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Archiv "Einführung von Beikost in die Ernährung des Säuglings" (26.11.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Säuglingsernährung

Empfehlung Zur Verhinderung

von Vitamin-K-Mangelblutungen:

) 1 mg Vitamin K 1 i. m. (s. c.) postpartal für alle Früh- und Neu- geborenen unabhängig von der Ernährungsform.

C) Wird die parenterale Vitamin- K-Gabe abgelehnt, sollte Vitamin K 1 (1 mg) mindestens zweimal pro Woche während der ersten drei Lebensmonate gegeben werden.

Mitglieder der Kommission:

Prof. Dr. med. Karl Erhard Bergmann, Berlin; Prof. Dr. med. Hans-Joachim

Li

ie Einführung von Beikost*) in das Ernährungsschema im Säuglingsalter wird weltweit un- terschiedlich gehandhabt. Sowohl hinsichtlich der Art der verwende- ten Nahrungsmittel als auch des Einführungsalters spielen oft Er- nährungsgewohnheiten und so- ziokulturelle Traditionen sowie re- gional unterschiedliche Verfüg- barkeit eine gewichtige Rolle vor ernährungsmedizinischen Erwä- gungen. Das gilt selbst innerhalb Europas. •

In den Industrieländern kommt der Verwendung industriell gefertigter Beikost eine beherrschende Rolle zu. So sind auch die Empfehlun- gen zu verstehen, die den Wün- schen vieler Verbraucher entge- genkommen, wohl aber ernäh- rungsphysiologischen Gesichts- punkten nicht immer hinreichend Rechnung tragen. Der Einsatz von Beikost wird allgemein zu früh empfohlen, und die kaum über-

Bremer, Düsseldorf; Prof. Dr. med.

Werner Droese, Sehnde; Prof. Dr. med.

Rolf Grüttner, Hamburg; Prof. Dr. med.

Werner Kübler, Gießen; Prof. Dr. med.

Eberhard Schmidt (Sprecher), Düssel- dorf; Prof. Dr. med. Gerhard Schöch, Dortmund.

Vorbereitet für die Kommission durch:

Dr. med. Rüdiger von Kries und Prof.

Dr. med. Ulrich Göbel, Universität Düs- seldorf.

Für die Kommission:

Professor Dr. med.

Eberhard Schmidt

Zentrum für Kinderheilkunde der Universität Düsseldorf Moorenstraße 5

4000 Düsseldorf 1

schaubare Vielfalt der angebote- nen Zubereitungen kann nicht günstig für den Säugling sein.

In Beratungen zwischen Vertre- tern der Diätetischen Lebensmit- telindustrie und der Ernährungs- kommission der Deutschen Ge- sellschaft für Kinderheilkunde, die sich über Jahre hingezogen ha- ben, ist nun ein Beikost-Schema erarbeitet worden, welches den Rahmen für einen sinnvollen Ein- satz der industriell gefertigten Bei- kost abgibt, aber auch für die Selbstherstellung von Beikost Gültigkeit besitzt.

1. Alter

bei Ersteinführung von Beikost Empfehlung:

1.1 Bei Ernährung mit Muttermilch und mit industriell hergestellten Flaschenmilchnahrungen Einsatz der ersten Breimahlzeit nicht vor

Beginn des 5. Monats (18. Woche), spätestens zu Beginn des 7. Mo- nats (27. Woche). Ist normales Ge- deihen (vor allem altersgemäße Gewichtszunahme) in Frage ge- stellt, sollte mit der Beikostfütte- rung trotzdem nicht vor der 2.

Hälfte des 4. Monats (16. Woche) begonnen werden.

1.2 Bei der Ernährung mit selbst- hergestellter Flaschennahrung sind Zusätze von Vitamin-A- und -C-haltigen Produkten in Form von Säften oder einfach zusammenge- setzter Löffelkost**) zur Flasche ab der 6. Lebenswoche erforder- lich. Der Zeitpunkt für den Einsatz von vollständigen Breimahlzeiten folgt den Empfehlungen nach 1.1.

1.3 Im Abstand von je einem Mo- nat zur vorangehenden Breimahl- zeit folgen die 2. und die 3. Brei- mahlzeit.

1.4 Die Gabe von ausschließlich Brust- oder Flaschenmahlzeiten sollte mit 10 bis 12 Monaten been- det sein.

Kommentar:

Es gibt zwar kaum harte Daten über mögliche Nachteile einer Bei- kostfütterung vor dem 5. Monat, andererseits aber auch keine Hin- weise auf einen erwiesenen Nut- zen. Die Ergebnisse, welche auf ei- ne Zunahme von Allergien hinwei- sen, sowie Bedenken gegenüber I> einem entwicklungsphysiolo- gisch ungünstigen Alter für die Fütterung vom Löffel,

einer zu frühen Steigerung der Energiezufuhr,

> früher zusätzlicher Zufuhr von Natrium und Kochzucker

sind die Begründung, eine Vorver- legung der Einführung von Bei- kost für nicht sinnvoll zu halten. >

*) Beikost: Nahrungsmittel für den Säugling zusätzlich zur Brust- oder Flaschenmilch- ernährung.

*1 Einfach zusammengesetzte Löffelkost: Als Löffelzusätze zur Flaschenkost besonders gekennzeichnete einfach zusammenge- setzte Früchte- oder Gemüsezubereitun- gen mit Vitamin-C- und -A-Anreicherung.

Einführung von Beikost

in die Ernährung des Säuglings

Empfehlungen der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde

Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 48 vom 26. November 1986 (65) 3383

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Säuglingsernährung

2. Reihenfolge und Zeitpunkte des Einsatzes von Beikost Empfehlung:

2.1 Erste Alternative

2.1.1 Erste Breikostmahlzeit ab 5.

Monat: Gemüse-Kartoffel-Fleisch- Fett-Brei (eisenangereichert).

Beispiel für die Selbstherstellung:

2 Teile Gemüse (anfangs Karotten, später Kohlrabi, Blumenkohl, Fen- chel, Spinat) + 1 Teil Kartoffeln + 10 g Fett (Butter/Keimöl im Wech- sel) + 6 x/Woche Fleisch (anfangs 20 g, im 2. Lebenshalbjahr bis zu 35 g mageres, gekochtes, pürier- tes Rind-, Schweine-, Kalbs-, Ge- flügelfleisch im Wechsel, 1 x in 2 Wochen gekochte Schweineleber) + 1 x/VVoche 1 Eigelb.

Gesamtmenge: Anfangs 150 bis 200 g, im 2. Lebenshalbjahr 200 bis 250 g. Nachspeise: Obstmus (z. B. Apfel, Banane), anfangs 30 g, im 2. Lebenshalbjahr bis 50 g.

2.1.2 Zweite Breikostmahlzeit ab 6.

Monat: Vollmilchbrei mit Cere- alien und Obst (eisenangerei- chert).

Beispiel für die Selbstherstellung:

200 ml Vollmilch + ca. 8 Prozent Getreide (z. B. Vollkornflocken, Haferflocken, Grieß) + 2 bis 3 Pro- zent Zucker + 30 bis 40 g Obstsaft (Orange).

2.1.3 Dritte Breikostmahlzeit ab 7.

bis 9. Monat: Vollkorn-Obst-Brei ohne Milch.

Beispiel für die Selbstherstellung:

100 g Getreideflocken-Wasser-Brei + 100 g Obstmus + 10 g Butter.

2.2 Zweite Alternative

2.2.1 Erste Breikostmahlzeit ab 5.

Monat: Cerealienbrei auf der Basis einer adaptierten Milchnahrung mit Getreide und Obst (eisenange- reichert). Selbstherstellung hier nicht zu empfehlen, da dann kein gut ausnutzbares natürliches Ei- sen angeboten wird.

2.2.2 Zweite Breikostmahlzeit ab 6.

Monat: Gemüse-Kartoffel-Fleisch- Fett-Brei (eisenangereichert).

Gleichzeitig: Ersatz des Cerealien- breies auf der Basis einer adap- tierten Milch durch einen Voll- milchbrei mit Cerealien und Obst (eisenangereichert), siehe 2.1.2.

2.2.3 Dritte Breikostmahlzeit wie unter 2.1.3.

Kommentar:

Bei der Diskussion über die Zu- sammensetzung der ersten Brei- mahlzeit stand das Problem der Eisenversorgung im Vordergrund.

Die wenigen Daten über die Präva- lenz von Eisenmangel in unserem Land zeigen, daß Anämien zwar selten, Eisenmangelzustände aber relativ häufig sind. Eisensupple- mentierung ab 5. Monat ist indi- ziert (1 bis 5).

Eisenzusätze aus Fleisch-Gemü- se-Zubereitungen sind besser bio- verfügbar als aus Cerealien. Des- halb favorisiert die Ernährungs- kommission den Beginn der Brei- kostfütterung mit einem Gemüse- Kartoffel-Fleisch-Fett-Brei. Ein weiterer Gesichtspunkt für diese erste Alternative ist die Gefahr des Überangebotes von Kohlenhydra- ten durch zu frühen Einsatz von Cerealienbreien. Über die Höhe der Eisensupplementierung wird zunächst keine Empfehlung aus- gesprochen:

0

Die optimale Form, in der der Eisenzusatz sowohl zu Gemüse- Fleisch-Brei als auch zu Cerealien- brei erfolgen sollte, ist noch Ge- genstand der Diskussion.

© Die EG-Richtlinien über Säug- lingsmilchnahrungen lassen er- warten, daß alle Säuglingsmilch- nahrungen mit Eisen angereichert werden. Über die empfehlenswer- te Höhe der verbleibenden Eisen- zufuhr durch Breie besteht noch keine abschließende Klarheit.

Der in der zweiten Alternative empfohlene Cerealienbrei auf der Basis einer adaptierten Milch soll

den bisherigen 2/3-Milchbrei erset- zen, für den ein stark überhöhter Kohlenhydrat- und ein möglicher- weise unzureichender Fettgehalt charakteristisch sind.

3. Säfte und einfach zusammen- gesetzte Löffelkost als Zu- sätze zur Flaschennahrung bei Verwendung selbstzubereiteter Milchnahrung

Empfehlung:

Zur Deckung des Bedarfs an Vit- amin A und Vitamin C ist die Ein- führung von Vitamin-A- und Vit- amin-C-haltigen Produkten ab 6.

Woche erforderlich. Besonders geeignet ist Karottenmus mit Vit- amin-C-Anreicherung.

4. Der Bundesverband der Diäteti- schen Lebensmittelindustrie teilt mit, daß die erforderlich geworde- nen Änderungen der Verpak- kungsaufdrucke etwa ein Jahr in Anspruch nehmen werden.

Literatur

(1) Bergmann, K. E.; Bergmann, R. L.; Jung, G.: Vorkommen von Eisenmangel bei einer Stichprobe Frankfurter Kinder. Mschr. Kinder- heilkd. 126 (1978) 184-190 — (2) Deinard, A; Gil- bert, A.; Dodds, M.; Egeland, B.: fron defici- ency and behavioral deficits. Pediatrics 6 (1981) 828-833 — (3) Leibel, R. L.: Behavioral and biochemical correlates of iron deficiency.

J. Am. Diet. Ass. 71 (1977) 398-404 — (4) Lozoff, B.; Brittenham, G.; Viteri, F. E.; Urrutia, J. J.:

Behavioral abnormalities in infants with fron deficiency anemia. In. E. Pollitt and R. L. Leiber (ed): Iran Deficiency: Brain Biochemistry and Behavior. p. 183-194. Raven Press, New York (1982) — (5) Oski, F. A.; Honig, A. S.; Helu, B.;

Howanitz, P.: Effect of iron therapy an beha- vior performance in nonanemic, iron deficient infants. Pediatrics 6 (1983) 877-880

Mitglieder der Kommission:

Prof. Dr. med. Karl Erhard Bergmann, Berlin; Prof. Dr. med. Hans-Joachim Bremer, Düsseldorf; Prof. Dr. med.

Werner Droese, Sehnde; Prof. Dr. med.

Rolf Grüttner, Hamburg; Prof. Dr. med.

Werner Kübler, Gießen; Prof. Dr. med.

Eberhard Schmidt (Sprecher), Düssel- dorf; Prof. Dr. med. Gerhard Schöch, Dortmund

Für die Kommission:

Professor Dr. med.

Eberhard Schmidt

Zentrum für Kinderheilkunde der Universität Düsseldorf Moorenstr. 5, 4000 Düsseldorf 1 3384 (66) Heft 48 vom 26. November 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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