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Archiv "Importierte Infektionskrankheiten" (07.05.1981)

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Importierte Infektionskrankheiten

Bericht über das 15. Symposion der

Gesellschaft für Fortschritte auf dem Gebiet der Inneren Medizin in Freiburg im Breisgau*)

Otto Gsell

Importierte Infektionskrankheiten haben als Folge des weltweiten Tou- rismus, der Flüchtlinge und der Fremdarbeiter enorm zugenommen.

Kenntnisse über tropische Infektio- nen sind deshalb für den prakti- schen Arzt unerläßlich. Über 600 Mil- lionen Menschen sind jährlich auf Flugreisen unterwegs.

Importiert werden:

~ Infektiöse Krankheiten

~ Erreger aus den Tropen

~ Reimporte von bei uns eliminier- ten Krankheiten

~ Einzelimporte von nicht tropi- schen Infektionen aus Entwick- lungsländern. Zusätzlich müssen auch dortige Änderungen in den Krankheitsspektren berücksichtigt werden (Gsell).

Epidemiologie

Importierte Viruskrankheiten sind vor allem Hepatitis, Rabies und Hä- morrhagische Fieber, selten auch die neuentdeckten Infekte durch Marburg-, Ebola- und Lassa-Virus (Krach). Nach Europa importiert werden Rickettsiosen (Weyer) und Protozoenkrankheiten (Mohr); Amö- biasis und in zunehmender Zahl auch Malaria, allein in der Bundesre- publik Deutschland 513 Fälle im Jahr 1978 (meist aus Afrika, 66 Pro- zent). Die Malaria-Prophylaxe und die Arzneimittelresistenz in ver- schiedenen Ländern sowie die Fort- schritte in der Malaria-Behandlung wurden ausführlich diskutiert. Bei den Wurminfektionensind vor allem die Importe durch Gastarbeiter aus

dem Mittelmeerraum bedeutsam; mit rund 30 Prozent Helminthenin- fektionen (Aspöck). Trotz vielseiti- gem Kontakt mit Gastarbeitern ist das diesbezügliche Infektionsrisiko für den "sessilen" Mitteleuropäer fast Null. Bei Salmonellosen mit starker Zunahme der Enteritis infec- tiosa sind nicht nur Importe durch Touristen (Holiday-Typhoid), son- dern auch Infektionen durch einge- führte Futtermittel wesentlich (Aiex- ander). Shigellosen werden in zu- nehmenden Maße im Ausland erwor- ben; im Raume Frankfurt 1978 61 Prozent (Knothe). Bei den Leish- maniasen wurde auf die Infektion durch Orientbeulen auf Elba und den Balearen, bei der viszeralen Leishmaniase auf Malta hingewie- sen (Krampitz). Von den Trypanoso- miasis wird die Chagas-Krankheit praktisch nie importiert; Einzelfälle von Schlafkrankheit kommen je- doch vor.

Bei den Mycobacteriosen ist der Import von Tuberkulose durch die Gastarbeiter allgemein bekannt. Bei Lepra haben sich neuere Kombina- tionspräparate in dem Lepraeradika- tionsprogramm bewährt (Freerksen).

Diagnose

Die Weltgesundheitsorganisation hat für alle Seuchenimporte Vor- schriften aufgestellt, wobei die Kenntnis der aktuellen Verbreitung der Seuchen und die Früherken- nung Voraussetzung für die recht-

·zeitigen Maßnahmen sind (Werns- dorfer). Erschwert wird dies da- durch, daß verschiedene Länder der Meldepflicht nicht nachkommen.

Zur Fortbildtmg·

Aktuelle Medizin KONGRESS-BERICHT

Die Reisekrankheitenstatistik gibt heute neue Einblicke (Steffen). Die Befragung von 10 500 Tropenreisen- den bei der Flugrückreise über die gesundheitlichen Probleme wäh- rend des Tropenaufenthaltes ergab, daß nur einer von vier völlig frei von Beschwerden war und nur einer von fünf sich wirklich krank fühlte, dage- gen aber nur einer von zweiund- zwanzig bettlägerig wurde. Febrile respiratorische Infekte und Reise- diarrhöe stehen im Vordergrund. Bei Reisenden in die Tropen verstärken sich vorbestehende Leiden des Ver- dauungstraktes, dagegen werden die HNO-Infekte, die respiratori- schen und rheumatischen Be- schwerden deutlich gebessert. Nach der Heimkehr waren bei 350 Rück- kehrern 7 Prozent krank, 4,8 Prozent mußten einen Arzt konsultieren; dies ergab jedoch allein in der Schweiz bei 330 000 Reisenden immerhin 15 000 nachfolgende Behand- lungen.

Über die Fortschritte der immunolo- gischen Tests von eingeschleppten Krankheiten referierten Mannweiler und Blank, über die Impfverfahren Hennessen.

Für die Zukunft liegen für die Dia- gnostik der Parasitosen, auch bei Malaria, hoffnungsvolle, experimen- telle Studien vor.

Therapie

Fortschritte in der Chemotherapie parasitärer Erkrankungen (Piekar- ski) zeigen sich bei Schistosomiasis (Frohberg und Schulze-Schencking zur Toxikologie, Wagner und Tho- mas zur Klinik), bei Mykosen durch neue Präparate verschiedener phar- mazeutischer Firmen, besonders aussichtsreich ist Praziquantel**) [Biltricide® "Bayer"] (Piempel).

•) Die Referate und Diskussionen des Sym- posions der .. Gesellschaft für Fortschritte auf dem Gebiet der Inneren Medizin" zum Thema .. Importierte Infektionskrankhei- ten, Epidemiologie und Therapie", sind im 15. Berichtsband der Gesellschaft, heraus- gegeben von 0. Gsell, Thieme Verlag.

Stuttgart, 1980, zusammengelaßt .. ) Praziquantel ist eine Gemeinschaftsent-

wicklung der Firmen Bayer und Merck.

DEUTSCHES ARZTEBLATT

Heft 19 vom 7. Mai 1981 927

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

FÜR SIE GELESEN

Die Calcium-Antagonisten und das Herz

Calcium-Antagonisten haben sich in der Kardiologie als sehr nützlich er- wiesen.

Ihre Wirksamkeit beruht auf zwei physiologischen Prinzipien:

Für alle erregbaren Zellen ein- schließlich Herzmuskelzellen sind aufgrund der ungleichmäßigen Elek- trolytverteilung in der intra- und ex- trazellulären Flüssigkeit innerhalb der Zelle die Kaliumkonzentrationen und außerhalb der Zelle die Natrium- konzentrationen höher.

Aufgrund der wechselnden Permea- bilität der Zellmembran wird im Lau- fe einer Depolarisierung eine durch langsamen Zufluß von Calciumionen verlängerte Plateau-Phase erreicht, an die sich eine Repolarisierung an- schließt. Das Aktionspotential be- ruht auf der wechselnden Membran- permeabilität und den sich daraus ergebenden Vorgängen.

Treten beim Calciumzufluß Verände- rungen auf, so kann dies zu kardia- len Arrhythmien beitragen.

Calcium spielt eine fundamentale Rolle bei der Erregbarkeit und Kon- traktion gestreifter und glatter Mus- kulatur.

Man erklärt sich die Muskelkontrak- tion durch eine Interaktion zwischen Aktin- und Myosinfasern. In Ruhe wird die Interaktion durch den Pro- teinkomplex Troponin-Tropomysin, der in der Aktin-Filamente eingebet- tet ist, unterbunden. Bei Reizung werden Calciumionen freigesetzt, die innerhalb der Zellmembran die- sen Proteinkomplex binden, so daß die Hemmwirkung aufgehoben wird, und der Muskel kontrahiert.

Wenn extrazelluläres Calcium die Zellmembran nicht durchdringen kann, wird eine Muskelanspannung verhindert. Die vaskuläre glatte Mus- kulatur entspannt sich, die Herzmus- kelkontraktion wird schwächer.

Calcium-Antagonisten haben des- halb zwei Wirkungen: Sie verändern den Herzrhythmus oder wirken ge- fäßerweiternd.

Nebenwirkungen

Die Präparate Verapamil, Nifedipin, Prenylamin und Perhexilin verursa- chen jedoch zahlreiche Nebenwir- kungen.

Verapamil

Verapamil beeinflußt den Calcium- flux nur im Bereich des atrioventri- kulären Knotens und ist mehr bei supraventrikulären Arrhythmien, Vorhofflimmern und paroxysmaler supraventrikulärer Tachykardie indi- ziert.

Nifedipin

Nifedipin hat sich sowohl bei Patien- ten mit Koronararterienspasmen als auch bei Patienten mit klassischer Anstrengungsangina bewährt, doch besteht die Gefahr, daß es Herzver- sagen verursachen kann.

Perhexilin

Die Wirksamkeit von Perhexilin ist erwiesen, doch sind periphere Neu- ropathien, erhöhter intrakranialer Druck, Leberfunktionsstörungen, Ataxie und ähnliches mehr beobach- tet worden.

Prenylamin

Prenylamin wird häufig benutzt, doch nach neueren Publikationen wird ihm die Neigung zugeschrie- ben, Arrhythmien und Herzversagen hervorzurufen. Bei Angina bleibt da- her Nitroglyzerin das Mittel der Wahl.

Schlußfolgerung

Für die Calcium-Antagonisten sind weitere Erhebungen in bezug auf Besserung des Herzinfarktausma- ßes, blutdrucksenkende Wirkung und damit Unterbindung eines tödli- chen Herzinfarkts erforderlich. Nre

Calcium antagonists and the heart, Brit. Med.

J. 282 (1981) 89-90

Tropische Infektionen

Bei Pneumocystis-carinii-Pneumo- nie haben sich hohe Dosen von Co- Trimoxazol (Baktrim) und für die

Prophylaxe Fansidar erfolgreich er- wiesen.

Bei Trypanosomiasis haben sich Lampit und Radanil, besonders bei chronischer Chagaskrankheit, be- währt (Fernex).

Bei der afrikanischen Schlafkrank- heit war neben Mel B auch Suramin Berenil (toxische Nebenwirkungen) erfolgreich (Knüttgen).

Daß bei Echinokokkose die Chemo- therapie mit Mebendazol auffallende Fortschritte erzielt, belegte Eckert.

Mit eindeutiger Aussicht auf Erfolg ist eine Reihe neuer Medikamente für die Bekämpfung der Parasitosen in Testung.

Historisches

Über die Ars itineraria, die Reise- freudigkeit, wurden schon am Ende des 18. Jahrhunderts Vorlesungen gehalten; dies ergibt ein Hinweis auf die Anleitung zu Land- und Seerei- sen, die Professor Schlözer in Göt- tingen (1772-1795) mit großem Zu- spruch abgehalten hat.

Auch das „Taschenbüchlein für lie- be Reisende" von Lavater (1790) fand lebhaften Zuspruch (Gsell).

Schlußfolgerung

Die eingehende Darstellung der in Diagnostik und Therapie auch für uns immer bedeutender werdenden importierten Infektionskrankheiten bietet dem Forscher und dem prakti- zierenden Arzt viele Anregungen.

Professor Dr. med.

Otto Gsell

Ordentlicher Professor für Innere Medizin der Universität Basel Zwinglistraße 21 CH-9000 St. Gallen

930 Heft 19 vom 7. Mai 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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