A 892 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 19|
14. Mai 2010 Mit dem vierteljährlich erscheinen-den „Bulletin zur Arzneimittelsi- cherheit – Informationen aus BfArM und PEI“ informieren ab sofort das Bundesinstitut für Arz- neimittel und Medizinprodukte (BfArM) sowie das Paul-Ehrlich- Institut (PEI) gemeinsam über aktu- BUNDESINSTITUTE
Bulletin zur Arzneimittelsicherheit
elle Aspekte der Risikobewertung von Arzneimitteln. Im Mittelpunkt steht die Pharmakovigilanz, also die kontinuierliche Überwachung der Arzneimittelsicherheit vor und nach der Zulassung.
Das Ziel sei es, zeitnah über mögliche Risiken von Arzneimit-
teln zu informieren, erklärt Prof.
Dr. med. Johannes Löwer, Präsident des BfArM. Für die Patientinnen und Patienten sei es essenziell, dass Nebenwirkungen schnell entdeckt würden, damit Maßnahmen zur Ri- sikominimierung ergriffen werden
könnten. zyl
Ein nationales Impfkonzept fordert der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland (BVKJ).
Hintergrund ist der erneute Masern- ausbruch in Nordrhein-Westfalen, PÄDIATRIE
Nationales Impfkonzept gefordert
Bayern und Berlin. Nach Angaben von Dr. med. Wolfram Hartmann, Präsident des BVKJ, reichen die bisherigen Impfkonzepte nicht aus, um eine wünschenswerte Durch- impfungsrate von 95 Prozent zu er- reichen. Deutschland brauche end- lich ein nationales Impfkonzept, um die Ziele der Weltgesundheitsorga- nisation für Deutschland – insbe- sondere die Ausrottung der Masern – zu erreichen.
Die gesetzlichen Grundlagen be- stehen bereits durch das Infektions- schutzgesetz; der Bund ist durch ei- ne Verordnungsermächtigung be- rechtigt, bei sehr gefährlichen Viren eine Impfpflicht einzuführen. Die-
ser Fall liege nach Angabe von Hartmann bei Masern vor. Der Pä- diater fordert verbindliche Regeln, die sichern, dass alle Kinder vor der Aufnahme in staatlich geförderte Kindertagesstätten einen altersge- mäßen Impfschutz nachweisen.
Damit könne sichergestellt wer- den, dass sie entsprechend den ak- tuellen Empfehlungen der Ständi- gen Impfkommission geimpft sind, sofern keine medizinischen Kon- traindikationen vorliegen.
„Wir sehen hier das Recht eines Kindes auf Gesundheit höher als das Recht der Eltern, ihren Kindern einen Impfschutz zu verweigern“, erklärte Hartmann. liw
Foto: Keystone
Wiederholt auftretende Abschnitte im Genom, sogenannte LTRs (long terminal repeats), spie- len bei der Entstehung des Hodgkin-Lym- phoms eine wesentliche Rolle. Dies konnten Dr. med. Stephan Mathas, Forscher an der Charité - Universitätsmedizin Berlin und am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medi- zin, Berlin, sowie Prof. Dr. Constanze Bonifer von der Universität Leeds, Großbritannien, jetzt erstmals nachweisen, wie sie in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Nature Medicine“ (doi 10.1038/nm.2129) berichten.
Es gelang den Forschern zu zeigen, dass das Wachstum der Hodgkin-/Reed-Sternberg- Zellen, der Krebszellen des Hodgkin-Lym- phoms, wesentlich von einem Faktor abhängt, der normalerweise nicht auf den Ursprungszel- len, den B-Zellen des Immunsystems, vor- kommt: dem Faktor CSF1R. Beim Hodgkin-
Lymphom fehlen den Zellen zwar die für das Überleben der B-Zellen nötigen B-Zell-Rezep- toren. Dafür aktivieren in den Hodgkin-/Reed- Sternberg-Zellen jedoch „aus dem Ruder ge- laufene“ LTRs das Gen für die onkogene Tyro- sinkinase CSF1R und sichern so das Überle- ben der Krebszellen.
Weitere Auswirkungen vermutet Die Hodgkin-/Reed-Sternberg-Zellen sind möglicherweise nicht die einzigen Krebszellen, die mit diesem Mechanismus die normale Wachstumskontrolle unterlaufen. „Hinweise auf eine Aktivierung der LTRs und des Faktors CSF1R haben wir auch beim anaplastisch großzelligen Lymphom gefunden“, erklärte Mathas dem Deutschen Ärzteblatt. Der Krebs- forscher vermutet deshalb, dass die Aktvierung des Faktors CSF1R durch LTRs auch bei der
Entstehung weiterer Lymphome eine Rolle spiele. Mathas und Bonifer konnten ferner zei- gen, dass in Hodgkin-Lymphomen nicht nur ein einzelnes LTR aktiviert wird, sondern Hun- derte. Die Konsequenz dieser genomweiten Aktivierung ist in ihrem gesamten Ausmaß zwar noch unklar, könnte jedoch künftig für die Diagnose, den Verlauf und die Therapie der Krebserkrankungen von Bedeutung sein.
„Die onkogene Tyrosinkinase kann medika- mentös inhibiert werden“, erläutert Mathas.
Ähnliche Therapien würden bereits erfolgreich bei anderen Tumoren angewendet. Aber auch für die Diagnose und den Verlauf eines Hodgkin-Lymphoms sei der Faktor CSF1R rele- vant: So ließe sich die mRNA des Faktors mo- lekularbiologisch mit PCR nachweisen und sei hochspezifisch für das Hodgkin-Lymphom.
Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann