A2186 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 42⏐⏐17. Oktober 2008
A K T U E L L
Die weltweit erste Transplantation von zwei kompletten Armen am 26.
Juli im Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München verläuft besser als erwartet. Die Hei- lung laufe „erstaunlich gut“, berich- teten die behandelnden Ärzte vor der Presse. Es seien bisher keine Ab- wehrreaktionen nachgewiesen wor- den. Wenn sich alles weiterhin so gut entwickelt, soll der Patient in vier bis sechs Wochen entlassen werden.
Zu den besonderen klinischen Herausforderungen der Operation gehörte, dass es sich bei den Trans- plantaten um Gewebe handelte, das aus verschiedenen, immunologisch reagierenden Komponenten wie Haut und Knochenmark bestand. Immun- kompetente Zellen in der Haut könn- ten eine starke Wirt-gegen-Trans- plantat-Reaktion auslösen, während das Knochenmark in den Röhrenkno- chen der beiden Arme zugleich ei- ne Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion auslösen könne, berichtete der Leiter der Transplantationsabteilung, Priv.- Doz. Dr. med. Manfred Stangl. Die immunsuppressive Therapie, beste- hend aus Thymoglobulin, Prograf, Cellcept, Cortison sowie Protopic- Salbe, kombiniert daher die Stan- dards der medikamentösen Behand- lung nach einer Organ- sowie nach ei- ner Knochenmarktransplantation.
Das Immunmonitoring erfolgt engmaschig und umfasst Hautbiop-
Der Marburger Bund (MB) hat in Kooperation mit dem Alumni-Club der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Allianz-Private-Kran- kenversicherung vom 4. bis 5. Okto-
ber erstmalig die Berufsorien- tierungsmesse „DocSteps“ aus- gerichtet. Mehr als 1 300 Nachwuchsmediziner besuch- ten die Veranstaltung. „Ich bin vom enormen Zuspruch der vielen Medizinstudenten und Klinikärzte regelrecht begeis- tert“, sagt Rudolf Henke, erster Vorsitzender des MB. Der Kongress bot neben einem umfangreichen Vortragsprogramm auch Raum für mehr als 40 Aussteller, sich als po- tenzielle Arbeitgeber zu präsentie-
ren. Inhaltlich befassten sich die Se- minare mit Arbeits- und Einkom- mensbedingungen in deutschen Kli- niken, Karriereoptionen für Medi- ziner sowie alternativen Berufsfel- dern und dem Arbeiten im Ausland.
Nicht nur aufgrund der positiven Resonanz der Nachwuchsärzte war
„DocSteps“ aus Sicht der Veranstal- ter ein großer Erfolg. Der Marbur- ger Bund konnte auch mehrere Hundert neue Mitglieder aus den Reihen der teilnehmenden Studie- rende und Ärzte gewinnen. Mei
Zahl der Woche
229
Abtreibungen in der 23. Schwangerschaftswoche oder später wurden 2007 vorgenommen. Das ist die höchste Zahl an
Spätabtreibungen seit der Neuregelung des § 218 im Jahr 1995.
Foto:MB
Rund 1 300 Nach- wuchsmediziner kamen zur Messe
„DocSteps“ nach Berlin.
MARBURGER BUND
Karrieremesse ein großer Erfolg
sien, HLA-Typisierungen, Antikör- perbestimmungen und die Zellakti- vierung. Nachdem bisher keine Ab- wehrreaktionen nachgewiesen wur- den, konnte die Dosierung der immunsuppressiven Therapie kon- tinuierlich reduziert werden. Mit Abwehrreaktionen müsse jedoch wei- terhin gerechnet werden, hieß es.
Ein Ziel der Behandlung ist es, die Regeneration der Nerven zu fördern und eine Degeneration der Muskula- tur zu verhindern. Dafür absolviert der Patient täglich ein umfangreiches Programm mit Krankengymnastik und Elektrostimulation der Muskula- tur. Mithilfe einer speziellen neuro- kognitiven Therapie soll er „lernen“, dass er wieder Arme hat. Ob die Re- generation der Nerven Erfolg gehabt hat, lässt sich frühestens in anderthalb bis zwei Jahren sagen, da die Axone nur etwa einen Millimeter pro Tag in das Transplantat einwachsen. sto
Foto:dpa
ARMTRANSPLANTATION
Heilung macht enorme Fortschritte
Spürt schon ein leichtes Kribbeln im Unterarm:
Der 54-jährige Karl Merk ist zurzeit aber noch auf ein eigens konstruiertes Trägergestell angewiesen.