• Keine Ergebnisse gefunden

Anlage zur Pressemitteilung: Merkblatt "Psychotrope Substanzen

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Anlage zur Pressemitteilung: Merkblatt "Psychotrope Substanzen"

Copied!
5
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Merkblatt „Psychotrope Substanzen“

Pressekonferenz: 15. DPT

1. Amphetamine oder -derivate

Methylphenidat (z. B. Medikinet®, Ritalin®, Concerta®)

Zugelassen für: Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS), Narkolep- sie

Primäre klinische Wirkung: Besserung der Aufmerksamkeitsfokussierung und hyperkinetischen Aktivität bei ADHS

Wirkung bei gesunden Probanden: Probanden, die Methylphenidat einnehmen, berichten über eine subjektive Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit. Trotz mehrerer Studien konnte weder bezüglich einmaliger Einnahme noch bezüglich der Langzeiteinnahme ein konsistenter Nachweis der objektiven Wirksamkeit in Bezug auf Vigilanz, Konzentrationsfähigkeit oder Gedächtnisverbesserung bei gesunden Probanden erbracht werden. Den Studien, die positive Effekte auf das Gedächtnis berichten, stehen Befunde gegenüber, nach denen sogar von einer Verschlechterung der Gedächtnisleistungen auszugehen ist. Zudem zeigen sich vereinzelte Hinweise, dass es zu einer Steigerung der Impulsivität (mehr Flüchtigkeitsfehler) in der Bearbei- tung kommen kann.

Nebenwirkungen: Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Magen-Darm- Beschwerden, Erhöhte Neigung zu Krampfanfällen , Herzrhythmusstörungen, Risiko einer Abhängigkeitsentwicklung, Wachstumsverzögerungen bei Kindern

(2)

Modafinil (z. B. Vigil®)

Zugelassen für: Narkolepsie, Schlafapnoesyndrom (trotz erfolgreicher nasaler Überdruckbehandlung (CPAP-) Behandlung)

Primäre klinische Wirkung: Erhöhung der Vigilanz und motorischen Aktivität bei Narkolepsie und Schlafapnoe

Wirkung bei gesunden Probanden: Zunahme von Vigilanz und Aufmerksamkeit („Wachmacher“). Es werden zudem Effekte auf Reaktionszeit, Arbeits- und episodi- sches Gedächtnis und Entscheidungsvermögen diskutiert, wobei widersprüchliche Ergebnisse vorliegen. Diese betreffen v. a. die sporadische Einnahme des Medika- ments. Es zeigten sich vereinzelte Hinweise zur Überschätzung der eigenen kogniti- ven Leistungsfähigkeit nach Modafinil-Einnahme bei längerem Schlafentzug. Die Ef- fekte einer Langzeiteinnahme sind unklar.

Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Nervosität, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Angst, Schlaflosigkeit, Benommenheit, Parästhesien

2. Antidementiva

Nootropika und ihre Derivate, z. B. Donepezil (Aricept®), Glantamin (Reminyl®) oder Piracetam (Piracebral®)

Zugelassen für: demenzielle Erkrankungen

Primäre klinische Wirkung: Verzögerung der Symptomprogression einer demen- ziellen Erkrankung; Verbesserung von Gedächtnis-, Konzentrations- und Aufmerk- samkeitsleistungen bei demenziellen Erkrankungen (diese klinischen Wirkungen sind bei vielen Präparaten umstritten)

Wirkung bei gesunden Probanden: Eine nicht replizierte Studie zeigt verbessertes Entscheidungsverhalten in komplexen Situationen, eine weitere zeigt eine Verbesse- rung des episodischen Gedächtnisses. Zwei Studien weisen auf verschlechterte

(3)

Leistungen im episodischen Gedächtnis und Arbeitsgedächtnis hin. Darüber hinaus gibt es bislang keine gesicherten Erkenntnisse zur Wirksamkeit an gesunden Pro- banden.

Nebenwirkungen (exemplarisch für Donepezil): Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Schwindel, Appetitlosigkeit, Diarrhö, Übelkeit, Erbrechen, Muskelkrämpfe, Harninkon- tinenz, Ausschlag, Juckreiz, Synkopen, Halluzinationen, Erregungszustände, ag- gressives Verhalten

3. Antidepressiva

Diverse Substanzen, typischerweise aus der Klasse der SSRI, z. B.

Fluoxetin (Fluctin®, Prozac®), Paroxetin (Seroxat®, Paroxat®), Escitalopram (Cipralex®), oder SNRI z. B. Venlafaxin (Trevilor®)

Zugelassen für: depressive Erkrankungen, Angsterkrankungen, andere psychische Störungen (je nach Präparat unterschiedliche Zulassungen)

Primäre klinische Wirkung: Stimmungsaufhellung und Antriebsverbesserung bei depressiven Erkrankungen und Angsterkrankungen

Wirkung bei Gesunden: Bislang keine gesicherten Erkenntnisse. Repantis (2009) kommt in seiner äußerst ausführlichen Literaturübersicht zu dem Schluss, dass es

„nur wenige Anhaltspunkte für die Annahme gibt, dass Antidepressiva sich bei länge- rer Einnahme auf die Stimmung gesunder Menschen auswirken könnten“.

Nebenwirkungen (exemplarisch für Fluoxetin): Appetitlosigkeit, Übelkeit, Diarrhö, Erbrechen, Schwitzen, innere Unruhe und Agitiertheit, Schlafstörungen, Kopfschmer- zen, Tremor, Schwindel, Zwangsgähnen

Sonderfall Atomoxetin (z. B. Strattera®)

Zugelassen für: Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS)

(4)

Primäre klinische Wirkung: Besserung der Aufmerksamkeitsfokussierung und hyperkinetischen Aktivität bei ADHS

Wirkung bei gesunden Probanden: Bislang liegen keine Studien an gesunden Probanden vor.

Nebenwirkungen: verminderter Appetit, Mundtrockenheit, Übelkeit, Schlafstörun- gen, Hitzewallungen, abdominale Beschwerden, vermehrtes Schwitzen, Schwierig- keiten beim Harnlassen. Das Präparat steht seit 2005 unter gesonderter Beobach- tung, nachdem im Rahmen einer klinischen Studie eine erhöhte Tendenz zu suizida- len Verhaltensweisen (mit erfolgtem Suizid) bei Jugendlichen festgestellt wurde.

4. Beta-Rezeptoren-Blocker

z. B. Metoprolol (Beloc®), Bisoprolol (Concor®), Atenolol (Atenil®)

Zugelassen für: Bluthochdruck, Herzerkrankungen und Migräne-Attacken

Klinische Wirkung: Blutdrucksenkung, Verlangsamung der Herzfrequenz

Wirkung bei Gesunden: Senkung der Herzfrequenz, Blutdrucksenkung, Linderung von Nervositätssymptomen

Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Durchblutungsstörungen, unerwünschter Blut- druckabfall, Schwindel

(5)

Literatur

Benkert, O. & Hipius, H. (2007). Kompendium der Psychiatrischen Pharmakothera- pie, 6. Auflage. Berlin: Springer.

Bundesärztekammer (2007). Medikamente – schädlicher Gebrauch und Abhängig- keit. Leitfaden für die ärztliche Praxis. Köln: Deutscher Ärzteverlag.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Bundesministerium für Gesundheit (Hrsg. 2009). Drogen- und Suchtbericht Mai 2009. Berlin: BMG.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung (2008). Eckpunkte zur Anwendung von Methylphenidat bei der Behandlung des Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperak- tivitätssyndroms. www.bmg.de

Rote Liste 2009. Arzneimittelverzeichnis für Deutschland. Aulendorf: Editio Canter.

Förstl, H. (2009). Neuro-Enhancement. Nervenarzt 80:840–846.

Galert, T., Bublitz, C., Heuser, I., Merkel, R., Repantis, D., Schöne-Seifert, B. & Tal- bot, D. (2009). Das optimierte Gehirn. Gehirn & Geist 11/09. Spektrum der Wissenschaft.

Schwabe, U. & Paffrath, D. (Hrsg.). Arzneiverordnungsreport 2008 und der Vorjahre.

Heidelberg: Springer.

Normann, C. & Berger, M. (2008). Neuroenhancement: status quo and perspectives.

Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci 258 (Suppl 5) 110-114.

Repantis, D. (2009). Die Wirkung von Psychopharmaka bei Gesunden. In A. Wienke, W. Eberbach, H.J. Kramer & K. Janke (Hrsg.): MedR Schriftenreihe Medizin- recht: Die Verbesserung des Menschen. Tatsächliche und rechtliche Aspekte der wunscherfüllenden Medizin. Berlin: Springer

Soyka, M. (2009). Neuro-Enhancement aus suchtmedizinischer Sicht. Nervenarzt 80, 837-839.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Auch wir halten die Anlage einer PEG-Sonde zur Entlastung für eine gute Möglichkeit zur Symptomkon- trolle rezidivierenden Erbrechens bei Patienten mit ga-

Gegen Übelkeit und Erbrechen als Nebenwirkung(en) einer Opioidtherapie wird nach acht bis zehn Tagen eine Toleranz entwickelt, das heißt eine antiemetische Begleittherapie ist

Befragt man den „Kollegen" Com- puter Internist-I (4)*), dann lassen sich etwa 230 Krankheiten — mehr als ein Drittel aller gespeicherten Diagnosen — mit dem Symptom

Wenn nun aber einzelne Stimmen für die eigene Praxis extrem niedrigere In- zidenzen für sich reklamieren oder gar behaupten das Problem aus eigenem Erleben nicht zu kennen, dann

Damit wird deutlich, dass bei einem Risikokollektiv mit einer Ein- zelbehandlung allein niemals eine zu- friedenstellende Reduktion der PONV- Inzidenz (zum Beispiel unter 10 Pro-

So wird bei ei- ner Behandlung mit Cisplatin in bis zu 73 Prozent der Fälle, bei weniger emetogenen Sub- stanzen bei 85 Prozent und un- ter einer Strahlentherapie so- gar bei 97

Schwindel, Kopfschmerz, Müdigkeit, trockener Husten, Muskelkrämpfe, Hypotonie, orthostatische Hypotonie, Schwächegefühl, Übelkeit oder andere meist vorübergehende

Übelkeit und Erbrechen unter einer Chemotherapie gehören nach wie vor zu den am stärksten belastenden Symptomen und sind letztlich ein häufiger Grund dafür, dass eine