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Archiv "Grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung: Euregios als Testfelder" (14.11.2003)

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ngefangen hat alles mit einer ge- meinsamen Fortbildungsveranstal- tung über Aids“, erzählt Dr. rer.

pol. Franz Hahn. Für den Verwaltungs- direktor der Offenburger St. Josefs- klinik hat diese gemeinsame Veranstal- tung mit dem französischen Centre Hospitalier in Sélestat den Grundstein für eine regelmäßige Kooperation der beiden Krankenhäuser am Oberrhein gelegt. Heute, sieben Jahre später, gilt die Zusammenarbeit als eines der Vorzeige- geprojekte, die während des Kongresses

„Mobilität von Gesundheitsdienstlei- stungen am Oberrhein“ Ende Oktober in Karlsruhe vorgestellt wurden.

In Offenburg und Sélestat arbeiten mittlerweile französische und deutsche Krankenpflegeschülerinnen jeweils für einige Wochen in der Klinik des Koope- rationspartners. Die Zeit wird ihnen bei ihrer Pflegeausbildung anerkannt. Zu- sätzlich können die Auszubildenden mehrere Wochen lang in verschiedenen Bereichen des Partner-Krankenhauses hospitieren, so in der Anästhesie, beim OP-Personal oder in der Verwaltung.

Zur Zusammenarbeit zählen außerdem regelmäßige Vorträge über aktuelle Themen aus dem Gesundheitsbereich.

„Die Krankenhausleitungen haben sogar ein deutsch-französisches Kurz- nachschlagewerk erarbeitet, damit man auch das Fachvokabular des anderen Landes beherrscht“, berichtete Hahn.

Obwohl die heutigen Formen der Ko- operation nur erste Schritte auf dem Weg hin zu einer grenzüberschreitenden Ge- sundheitsversorgung sind, blickt Hahn optimistisch in die Zukunft. Denn die beiden Kliniken konnten nach und nach nicht nur weitere Kooperationspartner wie Altenpflegedienste und Krankenkas- sen gewinnen. Durch ihren Erfolg haben sie es auch geschafft, erneut im Rahmen des europäischen Förderprogramms „In-

terreg“ finanzielle Unterstützung zu er- halten. Mit diesem Geld des Europäi- schen Fonds für regionale Entwicklung werden bereits seit den Neunzigerjahren Kooperationsprojekte in Grenzregionen gefördert. Ziel ist es, regionale Ungleich- gewichte zu beseitigen und den Zusam- menhalt dieser „Euregios“ zu fördern.

Dass eine Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg nicht ohne besonderes persönliches Engagement der Beteilig- ten funktionieren kann, schilderte die Leitende Oberärztin der Klinik für Kin-

der und Jugendliche am Epilepsiezen- trum in Kork, Dr. med. Adelheid Wie- mer-Kruel. Sie hospitierte 2002 vier Wochen lang in der Abteilung für Epi- leptologie der Neurologischen Univer- sitätsklinik (Hôpital Civil) in Straß- burg. Über den Leiter dieser Abteilung, Prof. Dr. Edouard Hirsch, bekam Wie- mer-Kruel Kontakt zur Neuropädiate- rin Dr. med. Anne de Saint Martin in der Universitätsklinik Haute Pierre.

„Mittlerweile treffen wir uns einmal in drei Monaten, um ausgewählte Fälle zu besprechen“, berichtet Wiemer-Kruel.

Das ist nicht alles. In der Zwi- schenzeit wurde eine gemeinschaftli-

che Medikamentenstudie abgeschlossen, eine zweite ist in Arbeit. Zudem arbei- ten Korker und Straßburger Spezia- listen mittlerweile zusammen, wenn es um Problempatienten geht. So beteilig- te sich Hirsch gemeinsam mit einem Kollegen aus Grenoble an einer speziel- len Tiefenelektroden-Untersuchung ei- ner kleinen Patientin in Kork. Andere Patienten wurden zur Kernspintomo- graphie und MR-Spektroskopie nach Straßburg geschickt. Schwierig war zunächst die Bezahlung. „Die Kosten wurden zunächst durch unser Haus ge- tragen, da die Krankenkassen eine der- art differenzierte Untersuchung nur in Deutschland finanzierten“, berichtete die Oberärztin. Das hat sich geändert:

Die Kosten werden jetzt über den Krankenschein E-112 zu 80 Prozent ab- gerechnet.

Probleme bei der Kostenübernahme sind insgesamt ein Haupthindernis bei der grenzüberschreitenden Gesund- heitsversorgung. Das belegt die Studie

„Baden-Württemberg im Europa der Regionen“* aus dem Jahr 2002, die in Karlsruhe vorgestellt wurde. Dafür wurden Krankenkassen, Kassenver- bände, Kassenärztliche und -zahnärzt- liche Vereinigungen und die Kranken- hausgesellschaft Baden-Württemberg zu grenzüberschreitenden Aktivitäten im Gesundheitsbereich befragt.

Vor allem die Abrechnung über den Auslandskrankenschein E-111 funk- tionierte in der Vergangenheit nach Angaben der Befragen nicht. In vielen Fällen rechneten ausländische Ärzte deshalb privat ab. Weitere Knackpunk- te sind mangelhafte Fremdsprachen- kenntnisse und Wissenslücken über das andere Gesundheitssystem. Die Studie belegt aber auch, dass die grenzüber- schreitende ambulante Behandlung keine Ausnahme mehr ist. So wurden 2001 beinahe 71 700 Fälle im Bereich der so genannten Leistungsaushilfe mit einer durchschnittlichen Fallkostenhöhe von 82 Euro gezählt. Darunter fallen die Behandlungsausgaben für Grenzgänger (Arbeit in einem, Wohnung in einem anderen Land), für entsendete Arbeit- nehmer und für Bürger mit Auslands- krankenschein. Martina Merten T H E M E N D E R Z E I T

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A2994 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 4614. November 2003

Grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung

Euregios als Testfelder

Am Oberrhein gehören Kooperationen zwischen deutschen und französischen Krankenhäusern zum Alltag. Grenzen müssen dennoch immer wieder neu überwunden werden.

Der Europäische Gerichtshof hat im so genannten Müller-Fauré-Urteil entschieden, dass gesetzlich Krankenversicherte innerhalb der Europäischen Union das Recht auf eine ambulante Behandlung ihrer Wahl haben, ohne dafür extra zuzahlen zu müssen. Nach vorheriger Genehmigung durch ihre Krankenkasse dürfen sich Patienten außer- dem auch grenzüberschreitend stätionär behan- deln lassen.

Nach den Bestimmungen des GKV-Modernisie- rungsgesetzes müssen deutsche Krankenkassen die Kosten einer ambulanten Behandlung im Ausland für ihre Versicherten übernehmen. Sie dürfen zudem Verträge mit Leistungsanbietern im europäischen Ausland schließen. MM Textkasten

* www.sozialministerium-bw.de/Publikationen/Soziale Sicherung

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