heute schwer nachvollziehbar“ erscheint, kann ich aus meiner Erfahrung als 19-jäh- riger Sanitätssoldat und Angehöriger der Ärztlichen Akademie der Luftwaffe nur bestätigen: Wir lagen 1944 in einem Dorf an der Rollbahn nach Smolensk, unsere Unterbringung erfolgte auf Strohmatten in den Wohnzimmern der Bauernhäuser – ge- meinsam mit den Hausbewohnern. Abends stiegen die Familien über uns auf den Ka- min – ihre gewohnte Schlafstätte.
In der Sprechstunde des Truppenarztes fan- den sich auch Frauen mit ihren Kindern und ältere Männer ein und wurden – kostenlos – mitbehandelt. Ich sehe heute noch die Trä- nen in den Augen von Hausbewohnern, als wir wegen der heranrückenden sowjeti- schen Truppen das Dorf verlassen mussten.
Dr. med. Heinz Josef Massenkeil, 41239 Mönchengladbach
KÜNSTLICHE ERNÄHRUNG
Ob der freiwillige Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit als Suizid anzusehen ist, wird kon- trovers diskutiert (DÄ 14/2014: „Freiwilliger Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit: Eine ganz eigene Handlungsweise“ von Jürgen Bickhardt und Roland Martin Hanke).
Persönliches Engagement
Den Autoren und dem DÄ ist für die Ver- öffentlichung dieses wichtigen Beitrags zu danken . . . Es ist erstaunlich, dass diese menschheitsalte Möglichkeit, begleitet aus dem Leben zu scheiden, in der Öffentlich- keit so wenig Beachtung findet, wenn es um die Nöte der Menschen geht, bei de- nen trotz intensiver und exzellenter Be- treuung der Sterbewunsch anhält.
So drängt sich die Vermutung auf, dass es in der in Deutschland erneut aufflammen- den Sterbehilfe-Diskussion vielleicht gar nicht in erster Linie darum geht, für Men- schen mit anhaltendem Sterbewunsch ei- nen gangbaren und legalisierten Weg zu finden – denn dieser steht ja heute schon zur Verfügung! Statt endlose ethische und rechtliche Prinzipiendebatten zu führen, sollten alle Beteiligten ihre Zeit und Ener- gie doch lieber verstärkt dafür einsetzen, dass die konkrete Situation pflegebedürfti- ger, schwerstkranker und sterbender Men- schen verbessert wird – und zwar am bes- ten nicht nur durch das Wort, sondern auch durch persönliches Engagement!
Univ.-Prof. Dr. med. Martin Weber, Interdisziplinäre Einrich- tung für Palliativmedizin, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 55131 Mainz
A 950 Deutsches Ärzteblatt