Theoretische Plasmaphysik
WiSe 17/18 Vorlesung: Prof. Dr. Julia TjusUbungen: Lukas Merten, M.Sc und Timo Schorlepp, B.Sc¨
Hausaufgabe 10
Datum: 11.01.2018Abgabe: 18.01.2018, 16:00 Uhr
Aufgabe H10.1: Fluidparameter im Krook-Modell [15 Punkte]
In dieser Aufgabe sollen Ausdr¨ucke f¨ur die elektrische Leitf¨ahigkeit, die thermische Leitf¨ahigkeit und die Viskosit¨at eines Plasmas hergeleitet werden. Daf¨ur sei der Stoßterm durch den einfachen Bhat- nagar–Gross–Krook-Operator gegeben. Betrachten Sie also die Boltzmann-Gleichung f¨ur die Zeiten- twicklung der Verteilungsfunktion f mit:
df dt = ∂f
∂t +~v·∂f
∂~r + F~ m ·∂f
∂~v = ∂f
∂t
coll
=−νC(f −f0) =−νCf1 =−f1
τC
,
wobei die Zweiterm-N¨aherung f = f0 +f1 mit |f1| |f0| benutzt wird und νC die als konstant angenommene Stoßfrequenz angibt. Dabei bezeichnet f0 eine Maxwell-Verteilung mit r¨aumlich kon- stanter Dichte n, TemperaturT sowie Ensemblegeschwindigkeit ~u= 0.
(a) Begr¨unden Sie anschaulich, warum der gew¨ahlte Stoßoperator tats¨achlich in grober N¨aherung Teilchenst¨oße beschreiben kann.
(b) Betrachten Sie die station¨are (∂f /∂t= 0) Boltzmann-Gleichung ohne Magnetfeld und behandeln Sie das elektrische Feld E~ als Gr¨oße erster Ordnung, d. h. wie f1. Außerdem soll f1 = f1(~v) gelten. Zeigen Sie, dass unter diesen Annahmen die elektrische Leitf¨ahigkeit σ (hier als skalar angenommen und definiert durch~j =σ ~E) in erster Ordnung gegeben ist durch:
σ= ne2 mνC
.
(c) Nehmen Sie nun an, dassnundT ortsabh¨angig sind (bspw. inz-Richtung), wobei ihre Gradienten ebenfalls Gr¨oßen erster Ordnung seien. Die thermische Leitf¨ahigkeit κ ist definiert durch ~q =
−κ∇T mit ~q als W¨armefluss in Richtung des Gradienten. Zeigen Sie, dass f¨ur konstanten Druck P =nkT und ohne E- und B-Felder die thermische Leitf¨ahigkeit gegeben ist durch:
κ= 5P k 2mνC
.
(d) Nun seiennund T wieder ortsunabh¨angig, aber die Gleichgewichtsverteilungsfunktion f0 str¨ome mit~u=u(z)~ex. In diesem Fall besteht der Zusammenhang
ρνdu
dz =−Πxz
zwischen der kinematischen Viskosit¨atν und dem Nebendiagonalelement Πxz des Drucktensors.
Zeigen Sie damit, dass die Viskosit¨at ausgedr¨uckt werden kann als:
ν = P ρτC .
(e) Wie skalieren die Ergebnisse aus (b), (c) und (d) mit Dichte und Temperatur, wenn Sie f¨ur die Stoßfrequenz das aus der Vorlesung bekannte Ergebnis f¨ur Kleinwinkelst¨oße ansetzen?
Hinweis: F¨uhren Sie mindestens eine der in (c) und (d) auftretenden Integrationen per Hand aus, den Rest d¨urfen Sie per CAS l¨osen.
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Aufgabe H10.2: Energiegleichung [15 Punkte]
Sie haben in der Vorlesung die allgemeine Momentengleichung:
∂
∂t(n· hΨi) +∇(n· h~vΨi)− q mn·
Eh∇~ vΨi+ ~v
c ×B~
· ∇vΨ
=Q(~r, t) mit:
Z
V
f(~r, ~v, tΨ(~v) d3v=:n(~r, t)hΨ(~v)i=n(~r, t)h(vi, vj, . . . vk)i kennengelernt.
(a) Leiten sie hieraus die Energiegleichung her:
∂
∂t ρu2
2 +3P 2
=− ∂
∂xk
ρu2 2 + 3
2P
uk+P uk+uiΠik+qk
+nFiui+ ∂
∂t
n mv2
2
coll
Nutzen sie hierf¨ur folgende Identit¨aten:
• Ψ =m/2v2 =m/2vivi
• vi =ui+wi mithvii=ui
• Der Drucktensor Pik ist definiert als: nm(hvivki −uiuk) = Pik =P δik+ Πik mit Πii= 0
• Der W¨armeflussvektor ist definiert als: ~q =nhw(m/2~ w2)i
• Schreiben sie der Einfachheit halber q
Ei+ (~v×B)~ i/c
=Fi
• Nutzen Sie weiterhin aus, dass es sich um ein ideales Gas mit drei Freiheitsgraden handeln soll: γ = 5/3.
(b) Erkl¨aren Sie, welche Prozesse durch die einzelnen Terme der Energiegleichung beschrieben werden.
(c) Nehmen Sie an, dass Sie nur elastische St¨oße ohne Ionisationen und Rekombination betrachten.
Wie ¨andern sich die Momentengleichung in 0., 1. und 2. Ordnung? Begr¨unden Sie ihre Antwort.
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