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Archiv "Retinoide — eine neue Stoffgruppe zur Behandlung von Dermatosen" (12.02.1981)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin KONGRESS-BERICHT

Teilnehmer aus USA, Süd- und Mit- telamerika, Skandinavien, Großbri- tannien, Holland, Frankreich, Italien, Polen, Ungarn, Jugoslawien, der Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland referierten über ihre Forschungsergebnisse mit Retinoi- den, das sind neue, chemisch vom Vitamin A abgeleitete Substanzen.

Genau wie Vitamin A besitzen die Retinoide einen regulatorischen Ef- fekt auf Wachstum und Differenzie- rung von Epithelien.

Sie weisen jedoch gegenüber der Ausgangssubstanz einen erheblich höheren therapeutischen Quotien- ten auf.

Aromatisches Retinoid und 13-cis-Retinsäure

Die wichtigsten, heute in der klini- schen Erprobung beziehungsweise Anwendung befindlichen Retinoide sind das aromatische Retinoid (Etre- tinate, Tigason) und die 13-cis-Re- tinsäure. Eine Reihe weiterer Sub- stanzen befindet sich noch in der pharmakologischen Prüfung.

Während das aromatische Retinoid insbesondere bei Psoriasis, angebo- renen Verhornungsstörungen und epidermalen Tumoren wirksam ist, erbrachte die 13-cis-Retinsäure auf- grund ihrer sebosuppressiven und antiinflammatorischen Wirkung gu- te Therapieerfolge bei mit anderen Mitteln kaum beeinflußbaren, schwe- ren Akneformen.

Pharmakokinetik,

Wirkungsweise und Toxikologie Die Retinoide besitzen eine relativ lange Halbwertszeit (80 bis 100 Tage).

Sie durchlaufen eine intrahepatische Biotransformation. Ihre Metaboliten werden durch Fäzes und Urin ausge- schieden. Trotz mannigfacher Unter- suchungen ist ihre Wirkungsweise noch nicht ganz klar. Einem gewissen antiproliferativen Effekt steht ein pro- liferativer Effekt auf epidermale und mesodermale Zellen gegenüber.

Durch Modulation der Lymphozyten- funktion entfalten die Retinoide eine immunologische Wirkung (Bauer und Orfanos, Berlin), während die antiinflammatorische Komponente durch eine Beeinflussung der Granu- lozyten zustande kommt. Die im Tier- versuch nachgewiesene Teratogeni- tät schränkt die Anwendung bei Frau- en im gebärfähigen Alter ein. Ande- rerseits war bei Spermiogrammen von Patienten, die mit Retinoiden be- handelt wurden, sowohl die Anzahl als auch die Motilität der Spermien normal, in einigen Fällen sogar er- höht (Schill, Wagner und Plewig, Bundesrepublik Deutschland). Chro- mosomenaberrationen konnten bis- her nicht nachgewiesen werden (Obe und Tsambaos, Berlin).

Therapieergebnisse

Die 13-cis-Retinsäure hat eine be- sonders gute Wirkung auf schwere, gegenüber der sonst üblichen Akne- therapie resistente Formen, was auf eine sebosuppressive und antiin-

flammatorische Wirkung zurückge- führt wird (Gomez, USA; Plewig, Bundesrepublik Deutschland). Wäh- rend das aromatische Retinoid die Akne kaum beeinflußt (Strauß, USA), konnte es bei Psoriasis — insbeson- dere bei schweren pustulösen und erythrodermischen Formen — erfolg- reich eingesetzt werden. Bei dieser Erkrankung wurde die Substanz wohl bisher am häufigsten ange- wandt. Aber auch in der Therapie angeborener Verhornungsstörun- gen konnten positive Erfahrungen gesammelt werden, zum Beispiel bei Morbus Darier (Christiansen et al., Dänemark), Pityriasis rubra pilaris (Peck, USA) und Erythrokeratoder- mia variabilis (van der Schroeff und Suurmond, Niederlande). Da Kinder wegen der Furcht vor unerwünsch- ten systemischen Nebenwirkungen bisher meistens von der Retinoidan- wendung ausgenommen waren, er- regte der Bericht von Tamayo und Ruiz-Maldonado, Mexico, über die erfolgreiche Therapie von Kindern mit lchthyosis congenita großes Auf- sehen. Auch einige Tumoren und Präkanzerosen sind der Retinoidthe- rapie zugänglich (Grupper, Frank- reich; Koch, Bundesrepublik Deutschland). Bei Dermatosen mit hohem Risiko zur Tumorentwick- lung, wie Xeroderma pigmentosum, chronischem Arsenismus und Basalzellnävussyndrom, konnte zum Teil die Entstehung neuer Tumoren gebremst werden (Schnitzler und Verret, Frankreich).

Bei Patienten mit Epidermodyspla- sia verruciformis, einer sonst thera- peutisch kaum ansprechenden Vi- ruserkrankung, konnten Jablonska, Polen, und Lutzner, Frankreich, eindrucksvolle Behandlungserfolge vorweisen.

Nebenwirkungen

Bei den Nebenwirkungen stehen Ex- sikkationssymptome der Haut und Schleimhäute sowie Veränderungen der Haare und Nägel (Haaraus- fall, Paronychien) im Vordergrund.

Schwere systemische Nebenwirkun- gen wurden in keinem Fall beobach- tet. Gelegentliche Transaminasen-

Retinoide — eine neue Stoffgruppe zur Behandlung von Dermatosen

Bericht über ein internationales dermatologisches Symposion in Berlin

Magdalena Schulz-Kopetz

280 Heft 7 vom 12. Februar 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin KONGRESS-BERICHT

erhöhungen sind bekannt. Bei ent- sprechenden Risikopatienten (Dia- betikern, Alkoholikern, adipösen Pa- tienten, Patienten mit bekannter Fettstoffwechselstörung) kann es zum Anstieg der Triglyceride kommen.

Ein kanzerogener Effekt kann der- zeit ausgeschlossen werden. Die Präparate scheinen im Gegenteil möglicherweise eher eine Karzinom- protektive Wirkung zu haben.

Diagnose und Therapie des Asthma bronchiale

Bericht über ein internistisch-psychosomatisches Symposium in Schömberg, Kreis Calw

Carl U. Müller-Gmelin

Pathologisch-physiologische Grundlagen

Konietzko, Ruhrlandklinik, Essen, definierte das Asthma als einen durch erhöhte Reizbarkeit der Luft- wege anfallsweise auftretenden krampfartigen Verschluß. Störungen der Schleimsekretion, das An- schwellen der Schleimhäute in den Bronchien sind häufig allergische Reaktionen oder Störungen im Be- reich des Nervensystems. Entzün- dungen im Bronchialbereich kön- nen auch auf bakteriellen Infekten beruhen.

Bei länger bestehender Neigung zu Asthmaanfällen werden oft Lunge und Herz in Mitleidenschaft ge- zogen; Bronchiektasen sind die Folgen.

Psychosomatische Grundlagen Kutter, Institut für Psychoanalyse der Goethe-Universität, Frankfurt am Main, legte den asthmatischen Anfällen unbewußte, oft schon in der Kindheit überkommene Ängste zu- grunde. Mangelnde Zuwendung, Liebesentzug, Trennung oder der Tod von Bezugspersonen lösten Neurosen aus, die wieder verdrängt würden. Depression oder aus Selbsterhaltungstrieb aufkommen- de Aggression sind zwei der schein- bar gegensätzlichen Spätreaktionen auf Ängste. Der Asthmatiker hat meist ein übertriebenes Pflichtbe- wußtsein und einen Hang zur Per- fektion. Er sucht einerseits mensch- liche Nähe und andererseits Distanz, um sich nicht zu verlieren. Dieser Dualismus der Seelenkräfte kann zu erheblichen Störungen führen, die sich in Asthmaanfällen auswirken können.

Klinik und

medikamentöse Therapie

Schmidt, Asthma-Klinik, Bad Rei- chenhall, referierte über die Wir- kung altbekannter und neuer krampflösender Medikamente wie Aerosole und Kortisone. Der Arzt sollte dem Asthmatiker die Selbstbe- dienung mit Dosier-Aerosolen ver- traut machen. Zur rechten Dosie- rung seien teilbare Tabletten den unteilbaren Dragees vorzuziehen oder durch Hubzahl regulierbare Sprays zu verordnen.

Psychotherapie

Köhle, Abteilung Psychosomatik der Universität Ulm, gelang durch Psy- choanalyse der Abbau frühkindli- cher Ängste, die Klärung seelischer Konflikte, die Lösung von Zwängen und dadurch auch von Asthma- krämpfen. Zur präventiven Therapie gehören aber auch Medikamente und Tranquilizer. Hier ist die richtige Dosierung wichtig.

Familienperspektive

Frau Parinelli, Abteilung Psychoso- matik, Universitätsklinik Frankfurt am Main, kam zu der Feststellung, daß die Familie des Asthmatikers aus psychosomatischer Sicht häufig nicht intakt ist. Bei Kindern, die an Asthmaanfällen litten, seien Diagno- se und Therapie auf die Familie aus- zudehnen. Sie erläuterte die psychi- schen Zusammenhänge in bezug auf die Familienbelastungen. Durch vor- und nachsorgende Familienbe- treuung kann man helfen, Anfalls- wiederholungen zu vermeiden.

Dr. phil. Carl U. Müller-Gmelin Poststraße 37, 7542 Schömberg Der im Tierversuch nachgewiesene

teratogene Effekt wurde bereits er- wähnt.

Perspektiven

Die zukünftige Entwicklung wird, das ist bereits jetzt abzusehen, eine Reihe weiterer Retinoide mit stärke- rer Wirkung und weniger Nebenwir- kungen bringen, zum Teil Substan- zen, die auf bestimmte Erkrankun- gen „spezialisiert" sind.

Durch individuelle Dosierung und durch die Kombination mit anderen therapeutischen Methoden (zum Beispiel UV-Licht, Psoralen-Ultravio- lett-A (PUVA), Dithranol, Kortiko- iden), die derzeit schon praktiziert werden, kann die Behandlungsdau- er der Schuppenflechte verkürzt und die rezidivfreie Zeit verlängert werden.

Wie das Symposium zeigte, hat die neue, sehr differente und deshalb sehr differenziert anzuwendende Stoffgruppe der Retinoide in der Be- handlung einiger Dermatosen, dar- unter auch solcher, die bisher thera- peutisch nicht oder nur sehr schwer zugänglich waren, neue Perspekti- ven eröffnet.

Weiter zeichnet sich die Möglichkeit ab, daß diese Präparate aufgrund ih- rer antiproliferativen Wirkung ihren Einzug auch in andere Gebiete der Medizin halten werden, speziell in die Onkologie.

Dr. med. Magdalena Schulz-Kopetz Universitätshautklinik

Langenbeckstraße 1 6500 Mainz

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 7 vom 12. Februar 1981 281

Referenzen

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