A770 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 16⏐⏐17. April 2009
M E D I Z I N
Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.
LITERATUR
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Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. Michael Zenz Dr. med. Thomas Weiß
Universitätsklinik für Anaesthesiologie, Intensiv-, Palliativ- und Schmerzmedizin
Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1 44789 Bochum Prof. Dr. med. Michael Zenz Universitätsklinik für Anaesthesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie Knappschaftskrankenhaus Langendreer In der Schornau 23–25
44892 Bochum zenz@anaesthesia.de
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REFERIERT
Prävalenz von Depression und Angst bei Patienten mit Todeswunsch
Jeder Vierte, der um Sterbehilfe ersucht, ist depressiv. Zu diesem Ergeb- nis kommen Linda Ganzini von der Oregon University und ihre Kollegen in einer Querschnittsstudie im British Medical Journal (BMJ 2008; 337:
a1682). Im US-Bundesstaat Oregon können Ärzte, unter dem „Death with Dignity Act“, Patienten im terminalen Stadium die letale Dosis eines Medikaments verschreiben, meist eines kurz wirksamen Barbiturats. Der Patient muss das Präparat allerdings selbst einnehmen. Außerdem müs- sen terminal Kranke an einen Spezialisten überwiesen werden, wenn der Verdacht besteht, eine psychische Störung könnte ihre Entscheidung be- einflussen.
Die Autoren untersuchten 58 Patienten, vornehmlich Krebskranke im Endstadium. Die Wissenschaftler diagnostizierten Depression und Angst nach dem „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“. 15
Personen wiesen eine Depression oder Angststörung auf. Von den ins- gesamt 46 Patienten, die explizit um Sterbehilfe gebeten hatten, beka- men 18 die letale Dosis verschrieben, von denen neun das Präparat ein- nahmen und verstarben. Drei von ihnen waren depressiv. Vor der Teil- nahme an dieser Studie hatte man sie nicht psychiatrisch untersucht.
Obwohl die meisten der Patienten, die ein letales Medikament ver- schrieben bekamen, nicht depressiv waren, zeigt die Studie in den Au- gen der Autoren, dass durch den jetzigen Umgang mit dem Gesetz psy- chisch Kranke nicht ausreichend geschützt sind. Ganzini fordert daher Screening-Verfahren für depressive Störungen bei der Untersuchung von Patienten im terminalen Stadium. Die Wissenschaftler warnen aber auch vor einer Überbewertung der Ergebnisse. Die Möglichkeit bleibe, dass die drei Patienten nicht gegen die Auflagen des Gesetzes verstoßen hätten, wenn ein Psychiater zwar Depression diagnostiziert, er diese aber nicht als Grund für den vorzeitigen Todeswunsch erkannt hätte. cs