Aus Bund und Ländern
Hilfsmittel-Richtlinien:
Geräte zur Selbstmessung
BONN. Im Bundesge- sundheitsministerium wird zur Zeit die Veröffentlichung des Hilfsmittel-Verzeichnis- ses gemäß § 128 des Sozialge- setzbuchs V vorbereitet, das unter anderem festlegt, wel- che medizinischen Geräte zur häuslichen Selbstmessung künftig von Ärzten verordnet und von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet wer- den dürfen. Rechtsgrundlage dafür ist die bereits am 1. Ok- tober 1992 in Kraft getretene Neufassung der Heil- und Hilfsmittelrichtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen.
Bisher war die erstattungs- fähige Verordnung solcher Geräte, zu denen vor allem Blutdruckmesser, Blutzucker- bestimmer, Peak-Flow-Meter, Quickwert-Meßgeräte, aber auch Überwachungsvorrich- tungen für Säuglinge und Epi- leptiker gehören, ausgeschlos- sen. Auch künftig werden sol- che Verordnungen allerdings nicht zum Regelfall werden, denn die Richtlinien nennen relativ strenge indikationsbe- zogene Voraussetzungen. Ne- ben einer aus medizinischer Sicht zwingenden Notwendig- keit der Selbstmessung durch den Patienten, hat der Arzt zu bescheinigen, daß der Kranke die sachgerechte Bedienung des Geräts erlernt hat und im- stande ist, die Meßergebnisse richtig abzulesen '!:nd zu pro- tokollieren .. Die Ubernahme der Handhabungen durch ei- ne Betreuungsperson steht ei- ner Verordnung nicht entge-
gen. WZ
Verbesserte
Prävention gefordert
KÖLN. Die derzeitige Strukturkrise im Gesund- heitswesen sollte nicht durch ein verringertes Angebot an medizinischen Leistungen, sondern durch mehr Präventi-
DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT
NACHRICHTEN
on bewältigt werden. Das for- derten die Ärzte, die für die Betreuung für Koronarpa- tienten zuständig sind, in ei- ner "Köln er Erklärung".
Die Schaffung von Präven- tivprogrammen sei eine ge- sellschaftliche Aufgabe und könne nur in einer gemeinsa- men gesellschaftlichen An- strengung bewältigt werden.
Die Bevölkerung, die Arzte, die Gesundheitspolitik, die Krankenkassen und alle inter- essierten Träger sollten ent- sprechende Initiativen ent- wickeln. Die fachliche Lei- tung des interdisziplinären Teams müsse in der Hand des Arztes bleiben. Dies erforde- re allerdings auch eine ange- messene Fachkenntnis beim Arzt. "Wir fordern daher eine entsprechende Schwerpunkt- verlagerung in der medizini- schen Ausbildung und mittel- fristig die Schaffung ad-
äqualer organisatorischer Voraussetzungen zur Bewälti- gung der präventiven Aufga- ben, vor die sich der Arzt in besonderem Maß gestellt sieht", heißt es in der Erklä-
rung. Kli
Vorsorge-Initiative:
Frühehen brauchen die richtige Klinik
BONN. Etwa sieben von hundert Babys in Deutschland kommen nach Angaben der Vorsorge-Initiative der Akti- on Sorgenkind vor der 37.
Schwangerschaftswoche und/
oder mit weniger als 2500 Gramm Gewicht zur Welt.
Die Vorsorge-Experten emp- fehlen dem betreuenden Frauenarzt, zusammen mit der werdenden Mutter die für sie am besten geeignete Ge- burtsklinik auszuwählen,
Ein an der kas·
senärztlichen Ver·
sorgung teilneh·
mender Arzt ver·
ordnete 1991 durchschnittlich 9281 Fertigarznei·
mittel. Zwischen den einzelnen Arzt·
gruppen sind er·
hebliehe Unter·
schiede im Verord·
nungsverhalten fest·
zustellen. Allge·
meinmediziner und Praktische Ärzte, Kinderärzte und In·
temisten verordne·
ten überdurch·
schnittlieh viele Medikamente. Be·
zogen auf die ver·
sehnebenen Tages·
dosen blieben die
Gesetzliche Krankenversicherung
Wie Ärzte verordnen
Anzahl der Arzneimittelverordnungen je Arzt, 1991
lt070 Chirurgen
lfii!D
NervenärzteWji$11
GynäkologenW!H;tjorthop~den,
\IIJmurol~e~
-HNO-Ärzte
-Auge~ärzte
Hautärzte 7.374
Internisten 10.344
Kinderärzte 11.175
Allgemeinärzte/ Praktiker 12.622
Kinderärzte jedoch l!j
deutlich hinter den Quelle: WldO 921153 I gl!l(!l Allgemeinärzten und Internisten zurück, da sie vor allem akute Krankheiten behandelten und niedrig dosierte Präparate (Kind~rdo·
sen) verordneten. - Deutliche Unterschiede zwischen den Arzte·
gruppenlassen sich auch bei einem Vergleich der Daten zur Arznei·
mittelverordnung mit der Entwicklung der Arztezahlen ausmachen.
So wuchs die Zahl der Allgemeinmediziner und Internisten im Ver·
gleich zum Vorjahr um zwei Prozent, die Zahl der Verordnungen stieg gleichzeitig um 6,5 Prozent. Bei den anderen Facharztgruppen zeigt sich ein umgekehrtes Bild: Die Zunahme der Arztzahlen war mit plus vier Prozent doppelt so hoch, die Zahl der Verordnungen je Arzt sank jedoch im Durchschnitt um fast 10 Prozent. Quelle: Wis- senschaftliches Institut der Ortskrankenkassen (WldO), Bonn
Bad Godesberg D
wenn ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt festgestellt wird. Die Klinik müsse über spezielle personelle und tech- nische Voraussetzungen ver- fügen, die eine umfassende Betreuung der Mutter und ei- ne optimale Versorgung des gefährdeten "Frühchens" er- möglichten.
~ Die Broschüre "Schwan- gerschaft heute" wird unent- geltlich verschickt von der Deutschen Behindertenhilfe Aktion Sorgenkind e.V., Pranz-Lohe-Straße 17, W-5300 Bonn 1. WZ
Gesundheitswesen:
Deutsch-ungarische Zusammenarbeit
BONN. Ein Programm für eine intensive Zusammenar- beit auf dem Gebiet des Ge- sundheitswesens unterzeich- neten in Budapest Bundesge- sundheitsminister Horst See- hafer (CSU) und der Minister für Volkswohlfahrt der Repu- blik Ungarn, Dr. Utszl6 Sur- jil.n. Vorgesehen ist nach An- gaben des Bundesgesund- heitsministeriums unter ande- rem ein Erfahrungsaustausch in den Bereichen Herz-Kreis- lauf-Krankheiten, AIDS und Organtransplantationen. WZ
"Nationales Jodpro- gramm" gefordert
GROSS-GERAU. Mit dem Versprechen, den schwerwiegenden Folgen des Jodmangels mehr Aufmerk- samkeit zu widmen, kommt das Bundesgesundheitsmini- sterium einer langjährigen Forderung des "Arbeitskrei- ses Jodmangel" nach.
Nach Aussage des Arbeits- kreises gehört Deutschland zu den Ländern, dessen Bevölke- rung unter ausgeprägtem Jod- mangel leidet. Die Folge da- von seien endemisch auftre- tende Schilddrüsenerkran- kungen. "Die derzeit prakti- zierte Form der individuellen Jodmangelprophylaxe mit jo- diertem Speisesalz verringert zwar das Joddefizit, sie ist je- doch ... weit davon entfernt, Dt. Ärztebl. 90, Heft 11, 19. März 1993 (19) A1-771
Im Dienst der Gesundheit
Beschäftigtenzahl in Tausend, ohne Gesundheitshandwerke Gesamtdeutschland, Stand April 1991
Heilpraktiker
708
Tierärzte®0 imu
92 10 20 Krankenpflegehelfer
Laboranten Masseure, Krankengymnasten Quelle: Stat. BA
Rund 1,8 Millionen Personen sind im Gesundheitswesen in West- und Ostdeutschland beschäftigt. Die größte Berufsgruppe bilden Krankenschwestern und Hebammen mit einem Anteil von 39 Pro- zent der Beschäftigten. Gesundheitsdienste werden überwiegend von Frauen ausgeübt. Quelle: Statistisches Bundesamt
Assistenten Krankenschwestern,
Hebammen
364
Sprechstunden- helferinnen
36
Pharmazie- usw.) Zahnärzte
den Jodmangel zu beheben", heißt es im Ernährungsbe- richt 1992 der Deutschen Ge- sellschaft für Ernährung (DGE).
Daher empfiehlt Prof. Dr.
Rolf Großklaus vom Max- Pettenkofer-Institut des Bun- desgesundheitsamtes (BGA) in Berlin, ein „Nationales Jodprogramm" in die Ge- sundheitsreform aufzuneh- men. Der Wissenschaftler er- innerte in diesem Zusammen- hang an eine Resolution der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahre 1990, in der das Ziel anvisiert wird, bis zur Jahrhundertwende „in allen Ländern die Jodmangel- krankheiten als ein Haupt- problem des öffentlichen Ge- sundheitswesens auszurot-
ten". AKJ
Marburger Erklärung zur Homöopathie
MARBURG. In einer
„Marburger Erklärung" wen- det sich der Fachbereich Hu- manmedizin der Philipps- Universität Marburg gegen Pläne des Institutes für Medi- zinische und Pharmazeuti- sche Prüfungsfragen, wonach die „Homöopathie" Teil des Gegenstandskataloges für das Medizinstudium werden soll.
„Der Fachbereich Humanme- dizin der Philipps-Universität Marburg verwirft die Homöopathie als eine Irrleh- re. Nur als solche kann sie Gegenstand der Lehre sein.
In diesem Sinne reicht das Lehrangebot in Marburg aus."
Wenn sich die Universität dazu zwingen ließe, den Lehrgegenstand „Homöopa- thie" in neutralem Sinn anzu- bieten, würde sie ihren Auf- trag verraten und ihre geistige Grundlage zerstören, heißt es in der Erklärung. Eine neu- trale Ausbildung in „Homöo- pathie" finde deshalb nicht statt und sei auch nicht ein- klagbar. Die Philips-Universi- tät Marburg werde darüber wachen, daß ihren Studenten aus dieser Haltung keine Nachteile bei der Prüfung er- wachsen. Kli
Beitragserstattung durch Betriebs- krankenkassen
BONN. Im Rahmen eines Modellversuchs zur Beitrags- rückerstattung haben fünf Betriebskrankenkassen an ih- re Versicherten für das Jahr 1991 Beitragsrückzahlungen zwischen 10 DM und 536 DM geleistet.
Der Modellversuch geht auf das Gesundheits-Reform- gesetz zurück und läuft be- reits seit 1989. Beteiligt sind die Betriebskrankenkassen der Firmen Haindl in Augs- burg, Hoesch in Dortmund, Norddeutsche Steingutfabrik in Bremen, Standard-Metall- werke in Werl und Wieland Werke in Ulm.
Das Gesetz sieht vor, daß Versicherte maximal einen Monatsbeitrag zur Kranken- kasse einschließlich des Ar- beitgeberanteils zurückbe- kommen können — nämlich dann, wenn sie länger als drei Monate im Kalenderjahr bei ihrer Krankenkasse versichert waren und sie selbst oder ihre mitversicherten Angehörigen keine Leistungen der Kasse in Anspruch genommen haben.
Jedoch bleiben Leistungen bei Schwangerschaft und Mutterschaft, bei Vorsorge- untersuchungen und Leistun-
gen an Angehörige, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, unberück- sichtigt und mindern den An- spruch auf Beitragsrückzah- lung nicht. WZ
Ausland
Tabaksteuer für die Gesundheit
WASHINGTON. Das US- Gesundheits- und das Finanz- ministerium haben vorge- schlagen, zur Finanzierung des Gesundheitswesens die Bundessteuern auf Zigaret- ten massiv zu erhöhen. Zur Zeit liegt auf der 20er Pak- kung eine Bundessteuer von 24 Cents; die Bundesstaaten erheben zusätzlich unter- schiedliche Steuern, die zwi- schen 51 Cents (Massa- chusetts) und 2,5 Cents (im Tabakstaat Virginia) liegen.
Dazu kommt meist noch eine lokale Umsatzsteuer im ein- stelligen Prozentbereich. Die ministeriellen Vorschläge be- laufen sich auf zwei Dollar Bundessteuer pro Packung — das ist mehr als der heutige Durchschnittspreis von 1,90 Dollar pro Schachtel. Die Mi- nisterien erhoffen sich eine zweckgebundene Einnahme von 35 Milliarden Dollar im Jahr. bt
Ärzte fordern Ende von Pavianleber- Transplantationen
PITTSBURGH. Eine Gruppe von 3000 Ärzten hat an der Universität von Pitts- burgh im US-Bundesstaat Pennsylvania das Ende von Pavianleber-Transplantatio- nen gefordert. Ein 62jähriger Mann, dem am 10. Januar die Leber eines Pavians einge- pflanzt wurde, war im Kran- kenhaus von Pittsburgh an den Folgen einer Bauchhöh- leninfektion gestorben. Wen- dy Thacher sagte im Namen des Komitees der Ärzte für eine verantwortliche Medizin, die Erfolgsrate dieser Opera- tionen sei derzeit gleich null.
Die Patienten müßten mit zu- viel Medikamenten zur Ver- hinderung der Abstoßung des Organs behandelt werden.
Das mache sie für Infektio- nen anfällig und führe schließlich zum Tod. afp
Einwanderungssperre für HIV-Infizierte
JERUSALEM. Die isrea- elische Regierung hat ange- kündigt, daß sie Einwande- rungswillige, die HIV-infi- ziert sind, in Zukunft abwei- sen will. Wer ein Einwande- rungsvisum beantragt, muß sich einem AIDS-Test unter- ziehen. Ausgenommen sind von dieser Regelung Einwan- derer aus der früheren So- wjetunion. Auch wer sich län- ger als drei Monate in Israel aufhalten will, muß sich auf HIV testen lassen. Die Oppo- sition und verschiedene Gruppen in der Öffentlich- keit haben scharf gegen das Vorhaben protestiert, weil es nach ihrer Ansicht ein funda- mentales Recht verletzt: das jedes Juden, sich in Israel nie- derzulassen.
In Israel sind seit 1985 ku- mulativ 223 AIDS-Erkran- kungen gezählt worden, zu- dem 963 Personen mit po- sitivem HIV-Test. Es gibt auf der Welt 16 Staaten, die die Einwanderung von einem AIDS-Test abhängig machen.
bt A1-772 (20) Dt. Ärztebl. 90, Heft 11, 19. März 1993