

from Chinese Turkestan might beheld to exclude the very numerous

(9)

Der VIII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1936 *9*

records in Tibetan language, whereof he had himself edited a respectable fraction, and some of which might nevertheless rank as rarities, pro¬

ceeded to refer to the texts in the two unknown languages, which he

had named respectively the Zaii-Juü language and the Nam language.

Dealing next with Chinese works in Tibetan script, he exhibited speci¬

mens of versions of the Buddhist Vajra-cchedikä and Sukhävati-

vyüha and of a Mahä-yäna catechism,all of which had been deciphered

and edited in collaboration with Mr. Clauson and Dr. Miyamoto. He

announced the identification and proposed publication of further

Chinese texts in Tibetan script, contained in the same MS. with the

last of the above three works.

The greater part of the lecture related to a Chinese text of the

Vajra-cchedikä which had been elicited from a MS. in Central-Asian

Brähmi script, brought by Sir Aurel Stein from Tun-huang and

preserved in the India Office Library. The transliteration exhibited in this MS. afforded valuable evidence in regard to the pronunciation of Chinese in western Kan-su during T'ang times, especially as concerned initial and final consonants; but also it reflected light upon some parti¬

culars of the use of the Brähmi in connection with the Saka-KhotanI language itself, viz. the addition of an unpronounced * vowel to final consonants, the employment of a sign for n guttural, and the so-called 'apostrophe'.

(The text of the Vajra-cchedikä MS., with an introduction and

a glossary, will be published in this Zeitschrift.)

6) G. Haloun -Göttingen: Skythische Völker und Altchina.

Die chinesischen Berichte über die Wanderung der Üe-tsi', U-sun

und Sai-uaii können mit den antiken Nachrichten über den Einbruch

der Asier (Asianer), Tocharer und Sakarauken in das griechisch-bak- trische Gebiet befriedigender als bisher zur Deckung gebracht werden, wenn man die Texte schärfer interpretiert. Es läßt sich nachweisen, daß die Tocharer Üe-tsi sind, lautlich dürften indessen beide Namen nicht verselbigt werden können. Für Üe-tsI in Quellen des 2. verehr.

Jahrh. findet sich bei Autoren des 3. und 4. Jahrh. Ü-tsl in mehreren Schreibungen. Die Sitze des Volkes sind für diese Zeit von West-Kan-su bis nördlich San-si auszudehnen. Wahrscheinlich ebenfalls identisch, oder wohl zumindest zugehörig ist ein U-ts'i geschriebenes Volk, das um 670 V. Chr. von Ost-Kan-su aus die Wanderung der Ti veranlaßt. Die alt¬

chinesischen Lautformen der verschiedenen, als dialektisch nachweis¬

baren Schreibungen führen auf etwa *zguja bzw. *zgujak(a), das wohl

am einfachsten als der Skythenname aufgefaßt wird. Die um etwa

780—770 v. Chr. in das Uei-Tal einfallenden Sien-jün (Kan-jün, Sün-ü,

besser Öün-mi) dürften Kimmerier sein.

(Der Vortrag erscheint im nächsten Heft der ZDMG, die volle

Dokumentation wird in den Abhandlungen für die Kunde des Morgen¬

landes beigebracht werden).

(10)

»10* Der VIII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1936

7) Wilh. CASPARi-Kiel: Die verdrängte und die offizielle grie¬

chische Übersetzung des Pentateuch.

Pseudo-Aristeas verherrlichte mittels der Legende von den 72 Dol¬

metschern eine zeitgenössische, die zweite, Ausgabe des griechischen

Pentateuch, für die sich Septuaginta als gelehrter Name eignet. Sie

hinderte ihn noch nicht an einer Benutzung der älteren Übersetzung von -± 230 v. Chr., von welcher sich 4—5 Spuren in beiden Schichten

der nach ihm benannten Epistel zeigen lassen. Hiernach darf die von

Pseudo-Aristeas bekämpfte, aber zur Herstellung einer neuen Ausgabe

nicht verschmähte, Erstübersetzung des Pentateuch Prae-Aristeas

heißen. Der griechische Sira stimmt einige Male gegen den hebr. Penta¬

teuch mit dem griechischen überein; die griechische Gestalt der in

Ex. 36—39 enthaltenen Beschreibung begünstigt schon der hebr. Sira.

Zur Auffindung der Erstübersetzung dient der Vergleich der, in jeder

altkirchlichen Monumental-Handschrift vorhandenen, Doppelüber¬

setzungen einzelner Wörter oder kurzer Sätze des Pentateuch. Der Erst¬

übersetzung eignete eine freie Beweglichkeit der Wiedergabe, die sie

sich im Vertrauen auf eine, gegenüber dem 1. Jahrh. noch frischere,

Sachkenntnis und einen noch nicht völlig ausgeglichenen Stil der im

Pentateuch vereinigten Quellen gestattete. Der Zweit-Ausgabe näher

steht Philo, während Josephus' Verhältnis zu beiden Ausgaben noch

unklar bleibt, das Neue Testament Beziehungen zur Erst-Übersetzung

unterhält und die hexaplarische Auslese zahlreiche Winke für eine

Bestimmung des Nachlasses des Prae-Aristeas erteilt. Der bisher meist¬

begünstigte unübersetzte Pentateuch der Synagoge zeichnet sich nebst

Pap. Nash durch eine weitgehende Enthaltsamkeit gegenüber Zutaten

aus, während der samaritische Pentateuch weniger spröde war und seine

Überschüsse großenteils in griechischen Zeugen wiederkehren. Das

Nahziel, die möglichst vollständige Herstellung des Prae-Aristeas als

des ältesten griechischen Verständnisses des Pentateuch, und das

Fernziel, die Wiederherstellung des Wortlauts des um 230 v.Chr.

übersetzten Pentateuch, lassen sich nur selten getrennt voneinander verfolgen.

8) A. JiBKu-Bonn: Der Name der Stadt Jerusalem.

Der Name der Stadt Jeru-Salem ist in seinem 2. Teile seit langem

klar erkannt; Salem ist ein kana'anäisches n. d., das uns gerade in

jüngster Zeit wieder in den Texten von Ras §amra entgegengetreten ist.

Noch völlig dunkel ist aber der 1. Teil dieses Namens, Jeru-. Die keil¬

inschriftliche Wiedergabe dieses jeru- in den Briefen von El-Amarna durch Uru- sagt uns nichts (das Urusalimmu der Briefe von El-Amarna

ist die älteste literarische Erwähnung Jerusalems. — Das 3w$3mm der

sog. Ächtungstexte des Mittleren Reiches darf man, wie Albbioht es

will, nicht als Jerusalem ansehen; man kann nicht in demselben Worte

sowohl den gelegentlichen Übergang von r zu J wie von l zw 3 an-

(11)

Der VIII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1936 »11 •

nehmen; und wo bleibt das / am Anfang?) Ebensowenig angängig ist

die Deutung dieses jeru- durch den he. St. jarä „gründen", da sie durch¬

aus volksetymologisches Gepräge trägt. — Zu dem Namen Jeru-äalem be¬

sitzen wir im AT. 2 Gegenstücke in den Eigennamen Jeru-ba'al und

Jeru-'el, die ebenfalls als 2. Bestandteil ein n. d. haben. — Diesen 1. Teil

des Namens Jeru-salem als nicht-semitisch anzusehen, sind wir auf

Grund verschiedener anderer Daten durchaus berechtigt. Ez. 16, i, u

wird auf „hethitischen" Ursprung dieser Stadt angespielt; 2. Sa. 24, i«

führt ein vorisraelitischer Bewohner Jerusalems den seltsamen Namen

'Arawna; schon vor einer Reihe von Jahren wies der Referent auf den

eigenartigen Umstand hin, daß nur die aus Jerusalem stammenden

Briefe von El-Amarna, die in den hethitischen Texten von Boghazköj

übliche Determination von Ortsnamen ,,Land der Stadt" kennen. —

Nun meldet in einer zu Boghazköj gefundenen Inschrift der hethitische König Mursil II, daß er die in Syrien im Lande Barga gelegene Stadt

Jaru-watai erobert habe (KBo. III, 3; I, 3ff.). Diesen Namen so zu

trennen berechtigt uns der ebenfalls in den Texten von Boghazköj sich findende Ortsname WaSu-watai. (Vgl. Mater- Garstang: Index of Hittite Names I. S. 49.) Wir wissen nicht, was Jaru- bedeutet; aber vielleicht kann es zur Erklärung des Jeru- von Jeru-Salem, Jeru-ba'al und Jeru-'el herangezogen werden.

Freitag, den 4. Sept., abends:

9) Jos. Schacht- Königsberg: Hellenismus in Baghdad und

Cairo im 11. Jahrhundert (s. oben S. 526—547).

10) R. STBOTHMANN-Hamburg: Das Orientbild in abendländischen Darstellungen der Weltgeschichte.

Wie infolge geringer Berücksichtigung der Orientkirchen seit Auf¬

kommen des Islam noch keine Gesamtgeschichte der Kirche geschrieben ist, so sind überhaupt die Ergebnisse der Orientforschung nur vereinzelt und mehr zufällig bis in Universalhistorien vorgedrungen. Als Proben

gewählt wurden (nicht von Orientalisten stammende) Abschnitte über

den mittelalterlichen Orient in deutschen Werken seit 1900.

Helmolt's Weltgeschichte und Spamer's Illustrierte beschränken

sich auf Nacherzählungen, hielten aber, besonders Spamer, noch viel

Legendäres fest, als Facharbeiten es bereits auf den nüchternen Sach¬

verhalt zurückführten. Einen Fortschritt zeigt an einzelnen Stellen

Knaur's Weltgeschichte, so in kritischer Bescheidung gegenüber der

Muhammed-Vita; auch überblickt sie die Weltereignisse einheitlicher von einem Mittelpunkt aus und versucht, schon durch einen strafferen

Einführungsrahmen, eine gewisse innere Verknüpfung der einzelnen

Abschnitte, die, wie in den vorgenannten Werken mehreren Mitarbeitern

übertragen sind. Aus 6iner Feder stammt, gleich Delbrück's Welt¬

geschichte und Lindner's Weltgeschichte seit der Völkerwanderung,

(12)

• 12» Der VIII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1936

auch die Weltgeschichte des jüdischen Vollces von Dubnow. Er tritt

an sein Thema heran mit jener ausgesprochenen „Theorie, Lehre,

Doktrin", durch die er den politischen Zionismus von Herzl und den geistigen Zionismus von Achad Haam zum , .geistigen Nationalismus"

(Bd. X § 37) weitergeführt hatte. Von hier aus wurden seine historischen Urteile, nicht nur über jüdische Persönlichkeiten im Islambereiche, sondern allgemein über islamische Gestalten und Vorgänge, viel schnell¬

fertiger und entschiedener,'als ein Fachmann sie auf Grund der Quellen zu fällen wagen würde. So gibt seine Grundeintellung einerseits dem Werke die starke Geschlossenheit und den Anschein eines lebendigeren, dürren

Pragmatismus vermeidenden Gehaltes; aber andererseits verschiebt sie

schlichte Tatsachen unter eine verbiegende Tendenz. Verhängnisvoll

wurde in methodologischer Hinsicht das Bestreben, eben um des uni¬

versalhistorischen Aspektes willen, die Daten des Themas in die Ge¬

gebenheiten der Umwelt hineinzuverarbeiten und von dort her zu deuten.

Zwar scheint sich dadurch das Werk zunächst vorteilhaft herauszu¬

heben, während in sonstigen sich mehr nur gelegentliche Verweise und

Vergleiche zwischen den einzelnen Geschichtsräumen und -zelten

finden, ibis der Orient schließlich zur ,, Orientalischen Frage" wird, d. h. aber zum bloßen Faktor der abendländischen politischen Geschichte.

Jedoch Dubnow's Auffassung von der islamischen Umwelt ist um eben

das Maß des Umfanges und der Eindringlichkeit, mit dem er über die

Vorgenannten vordringt, auch von größeren Mißverständnissen durch¬

setzt. Das zeigt sich etwa bei Behandlung der Karäer. Angesichts der

dürftigen Quellen zur mittelalterlichen jüdischen Geschichte fühlte sich

Dubnow vielfach gezwungen, „den Mangel an Stoff durch dessen

intensivere Bearbeitung auszugleichen" und ihn „mit den in nicht¬

jüdischen Quellen hie und da verstreuten Stoffteilchen zu kombinieren"

(III 558). Er fand sie für die Karäerfrage in reichlichen, in Wirklichkeit

ganz apokryphen Nachrichten über Gestalten wie Abu Hanifa und vor

allem in sehr irrtümlichen Vorstellungen von der Schia. Zwar pflegt

diese auch in den anderen Werken mehr oder weniger entstellt zu

werden; was dort aber, weil meist losere Berichterstattung, nicht auf andere Größen übergreift. Bei Dubnow jedoch sollen die schiefen Par¬

allelen Grund und Anlaß des ganzen Karäerschismas aufdecken; mit

dem Ergebnis, daß die Darstellung dieses seit Absplitterung der Sama¬

ritaner wichtigsten innerjüdischen Ereignisses eben im Bemühen,

wirkliche straffe Weltgeschichte zu schreiben, tatsächlich einen Rück¬

schritt gegenüber dem alten Bericht bei Gbaetz darstellt.

Die orientalistische Forschung mußte manche interessante Geschich¬

ten aus der Geschichte ausscheiden; sie mußte, auch zum Verständnis

der Gegenwart, den Orient in seinen nationalen Gliederungen, den

Islam in seinen auch politisch bedeutsamen Sekten beobachten. So

kann sie auch nicht halt machen vor den nicht-islamischen Minderheiten;

diese wirkten auf den Orient im Mittelalter mehr ein, als es bis jetzt her-

(13)

Der VIII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1936 »13*

ausgearbeitet ist, und haben ihm seit zwei Jahrzehnten wieder brennende

Fragen gestellt. Und darüber hinaus bleibt die Frage nach der Be¬

deutung des Orients innerhalb der allgemeinen Geschichte. Nun sind

jene Weltgeschichtsbücher bestimmend für die communis opinio von

Weltereignissen, während ihnen der Orientalist (und entsprechend wohl Vertreter anderer Teilfächer) bei allem guten Willen zur Anerlcennung großzügiger Synthesen wegen der Fragwürdigkeit der nachgeprüften Stellen nicht ohne Bedenken gegenübersteht.

Es besteht das Dilemma: Geschichte ist heute wirkliches Welt¬

geschehen infolge der Verknüpfung aller Länder, die lokalen Ereignissen

und nicht zum wenigsten den orientalischen, Weltwirkung geben kann.

Eine Disziplin Weltgeschichte aber, welche die Stoffmassen wissenschaft¬

lich zu ordnen und durchdringend zu deuten trachtet, wird nach festem

Beobachtungspunkt und nicht zaghafter Methode suchen. Die so ent¬

stehende Problematik, zu der im mündlichen Vortrag nur einzelne

Proben geboten werden konnten, soll im größeren Zusammenhang

dargestellt werden.

Samstag, den 5. Sept., vormittags:

11) Hans ScHMiDT-Halle: Das Gesetz des ,,Esra".

Dieses Gesetz ist nicht der Pentateuch, auch nicht der Priester¬

kodex, sondern das Heiligkeitsgesetz gewesen. Das wird begründet vor

allem durch eine Untersuchung der Willensmeinung des Gesetzgebers, wie sie in den einzelnen Abschnitten des Heiligkeitsgesetzes und in ihrer

Zusammenfassung zutage tritt. Diese Willensmeinung ist nur aus der

Zeit der eigentümlichen Lage und den Absichten Esras verständlich.

Über die ursprüngliche Anordnung, den Umfang und die Gestalt des

Heiligkeitsgesetzes ergeben sich aus der Grundthese bestimmte Folge¬

rungen. (Der Vortrag erscheint in nächster Zeit in erweiterter Form als besondere Schrift.)

12) H.W. BAiLBY-Cambridge : S aka - M an uskri p ts from Tun-

Huang and Khotan (s. oben S. 573—578).

13) Wolfram Eberhard: Entwicklungslinien der chinesischen

Literatur vom 2.-6. Jahrhundert.

Die europäischen Literaturgeschichten behandeln die chinesische Literatur bis zum 2. Jahrh. n. Chr. ziemlich genau, übergehen dann die

folgenden 4 Jahrhunderte meist mehr oder weniger mit dem Hinweis,

man habe eine Übergangsperiode vor sich, und widmen dann wieder

der Dichtung und Literatur des 7. Jahrh. mehr Raum. Neuere chine¬

sische Arbeiten haben auf die Bedeutung der Zwischenzeit aufmerksam gemacht. Diese Zeit muß vor allem als eine Zeit der Dichtung gelten.

Es läßt sich zeigen, daß all die Formen, die die Schönheit der T'ang-

Dichtung ausmachen, in der Zwischenzeit geschaffen sind, daß die

T'ang-Dichtung aber auch inhaltlich von dieser Zeit stark abhängig war.

(14)

»14» Der VIII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1936 Die Han-Zeit hatte als große Neuerung das Fu-Gedicht (Halbprosa¬

gedicht) aufgebracht. Dieses hatte aber schon im 1. Jahrh. n. Chr. eine

Wendung genommen, die sich nicht mehr weiter entwickeln ließ. Erst

das 3. Jahrh. nimmt dieses Fu-Gedicht wieder auf und gibt ihm eine

Form, aus der einerseits die damals entstehende Form des Essays,

andererseits später das neue Fu-Gedicht der T'ang und Sung starke

Anregungen erhielten. Aus mittelchinesischen Volksliedern wird schon im 1. Jahrh. v. Chr. das 5-Gedicht gebildet, also das Gedicht zu 5 Zei¬

chen pro Vers. Diese Form wird im 2. Jahrh. sehr aufgenommen, es

werden Volksdichtungen umgearbeitet, man dichtet selbst in diesem

Stil und leitet so am Ende des 2. Jahrh. die höchste Blüte des 5-Ge- dichts ein (die 3 Ts'ao). Das 5-Gedicht besteht immer weiter, macht im 3. und 4'. Jahrh. die Wandlung durch, die alle Literaturgattungen

damals durchmachen: die Neigung zum Aufbau in parallelen Versen,

die Neigung zum Zitieren, zum Gelehrtsein. Im 5. und besonders im

6. Jahrh. wird es durch Vermengungen mit dem Musikkanon-Lied auf¬

gelockert und ist so wieder eine für die T'ang-Dichter brauchbare Form.

Das Musikkanon-Lied, Sammlungen von Tanz- und Spielliedern,

die schon im 1. Jahrh. v. Chr. auftreten, ist zunächst ein feist reines Volkslied, mit dem typischen Kennzeichen der ungleichen Verslänge.

Das 2. Jahrh. nimmt auch dieses Lied auf und entwickelt es weiter bis nahe zu seiner Blüte. Es besteht in den nächsten Jahrhunderten immer

neben den anderen Dichtungsformen, macht den Stilwandel zum Par¬

allelstil nur wenig mit und ist daher im 5. Jahrb., als es durch ver¬

schiedene Umstände wieder zu stärkerer Beliebtheit kommt, geeignet, durch die ihm innewohnende Freiheit des Stils belebend auf die anderen

Dichtungsformen einzuwirken und sich selbst zu verfeinern. Damit

erhält es seinen Stil, den es nachher noch in der T'ang-Zeit beibehält.

Diese Belebung, die vom Musikkanon-Lied ausgeht, wirkt sich auf

die bestehenden Dichtungsformen unter anderem auch in der Bildung

von Kurzgedichten zu 4 Zeilen aus. So wird schon im 6. Jahrh. das

Kurzgedicht geschaffen, ebenfalls eine nun immer bleibende Form.

Als letzte wichtige Dichtungsform kommt das 7-Gedicht im 2. Jahrh.

auf, eine Weiterentwicklung einer Volksliederform, die der Volksform, aus der sich das Fu-Gedicht gebildet hat, nicht sehr fern stand. Wiewohl

immer wieder in der Form des 7-Gedichtes gedichtet wird und seine

Form und sein Stil immer verfeinert wird, kommt es doch erst am Ende unserer Periode mehr in Aufnahme und erlangt seine eigentliche höchste Blüte erst im 8. Jahrh.

Ein weiteres typisches Kennzeichen der T'ang-Gedichte, die Be¬

achtung der Tonhöhen beim Reim und die starren Reimgesetze, ist

ebenfalls eine Schöpfung unserer Zeit, vor allem des 5. Jahrh. Um die Wende des 5. zum 6. Jahrh. sind so fast alle Kennzeichen des T'ang-

Gedichts schon in den Dichtungen zu finden, sie sind oft kaum von

echten T'ang-Gedichten unterscheidbar.

(15)

Der VIII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1936 *15»

Neben diesen Hauptströmungen laufen noch zahlreiche, nicht un¬

wichtige Nebenströmungen, die z. T. auch auf die T'ang-Dichter sehr

eingewirkt haben, so etwa der Dichter T'ao Yüan-ming, der in seiner Eigenart nicht in dieses Entwicklungsschema einreihbar ist.

Die Prosaliteratur dieser Zeit ist an großen Leistungen nicht so

reich. Auch hier herrscht die Kurzliteratur vor. Neu geschaffen wurden im 2. und besonders im 3. Jahrhundert die Prosa-Stilformen des Essays,

des Briefs, des Nachrufs, des Vorworts, des Nachworts, der Stelen¬

inschrift.

Es bestehen grob gesprochen die beiden Richtungen der Parallelität und die der Klassizistik. Die letzte Richtung, die auf die Stilform der Chou-Zeit zurückgehen will, wird besonders in der T'ang-Zeit weiter gepflegt (Han Yü, Liu Tsung-yüan).

Sehr wichtig ist der Einfluß der buddhistischen Übersetzungs¬

literatur, da hier ein neuer Stil geschaffen wird, der Leichtverständlich¬

keit mit Originaltreue vereinen muß. Die Stilform, die sich im 4. Jahrh.

etwa herausbildet und dann bestehen bleibt, wirkt sehr stark weiter, auf fast alle Zweige der späteren Prosaliteratur. Sie trägt bei zur Bil¬

dung des Romanstils und auch des Theaterstils.

14) Gboho Bkbtram- Giessen: Die religiöse Umdeutung alt¬

orientalischer Lebensweisheit in der griechischen Über¬

setzung des Alten Testaments^).

Die altorientalische Lebensweisheit, wie sie sich bei dem ägyptischen

Amen-em-ope, bei dem babylonischen Achikar, in den israelitisch¬

jüdischen Weisheitsschriften des Alten Testaments und bei dem grie¬

chischen Hesiod findet, enthält lebenskluge Ratschläge, Auslands- und Sittenregeln und verbindliche sittliche Forderungen nebeneinander.

Trotz aller Besonderheiten der verschiedenen Rassen und Völker zeigt

sich hier doch eine weitgehende Gemeinsamkeit der menschlichen Er¬

fahrung und der daran anknüpfenden Erziehung. Gemeinsam ist vor

allem das eudämonistische Gepräge dieser Lebensweisheit und ihre

Begründung nicht nur in vernünftiger Erfahrung, sondern je länger je

mehr im Blick auf die dahinter stehende Autorität der Gottheit.

Die Lebensweisheit des Alten Testaments, besonders die Sprüche

Salomos, sind ein Zeugnis für die Umbildung der Gottesanschauung in

der israelitisch-jüdischen Religionsgeschichte. Der Gott des Volkes

Israel, wie er sich in Gesetz, Propheten und Psalmen des Alten Testa¬

ments bezeugt, ist der unumschränkte Herr der Schöpfung; er steht mit

seinem Handeln in Gnade und Zorn jenseits aller menschlichen Ma߬

stäbe. Der Gott des nachexilischen Judentums dagegen, wie er uns auch in der alttestamentlichen Lebensweisheit entgegentritt, ist der „gerechte"

Gott, der für den sittlichen Anspruch des Menschen auf Gerechtigkeit

1) Erscheint in ZAW.

(16)

*16« Der VIII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1936

in der Welt einsteht. Er muß den Guten belohnen und den Bösen be¬

strafen. Auf die Gerechtigkeit vor ihm ist alles menschliche Handeln

ausgerichtet. So geht es hier nicht um die Forderung Gottes an den

Menschen, sondern vielmehr um den Anspruch des „frommen" und

„gerechten" Menschen an Gott, um den Anspruch auf Belohnung mit langem und glücklichen Leben.

Deutlicher und stärker als in dem hebräischen Urtext der Sprüche

tritt der Charakter der frommen Lebensweisheit als frommer mensch¬

licher Selbstdarstellung in der griechischen Übersetzung der Septuaginta hervor. Hier werden durch die Kunst der Auslegung vielfach auf Grund

anderer Lesung des hebräischen Konsonantentextes aus profanen

Alltagserfahrungen religiöse Wahrheiten. Während der Urtext der

Sprüche eine lebendige Teilnahme für alle menschliche Arbeit in Acker und Weinberg, in Haus und Familie zeigt und immer wieder vor Faulheit warnt, setzt Septuaginta gelegentlich für Faulheit den religiös-sittlichen

Begriff der Gesetzesübertretung, oder sie faßt die Schilderung der

Folgen der Faulheit nur als Gleichnis für religiöse Mängel. An anderen

Stellen wird die fromme Erfahrung unterstrichen, daß der Gottlose

immer in Unruhe und Angst schwebt, wo der Fromme geborgen ist;

vor allem aber stellt die Übersetzung immer wieder das gerechte Walten

Gottes heraus, der Sündern und Gerechten den ihnen zukommenden

Lohn zuteil werden läßt.

Dabei denkt die Septuaginta offenbar nicht mehr nur an einen

gerechten Ausgleich im Diesseits. Sie glaubt vielmehr an eine jenseitige

Vergeltung. Der Urtext steht hier nicht anders als das ganze Alte

Testament. Ja, man wagt es nicht, von dem Todesschicksal zu sprechen, das doch auch den Gerechten trifft. Der Tod, und zwar der unzeitige Tod, erscheint nur als Strafe für den Gottlosen. Die Septuaginta aber

verkündet das Heilsgut des ewigen Lebens. Sie weiß auch um den

Ernst der endzeitlichen Gerichtsverkündigung, bewahrt aber dabei den

festen Glauben an die Ansprüche, die der Fromme und Gerechte im

Gericht vor Gott geltend machen kann. Auch von da aus ergeben sich

Umbildungen in Septuaginta gegenüber dem Urtext.

So kommt es in der Septuaginta vor allem zur Durchführung der

Lehre von der Vergeltung und zur Aufnahme des Glaubens an ein

Jenseits des Todes, in dem Gottes Gerechtigkeit dem Frommen gegen¬

über sich vollendet. Dieser Glaube wird für den Juden im hellenistischen

Zeitalter immer mehr ein Postulat der frommen Vernunft und damit

gleichzeitig ein Auslegungsgrundsatz, der in der Septuaginta sich im

Text des Alten Testaments selbst Geltung verschafft. So geht es in den

Sprüchen um den Menschen und seine religiöse Haltung. Sie dienen

besonders in ihrer griechischen Präg^ung zur Darstellung des in allen

Lebensbezirken sich auswirkenden Gegensatzes zwischen fromm und

gottlos. Der Zweck der Gegenüberstellung und das Ziel der religiösen Erziehungsarbeit, die in der griechischen Fassung jedenfalls bewußt

(17)

Der VIII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1936 »17*

geleistet wird, ist die Aulrichtung des Idealbildes des frommen Weisen,

des durch Frömmigkeit lebensklugen und lebensstarken Menschen.

15) Asm AHMBDALi-AIigarh-Oxford : Ibn as-SikkIt and the impor¬

tance of his position in Arabic philology.

An attempt has been made in this paper to assess the position of

Ibn as-SikkIt d. 244 A. H. (Abü YOsuf Ya'qüb b. Ishäq) amongst

Arabic philologists and to arrive at a correct estimation of his contri¬

bution to Arabic lexicography. To do so, three lines of argument have been adopted: (1) the important position of his teachers (Abü 'Amr as- Saibänl, al-Farrä', etc.) in the early development of Arabic philological studies; (2) the extent to which Ibn as-SikkIt incorporated the results of their researches in his works; and (3) the debt that the succeeding generations of Arabic scholars in the field of Arabic studies—especially

the language and poetry—owed to Ibn as-Sikklt. He lived in an £ige

which was richest in Arabic philological studies, and though he belonged to the Küfa school, he benefited, directly or indirectly, by the researches of almost all the great philologists of his time. He also learnt first-hand from the Arabs of the desert. Tha'lab is said to have declared that the learning of the Kflfls reached its culmination in Ibn as-Sikkit. The loss of most of the works of his masters makes his works still more important. His two chief works, the Isläh al-Mantiq and the Kitäb £d-Alfäz, are full

of citations from his teachers and other contemporary scholars; and

the extent to which he is cited by the subsequent writers on the Arabic

language and poetry bears witness to the high esteem in which he was

held by them.

16) A. BAxmsTABK-Münster : Die Voraussetzung der geistes¬

geschichtlichen Epoche des Khalifen al-Ma'mün.

Für die weit hinein ins Abendland bedeutsam gewordene geistes¬

geschichtliche Epoche, welche durch die arabische Übersetzungstätig¬

keit auf dem Gebiete griechischer Wissenschaft unter dem Abbasiden al-Ma'mün bezeichnet wird, war zunächst die entscheidende allgemeine

Voraussetzung nicht vom Westen her durch einen Zusammenhang mit

der Schultradition Alexandrias, sondern vom Osten her durch einen im

Sassaniden-Reiche stark wirksam gewesenen Hellenismus gegeben. Für

das Anknüpfen der jungen islamischen Kultur an diesen sassanidischen

Hellenismus dürfte die Familie der Barmakiden eine nicht geringe Be¬

deutung besessen haben. Eine entscheidende Rolle bei jenem Vorgang

ist der g^roßen medizinischen Studienanstalt von äundaisäbür zu¬

gefallen. Von Westen her ist allerdings ein hoch bedeutsamer äußerer

Anstoß für eine schon spätestens unter Härün ar-Rasid einsetzende

großzügige Übersetzungrstätigkeit aus dem Griechischen vorerst noch

ins Syrische gegeben gewesen durch die Erbeutung zahlreicher griechi¬

scher Hss wissenschaftlichen Inhaltes in den Städten Kleinasiens wäh¬

rend der dort zwischen Arabern und Byzantinern hin und her wogenden

(18)

♦ 18» Der VIII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1936

Kämpfe. Einen überraschenden Eindruck von dem durch diese ältere

Übersetzungstätigkeit bereits Geleisteten vermittelt für das Gebiet der

Medizin und näherhin hier den literarischen Nachlaß Galens die ein¬

schlägige Spezialschrift des Hunain b. Isliäq. Daß Ähnliches gleich¬

zeitig auf dem Gebiete der Philosophie für Aristoteles geleistet worden sein dürfte, war bereits aus dem Firdaus al-liikmah des 'Ali b. Rabban at- Tabari zu entnehmen. Neue und im allerhöchsten Grade wertvolle Aufschlüsse in dieser letzteren Richtung vermittelt nun aber das neuer¬

dings durch A. Mingana nach einer Hs seines Privatbesitzes heraus¬

gegebene syrische ,,Buch der Schätze" eines lob von Edessa, der bisher zunächst als einer der hervorragendsten Vertreter der vorma'münischen

Galenübersetzung bekannt war. In dem neuerschlossenen syrischen

Originalwerk, dem Versuch eines auf aristotelische Philosophie begrün¬

deten naturwissenschaftlichen Weltbildes, zeigt sich nun der Verfasser schon ums Jahr 817 n. Chr. mit dem gesamten physikalischen Schrift¬

tum und der Metaphysik des Stagiriten vertraut.

Der Vortrag wird in leicht erweiterter Gestalt und mit den nötigen Anmerkungen begleitet in dieser Zeitschrift erscheinen.

17) H. VON Glasenapp -Königsberg: Das buddhistische Dia¬

mantfahrzeug (s. oben S. 546—572).

18) Walthbe AicHBLB-Hamburg: Eine neu erschlossene frühindo¬

nesische Literatursprache in ihrem Einfluß auf das Alt¬

javanische.

Die erheblichen Schwierigkeiten bei der Interpretation altjavanischer

Texte, besonders bei der Festlegung von Wortbedeutungen, beruhen

zum Teil darauf, daß die altjavanische Literatursprache, wie aus Laut¬

unstimmigkeiten besonders deutlich wird, nicht allein auf eigensprach¬

licher Grundlage erstanden ist. Die vergleichende Untersuchung des

alt javanischen Sprachguts hatte den Vortragenden schon früher zu der Erkenntnis geführt, daß Einflüsse aus der altmalaiischen Kanzleisprache

der Sumatranischen Sailendra-Dynastie im Alt javanischen wirksam

waren. Gewisse Übereinstimmungen mit dem Wortschatz des Mada¬

gassischen, dessen Ursprünge ebenfalls auf Sumatra gesucht worden

waren, gaben dann den Anlaß, diese vermeintliche neue sumatranische

Spur zu verfolgen. Dabei stellte sich jedoch heraus, daß das Mada¬

gassische aus lautlichen, lexikalischen und syntaktischen Gründen in

die nordöstliche Gruppe des Indonesischen einzuordnen ist. Es können

ferner eine Anzahl sicherer Spuren dafür aufgedeckt werden, daß das

Altjavanische auch aus einer Literatursprache geschöpft haben muß,

die in dieser nordöstlichen Gruppe des Indonesischen beheimatet war.

Bestätigt wird diese Annahme durch eine altmalaische Inschrift'), der

eine bisher unverständlich gebliebene Einleitung vorangestellt ist.

1) Die Bangka-Inschrift von 686 n. Chr.

(19)

Der VIII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1936 »19*

Das indonesische Idiom, in dem diese Einleitung abgefaßt ist, weist

nämlich dieselben sprachlichen Eigentümlichkeiten auf, die für gewisse Borneosprachen charakteristisch sind. Historisch gestützt wird diese

Annahme schließlich durch die Tatsache, daß im frühen Mittelalter in

Ostborneo ein hinduisiertes Reich bestand, von dessen Kulturhöhe

und Wohlstand die früheste Inschrift, die bisher auf indonesischem Boden aufgefunden wurde, eine Sanskrit-Inschrift'), Zeugnis gibt.

Samstag, den 5. Sept., abends:

19) Dr. W. LBNTz-Berlin : Neues über die sogenannten Kafiren in Nuri- stan {mit Lichtbildern nach eigenen Aufnahmen).

Bericht über Ergebnisse meiner völkerkundlichen und sprach¬

wissenschaftlichen Studien als Mitglied der Deutschen Hindukusch-

Expedition 1935 der „Deutschen Forschungsgemeinschaft (Notgemein¬

schaft d. deutsch. Wissensch.)" in der afghanischen Landschaft Nuristan,

dem früheren Kafiristan, am Südabhang des Hindukusch an der Grenze

von Tschitral, im Vergleich mit Beobachtungen auf meiner Pamir-

Reise 1928.

1. Geschichtliches. An Inschriften wurde im nordwestnurista-

nischen Tal Ramgul unterhalb des Dorfes Patscho ein Felsen mit per¬

sischer Schrift gefunden, von der nur einige ungenügende Photos gemacht

werden konnten. Trotz einer Nennung Abdurrehmans — offenbar des

Emirs — handelt es sich kaum (wie von Einheimischen behauptet

wurde) um die übrigens in den Memoiren des Herrschers erwähnte

Siegesinschrift anläßlich der afghanischen Eroberung des Landes im

Winter 1895/96, sondern um verschiedene jüngere Eintragungen Vor¬

überziehender. —Über diebisher nur aus indirekten Quellen bekannte Ein¬

nahme des Landes unterrichtet eine persisch geschriebene Geschichte

Abdurrehmans im 3. Bd. von Siräg ut-tawärif} (Kabul 1333 H.).

Zur Archäologie ist zu sagen: Daß Ruinen „kafirischer" Festun¬

gen, auf die man von Einheimischen — wie auch nördlich des Hindu¬

kusch — gelegentlich aufmerksam gemacht wird, genauere chronologische Anhaltspunkte hergeben werden, erscheint mir als sehr zweifelhaft;

denn Stil und Material der Bauten dürften durch lange Zeiträume un¬

verändert geblieben sein. Dagegen sind an Mündungen von Seitentälern des Kunarflusses verschiedene Ruinenhügel erhalten, die uns hoffentlich bald einmal von der so rührigen Französischen Archäologischen Mission

in Afghanistan erschlossen werden. Südlich von Nuristan sind bei dem

heutigen afghanischen Regierungspräsidentensitz Tschighan-Serai, der

in der Wai-Sprache (Waiguli) noch einen eignen Namen, Patöisch, hat,

die kunstvoll bearbeiteten Marmorblöcke als Grabeinfassungen noch

erhalten, die bereits Holdich erwähnt und für buddhistisch erklärt, aber nicht publiziert hat.

1) Die Inschrift von Muara Kaman um 400 n. Chr.

Zeiteobrift d. DUO. Bd. 90 (Neue Folge Bd. IC) 49

4 0

(20)

• 20* Der VIII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1936 2. Materielle Kultur. Der am weitesten verbreitete nuristanische

Wohnhaustyp ist ein Fachwerkbau mit flachem Dach, wie man ihn

auch in den östlich angrenzenden Gebirgsländern antrifft. Die Enden der Horizontalbalken sind in Nuristan vielfach durchlöchert, ragen öfter

aus der Wand heraus und werden vielfach senkrecht verpflockt.

Pflöcke können auch den äußeren Halt für einen aus hochkant ge¬

stellten Brettern bestehenden Dachrahmen bilden. Bei Brücken ist die

gleiche Technik üblich, hier aber auch in weitem Umkreis von Nuristan zu finden. — Im oder am „kafirischen" Haus sind offene Räume beliebt :

Loggien, wie man sie — teilweise mit wirkungsvollen Schnitzereien an

Rahmen und Säulen — besonders schön in Kamdesch (Ostnuristan)

sehen kann; und mit mächtigen Balken abgestützte Balkons, die

zugleich einen trockenen Außenraum unten und einen Vorplatz für

ein terrassenförmig darübergebautes Haus oder Stockwerk liefern und

vor allen dem zentral-,.kafirischen" Dorf ihr Gepräge geben. Doch trifft man solche Balkons auch bereits an afghanischen Lehmhäuseni

vor den Toren von Nuristan am unteren Peetsch; und die Loggia, wenn

auch in sehr viel einfacherer Ausführung als oben beschrieben, eignet

dem Wohnhaus z. B. auch in Kabul. Der massive Lehmbau Kabuls ist

ausgesprochen kunstlos, wenn man damit einerseits ,,kafirische" Fach¬

werkbauten und dann wieder die weiter südlich üblichen Lehmhäuser

mit Kuppel- oder auch Tonnendach vergleicht. Dagegen nördlich von

Kabul werden gleich am Fuß des Hindukusch die Hauswände mit Fels¬

steinen untermischt, die bald ganz die Herrschaft gewinnen, so daß die

rohen massiven Steinbauten entstehen, die wir bis hinüber an den

Pamir finden. In Nuristan hat man sie überall für Ställe und Almen

und außerhalb der Waldzone auch als Wohnhäuser. Kabul lehnt sich

im Nordwesten wie ein Gebirgsort terrassenförmig an einen Berg¬

abhang und hat offenbar in der Grundform seines Hauses den massiven

Steinbau von Gebirgsbewohnern in die Lehmbautechnik übertragen. —

Eine Überraschung war die ganz kabulische Bauweise in dem Euro¬

päern bisher verschlossenen Nordwesten von Nuristan. Dort weisen

auch andere Merkmale wie Tracht auf starke kulturelle Verbindung mit

der Landeshauptstadt. Es handelt sich nicht um eine Übergangskultur,

wie man wegen der Nachbarschaft des persisch sprechenden Penschir-

tales denken könnte; sondern die Bevölkerung mehrerer westlicher

Täler bekannte sich mir als erst unter König Amanullah aus der Nach¬

barschaft von Kabul zurückgesiedelt, wohin sie nach einem von Ab-

durrehman gelegentlich selbst interpretierten Plan nach der Eroberung

des Landes deportiert worden war. — In der Hochwaldregion des eben¬

falls vor uns unerforschten Tales Waigul haben einige Almhütten mit

fast reinem Blockhausunterbau Spitzdächer aus Reisiggeflecht, wie

sie in größerem Umfang erst wieder in Kaschmir einerseits, am Nord¬

westpamir anderseits auftreten.

3. Kunstgewerbe. Die ,,kafirische" Schnitzkunst, von der oben

(21)

Der VIII. Deutsche Orientalistantag zu Bonn 1936 *21 *

im Zusammenhang mit der Ausschmüclcung des Hauses die Rede war

und die auch beim Hausgerät Verwendung findet, blüht besonders zur

künstlerischen Ausgestaltung von Gräbern. Da die „Kafiren" früher ihre

Toten in unverzierten Holzsärgen oberirdisch aussetzten, kann der

Brauch im eigentlichen Nuristan nicht älter als die allgemeine Islami¬

sierung nach der afghanischen Eroberung sein. Vorher werden geschnitzte

Grabsäulen nur am Südrand von Nuristan im Masar-Tal erwähnt. Die

Motive haben mit Schnitzereien der Pamirtadschiken kaum Gemeinsam¬

keiten und kommen ähnlich erst wieder im Kaukasusgebiet vor.

4. Ethnische Schichtung. Die Gebirgstäler von Nuristan und seinen

Nachbarländern sind mit ihrem Reichtum an Sprachen ohne unmittel¬

bare Verständigungsmöglichkeit miteinander und an rassischen Typen

auf kleinem Raum ethnologisch ebenso als Mannigfaltigkeitszen¬

tren zu bezeichnen wie in ihrer Tier- und Pflanzenwelt. Auch die all¬

gemeine Ursache für die Mannigfaltigkeit ist die gleiche wie bei den

niederen Lebewesen : sie liegt in der starken Isolierung dieser Täler von

der Außenwelt und untereinander durch Gebirgszüge mit meist hohen

Pässen und durch äußerst schwer passierbare Talengen. Damit sind die

Hindukuschgebiete von vornherein dem Idealfall, den die Wissenschaften zum Verständnis komplizierterer Verhältnisse brauchen, näher als andere

Gegenden, daß nämlich sich die Lebewesen ungestört von äußeren Ein¬

flüssen entwickeln. Die Beobachtung der tatsächlichen Verhältnisse zeigt nun, daß solche ,, Störungen" in Nuristan viel weiter und tiefer gehen als man zunächst vermuten würde. So fanden sich überall Leute die Persisch als Sprache der Religion und bisher auch noch der afgha¬

nischen Verwaltung, oder Pachto sprachen. Die Kenntnis des Pachto

war nicht auf die Ortschaften an der Grenze zu den südlich benach¬

barten Afghanen beschränkt, sondern begegnete auch in entlegeneren Dör¬

fern, offenbar als Wirkung von Dienst im afghanischen Militär. Von den

„Kafir"-Sprachen wird ,,Kati", dessen Stammesgebiet den Nordwesten

und den Osten des Landes ausmacht, bis zu einem gewissen Grad auch

bei andern nuristanischen Stämmen verstanden. Die natürlichen Ver¬

kehrsschwierigkeiten werden in erstaunlichem Maße überwunden, wie

am Westpamir, wo wir in den abgelegensten Dörfern eine Fülle neu-

persischer Lehnwörter antreffen und wo in eben diesen Dörfern Lieder

Dialekteigentümlichkeiten tiefer gelegener Täler bewahren und damit

ihre Wanderung über Hochpässe und Balkonwege bezeugen. Nicht

einmal die völkerscheidende Wirkung der Hindukuschhauptkette geht

durch. Einerseits unternahmen die ,, Kafiren" bis in neuere Zeit tradi¬

tionelle Raubzüge auch nach Norden. Anderseits blüht ein reger Waren¬

austausch mit Mundschan, dessen Händler auf dem Rücken besonders

Badachschaner Salz hereinbringen und Häute u. dgl. mit zurücknehmen;

und weiter östlich finden wir bekanntlich ganze Volksteile, die in neuerer Zeit den Hindukusch überschritten haben.

Trotz solcher vermischenden und nivellierenden Einflüsse haben

49«

(22)

• 22« Der VIII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1936

sich Stammes- und Sprachgebiete wie das der Parunis (Prasun, Vasi-

Veron) gehalten, das nur aus einem halben Dutzend Dörfer besteht und

in einem bequemen Tagemarsch durchwandert werden kann. Südlich

von Nuristan schließen sich bisher vereinzelt festgestellte, mit den

,,Kafir"-Sprachen verwandte Mundarten jetzt zu einem Gürtel mit

Resten von Altdialekten zusammen. In Kurdär lebt in einem rechten

Seitental des mittleren Peetsch eine Bevölkerung mit auffallenden

depigmentierten Typen, vielgestaltigen Tänzen und Melodien und

Orchester mit Sanduhrtrommel und Tamburin — in unmittelbarer

Nachbarschaft und engen Beziehungen mit den völlig andersrassigen dunklen Wamais, die sehr primitiv tanzen, aber als einziger Stamm mit

kontrapunktischer Zweistimmigkeit festgestellt werden konnten und

ihre Musik mit Beckentrommel und großer Pauke wie z. B. die Leute

in Hunsa begleiten. Ihren Sprachen nach gehören die Kurdäris zu der

Paschai-Gruppe, die Wamaleute zum Aschkun. Nähere Untersuchung

wird hoffentlich noch Anhaltspunkte für das zeitliche Verhältnis der

Einwanderungen der Stämme bringen. Daraus wird sich vielleicht Ma¬

terial zu der prinzipiell wichtigsten Frage ergeben, die diese Gegenden uns stellen : ob im einzelnen der heutige Bestand nur ältere Schichtungen verhältnismäßig rein bewahrt hat oder ob Faktoren aufgefunden werden können, die im Lande selbst noch eine weitere Aufspaltung der Rassen¬

elemente und ihrer kulturellen Äußerungen bewirkt haben.

5. Kalender. Von dem gesammelten Sprachmaterial wurden zuerst

Listen von Monatsnamen bearbeitet, die systematisch soweit möglich

von Dorf zu Dorf erfragt wurden. Zwar werden zumal an der Grenze

des afghanischen Sprachgebiets schon vielfach islamische Kalender nach

dem Mond- und auch nach dem Sonnenjahr mit teilweis entlehnten,

teilweis übersetzten, teilweis veränderten Monatsnamen verwendet; doch

hat grundsätzlich noch jedes Dorf seine eigene Zeitrechnung mit

Termini entsprechend seiner ökonomischen Lage, und diese Kalender

werden von Kalenderkundigen autoritativ geregelt. Die Kalender¬

kontrolle geschieht nach einfachen, aber sinnreichen Methoden ent¬

sprechend örtlichen Bräuchen und Gegebenheiten. Bei den ,,Katis"

sind meistens die Längen der einzelnen Jahresabschnitte ganz ungleich, mit ein Grund dadür, daß das nuristanische Kalenderwesen bisher nicht

geklärt werden konnte. An den Enden dieser Abschnitte wurden in

heidnischer Zeit gewöhnlich Feste gefeiert. Der Katikalender zeigt

hierin auffällige Übereinstimmungen mit der Rechnung nach Gahanbars bei den Zoroastriern, und die Praxis seiner Regulierung gestattet auch

gewisse ältere iranische kosmogonische Anschauungen zu deuten.

Orientierung des Kalenders entsprechend örtlichen Verhältnissen des einzelnen Dorfes kann ich auch nördlich des Hindukusch aus der Land¬

schaft Mundschan belegen, die von der Expedition nicht besucht werden

konnte. Dagegen gibt es in Schugnan eine ganz abweichende Be¬

nennung von Jahresabschnitten, nämlich nach Teilen des mensch-

(23)

Der VIII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1936 ♦23*

liehen Körpers in zwei einander entsprechenden Reihen, vomWinter-

solstiz an gerechnet; etwa wie man bei einigen sibirischen Völkern

Monate nach Körperteilen benennt. Um diesen merkwürdigen Brauch

zu verstehen, denke man sich einen Pfahl senkrecht aufgestellt und eine

Person waagerecht in Nordsüdrichtung auf dem Boden liegen mit dem

Kopf nahe dem Fußpunkt des Pfahles. Mißt man jeweils den Mittags¬

schatten, so wird sich von der Wintersonnenwende an der Schatten

über der Person immer mehr verkürzen und vom Sommersolstiz an

umgekehrt wie in der ersten Jahreshälfte wieder bis an verschiedene Körperteile reichen, die beidemal diesen Intervallen den Namen geben.

Das stimmt zu der altindischen Zeitmessung nach der Länge von

paurusi, dem ,, menschlichen", nämlich Schatten, des cchäyäpuru§a, eines Schattenpfahls als Gnomon, entsprechend Maßen des menschlichen

Körpers; und auf Borneo setzt man noch heute bestimmte Daten bei den

Kenjahs nach der Länge des Schattens eines am menschlichen Körper

gemessenen Pfahls fest. Die Monatseinteilung des Jahres mit Hilfe

eines Schattenwerfers ist nicht zu fern von Schugnan auch in Hunsa

bezeugt; dort fehlt die Beziehung auf den menschlichen Körper, doch

herrscht auch in anderer Hinsicht Übereinstimmung mit der Festlegung des Jahreslaufs bei den Schugnis.

[Ausführliche Darstellungen vorbehalten. Näheres zum Kalender

in einem der folgenden Hefte von , .Forschungen und Fortschritten", das ganze Material erscheint in den ,, Abhandlungen" der Berliner

Akademie. Für weitere Einzelheiten meiner Arbeiten in Nuristan s.

meinen Beitrag in dem für Anfang 1937 vorgesehenen allgemeinen

Expeditionsbericht der DHE 1935 „Deutsche im Hindukusch", im

Auftrage der Deutschen Forschungsgemeinschaft hrsg. v. Expeditions¬

leiter A. Scheibe.]

20) A. FiscHEB-Leipzig : ,,Die Königliche Akademie der Ara¬

bischen Sprache in Kairo, ihre Struktur, ihre Aufgaben

und ihre Bedeutung für den arabisch-muslimischen Orient

wie für die abendländische Orientalistik".

Der Vortragende erörtert die Struktur und die Aufgaben der

Akademie an Hand der einzelnen Artikel des Dekrets des Königs

Fu'äd I. vom 13. Dezember 1932, durch das die Akademie begründet

wurde. Das Dekret ist im ägyptischen „Journal Officiel" (al-Waqa'i'' al- Misriyah) Nr. 109/1932 veröffentlicht und wieder im Bulletin der Aka¬

demie, Bd. I, S. 6ff. abgedruckt worden.

Die Akademie hat ihren Sitz in Kairo. Ihre wirklichen Mitglieder setzen sich zusammen : aus 10 Ägyptern, 3 Syrern, 1 Irakier, 1 Tuneser und 5 Europäern (je 1 Engländer, Franzosen und Italiener und 2 Deut¬

schen), und es befinden sich unter ihnen 11 Muslime, 8 Christen und

1 Jude. Damit ist also der Bestimmung des Dekrets in Art. 4, daß die

Mitglieder ohne Beschränkung durch die Nationalität gewählt

■'i 0 *

(24)

* 24 • Der VIII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1936 werden sollen, in einem Umfange Genüge geschehen, der der Unvorein-

genommenheit der Ägypter in nationaler und religiöser Hinsicht die

größte Ehre macht. Außer den wirklichen Mitgliedern sind 20 Ehren¬

mitglieder zulässig, die wieder ohne Ansehen der Nationalität auf Grund ihrer wissenschaftlichen Verdienste gewählt werden sollen, und außer¬

dem in unbeschränkter Zahl korrespondierende Mitglieder.

.Ms die wichtigsten Aufgaben der Akademie nennt Art. 2 des Dekrets die folgenden :

a) Wahrung der Integrität der arabischen Sprache und ihre An¬

passung an die heutigen Bedürfnisse der Wissenscliaften und

Künste sowie ganz allgemein an die Anforderungen des modernen Lebens, mit Hilfe von technologischen Wörterbüchern, Spezial- glos.saren usw. ;

b) Abfassung eines großen historischen Wörterbuchs der arabischen Sprache;

c) Organisierung des wissenschaftlichen Studiums der modernen

arabischen Dialekte .Egyptens und der übrigen arabischen Länder.

Von diesen Aufgaben ist bisher das Studium der arabischen Dialekte,

iiLs woniger dringend, ganz unberücksichtigt geblieben. Leider aber

hat bisher auch für die .'Abfassung des historischen Wörterbuchs nur

sehr wenig geschehen können. Festgelegt worden sind auf unsern bis¬

lierigen Tagungen eine größere Anzahl wichtiger Grundgesetze (usül) der arabischen Sprache wie das ta'rib, das taulld, die verschiedenen .\rten des istiqäq, das tadmln usw. Das Hauptinteresse der Akademie hat sich

aber bisher auf die Schaffung eines Wörterbuchs der modernen tech¬

nischen .\usdrücke der Wissenschaften und Künste und des gesamten

lieutigen öffentlichen und privaten Lebens konzentriert, auf dessen baldiges Erscheinen die Behörden und die gesamte intellektuelle Öffent¬

lichkeit den größten Wert legen. Wir haben auch bereits mehr als 1000 derartiger Au.sdrücke bestimmt. fJie Akademie hat aber ferner beschlos¬

sen zwei für den höheren Unterricht und für weitere gebildete Kreise

bestimmte handliche Lexika nach Art der kleineren französischen

Wörterbücher von Larousse ins Leben zu rufen, ein allgemein wissen¬

schaftliches und ein sprachliches. Und endlich hat sie beim ünterrichts- niinisterium beantragt, daß das von mir seit Jahren vorbereitete Wörter¬

buch des klassischen literarischen Arabisch der Gähiliyah und der

ersten drei Jahrhunderte d. H. unter die Veröffentlichungen der Aka¬

demie aufgenommen werde').

Die Bedeutung der Akademie für den arabisch-muslimi¬

schen Orient liegt, abgesehen von dem zu erwartenden großen prak¬

tischen Werte des geplanten technologischen Wörterbuchs, erstens in der Förderung und Vertiefung der philologischen Studien der arabischen

1) [Korrekturzusatz: Diesem Antrage haben inzwischen das

ägyptische Kabinett und die beiden Kammern des Parlaments statt¬

gegeben.]

(25)

Der VIII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1936 »25*

Gelehrtenwelt und in der Befruchtung der literarischen Renaissance, die bereits namentlich in Ägypten und in Syrien stark eingesetzt hat, und zweitens in der Angleichung der wissenschaftlichen Anschauungen

und Methoden der Orientalen an die der Europäer. Für die abend¬

ländische Orientalistik liegt die Bedeutung der Akademie natürlich in erster Linie auf wissenschaftlichem Gebiete. Ihre .Arbeitsergebnisse

und insonderheit ihre theoretischen Wörterbücher werden den abend¬

ländischen arabistischen Studien einen starken Impuls geben, ja sie

dürften eine neue Ära der arabischen Philologie heraufführen. Und

darüber hinaus werden sie der gesamten Semitistik zugute kommen,

deren einzelne Zweige sie, zum mindesten in lexikalischer Beziehung, auf eine festere Basis werden stellen können.

Einen eingehenderen Bericht über den Vortrag wollte die Kairiner Zeitung al-Ahräm veröffentlichen.

Montag, den 7. Sept., vormittags:

21) J. RypKA-Prag: ,, Metrik der Islamsprachen, anders be¬

handelt."

Der Vortragende versuchte in seinem Vortrage, durch Einbeziehung

einiger bisher gänzlich unberücksichtigter Faktoren dem starren

metrischen System der Islamsprachen Dynamik und weitere Tragfähig¬

keit zuzuführen. Er ging von der allbekannten Tatsache ihres quanti- tierenden Prinzips, das bereits die ältesten einheimischen Theoretiker festgestellt und zu einem feinst ausgebauten System entwickelt haben,

aus. Das bisher gültige Schema der arabischen, persischen und tür¬

kischen Gelehrten hat sich als ein praktisches Lehrmittel durchaus bewährt und wird sich als solches für alle Zukunft stets behaupten.

Nur darf es nicht zugleich für das letzte Wort über die Metrik der Is¬

lamsprachen angesehen werden, über das hinaus es keinen Fortschritt mehr gibt. Gewiß wird sich angesichts der äußerst strengen Prosodie des Persischen und des Klassisch-Türkischen kaum etwas Ersprießliches

in bezug auf die Quantität nachholen lassen. Gerade darum aber

schaltet sich letztere von dem, was den Vers zum edlen Dichterworte macht, aus. Sie bildet nur das gröbste Werkzeug. Die neue Methode be¬

steht in der Erfassung anderer vers- und rhythmus-bildender Elemente,

die zwar verborgen, aber desto bedeutsamer nebeneinhergehen. Diese

bisher vernachlässigten Versbildner heißen Wortgrenzen und Betonungen.

Man kann sie auch miteinander kombinieren und neben ihnen noch

anderen, wie z. B. der Lokalisierung der nach ihrer Silbenzahl zu be¬

messenden Wortkörper Aufmerksamkeit schenken. Gegenüber der

Quantität ist die .\rbeitsweise mittels dieser neuen Elemente nicht

minder genau. Wohl ist sie langwieriger, weil man das zu verarbeitende -Material vorerst statistisch gesichtet haben muß. Auf dieser Grundlage

aber ist man imstande, Diagramme zu entwerfen, aus denen sich nicht

nur allgemeine Gesetzmäßigkeiten, sondern auch mehr oder weniger

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