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Archiv "Klinische Umweltmedizin: Schlusswort" (05.12.2008)

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864 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 49⏐⏐5. Dezember 2008

M E D I Z I N

Umfassende Literatur

Ich kann die Ansicht nicht teilen, dass immunologische Testverfahren keine Bedeutung in der Differenzialdia- gnostik bei umweltmedizinischen Patienten haben. Eine anamneseorientierte Allergiediagnostik erspart häufig das nachfolgende „doctor hopping“ und erhebliche Kosten.

Die Autoren merken an, dass der Lymphozytentrans- formationstest (LTT) „zum jetzigen Zeitpunkt in seiner Aussagekraft nicht ausreichend ist“. Als Quelle wird die Stellungnahme des Robert-Koch-Institutes aufgeführt.

Richtig ist, dass der LTT bei methodischer Sorgfalt und laborinterner Validierung eine Typ-IV-Sensibilisierung nachweist. Für viele Allergene gibt es eine umfassendere Literaturlage als für den Epikutantest. Professor Merk von der RWTH Aachen hat schon 2004 betont, dass in-vitro- Tests bei toxischen und sensibilisierenden Substanzen eine wichtige Alternative darstellen (1). Der LTT auf phar- makologische Substanzen wurde nach Erscheinen zahlrei- cher positiver Arbeiten in die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (DGAI)-Richtlinie zur Diagnostik von Medikamentensensibilisierungen aufge- nommen (2). Das RKI hat lediglich richtigerweise festge- stellt, dass der LTT als Labortest nicht die aktuelle klini- sche Manifestation der Sensibilisierung zeigen kann, sich hier aber nicht vom IgE-RAST oder auch Hauttestungen unterscheidet. Die Diagnosestellung „Allergie“ bleibt dem Arzt unter Zuhilfenahme der Sensibilisierungstests vorbe- halten. Es ist unverständlich, dass der LTT zum Sensibili- sierungsnachweis auf Substanzen empfohlen wird, solange sie in einem Medikament verarbeitet sind, nicht aber, wenn der Kontakt anderweitig stattfindet. Und warum können die im gleichen Speziallabor durchgeführten Verfahren ei- ne Sensibilisierung nachweisen, wenn sie vom Allergolo- gen angewendet werden, nicht aber, wenn sich ihrer ein Umweltmediziner bedient? Auch zum Umweltmediziner kommt ein Patient mit dem Anspruch, dass dieser sein Be- schwerdebild umfassend betrachtet und untersucht.

DOI: 10.3238/arztebl.2008.0864a

LITERATUR

1. Merk KH: Allergische Berufsdermatosen, Stellungnahme zur In-vitro-Dia- gnostik. Hautarzt 2004; 55: 31–4.

2. Pichler WJ, Tilch J: The lymphocyte transformation test in the diagnosis of drug hypersensitivity. Allergy 2004; 59: 809–20.

Dr. med. Volker von Baehr Institut für Medizinische Diagnostik Nicolaistraße 22, 12247 Berlin E-Mail: v.baehr@IMD-Berlin.de

Schlusswort

Die Autoren danken Herrn Dr. Baehr für seine Anmer- kungen zum Einsatz des Lymphozytentransformations- tests in der umweltmedizinischen Praxis.

Wie den Mitteilungen der Kommission „Methoden und Qualitätssicherung in der Umweltmedizin“ am Robert Koch-Institut (1) entnommen werden kann, ist zurzeit der Einsatz des LTT folgendermaßen zu bewerten:

c Der „unspezifische“ LTT ist nur zum Nachweis schwerer Immundefekte geeignet. Geringgradig eingeschränkte Lymphozyten-Funktionen, die even- tuell durch Umweltnoxen hervorgerufen werden können, können wegen der mangelnden Sensitivität des „unspezifischen“ LTT und des deutlichen phy- siologischen Schwankungsbereiches nicht erfasst werden.

c Der „spezifische“ LTT gibt lediglich Hinweise auf einen stattgefundenen Kontakt zu einem bestimm- ten Allergen, aber keinen Hinweis auf dessen Wir- kung im Organismus.

c Ein positiver Befund im „spezifischen“ LTT ist keine Bestätigung einer klinischen Manifestation einer Allergie, ein negativer Befund schließt aller- dings eine allergische Reaktion nicht aus. Daher darf ein positiver Befund im „spezifischen“ LTT nur zusammen mit klinischen Daten bewertet wer- den.

c Der „spezifische“ LTT hat einen gesicherten Stel- lenwert in der Diagnostik medikamentös-allergi- scher Reaktionen.

c Die Aussagekraft des „spezifischen“ LTT im Be- reich von umweltbedingen Erkrankungen ist nur eingeschränkt und muss durch Studien belegt wer- den. Da bisher publizierte Validierungen zum

„spezifischen“ LTT nicht vorliegen, kann sein kli- nischer Einsatz nicht befürwortet werden.

DOI: 10.3238/arztebl.2008.0864b

LITERATUR

1. Kommission „Methoden und Qualitätssicherung in der Umweltmedi- zin“ am Robert-Koch-Institut. Diagnostische Relevanz des Lympho- zytentransformationstestes in der Umweltmedizin. Bundesgesund- heitsbl – Gesundheitsforsch – Gesundheitsschutz 2002; 45: 745–49.

Prof. Dr. med. Caroline Herr

Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH Standort Gießen

Friedrichstraße 16 35392 Gießen Fax: 0641/99-41459

E-Mail: Sybille.Angrick@hygiene.med.uni-giessen.de

Interessenkonflikt

Die Autoren beider Diskussionsbeiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sin- ne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

zu dem Beitrag

Klinische Umweltmedizin

von Prof. Dr. med. Caroline Herr, Prof. Dr. med. Isabelle Otterbach, Prof. Dr. med. Dennis Nowak, Prof. Dr. med. Claudia Hornberg,

Prof. Dr. med. Thomas Eikmann, Prof. Dr. med. Gerhard-Andreas Wiesmüller in Heft 30/2008

DISKUSSION

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