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Archiv "Die „künstliche“ Ernährung des Säuglings: Stellungnahme" (30.08.1979)

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Academic year: 2022

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

AUSSPRACHE

Nachdem vor etwa zehn Jahren durch dieselben Autoren die jahr- zehntelang in der Praxis bestens be- währten Säuglingsnahrungen zu Fall gebracht wurden, wovon unter anderen die einst so geschätzte Pe- largon- und Eledonnahrung betrof- fen wurden, stellen nun Droese und Stolley in oben genanntem Artikel lapidar fest, daß die seit der Czerny- Ära geübte Säuglingsernährung mit Frischmilchmischungen, jetzt allge- mein als Zwei-Drittel-Milch gege- ben, ungeeignet sei.

Das ganze geschah offenbar ohne entsprechende klinische Vergleichs- untersuchungen, sondern nur mit der Behauptung ex cathedra, daß

„solche Milchnahrung für Säuglinge eine quantitative und qualitative Un- terernährung bedeute".

Natürlich kann ich eventuelle von ei- nem Forschungsinstitut angestellte ernährungsphysiologische Untersu- chungen nicht nachvollziehen, weh- re mich aber dagegen, daß diese alt- bewährte Ernährung nun plötzlich falsch sein soll.

Nach der letzten Statistik, die ich las, wird noch ein hoher Prozentsatz der Säuglinge mit solchen Frischmilch- mischungen ernährt, besonders in ländlichen Gegenden.

Niemand bezweifelt gewisse Vorzü- ge von Fertignahrungen besonders bei sehr jungen und darmempfindli- chen Säuglingen, und die Einfach- heit der Zubereitung ist natürlich verlockend. Daß aber gesunde Säuglinge ohne Schaden mit Frisch- milchmischungen ernährt werden können und genauso gut gedeihen wie mit Fertigpräparaten, ist die mil-

lionenfache Erfahrung der prakti- schen Kinderärzte.

Der Preisunterschied der beiden Nahrungsformen ist so gewaltig, be- sonders in bäuerlichen Familien mit

„eigener Milch", daß viele Familien sich eine längere Ernährung mit Fer- tigpräparaten nicht leisten können, und ich halte es für unverantwort- lich, die Ernährung mit Frischmilch- mischung als zweitrangig oder gar

„ungeeignet" zu bezeichnen. Hier steht einfach die „Wissenschaft" ge- gen die Erfahrung.

Dr. med. Hopfengärtner Auf dem Klingenberg 32 7170 Schwäbisch-Hall

Schlußwort

Die Bemerkungen des Kollegen Hopfengärtner zeigen, wie wichtig es ist, für die Beurteilung einer Milchnahrung für den jungen Säug- ling außer den Erfahrungen der Pra- xis auch vergleichende Beobach- tungen in der Klinik sowie Untersu- chungen von Funktionen des Ver- dauungsapparates, des Stoffwech- sels und der Nieren als Parameter mit heranzuziehen. Schon Biedert führte die Überlegenheit der Mutter- milch in der Aufzucht von Säuglin- gen im ersten Lebenshalbjahr ge- genüber einer Aufzucht mit Kuh- milchverdünnung mit Kohlenhydrat- zusätzen auf den hohen Fettgehalt und den niedrigen Protein- und Mi- neralgehalt der Muttermilch zurück.

Die Erfolge mit der Czerny-Klein- schmidtschen Butter-Mehl-Nahrung haben diese Vorstellung bestätigt.

Erst in den 50er Jahren gelang es durch Kombination von Kuhmilch- fett mit Keimölen, Fettgehalt und Fettsäurespektrum in Kuhmilchnah- rungen dem der Frauenmilch anzu-

nähern und so die Verträglichkeit von fettreichen Nahrungen zu ver- bessern. Die Erhöhung des Fettan- teils ermöglichte auch eine Reduk- tion des Protein- und Mineralgehal- tes in der Kuhmilchmischung. In ausgedehnten klinischen Ver- gleichsbeobachtungen konnten Jochims sowie E. Schmidt und wir in Stoffwechsel- und Bilanzuntersu- chungen die Überlegenheit dieser

Fett-Kohlenhydrat-angereicherten Milchnahrungen gegenüber der so- genannten klassischen, nur mit Koh- lenhydraten angereicherten Zwei- Drittel-Milch nachweisen.

Wir haben in unserem Aufsatz eine Möglichkeit, aber auch die Bedin- gungen aufgezeigt, eine Fett-Koh- lenhydrat-angereicherte Milchnah- rung aus Frischmilch im Haushalt herstellen zu lassen.

Mit einer solchen Milchmischung kann ein Säugling nach unseren Er- fahrungen ernährungsphysiologisch vollwertig in den ersten sechs Le- bensmonaten aufgezogen werden.

Allerdings ist mit jeder Zubereitung einer Milchnahrung im Haushalt aus Frischmilch aus hygienischen Grün- den ein Risiko verbunden. Das gilt besonders bei Verwendung der so- genannten „Ab-Hof-Milch".

Von Milchforschern und Hygieni- kern wird sogar eine uperisierte so- genannte H-Milch (Fettgehalt 3,5 Prozent) für die Säuglings- und Kleinkinderernährung als Notbehelf angesehen.

Herr v. Harnack hat auf der 63. Ta- gung der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde 1965 die Erfahrun- gen der Praxis, der Klinik und der wissenschaftlichen Forschung da- hin zusammengefaßt: „In der künst- lichen Ernährung bieten Fertigprä- parate eine größere Sicherheit als Frischmilchzubereitungen."

Professor Dr. med.

Werner Droese Dr. med. Helga Stolley Forschungsinstitut für Kinderernährung Heinstück 11

4600 Dortmund 50

Die „künstliche" Ernährung des Säuglings

Zum Beitrag von Professor Dr. Werner Droese und Dr. Helga Stolley in Heft 20/1979, Seite 1379 ff.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 35 vom 30. August 1979 2195

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