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Das Auktionshaus Koller

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Kunst

Publikation: www.artandbooks.ch Erscheinungsdatum: 18. Februar 2021 Autor: Sascha Michael Campi

Das Auktionshaus Koller

Fotos: angeliefert von Cyrill Koller / Auktionshaus Koller

Das Auktionshaus Koller in Zürich gilt seit über 60 Jahren als «das Schweizer Auktionshaus». Das Zürcher Unternehmen hat sich in den letzten Jahrzehnten weltweit einen Namen gemacht. Der CEO Cyrill Koller gibt uns Auskunft über das Erfolgsrezept dieser grandiosen Firmengeschichte.

1958 machte Pierre Koller seine Leidenschaft für Pferdestiche zum Beruf und eröffnete mit 24 Jahren an der Dufourstrasse die Galerie Koller. Ein Jahr später stieg seine Schwester Antoinette ins Geschäft ein. Das Angebot wurde ausgeweitet, unter anderem mit Porzellan.

Nur kurze Zeit später bot ein privater Sammler der Galerie eine Uhren-Kollektion an, welche mit CHF 100'000 den Ankaufsetat des Unternehmens gesprengt hätte. So entschloss man sich zu einer Auktion. Dies war quasi die Geburtsstunde des heutigen Geschäftsmodells.

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2 Es kam zu den ersten zwei Auktionen im Abstand von einem Jahr. 1961 zog die Galerie Koller an die Rämistrasse 8 um. Die neuen Räumlichkeiten waren um ein Vielfaches grösser und sie befanden sich erst noch an einer optimalen Lage, denn in unmittelbarer Nähe befanden sich das Kunsthaus, das Schauspielhaus und das Opernhaus.

In den neuen Räumlichkeiten begann man damit, pro Jahr zwei Versteigerungen

durchzuführen. 1977 kam dann der Geschäftszweig «Koller Tiefbrunnen» für tiefpreisige Objekte hinzu. Die Aufteilung in «Topsegment» und «günstigere Objekte» zahlte sich aus und erlaubte Koller zugleich die Versteigerung von Sammlungen und ganzen Nachlässen. Im Verlauf der Zeit folgte eine Zweigniederlassung in Genf sowie der Umzug des Hauptsitzes an die Hardturmstrasse 112. Am neuen Standort stieg dann der dreiundzwanzigjährige Cyrill Koller, der älteste der drei Söhne von Pierre und Ursula Koller, ins Geschäft ein.

1995 machte das Auktionshaus Koller zum ersten Mal international auf sich aufmerksam, und zwar durch die Versteigerung einer höchst erlesenen Napoleonica-Sammlung mit

bedeutenden Möbeln, Skulpturen, Vasen und Bronzen, die mit der Person des Kaisers und dem breiten Kreis seiner Familie in Beziehung standen. Das Auktionshaus Koller wurde fortan eine der wichtigsten Adressen für den Handel mit Möbeln aus dem Empire.

1997 eröffnete Cyrill Koller eine eigene Repräsentanz in München und nur ein Jahr später übernahm er auch die komplette Geschäftsführung. Cyrill Kollers Führungsmanagement erwies sich als ausserordentlich erfolgreich. Der neue Geschäftsführer führte das

Auktionshaus vom «Gemischtwarenhandel» in ein modernes Unternehmen mit spezialisierten Expertenteams unter einem gemeinsamen Dach. 1998 trat das Auktionsunternehmen zur Erweiterung den «international Auctioneers» bei, ein Zusammenschluss aus acht

internationalen Auktionshäusern aus acht Ländern. In den folgenden Jahren wurden dann weitere Filialen in Paris, Shanghai, Düsseldorf, Moskau und London gegründet.

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3 2001 folgte eine neue Repräsentanz in Moskau und 2006 veröffentlichte das Auktionshaus Koller seinen ersten Spezialkatalog für Schweizer Kunst. Ein neues Standbein, welches sich in den folgenden Jahren noch zu einem sehr wichtigen Geschäftszweig entwickelt hat. Zudem veranstaltete Koller als einer der ersten eine Auktion für chinesische Kunst in Zürich. Nur wenige Jahre danach entstand dementsprechend eine Repräsentanz in Peking. Es folgten unzählige erfolgreiche Versteigerungen. 2016 gelang Koller dann auch noch ein neuer Auktions-Weltrekord für ein Werk des Schweizer Künstlers Giovanni Giacometti. Das

«Panorama von Flims» wurde von einem Privatsammler für 4.05 Millionen Schweizer Franken erworben.

Interview mit Cyrill Koller

Herr Koller, Sie sind seit 1990 der Geschäftsführer des Auktionshauses Koller. Sie haben es geschafft, aus einem «Gemischtwarenhandel» ein modernes und

internationales Unternehmen zu formen. Was ist das Geheimnis für diesen grossen Erfolg?

Ich habe 1990 im 1958 gegründeten Familienunternehmen zu arbeiten begonnen und war damals noch weit davon entfernt, Geschäftsführer zu sein. Mein Vater hat mir aber von Beginn weg – ich war knapp 23 Jahre alt – viel Vertrauen entgegengebracht und mir bei der Entwicklung neuer Ideen freie Hand gelassen. So wuchs ich mit den Jahren in die Position hinein, die ich nun seit knapp zwanzig Jahren innehabe. Das Geheimnis ist recht simpel, funktioniert aber ganz gut: eine grosse Liebe für Kunst und schöne Objekte gepaart mit einem gesunden Ehrgeiz, solche Objekte in der Hand halten und versteigern zu dürfen und viel Respekt gegenüber Einlieferern und Käufern, das zu liefern, was sie von uns erwarten:

einen guten Service, Transparenz, Qualität und Seriosität.

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4 Mittlerweile sind Sie, Ihr Unternehmen und sämtliche Zweigniederlassungen auf der ganzen Welt bekannt. Sind Sie nun dadurch andauernd auf Reisen oder doch noch mehrheitlich persönlich im Hauptsitz anzutreffen?

Unsere 20 Spezialisten, die sich um die einzelnen Fachgebiete kümmern, reisen alle viel. Es ist oft von entscheidender Bedeutung, nicht nur die Kunstwerke zu besichtigen, die uns angeboten werden, sondern sich mit deren Besitzern auch von Angesicht zu Angesicht zu treffen. Trotz allen neuen Kommunikationsformen ist der persönliche Kontakt immer noch sehr wichtig und wird es wohl auch immer bleiben.

Welche Auswirkungen hatte die Covid19-Pandemie auf Sie und Ihr Unternehmen?

Wir müssen sehr flexibel sein. Die Frage, die uns seit einem Jahr ständig begleitet, lautet:

Wann endet der letzte Lockdown, wann beginnt der nächste und wo findet sich eine Lücke, um Ausstellungen für unsere Kunden zu öffnen und Auktionen abzuhalten. Durch die ständig sich ändernden Reisebeschränkungen ist es zudem noch schwieriger geworden, gute Objekte für die Auktionen zu finden. Zu unser aller Überraschung hat das letzte Auktionsjahr aber gezeigt, dass die Leute zurzeit sehr «käufig» sind. Die Versteigerungen liefen hervorragend und dies auf allen Gebieten, von Porzellan und Silber über Alte Meister und Asiatica bis zur modernen und zeitgenössischen Kunst.

Werden von Ihnen, gerade in Zeiten von Corona, auch Online-Versteigerungen veranstaltet?

Wir veranstalten seit mehreren Jahren Online-Versteigerungen. Auf klassische Saalauktionen wollen wir aber dennoch nicht verzichten. Gerade für wichtigere und hochpreisige Objekte sind Saalauktionen nach wie vor für uns das Richtige. Für mich und für unsere

Mitarbeitenden sind die klassischen Auktionen zudem der Höhepunkt im Zyklus unserer Arbeit. Wir arbeiten monate- teilweise jahrelang auf solche Versteigerungen hin. Wenn diese dann von einer Maschine anonym am Bildschirm abgehalten werden, ist das nicht dasselbe, wie eine Auktion in einem vollen Saal, der vor Spannung zuweilen knistert. Aber für einen Grossteil der dekorativen Objekte eignen sich online Auktionen hervorragend. Corona hat vielen Kunden, die diesem Thema früher äusserst skeptisch gegenüberstanden, gezeigt, dass online Auktionen nicht nur eine Notlösung, sondern in vielen Fällen eine ebenbürtige

Alternative zu klassischen Saalauktionen sind.

Sind es mehrheitlich ausländische oder inländische Kunden, die in der Schweiz an Auktionen teilnehmen?

Unsere Käufer kommen aus der ganzen Welt. Selbstverständlich steigt die Teilnahme von ausländischen Käufern mit der Wichtigkeit der zu versteigernden Kunstwerke.

Vor einigen Jahren gab es eine Welle von Fälschungen, welche den Markt

überschwemmte. Wie sieht es heutzutage aus, ist das noch immer ein aktuelles Thema respektive ein aktuelles Problem?

Fälschungen gab es immer und wird es immer geben. Das ist kein Problem der Kunst, sondern ein Problem der Menschheit. Alles, was einen besonderen Wert besitzt, wurde und wird gefälscht: Münzen und Handtaschen, Mozzarella und Olivenöl, Masterarbeiten und

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5 Habilitationsschriften zuweilen auch Umfragestudien und Identitätskarten. Die Reihe liesse sich beliebig lange fortsetzen. Es ist nicht die Frage, ob gefälscht wird, sondern, wie die Fälschung entdeckt werden kann. Der Fall Beltracchi hat wieder einmal vor Augen geführt, dass neben einer kunsthistorischen Expertenmeinung eben auch andere Faktoren für die Beurteilung der Echtheit eines Objektes nötig sind wie die Geschichte eines Kunstwerkes;

woher kommt es, wer waren seine Besitzer, wurde das Werk in Museumsausstellungen gezeigt, in der Literatur publiziert. Und zuweilen sind auch kunsttechnologische Analysen des Materials nötig, um eine Fälschung ausschliessen zu können.

Ihr Unternehmen steigert sich immer und immer wieder. Kaum denkt man, der Höhepunkt sei erreicht, folgt ein nächster. Auf was darf man sich als nächstes freuen?

Die Veranstaltung von Auktionen ist ein ständiges Ringen um gute Einlieferungen. Kaum ist eine Auktion erfolgreich zu Ende gegangen, stellt man sich die Frage, ob man auch an der nächsten Versteigerung genügend gute Kunstwerke präsentieren kann. Es ist kein Zufall, wenn ein Auktionshaus in seinen Kerngebieten kontinuierlich ein gewisses Niveau an Qualität zeigt. Die grossen Highlights kommen aber nicht auf Bestellung. Manchmal dauert es Jahre, bis ein besonderes Werk reif ist für eine Auktion. Und oft bestimmen Umstände eine

bedeutende Einlieferung, die von aussen weder plan- noch steuerbar sind. In unserer kommenden Auktion für alte Meister dürfen wir ein frühes Gemälde von Anthony van Dyck sowie ein Bildnis von der Hand Tizians präsentieren. Wir sind gespannt.

Adresse:

Koller Auktionen AG Hardturmstrasse 102 8031 Zürich

www.kollerauktionen.ch

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