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Baden nach 1952 - Mentale Resistenzen und neue Traditionen?

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BADEN NACH 1952 – MENTALE RESISTENZEN UND NEUE TRADITIONEN?

Dissertation zur Erlangung des

akademischen Grades eines Doktors der Philosophie (Dr. phil.)

vorgelegt von Bauer Gereon

an der

Universität Konstanz

Geisteswissenschaftliche Sektion Fachbereich Geschichte und Soziologie

1. Referent: Prof. Dr. Rainer Wirtz 2. Referent: Prof. Dr. Lothar Burchardt

Tag der mündlichen Prüfung: 10.12.2012 1. Referent: Prof. Dr. Rainer Wirtz 2. Referent: Prof. Dr. Lothar Burchardt

3. Referent: Prof. Dr. Helmut Maurer

Konstanz, 2012

(2)

Inhaltsverzeichnis

Seite I Einleitung - Forschungsstand und Fragestellung 8 Die schwierige Gründung und die Notwendigkeit des

Zusammenwachsens – ein Problem aller Binde-Strich-Staaten

II Staatliche Integrationsversuche in Baden-Württemberg 52

1. Landesausstellungen 53

2.

Die Gemeindegebiets- und Kreisreform von Baden-Württemberg 58

3.

Heimattage 65

4.

Haus der Geschichte 68

5.

Öffentlich rechtliche Sender 71

6.

Untersuchung der Feierlichkeiten zu den Landesjubiläen im

Zehnjahresrhythmus 74

III Historische Einbettung und Legendenbildung 112

1. Der Kampf für Baden 112

a) Frühes badisches Selbstbewusstsein / Sonderbewusstsein 112

b) Vormärz und die Revolution von 1848 118

c) Zusammenfassung 137

2. Ökonomie in Baden und Württemberg 140

3. Leo Wohleb 147

4. Die Vierteilung des Landes 1948-1952 159

5. Einigung auf Verdacht – Die politische Auseinandersetzung

zwischen Badenern und Südweststaatlern (1948-1951) 177

6. Argumente im Abstimmungskampf 1951 187

7. Zwischenfazit 201

(3)

IV Baden 1970 205

1. Die Abstimmung des Jahres 1970 205

2. Verhandlungen des Landtages im Vorfeld der Abstimmung

vom 7. Juni des Jahres 1970 219

3. Die Bindestrichdebatte (1999) und die

Schlussstrichdebatte (2002) Walter Dörings 227

4. Zwischenfazit 231

V Fortleben des Badischen und Phänomene der Gegenwart 234

Organisatorische / politische Aspekte 234

1. Die kirchliche Gliederung des Landes 235

2. Badische Heimat 241

3. Vereinsleben (Sport) 243

4. Zusammenfassung 254

VI Mentalitäten und Gegensätze: Die Schwaben als Widerpart 257

1. Formen des Gesellens 257

a) Die neuen „Kriegsschauplätze“ im Fußball 257

b) Das Badnerlied 262

c) Das Gasthaus „Zum Odenwald“ in Mosbach 268

d) „Landesvereinigung Baden in Europa“ 270

e) „Bund Freiheit statt Baden-Württemberg e.V.“ 272 f) Einrichtung eines Stammtisches für Badener in Schwaben 277

2. Neue Konfliktfelder 278

a) Schwaben dominierte SWR-Programme 278

b) Das Drama um den neuen Firmennamen bei Daimler im

Jahre 2007 281

c) Die Donau – ein Fluss aus Baden oder Württemberg?

Der Streit um den Donau-Ursprung 286

(4)

d) Villingen-Schwennigen – Paradebeispiel landsmannschaftlichen

Misstrauens am Beispiel der OB-Wahl im Herbst 2010 289

e) Witze, Sprichwörter 296

f) In Baden ist die Elite zu Hause 303

g) Fahnen, Symbole, Devotionalien 311

h) Sonstige Beispiele des badischen Beharrens 312

3. Zwischenfazit 314

VII Schlussbetrachtung 316

Badener und Württemberger, verbunden nur durch den Bindestrich?

VIII Anhang 335

1. Austragungsort und Zuständigkeitsbereich der Heimattage Baden-

Württemberg , 1978-2012 335

2. Plakate zur Volksabstimmung von 1951 337

3. Rede Leo Wohlebs im Badischen Landtag am 7. September 1948, 345 Rundfunk Ansprache Leo Wohllebs vom 19. September 1948,

Rede Leo Wohlebs im Badischen Landtag am 24. September 1948 4. Interview des Südwestfunks mit Staatspräsident Wohleb

am 13. Juli 1949 (Südweststaat-Frage) 353 5. dpa-Interwiew von Staatspräsident Wohleb vom 1. Februar 1951

zur Volksbefragung 358

6. Die Stimmung in Baden im Juli 1950 – Bericht über

eine Umfrage vor der Volksabstimmung am 24.09.1950 361 7. Die Stimmung in Baden im Juni/Juli 1951 – Eine Umfrage

vor der Volksabstimmung im Herbst 1951(IfD-Bericht 126) 367 8. Auszüge aus der Urteilsbegründung des Bundesverfassungsgericht

zum Zweiten Neugliederungsgesetz vom 30. Mai 1956 386

(5)

9. Die Stimmung in Baden 1963 – Analyse der altbadischen

Bewegung in 16 badischen Kreisen (IfD-Bericht 1037) 390 10. Kartenmaterial: Das Erzbistum Freiburg und Bistum

Rottenburg-Stuttgart 412

11. Sammlung inoffizieller Strophen des Badnerliedes

der Freunde Badens 414

12. Sammlung inoffizieller Strophen des Badnerlieder

der Universität Heidelberg 429

13. Schwabenwitze, Auszug der Homepage von Jochen Birk 441 14. Schwabenwitze, Auszug der Homepage von „Elkes

Schwaben-Seiten“ 444

IX Literatur- und Quellenverzeichnis 452

(6)

Dank

Die vorliegende Arbeit wurde als Dissertation der geisteswissenschaftlichen Sektion an der Universität Konstanz im Sommersemester 2012 eingereicht und angenommen.

Ich möchte mich in erster Linie bei meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr.

Rainer Wirtz, der diese Arbeit betreut und begleitet hat, bedanken.

Dank sagen möchte ich aber auch Herrn Prof. Dr. Lothar Burchardt, der sich bereit erklärt hat, das Zweitgutachten zu übernehmen.

Des Weiteren gilt mein Dank allen Institutionen und Einrichtungen des Landes, die mich im Rahmen der Arbeit stets hilfsbereit und engagiert unterstützt haben.

Ein besonderer Dank geht an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung des Landtags von Baden-Württemberg in Stuttgart.

Außerdem möchte ich mich sehr herzlich bei allen Personen bedanken, die mir in Form von zahlreichen Gesprächen zur Verfügung standen und mir im

Rahmen der Arbeit hilfreiche Informationen zukommen ließen.

Danken möchte ich aber auch all denjenigen Menschen, die mir im Zuge der Arbeit stets Zuspruch spendeten.

(7)

Die vorliegende Dissertation zum Thema „Baden nach 1952 – Mentale Resistenzen und neue Traditionen?“ widme ich meinen Eltern

Frau Kristina Bauer-Morgenthaler und Herrn Günter Bauer

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BADEN NACH 1952 – MENTALE RESISTENZEN UND NEUE TRADITIONEN?

I EINLEITUNG – FORSCHUNGSSTAND UND FRAGESTELLUNG Den Anstoß zur vorliegenden Arbeit liefern in erster Linie Beobachtungen im engeren und weiteren Freundes- und Bekanntenkreis. Immer wieder stieß und stößt man bis auf den heutigen Tag auf pro badische Äußerungen, die zum einen lokale badische Heimatbezüge herstellten und zum anderen häufig auch badisch patriotisch eingefärbt sind. Die pro badischen Aussagen sind meist begleitet von unterschiedlich stark ausgeprägten Ressentiments gegenüber den Mitbewohnern des württembergischen Landesteils.

Nicht zuletzt gab meine Tätigkeit als Lehrer in einem Sanatorium mit schulischem Betrieb in Buchen-Eberstadt den Anstoß zu der im Weiteren Verlauf der Arbeit formulierten Fragestellung. Die pro badischen

Äußerungen und die Ressentiments gegenüber den württembergischen

Mitbewohnern konnten von Kindern, über Jugendliche und Erwachsene bis hin zu Rentnern festgestellt werden. Es scheint bemerkenswert, dass bereits Kinder im Grundschulalter das Badnerlied intonieren und z.T. belustigend und schäbig über ihre württembergischen Nachbarn sprechen. Da dieser immer wieder auflebende Badenpatriotismus nicht erblich bedingt sein kann, muss dieses Phänomen seine Wurzel, speziell bei der jüngeren Generation, in der jeweiligen Erziehung durch Eltern bzw. Bezugspersonen oder durch verschiedene soziale Gruppen haben. Nicht zu unterschätzen dürfte auch der Einfluss der Medien, der Sportverbände und –vereine sowie des gesamten Marketings, bezüglich allen Badischen, sein. Hier sind allen voran die Fußballvereine SC Freiburg,

Karlsruher SC und neuerdings die TSG Hoffenheim zu erwähnen, bei deren Heimspielen vor Spielbeginn stets das Badnerlied angestimmt wird. Auch die badischen Weingenossenschaften verstehen es auf das Trefflichste, in ihren Werbespots emotional auf ihre Kundschaft einzuwirken. Man wirbt mit dem

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Slogan „Badischer Wein, von der Sonne verwöhnt“. Da sich der Jahrestag des Zusammenschlusses der durch die Besatzungsmächte nach dem Zweiten

Weltkrieg geschaffenen drei Länder Württemberg-Baden, Württemberg-

Hohenzollern und (Süd-) Baden zum gemeinsamen Land Baden-Württemberg im Jahr 2002 zum fünfzigsten Male jährte, ist dieses Landesjubiläum Anlass genug, die Befindlichkeiten des badischen Bevölkerungsteils im Bezug auf die eigene Identität nach über fünfzig Jahren nach der Gründung Baden-

Württembergs zu überprüfen. Für die nachfolgende Arbeit ist es wichtig

anzumerken, dass es sich um keine Südweststaatsdiskussion handelt.

Es geht nicht um Pro – Contra-Diskussionen und Argumentationen, sondern um das heutige Bewusstsein der badischen Bevölkerung von eigener Identität

innerhalb Baden-Württembergs, sechzig Jahre nach der Gründung des Südweststaates im Jahre 1952.

Der vorliegenden Arbeit liegt daher folgende Fragestellung zugrunde:

Existiert nach sechzig Jahren Baden-Württemberg ein Bewusstsein von badischer Identität?

Auf jeden Fall – Baden lebt! Dies lässt sich an unzähligen Beispielen belegen.

Doch sind die damit verbundenen mentalen Resistenzen ernst zu nehmen und historisch begründbar oder handelt es sich um aktuelle von Zeit zu Zeit immer wieder aktualisierte Aufladungen eines Bewusstseins um Baden?

Auf welcher Ebene spielen sich derartige mentale Resistenzen ab? Und haben diese Einfluss auf politische Entscheidungen bzw. Handlungen, oder spielt sich dieses Phänomen ausschließlich auf der Ebene des Kommunizierens ab?

Von besonderem Interesse scheint in diesem Zusammenhang die Zeit nach 1970 zu sein, da mit der letzten Abstimmung über den Verbleib von Baden im

Südweststaat zumindest politisch das letzte Wort gesprochen war und sich die badische Bevölkerung mit großer Mehrheit auch für den Verbleib im

Südweststaat entschieden hatte. Deshalb verdienen gerade die badischen

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Resistenzen nach 1970 besondere Aufmerksamkeit. Man hatte sich schließlich für und nicht gegen den Verbleib entschieden. Aus diesen Beobachtungen resultiert die zentrale Fragestellung der Arbeit: Handelt es sich bei den

Resistenzen nach 1970 um tradierte, historisch verwurzelte Resistenzen, in dem man versucht - in Anlehnung an den Widerstand aus den Jahren vor 1970 - im Sinne einer Erinnerungsleistung anzuknüpfen, oder sind diese Resistenzen Kennzeichen einer Suche nach neuen Identitätsformen? Anders ausgedrückt:

Hat das rasch entstandene badische Sonderbewusstsein echte Wurzeln, oder handelt es sich um die Ausbildung einer Neuidentität?

In diesem Zusammenhang ist der Aufsatz von Eric HOBSBAWM, „The Invention of Tradition“1 zu erwähnen, der sich mit Identitätsfindung bzw. mit der Konstruktion neuer Identitäten befasst. Hobsbawm vertritt die Ansicht, dass viele sogenannte Traditionen, die den Anspruch erheben, herkömmlich zu sein, in Wirklichkeit erst jüngeren Ursprungs und zuweilen sogar erfunden

beziehungsweise konstruiert sind.

Der Begriff „invented tradition“ wird in recht allgemeiner und vagen Art und Weise verwendet, allerdings ohne dabei seinem Sinn nach unpräzise zu sein.

Der Bergriff umfasst einerseits „Traditionen“, die gegenwärtig erfunden, konstruiert und formell institutionalisiert werden; andererseits diejenigen, die auf weniger leicht nachweisbare Art und Weise – innerhalb einer datierbaren Zeitspanne - in Erscheinung treten. Das kann innerhalb von ein paar Jahren geschehen, wobei sich diese Art der „Tradition“ rasch etabliert.

„Invented tradition“ bedeutet eine Vielzahl von Lebensgewohnheiten, die normalerweise unverhohlen oder durch stillschweigend akzeptierte Regeln gelebt werden. Von Bedeutung ist dabei der rituelle oder symbolische Charakter dieser Gewohnheiten, welche durch stete Wiederholung danach trachten,

sittliche Werte und Verhaltensnormen einzuschärfen, um auf diese Weise eine zwangsläufige Kontinuität mit der Vergangenheit herzustellen.

1 Hobsbawm / Ranger, The Invention of Tradition, Cambridge, 1984(13. Auflage)

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Die neue Tradition, welche in die Vergangenheit quasi eingepflanzt wird, benötigt zeitlich betrachtet keine allzu weit zurück liegende Verankerung in der Vergangenheit. Anders ist dies bei Revolutionen und progressiven Bewegungen, die schon per Definition einen Bruch mit der Vergangenheit darstellen und sich bewusst einen Fixpunkt wählen – wie z.B. das Jahr 1789, der Ausbruch der Französischen Revolution - und ab diesem Datum eine neue Zeit anbrechen lassen. Die Eigentümlichkeit der „invented tradition“ besteht darin, dass die Kontinuität mit der Vergangenheit größtenteils konstruiert ist, auch wenn sie mit der historischen Vergangenheit durchaus in Beziehung steht. Es handelt sich dabei um Antworten auf aktuelle und neue Situationen mit Rückbezug auf ähnliche vergleichbare Situationen der Vergangenheit. Dabei wird durch stete Wiederholung gepflegter Rituale eine eigene, quasi konstruierte Vergangenheit begründet. „The Invention of Tradition“ ist für Historiker gerade deshalb so interessant, da es sich dabei auch um den Versuch handelt, in der modernen Welt, welche von einem ständigen Wandel und ständiger Innovation geprägt ist, wenigstens an einigen Gepflogenheiten des gesellschaftlichen Lebens

festzuhalten, um sie einem möglichen Wandel zu entziehen.

Hobsbawm unterscheidet zwischen den Begriffen „custom“ und „tradition“.

„Custom“ im Sinne von Sitte, Gebrauch oder Gewohnheit ist für ihn der Kern, also das Substanzielle einer Handlung, während er unter „tradition“ das ganze Beiwerk einer oft ritualisierten Handlung versteht, welche den substanziellen Kern umgibt. Ein Verfall von Sitten und Gewohnheiten, so Hobsbawn, führt zwangsläufig zu einem Wandel von Traditionen, welche üblicherweise mit den Bräuchen eng verwoben sind.

Eine eher marginale Bedeutung misst Hobsbawm der Unterscheidung zwischen

„tradition“ und „convention“ oder „routine“ bei. Im Gegensatz zu Traditionen haben Übereinkünfte und Routinen keine symbolhafte oder rituelle Funktion und sind lediglich für die Effizienz gesellschaftlicher Handlungen, z.B. in der Bürokratie, von Bedeutung. Diese Netzwerke von Übereinkünften und

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Routinehandlungen sind keine „invented traditions“, zumindest solange sie keine ideologische, sondern rein technokratische Funktionen erfüllen.

Laut Hobsbawm ist das „Erfinden von Traditionen“ ein Prozess der Formalisierung und Ritualisierung, der bereits durch die Pflege steter

Wiederholung mit der Vergangenheit verbunden ist. Der genaue Prozess dieser

„invented traditions“ ist bis heute von Historikern nicht angemessen erforscht worden, so dass weiterhin großer Klärungsbedarf besteht.

Neue Traditionen entstehen auch aufgrund der Unfähigkeit, alte Traditionen zu gebrauchen bzw. diese an neue Gegebenheiten anzupassen. Die Anpassung alter Gebräuche an moderne Rahmenbedingungen findet dadurch statt, dass man Althergebrachtes zu neuen Zwecken gebraucht. Als Beispiel hierfür nennt Hobsbawm die katholische Kirche und moderne Armeen, die sich an die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen bzw. an die veränderte weltpolitische Lage anpassen müssen.

Die Verwendung alter historischer Gegebenheiten zur Konstruktion neuer Traditionen eines neuen Typus mit neuen Absichten ist allerdings für die

vorliegende Arbeit von größerem Interesse. Dort, wo alte Traditionen bis heute lebendig sind, dort bedarf es weder einer Wiederbelebung noch einer

Neuerfindung von Traditionen.

Die Entstehung neuer Traditionen, so vermutet Hobsbawm, hat ihre Ursachen häufig nicht darin, dass diese alten Traditionen nicht verfügbar oder lebensfähig sind, sondern darin, dass sie bewusst nicht gelebt werden oder schlicht und einfach nicht an veränderte Rahmenbedingungen angepasst werden.

Zusammenfassend lassen sich einige grundsätzliche Beobachtungen im

Zusammenhang mit den „invented traditions“ seit der Zeit der Industrialisierung feststellen.

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Es sind drei sich überschneidende Beobachtungen festzustellen:

a) Traditionen, die sozialen Zusammenhang begründen oder symbolisieren oder durch Mitgliedschaft in Gruppen manifestieren, wobei es sich dabei um echte oder plakative Gruppenzugehörigkeit handeln kann.

b) Traditionen, die Institutionen begründen oder legitimieren und das interne Ansehen und Gruppenverhältnis regeln.

c) Traditionen, deren Hauptabsicht darin besteht, zu sozialisieren im Sinne des Einschärfens von Gesinnungen, Überzeugungen, Wertsystemen und

Verhaltensübereinkünften.

Es ist mit einer gewissen Vorsicht zu vermuten, dass Typ a) den

vorherrschenden Typus darstellt, während Typ b) und c) wohl eher erdacht sind.

Als zweite Beobachtung scheint sich herauszukristallisieren, dass beim alltäglichen Zerfall von Traditionen und Bräuchen – im Gegensatz zu viel Erfundenem – die so genannten neuen Traditionen nicht mehr als einen kleinen Teil des Raumes einnehmen.

Es ist in der Tat zu erwarten, dass die Vergangenheit für die Gesellschaften zunehmend weniger bedeutsam werden wird im Sinne eines Modells oder Präzedenzfalles für die meisten Formen menschlichen Verhaltens.

Aus der Studie über die „erfundenen Traditionen“ können Historiker

verschiedenen Nutzen ableiten: Der erste und wohl wichtigste Nutzen besteht darin, dass wir davon ausgehen dürfen, dass sie wichtige Symptome und damit Indikatoren für Probleme darstellen, die ansonsten nicht erkannt würden und für Entwicklungen, die ansonsten nur schwierig identifiziert und beschrieben

werden können. Die Studie über „ invented tradition“ ist interdisziplinär und bringt Historiker, Sozialanthropologen und andere Wissenschaftszweige

zusammen. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen ist für eine fruchtbare Zusammenarbeit unabdingbar.

Mit der Thematik der Identitätsbildung befasst sich aber auch der Soziologe

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Bernhard GIESEN in seinen Abhandlungen über kollektive Identität.

„Kollektive Identität ist bis heute ein aktuelles Thema. Als nationale, kulturelle, regionale oder ethnische Identität bestimmt diese Frage nicht nur die politische Rhetorik, sondern auch die Ziele alter und neuer sozialer Bewegungen. Sie begründet politische Konflikte und territoriale Ansprüche, sie gibt Minderheiten das Recht auf Widerstand gegen Mehrheiten und fordert des Weiteren

unbedingte Solidarität, auch jenseits von Verwandtschaft und persönlicher

Bekanntschaft, ein.“2 Bernhard Giesen entwirft eine Typologie von Codierungen kollektiver Identität (primordiale, traditionalistische, universalistische Codes) und beschreibt deren situative Bedingungen.

Giesen betrachtet Gemeinschaft bzw. kollektive Identität als eine Suche nach persönlicher Identität bzw. individueller Selbstbestimmung. Die kollektive Identität räumt der eigenen Persönlichkeit quasi eine Art Schutzraum ein, der wiederum als Grundlage angesehen wird, die eigene individuelle Identität zu bilden und zu entfalten. Für Giesen ist kollektive Identität konstruiert.

Das bedeutet, dass diese „kollektiven Identitäten nicht rein zufällig entstehen, sondern inszeniert und geglaubt werden. Sie begünstigen Interessen und geben unklaren Lebenslagen eine klare Kontur, aber sie sind weder natürlich noch sind sie selbstverständlich gegeben. Sie sind vielmehr sozial konstruiert.“3

Hierbei unterscheidet Giesen richtigen und falschen Gemeinschaftsglauben voneinander. Unter richtigem bzw. gutem Gemeinschaftsglauben versteht Giesen ein „selbstbestimmtes und vernünftiges Gemeinschaftsbewusstsein, das von identitätsbezogenen Motiven geleitet wird. Der falsche

Gemeinschaftsglauben hingegen trägt einen verwerflichen und instrumentellen Charakter. Eine solche Unterscheidung kann allerdings nur von außen, also aus der Beobachterperspektive vorgenommen werden.“4

2 Giesen, 1999, S. 9

3 ebenda,Giesen, 1999, S.12

4 ebenda, Giesen, 1999, S.12/13

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Auch Helmut BERDING5 befasst sich in seinem Werk „Nationales Bewusstsein und kollektive Identität“ mit den Entstehungsvoraussetzungen nationalen

Bewusstseins und kollektiver Identität. Gerade im Zuge der Vergrößerung der Europäischen Gemeinschaft sieht er eine zugleich gegenläufige Bewegung der Betonung kleinstaatlicher bzw. regionaler Identitäten. Die Sorge um den Verlust der kulturellen Eigenart und damit der befürchtete Verlust regionaler Identität sind vermutlich die Triebkräfte, die dieses Phänomen erklären können.

In direkter Anknüpfung an den Erkenntnissen Bernhard Giesens betrachtet auch Berding das Entstehen kollektiver Identitäten als eine Konstruktion. Berdings Annahme geht davon aus, „daß Nationen, wie alle anderen kollektiven

Identitäten auch, keine naturwüchsigen Gebilde sind, sondern vielmehr als Resultat politischer Auseinandersetzungen und kultureller Veränderungen begriffen werden müssen.“6 So wird gerne durch Rituale Gemeinschaft konstruiert. Ein Beispiel für ein solches Ritual wäre etwa das Singen eines Liedes oder einer Hymne, z.B. das Singen des Badnerlieds. Das Singen eines gemeinsamen Liedes ist besonders geeignet zur Konstruktion von Gemeinschaft.

„Auch Rituale im Allgemeinen können die Unterschiedlichkeit der einzelnen Individuen nivellieren und die Grenzziehung zwischen Teilnehmern und

Nichtteilnehmern unterordnen. Es handelt sich dabei um die Ermöglichung eines Gemeinschaftsgefühls, welches individuelle Interessen und Nutzenerwägungen ausblendet.“7

Bei der Konstruktion kollektiver Identität wird eine künstliche Grenze zwischen dem Innenraum einer Gemeinschaft und seiner Außenwelt gezogen. Giesen spricht in diesem Zusammenhang von einer „elementaren Operation zur Herstellung sozialer Wirklichkeit.“8

„Kollektive Identität gründet sich demzufolge auf eine gemeinsame

Vergangenheit, an der Außenstehende nicht teilhaben. Sie kann sich aber auch

5 Berding, Nationales Bewußtsein und kollektive Identität, Frankfurt a.M., 1994

6 ebenda, Berding, 1994, S. 10

7 Giesen, 1999, S. 15

8 ebenda, Giesen, 1999, S. 24

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auf eine gemeinsame Vorstellung von der Zukunft gründen, die von den Außenstehenden nicht geteilt wird. Mit der steten Erinnerung an bestimmte Ereignisse versuchen die Mitglieder einer solchen Gemeinschaft sich

wechselseitig auszuzeichnen, um sich von den Außenstehenden abzugrenzen.“9 Demselben Zwecke dient die Verwendung von diversen Abzeichen oder

Emblemen mit einer entsprechend spezifischen Symbolik.

Giesen unterscheidet drei Typen kollektiver Identität und spricht in diesem Zusammenhang von verschiedenen Codierungen bzw. Codes.

„Unter Codes versteht Giesen die Bündelung einer Vielzahl von zentralen

Differenzen. Diese Codes verbinden meist mehrere elementare und früh erlernte Unterschiede und haben Einfluss auf das Handeln der betroffenen Personen.“10 Giesen unterscheidet zwischen primordialen, traditionalen und

universalistischen Codes.

Primordiale Codes beschreiben eine grundlegende Differenz zwischen denen, die einer Gemeinschaft zugehören und denjenigen, die an dieser Gemeinschaft nicht teilhaben. Entscheidende Zugehörigkeitsmerkmale sind Geschlecht, Verwandtschaft, Generation, Herkunft, Rasse oder Ethnizität. All diesen Merkmalen ist eine gewisse Unveränderbarkeit gemeinsam. Die Grenze zwischen Innen- und Außenwelt ist bei derartiger Gemeinschaftsbildung bewusst trennscharf gezogen, so dass es zu einer spürbaren Konfrontation zwischen Zugehörigkeit und Nichtzugehörigkeit kommen kann. Primordiale Gemeinschaften sind somit sehr stabil und exklusiv. Die Zugehörigkeit zu einer primordialen Gemeinschaft ist quasi elementar festgeschrieben. „Aussehen, Herkunft, Abstammung eignen sich gerade deshalb als Fundament zur Herstellung kollektiver Identität, weil sie bei der Vielzahl an

Unterscheidungsmerkmalen der Mitglieder einer Gemeinschaft gerade die natürliche Gleichartigkeit und Ähnlichkeit hervorheben.“11 Eine

9 ebenda, Giesen, 1999, S. 25

10 ebenda, Giesen, 1999, S. 26

11 ebenda, Giesen, 1999, S. 35

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Grenzüberschreitung zwischen Innen- und Außenwelt der Gemeinschaft ist in zwei Fällen denkbar. Entweder wenn ein Mitglied der Gemeinschaft aus gruppeninternen Gründen ausgestoßen wird oder wenn es darum geht, neue Mitglieder aus der Außenwelt für seine Gemeinschaft zu gewinnen.

Grundsätzlich streben primordiale Gemeinschaften eine innere Homogenität an und versuchen tendenziell das Fremde von der Eigengruppe fernzuhalten. Ein weiteres Merkmal primordialer Identität ist die Dämonisierung der Außenwelt, also derjenigen, die nicht zu dieser Gemeinschaft dazu gehören. Fremde sind von der primordialen Gemeinschaft ausgeschlossen, weil sie fundamental anders sind und im Regelfall können diese auch nicht in die Gemeinschaft assimiliert werden. Diese Andersartigkeit wird von der eigenen sozialen Gruppe als Gefahr begriffen. Gerade die Wahrnehmung des Anderen – in unserem Fall des

Württembergers - als Gefährdung für den eigenen sozialen Kontext ist in Baden durchaus anzutreffen. Es sollte allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass diese festgestellte Andersartigkeit der Württemberger für den badischen Landesteil heute wohl kaum als existenzielle Bedrohung wahrgenommen wird und sich somit eher auf den Bereich des Kommunizierens beschränkt. Aber in der Tat werden auf beiden Seiten Feindbilder gezeichnet, um sich voneinander abzugrenzen und die eigene Identität zu bewahren. Die Dämonisierung wird somit zu einem wichtigen Bestandteil primordialer Konstruktion von

Grenzziehung.

Des Weiteren führt Giesen traditionale Formen zur kollektiven Identitätsfindung an. Kennzeichnend für die traditionelle Identitätsbildung sind gesellschaftliche Routinen, das Einhalten bestimmter, oft ungeschriebener Verhaltensregeln und die Traditions- und Brauchtumspflege. Eine gewisse Vertrautheit innerhalb der sozialen Gruppe spielt bei dieser Form der Identitätsbildung eine wichtige Rolle.

Diese traditionalen Formen bedürfen keiner externen Grundlage, sondern ganz im Gegenteil, gerade die Traditionen und Erinnerungen einer Gemeinschaft werden als Kern der kollektiven Identität betrachtet. Damit kann an der eingangs

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formulierten Frage angeknüpft werden, nämlich ob das badische

Sonderbewusstsein vielleicht eine Art Erinnerungsleistung darstellt? Die

kollektive Identität hat in diesem Fall vor allem eine zeitliche Komponente. Von entscheidender Bedeutung ist in diesem Fall allerdings nicht die reale

Kontinuität zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sondern vielmehr der Versuch, die Gegenwart in ein konstruiertes Identitätsmuster einzureihen, um auf diese Weise ein kollektives Bewusstsein von Identität zu schaffen. Das wichtigste Mittel zur Schaffung traditionaler kollektiver Identität ist ein

behauptetes gemeinsames, wie auch immer hergestelltes Konstrukt der Erinnerung. Das bedeutet, dass man sich die Vergangenheit mittels Erinnerung aneignet und zwar im Sinne der eigenen Vergangenheit im

Gegensatz zu den Vergangenheiten anderer. Diese Art der Identitätsbildung wird nicht hinterfragt und keinesfalls in Frage gestellt. Derjenige, der dieser Tradition auf den Grund gehen will, macht sich schnell zum Außenseiter dieser sozialen Gemeinschaft. Traditionale Identitätsbildung ist sehr Gemeinschaft stiftend, obwohl oder vielleicht gerade weil sie oft sachlich nicht begründbar ist. Es geht also um die Herstellung von Gemeinsamkeit und nicht um die Suche nach sachlicher Wahrheit. Die traditionale Gemeinschaft basiert meist auf einem Gründungsmythos, der die Gemeinschaft zusammen brachte.

Auf diesem Wissen beruhend, existieren auch in Baden bestimmte Orte der Erinnerung, an denen zu bestimmten Zeiten der gemeinsamen Vergangenheit gedacht wird. Diese Feiern und Festlichkeiten sind eine Art Veranstaltung der Erinnerung, bestehend aus öffentlichen Reden, Märschen, Trachtenumzügen, Fahnenträgern und Gesängen. In diesem Zusammenhang sollte an das

Badnerlied erinnert werden. An dieser Stelle sollte auch der Aufsatz von Eckhard JOHN „Was ist Badens Glück? Baden-Lieder in der

Südweststaatdebatte 1950/51“12 Erwähnung finden, der sich mit der politischen

12John, 2003, S. 15-38

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wie sozialgeschichtlichen Bedeutung von populärem Liedgut in Baden- Württemberg auseinandersetzt. Seine Ausführungen verdeutlichen die

Bedeutsamkeit des Liedgutes als Identität stiftendes Medium, das zeitgleich der Abgrenzung gegenüber anderen dient. Die traditionelle Form der kollektiven Identität hat häufig lokale Bezüge, was die Thematik der vorliegenden

Abhandlung zeigt.

Ein zweiter wichtiger Bestimmungsfaktor traditionaler Identität ist die Lokalität.

Die traditionale Identität ergibt sich aus einem konkreten lokalen

Zusammenhang und folgt damit keiner abstrakten Gesetzmäßigkeit. Traditionale Identität hat aber auch die Eigenschaft, der Entstehung von Neuem im Wege zu stehen. Und auch hierin findet man einen Berührungspunkt zur eingangs bereits formulierten Frage, ob badisches Identitätsbewusstsein historisch tradierte Wurzeln hat oder eine Neubildung von Identität darstellt. Traditionale

Identitäten stabilisieren somit kulturelle, soziale und regionale Unterschiede.

Neben der Erinnerung und der Lokalität stellt die Personalisierung den dritten Bestimmungsfaktor traditionaler Identitätsstiftung dar. Die schnelle

Entwicklung eines badischen Sonderbewusstseins im 19. Jahrhundert ist

sicherlich u.a. auch auf die Person des Großherzogs von Baden zurückzuführen, der integrierend und für seine Untertanen Gemeinschaft stiftend wirkte. Vor dem Hintergrund der vorliegenden Abhandlung ist natürlich vor allem der Zeitraum nach 1952 bzw. die Zeit nach der Volksabstimmung des Jahres 1970 von besonderem Interesse, denn für das heutige badische Bewusstsein von Identität dürften die Herrscher des einstigen Fürstenhauses von eher

untergeordneter Bedeutung sein. Die letzte Bestimmungsgröße eines kollektiven Bewusstseins von Identität stellt laut Giesen die so genannte universalistische Identitätsbildung dar. Es handelt sich dabei um eine Art religiöser Überzeugung als verbindendes Element der Gemeinschaft. Man unterscheidet hierbei reale Wirklichkeit von einem transzendenten jenseitigen Bereich. Die Form der Grenzziehung und das Verhältnis zu denjenigen, die nicht dieser Gemeinschaft

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angehören, stellen den wesentlichen Unterschied zu den primordialen und traditionalen Gemeinschaften dar. Außenstehende werden als potentielle künftige Mitglieder betrachtet, das heißt, es besteht die grundsätzliche

Möglichkeit des Übertritts zu dieser Gemeinschaft, sofern sich Außenstehende von ihrem Irrglauben bekehren lassen. Außenstehende werden also nicht

dämonisiert, sondern eher als unmündige Wesen betrachtet, die noch nicht vom richtigen Weg überzeugt werden konnten. Folglich neigen universalistische Gemeinschaften zu missionarischer Tätigkeit. Universalistische Formen kollektiver Identität sehen zwischen Vergangenheit und Gegenwart keine

Kontinuität und wollen diese auch nicht herstellen; im Gegenteil, man sagt sich bewusst von der Vergangenheit los. Während traditionale Gemeinschaften sich der Vergangenheit verpflichtet fühlen, streben universalistische Identitätsformen stets nach Veränderung der bestehenden Ordnung, durchaus auch im Sinne revolutionärer Veränderungen. Entgegen der Beharrlichkeit traditionaler Identitäten zeigen universalistische Gemeinschaften die Tendenz zur Wandelbarkeit und zum Fortschritt und sind somit von einem

Sendungsbewusstsein geprägt.

Identität und Identitätsfindung sind gerade in unserer Zeit aktueller denn je. So befasst sich beispielsweise Stefan SEIDENDORF13 schwerpunktmäßig

mit diesen Themenkomplexen. Seidendorf ist Mitarbeiter des deutsch-

französischen Instituts in Ludwigsburg. „Das Deutsch-Französische Institut ist ein unabhängiges Forschungs-, Dokumentations- und Beratungszentrum für Frankreich und die deutsch-französischen Beziehungen in ihrem europäischen Umfeld. Als Plattform für den Dialog von Akteuren beider Länder begleitet und gestaltet es seit mehr als sechzig Jahren die deutsch-französische Kooperation in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Das deutsch-französische Institut verbindet praxisrelevante Forschung mit der gezielten Förderung des grenzüberschreitenden Informations- und Erfahrungsaustausches und schafft so

13 Seidendorf, Europäisierung nationaler Identitätsdiskurse – Ein Vergleich französischer und deutscher Printmedien (Regieren in Europa Bd. 13), Baden-Baden, 2007

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die Grundlage für einen offenen Dialog und eine konstruktive Zusammenarbeit beider Länder im europäischen Kontext. Dank der umfassenden Dokumentation und Archivierung sämtlicher relevanter Materialien zu Frankreich und den

deutsch-französischen Beziehungen ist das dfi in der Lage, Adressaten in Politik, Medien, Verwaltung, Wirtschaft und Verbänden mit wissenschaftlichen

Analysen sowie aktuellen Informationen und Hintergründen beratend bei ihrer Arbeit zu unterstützen.“14 Sein Projekt befasst sich mit dem nationalstaatlichen Aspekt der Identitätsbildung im europäischen Kontext.

Seidendorf vergleicht Presse- und Politikerstimmen zur nationalstaatlichen Identität in Deutschland und Frankreich. Ihm geht es also um Identitätsbildung auf nationaler bzw. staatlicher Ebene, während die vorliegende Arbeit einen regionalen Aspekt von Identitätsbildungen beleuchtet. Auch Seidendorf geht es um die Neu- und Weiterentwicklung von Identitäten und den Einfluss der Existenz der Europäischen Union auf diesen Prozess. Sowohl regionale wie auch nationale Identität sind bedeutsam für die Entstehung demokratischer Legitimität. Für Seidendorf sind Kenntnisse über die Art von

Identitätskonstruktionen die Grundlage für ein besseres Verständnis von Akzeptanz bzw. Nicht-Akzeptanz europäischer Entscheidungen. Diese

Erkenntnisse lassen sich ebenso auf die landespolitische Ebene transformieren, da hier – lediglich auf geographisch kleinerem Raum - die gleichen Prozesse stattfinden. Gibt es überhaupt eine baden-württembergische Identität? Haben die Menschen in diesem Lande ein Gefühl des „baden-württembergisch Seins“ und existiert somit ein baden-württembergisches Identitätsgefühl?

Sicher spielen eine Vielzahl gruppendynamischer Prozesse eine Rolle, die erst eine gemeinsam konstruierte Identität ermöglichen und hervorbringen. Der kulturelle Kontext, vor dessen Hintergrund diese mögliche Neuformierung von Identität stattfindet, ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung. Dabei ist das

14 www.dfi.de/de/DFI/ueber_wir.shtml (23.02.2012)

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Verhältnis eines jeden einzelnen Bürgers von Baden-Württemberg in Bezug auf seinen Landesteil von Interesse.

Pierre MOSCOVICI (1984, 1994, 1998) zeigte die immense Bedeutung der sozialen Rahmenbedingungen, unter denen Menschen aufwachsen und leben auf im Bezug auf die Ausbildung von Identität. Eine Art „Baden-

Württembergisierung“ spielt sich nicht allein auf rein technischer und

administrativer Ebene ab, sondern sie schließt einen Wandel von Einstellungen, Mentalitäten und schließlich von Identitäten mit ein. Es ist zu vermuten, dass gerade in diesem bürokratisch-administrativen Bereich eine Abgrenzung

festzustellen ist und festzustellen bleibt. Ein solches Fortbestehen beispielsweise im Bereich der Verwaltung oder des Vereinswesens könnte somit durchaus als Resistenz bewertet werden bzw. als eine Ausdrucksform in der sich eine

bestimmte Identität widerspiegelt. Doch welches sind die Voraussetzungen für die Existenz einer politischen Identität? Diesbezüglich erinnert Peter GRAF KIELMANSEGG (1996) an drei Identitätskategorien, die für politische Identität charakteristisch sind: die Sprachgemeinschaft, die Erfahrungsgemeinschaft und die Erinnerungsgemeinschaft.

Das Gefühl für ein gemeinsames größeres Staatsgebilde manifestiert sich vermutlich relativ langsam. Die Entwicklungsgeschwindigkeit dürfte u.a. von der Stärke der drei genannten Identitätskategorien abhängig sein. Zwecks Verständigung ist eine gemeinsame Sprachwurzel natürlich primäre

Voraussetzung. Unter der Erfahrungsgemeinschaft ist das gemeinsame

Diskutieren und Beratschlagen über politische Angelegenheiten, Vorhaben und dergleichen zu verstehen. Vor allem die erfolgreiche Erörterung politischer Themen, die durch gemeinsamen Austausch und Kompromisse zustande kommen und somit fruchtbar sind, trägt enorm zur Entwicklung einer

gemeinsamen politischen Identität bei. Die Erinnerungsgemeinschaft fußt vor allem auf dem Bewusstsein einer gemeinsamen historischen Vergangenheit.

Begriffe wie kollektive Identität und Geschichtsbewusstsein treten vor allem

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23

dann in Erscheinung, „...wenn psychosoziale und politische

Orientierungsschwierigkeiten, Krisen und Konflikte die kollektive Praxis prägen...“15 Unter diesem Gesichtspunkt lässt sich somit auch die

Auseinadersetzung um den Südweststaat und seine psychosozialen Folgen begreifen. Für Baden ging es sicherlich primär um den politisch-staatlichen Fortbestand seiner Eigenständigkeit. Aber für die Bevölkerung Badens spielte sicherlich auch die Furcht vor dem Verlust beziehungsweise der Verwässerung kultureller und ethnischer Eigenständigkeit und Zugehörigkeit im Sinne eines Orientierung gebenden Lebensrahmen eine Rolle. Aber auch Einzelpersonen verstehen ihre Gegenwart und Zukunft nicht selten aus der Vergangenheit

heraus, mit der sie sich und ihr Schicksal, im Sinne gegebener Voraussetzungen, eng verknüpft sehen. Dementsprechend werden viele Ressentiments, in unserem Falle gegenüber den Schwaben, dadurch begreiflich, dass man sich mit der eigenen Landesgeschichte sehr stark verwoben sieht, unabhängig davon, ob man die Querelen um die Gründung des Landes Baden-Württemberg 1952 selbst miterlebt hat oder nicht. Denn die Ressentiments beschränken sich schließlich keineswegs nur auf diejenige Generation, welche die Geschehnisse

zeitgenössisch erfahren hat, sondern gerade auch Generationen nach 1952 bzw.

1970, dem Jahr der endgültigen Abstimmung über den Verbleib Badens im neu gegründeten Bundesland. Straub bringt diesen Sachverhalt folgendermaßen auf den Punkt: „Personen verstehen geschichtlich, was ihnen einst widerfuhr und wie sie handelnd zur Welt Stellung nahmen, und sie begreifen nicht zuletzt ihre heutige Lage sowie das, was sie gegenwärtig tun und lassen oder künftig

unternehmen wollen, teilweise eben historisch.“16 Sowohl die Konstruktion wie auch die Subjektivität historischen Bewusstseins wird in den Ausführungen Straubs deutlich. Wirft man einen Blick zurück auf die Gündung des Landes Baden-Württemberg 1952, so wird unschwer festzustellen sein, dass diese Gründung begleitet war von unzähligen Schwierigkeiten, die auf die

15 Straub, 1998, S. 81

16 ebenda, Straub, 1998, S. 82

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unterschiedliche Prägung durch unterschiedliche Traditionsbestände in den Landesteilen zurückzuführen sind. Allein die Frage nach dem Namen des neuen Bundeslandes stellte die Beteiligten vor größte Schwierigkeiten. Zwar konnte Reinhold Maier am 25. April 1952 die erfolgreiche formale Vereinigung der drei Landesteile verkünden, doch noch immer fehlte dem Land ein Name, eine

Verfassung und ein Landeswappen. An Vorschlägen für die Namensgebung des neuen Landes mangelte es wahrlich nicht. Letztlich kristallisierten sich vier mögliche Namen heraus, welche favorisiert wurden. „Bei einer

Probeabstimmung am 26. Februar 1953 erhielt „Schwaben“ die meisten

Stimmen. Es folgten Rhein-Schwaben, Baden-Württemberg, Alemannien. Doch gerade am Namen „Schwaben“ schieden sich die Geister.“17 Bis heute wird die Bezeichnung „Schwabe“ in Baden als eine Beleidigung angesehen. „(...), die Pforzheimer litten jetzt schon unter der Bezeichnung „Dachtraufschwaben“ und in Mannheim würde man gar „gesteinigt, wenn man den Namen Schwaben vorschlägt“. Zudem seien der „Schwäbische Gruß“ und die „Schwabenstreiche“

nur allzu bekannt.“18 All diese Schilderungen verdeutlichen, wie tief die Gräben und wie groß das Misstrauen zwischen den Landsmannschaften waren. Um dem badischen Landesteil nicht das Gefühl der Annexion durch Württemberg zu geben, entschied man sich für den Namen Baden-Württemberg, in welchem der badische Landesteil, nicht nur wegen der alphabetischen Reihenfolge, zuerst genannt wird. Eine Verfassung für das neue Bundesland konnte erst nach achtzehnmonatiger Debatte am 11. November 1953 verabschiedet werden. Das Große Landeswappen wurde erst am 3. Mai 1954 per Gesetz konstituiert und sollte vor allem die Intention verfolgen, die verschiedenen Landsmannschaften und regionalen Kulturräume zu integrieren. Während man in der Namensfrage aus den entsprechenden Motiven und Überlegungen heraus Baden quasi den Vortritt ließ, so konnte sich in Sachen Gestaltung des Landeswappens, welche

17 Setzler, „Ein Symbol so gut wie der Name“: Das Große Landeswappen von Baden-Württemberg, in: Weber, Der deutsche Südwesten, Regionale Traditionen und historische Identitäten, Stuttgart, 2008, S. 191/192

18 ebenda, Setzler, 2008, S .192

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25

vorwiegend auf den Vorschlag der beiden württembergischen Archivdirektoren zurück ging, eher die württembergische Seite durchsetzen. Setzler zweifelt jedoch die Integrationskraft des Landeswappens stark an und glaubt nicht, dass dieses ernsthaft zur Stiftung einer gemeinsamen Identität im neuen Bundesland Baden-Württemberg beigetragen hat. Einen interessanten und aufschlussreichen Beitrag zur Frage der Identitätsbildung bzw. Identitätsstiftung leistet der Aufsatz von Klaus-Jürgen Matz19 über die historische Identität der deutschen

Bundesländer.

Was ist überhaupt Identität stiftend?

Unterschwellig Identität stiftend sind sicherlich auch sämtliche repräsentativen Bauwerke wie Burgen und vor allem Schlösser, von denen in Baden-

Württemberg und in Deutschland überhaupt historisch bedingt eine Vielzahl existiert. Sind es für Württemberg etwa die Schlösser in Stuttgart oder

Ludwigsburg, so sind es für Baden beispielsweise Karlsruhe, Bruchsal, Rastatt, Schwetzingen u.v.m.. In beiden Fällen findet durch die bloße Präsenz und Gegenwärtigkeit eine permanente und somit latente Erinnerung an Zeiten von Macht, Einfluss und Prunk statt, auf welche man sowohl in Baden als auch in Württemberg gerne zurückblickt. Somit ist unser heutiges Bewusstsein von Identität durchaus auch geprägt von Erinnerungen und politischen Zuständen der Vergangenheit. „Akte historischer Sinnbildung sind also alle Handlungen, die in irgendeiner Weise zur Konstruktion und Repräsentation von

Wirklichkeiten führen, die wir als spezifisch historisch auffassen.“20 Die Präsenz dieser Bauwerke ist bis heute nicht nur in den heutigen Machtzentren Stuttgart und Karlsruhe, sondern landauf, landab in vielen kleineren Schlössern und Burgen kleinerer einstiger selbständiger Adelsherrschaften sichtbar. Sie werden damit sowohl Kerne der Erinnerung als auch zu Orten heutiger

Identitätsstiftung.

19 Matz, Über die historische Identität der deutschen Bundesländer, in: Weber, Der deutsche Südwesten, Regionale Traditionen und historische Identitäten, Stuttgart, 2008

20 Straub, 1998, S. 85

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Einen Beleg für die existierende Diskrepanz zwischen der tatsächlichen und der gefühlten Landesgrenze bot die „Tour de Ländle“ des Jahres 2011. Politisch mögen die alten Landesgrenzen zwar keine Rolle mehr spielen, aber in den Köpfen der Bevölkerung ist die alte Landesgrenze zwischen Württemberg und Baden durchaus von emotionaler Bedeutung. So betonte die SWR-

Berichterstattung während der 5. Etappe der „Tour de Ländle“ vom

württembergischen Tettnang ins badische Salem, „dass man im Begriffe sei, die gefühlte Landesgrenze just in diesem Augenblicke überschritten zu haben“21. Die „Tour de Ländle“ wird jährlich von SWR4 und der EnBW veranstaltet. Es handelt sich dabei um eine Freizeitradrundfahrt durch verschiedene Regionen Baden-Württembergs in ursprünglich acht Etappen und einer Strecke von etwa 600 km Länge. Seit 2010 werden in sieben Tagesetappen weniger als 500 km zurückgelegt. Im Vordergrund steht die Freude an der Bewegung und das Gemeinschaftserlebnis. Dem entsprechend ist die Bezeichnung „Tour de

Ländle“ als eine Verballhornung des wichtigsten Radsportereignisses der Welt, der „Tour de France“, zu betrachten. Bei der „Tour de Ländle“ geht es also nicht um sportlichen Ehrgeiz, stattdessen werden die Etappen von einem vielfältigen Rahmenprogramm wie etwa Stadtführungen, Besichtigungen,

Musikveranstaltungen und einem Kinderprogramm begleitet. Die alljährliche Tour wird u.a. von einem SWR4-Radiobus begleitet, aus welchem die SWR4- Reporter zum Teil live berichten. In den Köpfen der Menschen scheint man von einer echten Einheit des Landes offensichtlich weiter entfernt zu sein, als es die Landesregierung nach außen gemeinhin propagiert. Einen wichtigen Beitrag zum Thema Identität und kulturellem Gedächtnis leistet Aleida Assmann.22 Dass das Wissen um Ereignisse aus der Vergangenheit ein wesentlicher

Kristallisationspunkt für die Ausbildung eines Bewusstseins von Identität ist liegt auf der Hand, da die Geschichte Auskunft gibt über die eigene Herkunft

21 SWR-Berichterstattung vom 03.08.2011

22 Assmann, Erinnerungsräume, Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses, München, 2009 (4. Auflage)

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27

und damit nicht zuletzt über die eigene Identität und den politischen Kulturraum zu dem man sich zugehörig fühlt. Nicht zuletzt dient dieses Bewusstsein von Identität auch der Legitimation politischer und staatlicher Ansprüche. Die Genese, Stärke und Bedeutung einer Landesidentität hängt laut Matz von drei entscheidenden Faktoren ab, die zu ganz unterschiedlichen Anteilen in den

Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland wirksam werden. Dabei handelt es sich zum einen um die sog. Ancienität. Das meint das Phänomen, dass, in einem Bundesland Strukturen feststellbar sind, die auf Traditionen des Alten Reiches (Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation) zurückzuführen sind und deren Strahlkraft bis in die Gegenwart reicht. Zum anderen geht es um die

Frage, inwiefern die Strukturen konfessioneller Verteilung in einem Land zur Ausbildung eines spezifischen Landesbewusstseins eine Rolle spielen?

Des Weiteren kann auch eine gemeinsame Resistenzerfahrung zur

Landesidentität beitragen. Landauf landab ist man in der Bundesrepublik darum bemüht, Landesidentität zu stiften. So sind beispielsweise auch die Versuche verschiedener Landesregierungen zu werten. Sowohl der Werbe-Slogan der baden-württembergischen Landesregierung „Wir können alles. Außer

Hochdeutsch“ als auch derjenige der bayerischen Landesregierung „Laptop und Lederhose“ verdeutlichen die Integrationsversuche der Landesregierungen, die häufig auf kultureller Vielfalt beruhenden Landesidentitäten. Mangels einer erfolgreichen Nationalgeschichte in der Bundesrepublik kommt laut Matz den ökonomischen Faktoren eine umso größere Bedeutung bei der Ausbildung von Identität und Systemakzeptanz zu. Matz zeigt auf, „dass Länder, in denen ganz unterschiedliche historische Traditionen und Identitäten zusammengebunden sind, gerade aus diesem vermeintlichen Manko ein spezifisches Profil

entwickeln können.“23 Dies ist sicherlich auch in Baden-Württemberg ein gangbarer Weg, um gemeinsame Landesidentität zu stiften. Matz kommt zu der Erkenntnis, „dass die Mehrzahl der deutschen Bundesländer nicht über einen

23 ebenda, Matz, 2008, S. 206

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gemeinschaftlichen Identitätsstrang verfügt, der weit in die Vergangenheit zurückweist.“24 Neben Bremen und Hamburg weisen vor allem Brandenburg und Sachsen die stärksten historischen, kaum unterbrochenen Traditionsstränge auf. „Das Land (Bayern) ist das einzige überhaupt, das seine Ursprünge bis in vorterritoriale Zeiten, ja bis in die Zeit eines vorkarolingischen Herzogtums zurückverfolgen kann (und) zugleich (...) noch heute in seiner Gestalt dem Willen Napoleons entspricht.“25 Ein Land mit junger, aber starker

Landesidentität stellt das Saarland dar, welches seine Landesidentität vorwiegend aus einer gemeinsamen Resistenzerfahrung speist. Für die Landesidentität Schleswig Holsteins gilt vergleichbares, auch wenn der

Nationalitätenkonflikt in diesem Falle bereits etwas älteren Datums ist und ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Die Bindestrich-Länder verdanken ihre territoriale Zuschneidung den strategischen und politischen Vorstellungen der Siegermächte nach dem Zweiten Weltkrieg. Wäre die Besatzungszeit ohne den Einfluss der Franzosen vonstatten gegangen, dann wären mit großer Wahrscheinlichkeit sowohl die preußische Rheinprovinz als auch die von Napoleon geschaffenen Länder Baden und Württemberg in ihrer ursprünglichen Territorialität erhalten geblieben. Da die Zersplitterung des Alten Reiches, auch in konfessioneller Hinsicht, gerade im deutschen Südwesten am größten war, besitzt auch das Land Baden-Württemberg keinen historischen staatlichen Kern, abgesehen von der Gestalt des alten Herzogtums Württemberg, welches allerdings lediglich ein Drittel des heutigen Bundeslandes ausmacht. Zwecks Identitätsstiftung sieht Matz folglich für Baden-Württemberg die größeren Erfolgsaussichten bei einer Betonung der kulturellen Vielfalt als in einer krampfhaften Betonung einer nicht existierenden Landeseinheit, die wenn überhaupt, ausschließlich aus seiner Wirtschaftskraft heraus resultiert. So erscheint die regionale Vielfalt nicht nur für Baden-Württemberg, sondern für ganz Deutschland einen besonderen Reichtum darzustellen.

24 ebenda, Matz, 2008, S. 208/209

25 ebenda, Matz, 2008, S. 220

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Ein für Baden stark ausgeprägtes Bewusstsein von Identität attestiert auch Hans Georg Wehling26 in seinem Aufsatz über die Genese der politischen Kultur in Baden-Württemberg. Schon aufgrund der unterschiedlichen politischen

Traditionsräume stellte die Gründung des Landes Baden-Württemberg im Jahre 1952 eine schwere Geburt dar. Zu unterschiedlich waren die Einflüsse vor allem in Baden und Württemberg gewesen. „Altwürttemberg hatte gegenüber den Neuerwerbungen ein geradezu chauvinistisch zu nennendes

Überlegenheitsbewusstsein.“27 Es ist durchaus denkbar, dass dieser Sachverhalt die Verhandlungen über die Gründung des Südweststaates beeinflusste und das bereits vorhandene Misstrauen Badens gegenüber dem württembergischen Landesteil zusätzlich verschärfte. Sowohl Badens politische Kultur wie auch dessen Lebensart resultieren aus dem französischen, aber auch aus dem Einfluss der Schweizer Eidgenossenschaft. In Baden entwickelte sich auch eine andere Streitkultur heraus, welche auf seine insgesamt heterogene

Gesamtbeschaffenheit zurückzuführen ist. Württemberg stellte dagegen hinsichtlich politischer und gesellschaftlicher Strukturen ein vergleichsweise homogenes Gesamtbild dar, was die Notwendigkeit von Konflikten und internen Streitigkeiten deutlich verringerte. Der stete Zwang zur Selbstbehauptung führte in Baden andererseits aber auch zu einem stark ausgeprägten

Zusammengehörigkeitsgefühl und Selbstbewusstsein. Nicht von ungefähr kommt die Verärgerung des Badeners, wenn er außerhalb Baden-Württembergs auf Speisekarten das Tannenzäpfle der badischen Rothaus-Brauerei unter der Rubrik „Schwäbische Gerichte und Getränke“ wiederfindet. Macht man den Restaurantbetreiber auf diesen Lapsus aufmerksam, so darf man sich über ein erstaunten Blick oder gar Unverständnis nicht wundern. „Das „Tannenzäpfle“

gilt beispielsweise in den Szene-Vierteln Berlins, in denen es tatsächich gerne getrunken wird als „schwäbische Spezialität“. Lokale werben mit „schwäbischer

26 Wehling, Die Genese der politischen Kultur Baden-Württembergs, in: Thierfelder / Uffelmann, Der Weg zum Südweststaat, Hrg. Landeszentrale für politische Bildung, Stuttgart, 1991

27 Wehling, 1991, S. 325

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30

Küche“ und „schwäbischen Bieren wie Tannenzäpfle“, an Theken wird „das leckere Bier aus dem Schwabenland“ bestellt, auf Speisekarten steht das

„Tannenzäpfle“ direkt unter den „schwäbischen Spätzle“ und den

„schwäbischen Maultaschen“ und wer den Wirt oder Pächter einnes Lokals auf den Fauxpas anspricht, der erntet verständnislose Blicke nach dem Motto:

Schwaben oder Baden, wo ist da der Unterschied? Wir sehen also: Der überaus rührige „Bund Freiheit statt Baden-Württemberg“ hat noch viel Arbeit vor sich.

Unser Vorschlag: Die staatliche Rothaus-Brauerei wird dazu überredet, das beliebte Bier in „badisches Tannenzäpfle“ umzubenennen.“28

Dieses Beispiel verdeutlicht, dass der Blick auf Baden-Württemberg von außen nicht nur ein gänzlich anderer ist, sondern auch dem realen inneren sozialen Gefüge nicht entspricht. Der Baden-Württemberger, allen voran der Badener, legt einen ganz ausdrücklichen Wert darauf, in welchem Landesteil er zu Hause ist. In parteipolitischen Auseinandersetzungen wird dieser Sachverhalt bisweilen bis auf den heutigen Tage sichtbar. Selbst nach vierzig Jahren Baden-

Württemberg stellt Wehling die Frage, „ob der Bindestrich-Charakter des neuen Landes je überwunden werden könne“29. Und auch anlässlich des

bevorstehenden sechzigjährigen Landesjubiläums im Jahre 2012 drängt sich weiterhin die Frage auf, ob der Bindestrich im Namen des Bundeslandes, vielleicht nicht doch eher einen Trennungsstrich, zumindest in den Köpfen der Menschen, darstellt. Auch die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland im Jahre 2006 hat nur zu deutlich offengelegt, dass in Deutschland keine

gesamtdeutsche Identifikationsinstanz vorhanden ist. Die Nationalelf und Jürgen Klinsmann als Bundestrainer haben quasi für vier Wochen in Sachen

Identifikation die Funktion früherer Kaiser, Könige, Großherzöge und Herzöge und anderer Machthaber erfüllt. Für die Stiftung von Identität ist es dabei nicht entscheidend, ob es den Menschen unter der einen oder anderen Herrschaft gut oder schlecht, besser oder schlechter ging, sondern um die bloße Symbolik einer

28 „Schwaben-Bier“, Badische Neueste Nachrichten, vom 13.03.2011, S. 2

29 ebenda, Wehling, 1991, S. 324

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31

solchen Herrschergestalt als einer Art kollektiver Instanz, die allen Untertanen einen Orientierungsrahmen bot. Entscheidend ist die Tatsache bzw. die Existenz etwas Gemeinsamen und nicht deren Bewertung. Francois Etienne30 und Hagen Schulze befassen sich intensiv mit der Thematik der Erinnerungskultur und der Entstehung von Erinnerungsorten der Geschichte, welche als

Kristallisationspunkte des kollektiven Gedächtnises fungieren und im Laufe der Zeit durchaus einen Bedeutungswandel erfahren. Diese Wandelbarkeit der Bedeutung verschiedener Erinnerungsorte könnte auch für die Entstehung und Entwicklung badischer Identität eine Rolle spielen, da sich die badische Identität nach der letzten Volksabstimmung des Jahres 1970 unter Umständen zusätzlich aus anderen Quellen speist beziehungsweise sich um andere

Kristallisationspunkten gruppiert und somit einen Wandel im Bezug auf ihre historischen Bezugspunkte erfahren hat. Folglich spricht einiges dafür, dass das badische Bewusstsein von Identität insbesondere nach 1970 eine neue Tradition darstellen könnte.

Der Volkskundler Hermann BAUSINGER hat sich in seinen Forschungen besonders der Landesteile Baden-Württembergs angenommen. So stellt er unzweifelhaft fest, das es durchaus Differenzen zwischen Württemberg und Baden gibt und dass es sich hierbei keineswegs um ein unbeschwertes

Verhältnis handelte. Dies verdeutlicht vor allem der Städtezusammenschluss von 1972 zwischen dem badischen Villingen und dem württembergischen Schwenningen, der als Paradebeispiel für die Einheit des Landes dienen sollte.

Somit wurde Villingen-Schwenningen zum pars pro toto – allerdings weniger Einheit stiftend als vielmehr trennend. Dieser Zusammenschluss im Kleinen verdeutlicht entgegen den Erwartungen keine Einheitlichkeit des Landes, sondern verweist vorwiegend auf Schwierigkeiten, Probleme und mentale Resistenzen zwischen beiden Bevölkerungsgruppen. So ist es beispielsweise in über 30 Jahren, und damit bis heute, den Verantwortlichen nicht gelungen eine

30 Etienne/Schulze, Deutsche Erinnerungsorte Bd. 3, München, 2001

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32

gemeinsame Telefonvorwahl einzurichten. Auch im kulturellen Bereich

herrschen bis heute kurios anmutende Zustände - vor allem wenn man sich die Organisation der örtlichen Sportvereine genauer betrachtet. So ist es Vereinen aus Villingen formal nicht möglich, Wettkämpfe gegen das benachbarte Schwenningen zu bestreiten, während man sich in Schwenningen wie selbstverständlich zum Leistungsvergleich auf die Reise bis nach

Tauberbischofsheim begibt. Der Grund für dieses Phänomen liegt darin, dass die örtlichen Vereine getrennten Dachorganisationen des Sports angehören. Von außen betrachtet, so konstatiert Bausinger, wird im Bezug auf die

Südwestdeutschen Ländereien keine Binnendifferenzierung vorgenommen.

Alles südlich des Maines wird als Schwaben bezeichnet. Und so machte man sich bereits zur Zeit des Norddeutschen Bundes über die Schwaben in Form von Witzen lustig. Dieses Nord-Süd-Gefälle ging vor allem von Sachsen aus. Somit wurden die Schwaben quasi zur Zielscheibe der Kritik seitens der nördlichen Provinzen Deutschlands. Auf Grund der aufgeklärten Kultur am Karlsruher Hof, ist man dort von derartigem Spott verschont geblieben. Ebenso bot der

pfälzische Hof in Mannheim wenig Angriffsfläche für Häme. Die Schwäbischen Wanderrouten Gustav Schwabs führten ebenso durch badische Gebiete. An dieser, territorial betrachtet, nicht korrekten Bezeichnung nahm allerdings niemand Anstoß. Zu einer schwäbischen Selbststilisierung kam es erst nach der Neugründung der beiden Staaten zu Beginn des 19. Jahrhunderts und man legte wieder größeren Wert auf die entsprechenden Benennungen. Die Bezeichnung württembergisch bzw. Württemberg wurde in der zweiten Hälfte des

19. Jahrhunderts zunehmend verdrängt und an deren Stelle rückte zusehends der Begriff Schwaben bzw. schwäbisch. Insbesondere die einfachen Leute des neu entstandenen Königreiches bezeichneten sich eher als Schwaben und nicht als Württemberger. Die Bezeichnung Schwabe ist quasi eine Art Sammelbegriff, während sich der Begriff „Württemberger“ in der amtlichen Bürokratie wiederfindet und tendenziell auf die Oberschicht abzielte.

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33

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Länder Württemberg, Hohenzollern und Baden durch die Alliierten in Besatzungszonen aufgeteilt. Diese

Zwangseinteilung erwies sich als unbeabsichtigte Voraussetzung für eine spätere Vereinigung der drei genannten Länder. Allerdings löste der geplante

Südweststaat erheblichen Widerstand vor allem im französisch besetzten Südbaden aus. Da die wirtschaftliche Lage gerade in Südbaden von besonders großer Not gekennzeichnet war, ist es alles andere als selbstverständlich, dass sich gerade hier ein derartig hartnäckiger Widerstand gegen die

Zusammenlegung der Länder formierte. In der Hoffnung auf eine bessere Gesamtsituation wäre es durchaus auch denkbar gewesen, dass man sich

bereitwillig einem größeren gemeinsamen Staatsgebilde angeschlossen hätte. In diesem Zusammenhang spielten allerdings Ressentiments eine ebenso große Rolle wie rationale Überlegungen. So formuliert Bausinger pointiert,

dass „man Stuttgart fast noch weniger traute als den französischen Militärs“.31 In Baden pochte man gerade deshalb auf die Eigenständigkeit und damit auf die Wiederherstellung des alten Landes, weil diese Lösung auch als traditionell verstanden wurde. Das Argument der Autonomie war nicht spezifisch badisch, da man sich in der Nachkriegszeit in ganz Deutschland auf das eher

Kleinräumige zurückbesann, weil gerade während der NS-Zeit regionale Besonderheiten dem nationalen Ganzen zum Opfer fielen und somit ein rein organisatorisches Dasein fristeten. „Von historischer Wirklichkeit ist immer dann die Rede, „wenn es um Zustände und Umstände, Verhältnisse und Ereignisse geht, die in ihrer Gewordenheit und / oder in ihrem Werdegang thematisiert werden.“32 Für Straub ist das historische Bewusstsein eine

Konstruktion von Wirklichkeit. In Folge dessen spielt auch hier wiederum das subjektive Moment eine entscheidende Rolle. So betrachtet ist Geschehenes, also die Vergangenheit, nicht als endgültig abgeschlossen zu betrachten, da künftige Generationen über ein und denselben Sachverhalt der Vergangenheit

31 Bausinger, 2002, S. 83

32 ebenda, Straub, 1998, S. 86/87

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34

einen anderen Blickwinkel einnehmen werden und ganz andere äußere

Rahmenbedingungen zur Reflexion zur Verfügung haben werden. Daher geht Straub von der Annahme aus, dass historisches Bewusstsein „nicht

unterscheidet, ob solche Konstruktionen (...) auf unbewusste, vorbewusste oder bewusste Vorgänge im Subjekt zurückzuführen sind, ob sie kognitiv

anspruchsvoll oder weniger anspruchsvoll sind, rational oder irrational,

emotional bewegt, moralisch konnotiert oder eher nüchtern gehalten (sind).“33 Neben vielen anderen Traditionsbeständen spielte in Baden auch die

Orientierung an der katholischen Konfession eine wichtige Rolle für das badische Selbstverständnis. Der sentimental aufgeladene Begriff der Heimat, welcher hier ins Spiel gebracht wird, ist an und für sich nichts Ungewöhnliches.

„Was im Falle Badens allerdings tatsächlich als ungewöhnlich zu bezeichnen ist, ist die Energie und Durchschlagskraft, mit der man den Heimatbegriff auf ganz Baden – also auch auf den nordbadischen Landesteil, welcher in der

amerikanischen Zone lag – ausdehnte.“34 Da Karlsruhe als ehemalige Hauptstadt des Großherzogtums in dem von Amerikanern besetzten Landesteil lag, verstand von nun an „Freiburg sich als Sprachrohr und Treuhänderin des gesamten

badischen Volkes im Sinne der Grenzen des Großherzogtums und damit auch als Interessensvertreterin der badischen Bevölkerung im neu entstandenen Land Württemberg-Baden.“35 Im ersten Kabinett Württemberg-Badens saßen

mehrheitlich schwäbische Minister. Durch eine Weisung seitens der amerikanischen Besatzer sollte das bestehende Ungleichgewicht behoben werden. Im April 1952 war es dann soweit – die Landesteile wurden vereinigt und es dauert nicht lange, bis man der Gründung Baden-Württembergs einen Geburtsfehler attestierte. Diese Wahrnehmung erklärt sich aus folgender Tatsache: In der neuen Regierung war nur je ein Vertreter aus Südbaden und Südwürttemberg-Hohenzollern als Minister vorgesehen, so dass die

33 ebenda, Straub, 1998, S. 92

34ebenda, Bausinger, 2002, S. 84

35ebenda, Bausinger, 2002, S. 84/85

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35

Proportionen zwischen den Landesteilen nicht stimmten. Die Wirkung dieser Tatsache war höchst bedenklich, da sie v.a. in Südbaden den Widerstand gegen den Südweststaat forcierte. „Die Bevölkerung Südbadens sah in der Stuttgarter Regierungsbildung all ihre Befürchtungen bestätigt. Die Basler National-Zeitung sprach sogar von einer Vergewaltigung Badens.“36

Mit dem Regierungswechsel und Gebhard Müller (FDP) als neuem Ministerpräsidenten kam es zu einer ausgeglicheneren Besetzung der

Regierungsämter und damit zu einer allmählichen Befriedung zwischen den alten Ländern.

Wenn wir einen Blick auf die alten Länder werfen, dann können wir sofort folgendes feststellen: Dem liberalen Großherzogtum stand ein konservatives Königreich gegenüber. Der Ausgewogenheit wegen muss man aber auch fragen dürfen, wie liberal das Großherzogtum Baden und andererseits wie konservativ das Königreich Württemberg wirklich war? Im Zusammenhang mit der liberalen badischen Tradition sind aus heutiger Sicht die Leistungen und Kerne der

Erinnerung an diese Leistungen für das badische Selbstverständnis von großer Bedeutung. Die Revolution von 1848/49 zeigt einen deutlichen

Mentalitätsunterschied. „Baden war unbestritten ein Kern der revolutionären Geschehnisse, während es in Württemberg offenbar keine Revolution gegeben haben soll.“37 Hier sollte allerdings erwähnt werden, dass es auch in

Württemberg liberale Elemente gegeben hatte. Der stark verbreitete Pietismus in Württemberg hat sicher einen Einfluss auf die Mentalität der Menschen

ausgeübt, aber er allein reicht bestimmt nicht als Erklärungsmuster aus.

„Dennoch sollen zur württembergischen Eigenart ein Mangel an offener Geselligkeit sowie eine gewisse verhockte Selbstzufriedenheit zählen. Des Weiteren spricht man gerne von der württembergischen Prüderie, einer übertriebenen Sparsamkeit und einer demonstrativen Frömmigkeit.“38

36 ebenda, Bausinger, 2002, S. 96

37 ebenda, Bausinger, 2002, S. 149

38 ebenda, Bausinger, 2002, S. 146/147

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36

Man sollte auch hier wieder erwähnen, dass die eben beschriebenen

Verhaltensweisen durchaus auch im badischen Landesteil anzutreffen sind. Die kulturelle Vielfalt, die in Baden-Württemberg anzutreffen ist, hat ihre Wurzeln in vornapoleonischer Zeit. In Deutschland gab es eine Vielzahl von Territorien, die weitgehende Hoheitsrechte besaßen. „Es gab über tausend Territorien. Am dichtesten war die territoriale Zerstückelung im Südwesten, wo etwa

sechshundert Herrschaftsgebiete existierten. Ein Beispiel: Das Herzogtum Württemberg war mit 10.000 Quadratkilometern etwa 500 Mal so groß wie das Gebiet der Reichsstadt Bopfingen und 1000 Mal so groß wie das Territorium mancher ritterschaftlichen Dörfer. Über die politischen Zustände und die

Lebensart der Bewohner entschied aber nicht nur die Größe eines Territoriums, sondern auch die Form der Herrschaft, die wirtschaftliche, religiöse und

kulturelle Ausrichtung.“39 So überquert man in den meisten Teilen des heutigen Landes Baden-Württembergs innerhalb sehr kurzer Zeit einige ehemalige

Grenzen früherer Territorien. Aufgrund dieser Gegebenheiten erscheint es unmöglich, dem neugeschaffenen Bundesland von heute auf morgen eine

gemeinsame Identität zu verordnen. Dies ist aufgrund unterschiedlichster lokaler Besonderheiten nicht ohne weiteres möglich. Wehling sieht zwar durchaus die Möglichkeit, dass „auch Staatsneugründungen auf Dauer ein eigenes

Zusammengehörigkeitsgefühl und eine eigene politische Kultur entwicklen können.“40 Ein solches Zusammengehörigkeitsgefühl kann man aber nicht

erzwingen und schon gar nicht von staatlicher Seite versuchen zu verordnen. „In einem demokratischen Staat ist heute vor allem Behutsamkeit gefragt, die

regionale und lokale Besonderheiten anerkennt, ja geradezu pflegt. Eine gemeinsame neue politische Kultur muss vorsichtig darübergelegt werden.“41 Man könnte es auch so formulieren, dass alte gewachsene Strukturen unter der

39 ebenda, Bausinger, 2002, S. 178/179

40 ebenda, Wehling, 1991, S. 326

41 ebenda, Wehling, 1991, S. 326

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