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Neurotransmitter
und ZNS-Erkrankungen:
Depression
Die Möglichkeiten zur Erfor- schung des Monoaminstoffwech- sels und der monoaminergischen Funktion im menschlichen Gehirn sind sehr begrenzt. Faßt man die Resultate aller Forschungsstrate- gien zusammen, so gibt es starke Anzeichen dafür, daß der zentrale Monoaminstoffwechsel bei De- pressionen beeinträchtigt werden kann und daß diese Störungen ur- sächliche Bedeutung haben.
Nach Ansicht des Autors sind Be- einträchtigungen des Monoamin- stoffwechsels für eine Untergrup- pe von Patienten mit endogenen Depressionssymptomen ziemlich spezifisch; die Serotonin- und Dopamin-Störungen hängen weni- ger mit einem speziellen Syndrom als mit einer psychologischen Dys- funktion (z. B. gestörte Steuerung des Aggressionsverhaltens oder psychomotorische Hemmung) zu- sammen. Das Spezifizitätsproblem sollte — so der Verfasser — weiter erforscht werden.
Die Monoaminforschung hat dazu beigetragen, daß die verschiede- nen Diagnosen bei Depressionen sowie die Möglichkeit neurobiolo- gischer Klassifizierung dieser Krankheitskategorie erneut ins Zentrum des medizinischen Inter- esses gerückt sind. Während die erste und die zweite Generation der Antidepressiva mehr oder min- der Zufallsprodukte waren, wurde die dritte Generation (Monoamin- vorläufer, selektive Wiederaufnah- mehemmer, postsynaptische Ago- nisten) als Resultat der biologi- schen Forschung auf dem Gebiet der Depression entwickelt. Jetzt erscheint es möglich, rationeller nach Wegen für ein spezielles An- tidepressivum zu suchen und den Verlauf einer Depression hinsicht- lich Rückfall- und Suizid-Risiken vorherzusagen.
Bisher wurden Monoamine sepa- rat untersucht. Künftige Forschun-
gen müssen prüfen, wie Seroto- nin- und Katecholaminstörungen miteinander und mit endokrinen Dysfunktionen in Wechselwirkung stehen. Darüber hinaus werden Methoden benötigt, um weitere menschliche Neurotransmitter- und Neuromodulatorsysteme (z. B. das cholinergische und das peptidergische System) bei De- pressionen zu untersuchen. Dpe
van Praag, H. M.: Neurotransmitters and CNS Disease: Depression. The Lancet 11 (1982) 1259-1264, Department of Psychiatry, Albert Einstein College of Medicine, Bronx, N. Y.
10461, U.S.A.
Ergänzende Mitteilung
Herstellung
von Hevac B Pasteur
Zu dem Editorial von Professor Dr.
med. Wolfgang Arnold über „Akti- ve und passive Immunprophylaxe bei Hepatitisvirus-Infektionen"
(DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 50, vom 17. 12. 1982, Seite 31-33) hat uns der Leiter der Pharmazeu- tischen Entwicklung der Labaz GmbH in München, Dr. Klaus Salm, einen Kommentar über- sandt, den wir nachstehend ohne weitere Stellungnahme wieder- geben:
Arnold berichtete kürzlich im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT über Schritte zur Virusabtrennung bei der Herstellung von Hepatitis-B- Vakzinen. Das Herstellungsverfah- ren für Hevac B Pasteur ist hierin nicht korrekt angegeben worden.
Hevac B Pasteur enthält als Impf- antigen das Hepatitis-B-Oberflä- chenantigen HBsAg, das aus dem Blut von HBsAg-Dauerträgern ge- wonnen wird. Das Herstellungs- verfahren (1) besteht aus zwei Fäl- lungsschritten, drei Zonalzentrifu- gationen und einer isopyknischen Zentrifugation.
Das Ergebnis der Präparation ist eine hochgereinigte, von anderen Blutproteinen freie Suspension
von HBsAg. Jeder dieser sechs Herstellungsschritte ist zugleich ein kritischer Virusabtrennungs- schritt, der eventuell im Ausgangs- material vorhandene Viruspartikel aufgrund unterschiedlichen Fäl- lungsverhaltens, unterschiedli- cher Sedimentationskonstanten und unterschiedlicher Dichte ab- trennt. Auch die proteinchemische Reinheit des Endprodukts ist ein Nachweis der Effektivität des Trennverfahrens.
In zwei Herstellungsschritten wird Cäsiumchlorid verwendet, das vi- ruzide Eigenschaften hat und so- mit inaktivierend wirkt (2).
Um jegliche Restinfektiosität aus- zuschließen, wird zum Abschluß nach sechs kritischen Virusab- trennungsschritten, von denen zwei inaktivierend sind, eine ab- schließende Inaktivierung mit For- malin 1:4000 vorgenommen, die von besonderer Bedeutung ist, da die inaktivierenden Eigenschaften von Formalin auf Viren auf der Fä- higkeit beruhen, mit den freien Aminogruppen der DNA kovalente Bindungen einzugehen und so die biologische Aktivität zu zerstören.
Eine Dosis Hevac B Pasteur ent- hält 5 mg HBsAg und Aluminium- hydroxid als Adjuvans. Beide in Europa vorkommenden Subtypen des Oberflächenantigens adw und ayw sind im Impfstoff enthalten. In Europa wurde bisher 500 000mal mit Hevac B Pasteur geimpft.
Literatur
(1) Adamowicz, Ph., et al: Large Scale Produc- tion of a Hepatitis B Vaccine, in: Maupas, P., und Guesry, P., Editors: Hepatitis B Vaccine, Inserm Symposium No. 18, Elsevier, Holland (1981) 37-49 — (2) Purcell, R., und Gerin, J.:
Hepatitis B Subunit Vaccine: Preliminary Re- port of Safety and Efficacy Tests in Chimpan- zees, Am. J. Med. Sci. Vol 270, No. 2 (1975) 395-399
Verfasser:
Dr. Klaus Salm
Leiter Pharmazeutische Entwicklung
Labaz GmbH Augustenstraße 10 8000 München 2 Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 10 vom 11. März 1983 75