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Archiv "Polit-Psychologie am Beispiel der Betriebskrankenkassen" (25.02.1983)

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Die Information:

Bericht und Meinung Lew Kopelew

Kopelew:

Aber ja, ich bin fest überzeugt, daß es sich ändern kann, und ich hof- fe, daß es sich ändern wird. Es gibt viele gute Ärzte und Schwestern, und die Ausbildung in den Institu- ten und Schwesternschulen ist — soweit mir bekannt — nach recht fortschrittlichen Methoden organi- siert.

Letzten Endes fehlt es an dem, was dem ganzen öffentlichen so- wjetischen System abgeht: eine wirkliche „Öffentlichkeit". Eine Öffentlichkeit, in der Nachteile und Fehler auch tatsächlich zuge- geben werden.

Statt dessen hält man dicht. Selten kommen Mißstände in die Presse.

Dazu kommt der Personalmangel.

Die Belohnung ist zu schlecht. Die Leute haben keine Lust, für das wenige Geld in Krankenhäusern oder Irrenanstalten zu arbeiten.

Was wir brauchen, ist, weniger für die Aufrüstung und mehr Mittel für die Medizin, das kommt den Kran- ken wie den Gesunden zugute .. . DÄ:

Herzlichen Dank für das Ge- spräch, Herr Kopelew. ❑

Am Zustandekommen des vorstehend veröffentlichten Gespräches mit Lew Kope- lew war der Arbeitskreis Me- dizin — Psychologie von am- nesty international beteiligt.

Der Arbeitskreis führt „Brief- aktionen" zugunsten na- mentlich bekannter politi- scher Gefangener in ande- ren Ländern durch und be- müht sich um die Aufklärung über physische und psychi- sche Folgen der unmensch- lichen Behandlung Gefange- ner sowie über den politi- sche Mißbrauch von Medizin und Psychiatrie. Kontakt- adresse: Dr. med. Dietmar Schmitz-Burchartz, Idastra- ße 65, 4270 Dorsten 21.

Polit-Psychologie am Beispiel der

Betriebskrankenkassen

Der Bundesverband der Betriebs- krankenkassen (BKK) sucht aus dem Schatten des großen Bru- ders, des Bundesverbandes der Ortskrankenkassen, herauszutre- ten. Das Motiv dürfte auch mitge- spielt haben, als sich der BKK (ge- meinsam mit dem Bundesverband der Innungskrankenkassen, der ähnlich motiviert sein dürfte) nicht der jüngsten Empfehlungsverein- barung zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung und BdO (da- zu Heft 5/1983) anschloß und we- nig später die Kassenzahnärzte und den BdO eine kostendämp- fende Vereinbarung zur Prothetik (einstweilen) allein unterschreiben ließ. Auch die Tatsache, daß der BKK auf einer Pressekonferenz am 25. Januar 1983 in Bonn eigene Vorstellungen zur Weiterentwick- lung der sozialen Krankenversi- cherung vorstellte (statt unter dem Dach der „RVO-Kassen" zu blei- ben), deutet auf Emanzipationsbe- strebungen hin. Die Erläuterun- gen, die die Vertreter des BKK bei dieser Gelegenheit zu der oben apostrophierten Empfehlungsver- einbarung gaben, lauteten kurzge- faßt so: Die Betriebskrankenkas- sen seien ungefragt mit der Neu- einführung der Gebührenziffer 65 b konfrontiert worden, es gehe nicht an, die zuständigen Gremien (Bewertungsausschuß) zu umge- hen, außerdem bringe die Ziffer 65 b gesundheitlich sowieso nichts, und schließlich entspreche die ge- samte Umstrukturierung — Vertei- lung eines Teils der ersparten La- borhonorare zugunsten der neuen Ziffer 65 b — nicht den Vorstellun- gen der Betriebskrankenkassen von Kostendämpfung.

Der noch neue Vorstandsvorsit- zende des Verbandes, Dankward Börngen, meinte, Einsparung aus technischer Rationalisierung in den Kassenpraxen dürfe nicht gleich wieder innerhalb der Ärzte- schaft weiterverteilt werden, son- dern solle in erster Linie dem Bei-

NACHRICHTEN

tragszahler zugute kommen.

Börngen glaubt auch, daß die Kas- senärzte in den letzten Jahren fi- nanziell recht gut weggekommen seien, im Unterschied zu den Ver- sicherten, die echte Einkommens- minderungen hätten hinnehmen müssen. Auch hier sind menschli- che Beweggründe im Spiel: Börn- gen, der Gesamtbetriebsratsvor- sitzender des Stahlkonzerns Hösch ist, verwies dazu auf die kriselnde Metallindustrie (in die- sem Zusammenhang ist auch nicht ohne Interesse, daß etwa ein Drittel der BKK-Mitglieder aus die- sem Wirtschaftsbereich stam- men).

Außerdem, so hieß es weiter auf der Pressekonferenz, sei zu be- fürchten, daß die Vereinbarung zwischen KBV und BdO präjudi- zierend wirke, wenn es gelte, künf- tig Rationalisierungen honorarpo- litisch zu regeln. Beispielsweise die Trockenchemie, die die Labor- leistungen künftig weiter erheb- lich verbilligen würde. Auch sol- che künftigen Rationalisierungen dürften nicht der Ärzteschaft allein oder vorwiecend zugute kommen.

Die gesundheitspolitischen Vor- stellungen des Verbandes greifen diesen Aspekt mehrfach auf.

Wo waren die Arbeitgeber?

Insgesamt gibt das BKK-Papier eher Vorstellungen aus den DGB- Gewerkschaften wieder als sol- che aus der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbän- de, obwohl doch die Betriebskran- kenkassen paritätisch verwaltet werden. Doch die Arbeitgeberver- treter hatten offenbar weniger Zeit und weniger Sinn, sich um pro- grammatische Fragen zu küm- mern, als die Gewerkschaftsver- treter. Konkret zum BKK-Pro- gramm: Der DGB war immer prä- sent, die BDA hinkte hinterher.

Der Tenor des Programms: Das hohe Leistungsniveau der gesetz- lichen Krankenversicherung ist ohne Beitragssatzerhöhungen beizubehalten. Um das zu errei- Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 8 vom 25. Februar 1983 17

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Die Information:

Bericht und Meinung Betriebskrankenkassen

chen, ist weitere Kostendämpfung nötig, und zwar durch Maßnah- men wie (Wortlaut):

~ "Begrenzungsregelungen für

das Anwachsen ärztlicher Leistun- gen; insbesondere effiziente Steuerung des dominierenden Einflusses des Arztes auf die Men- genentwicklung bei den von ihm selbst erbrachten und veranlaßten Leistungen; Verbesserung der Transparenz der Leistungen und ihrer Kosten für den Versicherten;

Einflußnahme auf die Zahl der Kassenärzte sowie Sicherstellung eines ausgewogenen Verhältnis- ses zwischen Allgemein- und Fachärzten; Einwirkung auf das allgemeine Konsumverhalten der Versicherten, soweit Risikofakto- ren betroffen sind; Konkretisie- rung der medizinisch notwendi- gen und ausreichenden sowie qualitativen Anforderungen ent- sprechender Leistungen; Über- prüfung der Bewertung rationali- sierungsfähiger Leistungen."

Die Ausgaben für die ambulante Versorgung sollen nicht riur der Menge nach begrenzt werden;

auch das Einkommensniveau soll beeinflußt werden: "Ein unge- hemmtes Anwachsen der Ausga- ben für ärztliche und zahnärztli- che Leistungen ist sowohl aus Gründen der begrenzten Belast- barkeit der Beitragszahler als auch einer volkswirtschaftlich an- gemessenen Einkommensvertei- lung zwischen den einzelnen Gruppen von Erwerbstätigen zu vermeiden. Begrenzungsregel u n- gen sind deshalb erforderlich."

Die Vergütungssysteme sollen überprüft werden, sprich Stan- dards und Komplexgebühren ein- geführt werden.

Preis- und Mengensteuerung soll es auch bei der Arzneimittelver- sorgung geben: "Für eine thera- piegerechte, wirtschaftliche Ver- ordnungsweise des Arztes ist es erforderlich; ihm neben der Infor- mation durch den Hersteller im Arzneimittelbereich eine einheitli- che, aktuelle und objektive Infor- mation über Arznei-, Heil- und

Hilfsmittel zur Verfügung zu stel- len. Die Information sollte auf das individuelle Verordnungsverhal- ten abstellen und u. a. einen Ver- gleich des therapeutischen Nut- zens und des Preises ermögli- chen." Weiter wird eine Positivli- ste, die von einem unabhängigen Arzneimittelinstitut zu erstellen sei, gefordert.

Die Betriebskrankenkassen bekla-

gen, daß der Selbstverwaltung der

Krankenkassen keine ausreichen- den Instrumente zur Verfügung stehen um "einer Fehlsteuerung des Leistungsangebotes" entge- genzuwirken. Sie fordern eine Be- teiligung an der Planung des am- bulanten und stationären Bedarfs, an der Qualitätssicherung und Qualitätskontrolle sowie an der Wirtschaftlichkeitsprüfung. Für den ambulanten, stationären und komplementären Bereich seien unter Beachtung der regionalen Gegebenheiten "integrierte Be- darfspläne" aufzustellen.

Insgesamt, so hieß es dazu vor der Presse in Bann, seien zwar die me- dizinischen Angebote heute aus- reichend, aber innerhalb des ge- samten Angebotes seien Umstruk-

turierungen nötig, so könnten zum

Beispiel manche Aufgaben, die heute von Ärzten wahrgenommen werden, von "Prophylaxe-Helfern"

übernommen werden, meinte Frau Kleinert (die beruflich bei der Be- triebskrankenkasse der städti- schen Einrichtungen Berlins be- heimatet ist).

Wenn auch die Forderungen des Bundesverbandes der Betriebs- krankenkassen manchen ärztli- chen Vorstellungen entgegenste- hen, vor der Presse betonten die BKK-Vertreter dennoch immer wieder, man wolle die gesund- heitspolitischen Forderungen nur im Zusammenwirken mit den Ver- tragspartnern durchsetzen. Und was die am 14. Januar noch abge- lehnte Empfehlungsvereinbarung angeht: Man werde, sobald es ge-

he, die Gespräche wieder aufneh-

men, versicherte Hauptgeschäfts- führer Dr. Friede. NJ

Ein neuer Beruf:

Der Kunsttherapeut

Um den Beruf des Kunsttherapeu- ten bekannter zu machen, findet an der Freien Kunststudienstätte Ottersberg vom 4. bis zum 6. März eine Informationstagung statt, die sich mit dem sozialen und thera- peutischen Wirken künstlerischer Tätigkeiten beschäftigt und auch damit, wie mit Hilfe künstlerischer Mittel erzogen und gebildet wer- den kann. Auskünfte bei der Freien Kunststudienstätte Otters- berg, Am Wiestabruch 66-68, 2802

Ottersberg. DÄ

Von wegen "viel Luft"

im Laborhonorar

Zu dem Kommentar unter dieser Überschrift in Heft 3/1983 erreichte die Redaktion die nachfolgende Gegendarstellung

ln dem Kommentar "Von wegen

,viel Luft' im Laborhonorar" wird

über mich folgendes behauptet: 1. Zu den reinen Analysekosten von 1 ,50 DM, wie sie von wenigen Großgemeinschaften, u. a. von Herrn Dr. Schottdorf, angeboten werden, müssen Kosten für den Transport, die Analysenvorberei- tungen in der eigenen Praxis und die anschließende Dokumentation hinzugerechnet werden.

2. Auch Dr. Schottdorf kassiert für den Transport der Blutprobe von der Praxis zum Labor eine Pau- schale von 300 DM pro Monat.

Hierzu stelle ich fest:

1. Zu den reinen Analysekosten von 1,50 DM, wie sie von mir ange- boten werden, müssen Kosten für den Transport nicht hinzugerech- net werden.

2. Ich kassiere nicht für den Transport der Blutprobe von der Praxis zum Labor eine Pauschale von 300 DM pro Monat.

Augsburg, d. 7. 2. 1982

Dr. Bernd Schottdorf

18 Heft 8 vom 25. Februar 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausga,be A

Referenzen

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